"Die Abwehr: das (sportliche) Problemkind des BVB!!..."

(Sebi) Was waren das noch für Zeiten als Matthias Sammer, Jürgen Kohler und Julio Cesar ein schier unüberwindbares Bollwerk in der BVB-Abwehr bildeten… Waren alle drei fit, konnte man sich als Fan zumeist entspannt zurücklehnen, denn für Aufregung (und ein wenig Abwechslung) sorgten höchstens die „Einlagen“ von Julio Cesar, wenn der Brasilianer mal wieder zu einem riskanten Querpass in der Abwehr oder einem Dribbling im eigenen Sechzehnmeterraum ansetzte.


Auch die Abwehrformation, mit der 2002 die Meisterschaft errungen wurde, konnte sich durchaus sehen lassen: noch immer hielt Altmeister Jürgen Kohler seine Knochen hin. Assistiert wurde er von keinem geringeren als Nationalspieler Christian Wörns. Allerdings war das System ein anderes und so hießen die beiden Außenverteidiger der Viererkette Dede, der ebenfalls eine sehr gute Rolle spielte und Evanilson, der zwar schon damals nie restlos überzeugen konnte, sich aber dennoch in einer deutlich besseren Form befand als dies derzeit der Fall ist. Die Alternativen waren mit Shootingstar Christoph Metzelder und den beiden Routiniers Jörg Heinrich sowie Stefan Reuter ebenfalls von gehobener Klasse. Und wenn die Abwehrreihe doch etwas zuließ, war die Wahrscheinlichkeit, dass Torhüter Jens Lehmann zur Stelle ist, immer noch beruhigend hoch.

Seitdem hat sich viel verändert beim BVB - ganz besonders in der Abwehr. Und mit Sicherheit haben viele Personalentscheidungen in diesem Bereich die Qualität nicht angehoben. Das erste Indiz, dass man sich in Dortmund von ganz hohen sportlichen Zielen ab- und der finanziellen Konsolidierung zuwendet, war der Verkauf von Torhüter Jens Lehmann. Mag Roman Weidenfeller zuvor auch gute Ansätze gezeigt haben, so muss jedem Verantwortlichen beim BVB bewusst gewesen sein, dass man mit diesem Verkauf eine enorme sportliche Schwächung in Kauf nahm, zumal die von Arsenal London überwiesene Ablöse noch immer viel zu gering erscheint, wenn man bedenkt, was auf der Insel teilweise für Ablösesummen gezahlt werden. Ganz besonders für Spieler, deren sportliche Klasse über jeden Zweifel erhaben ist…
Mit der Deutschen Meisterschaft 2002 als letztem Höhepunkt seiner langen und überaus erfolgreichen Karriere trat Jürgen Kohler im Sommer 2002 zurück. Auch er wurde nie adäquat ersetzt. Das erschien angesichts der Leistungen von Christoph Metzelder zugegebenermaßen plausibel, denn schließlich sollte dem Jung-Nationalspieler nicht der Weg verbaut werden. In der Breite allerdings ließ auch diese Entscheidung die Qualität sinken. Doch damit – leider – nicht genug: Stefan Reuter und Jörg Heinrich waren zwar keine reinen Abwehrspezialisten, aber aufgrund ihrer individuellen Klasse und enormen Erfahrung konnten auch sie jederzeit bedenkenlos in der Abwehr eingesetzt werden. Nur für Jörg Heinrich muss diese Aussage – seine letzte Spielzeit betreffend – angesichts der von ihm gezeigten Leistungen eingeschränkt werden. Inzwischen stehen auch sie nicht mehr im Kader des BVB und einmal mehr verlor die Abwehr an Substanz. Genauso durch die Verletzung von Christoph Metzelder, der inzwischen bereits 18 Monate pausiert. Sein Comeback ist trotz leichter Fortschritte noch immer nicht abzusehen – und so kann auch er in gewisser Weise als Abgang angesehen werden.

All diesen Verlusten stehen lediglich die „Notkäufe“ von Niclas Jensen und Andre Bergdölmo gegenüber. Beide wurden aufgrund der großen Verletzungssorgen im letzten Sommer kurzerhand nachverpflichtet. Sie kamen immerhin als gestandene Nationalspieler und wurden vom Verein – wie kann es auch anders sein – als Schnäppchen angepriesen. Nur den Beweis dafür blieben sie bislang schuldig. Während Jensen zumindest in der Nationalmannschaft zu überzeugen weiß und fußballerisch durchaus Potential aufblitzen lässt, blieb Bergdölmo bisher komplett hinter den Erwartungen zurück. Abgesehen von fehlender Schnelligkeit schleichen sich beim ihm auch unerklärliche Konzentrations- und Leichtsinnsfehler ein. Der bisher letzte Beleg dafür war das erste Gegentor in Mönchengladbach, als er völlig unmotiviert und orientierungslos eine Flanke von der linken Seite kurz vor dem eigenen Tor passieren ließ und Ivo Ulich ungehindert einschießen konnte. Derzeit ist der Norweger verletzt und dass er danach als Stabilitätsfaktor zurückkehrt, darauf besteht, realistischen gesehen, leider nur wenig Hoffnung.


Niclas Jensen hingegen deutete mehrere Male an, dass er fußballerisch sehr beschlagen ist und auch sein Zusammenspiel mit Dede wirkte mitunter sehr intelligent. Ein gewisses Phlegma scheint er aber in Dortmund nicht ablegen zu können und so bedeutet speziell sein teilweise sehr lasches Zweikampfverhalten in der Defensive manches Mal Alarmstufe rot für das von Warmuz gehütete BVB-Tor. Dass er es durchaus besser kann, zeigte er vor allem bei der Euro, wo er zudem im Offensivspiel dynamischer und risikofreudiger wirkte. Fraglich nur, warum er diese Qualitäten in Dortmund nicht abrufen kann. Und so scheint Bert van Marwijk nach seinen zuletzt besonders schwachen Auftritten zu überlegen, seinen Platz in der Abwehr wieder an Dede zu vergeben.

Ahmed Madouni ist, so wurde es jedenfalls offiziell dargestellt, einer der Gründe, warum in der Abwehr nicht nachgebessert wurde. Ihm sollte, wie auch Christoph Metzelder, eine erstklassige Perspektive aufrechterhalten werden, sich durchzusetzen. Aus welchen Gründen auch immer er letztlich keinen gestandenen Profi vor die Nase gesetzt bekam – durchsetzen konnte er sich trotz vieler Chancen dennoch nicht. Seit geraumer Zeit befindet er sich im absoluten Formtief und Besserung ist nicht in Sicht.

Eigentlich sollte sich dieser Artikel nicht in diesem Maß der Vergangenheit widmen und stattdessen einige Kandidaten aufzeigen, die in diesem Sommer für realistische Beträge auf dem Markt waren oder es im Winter wieder sein werden. Ob es sich dabei um einen Kevin Hofland, einen Daniel van Buyten, einen Jean-Alain Boumsong, einen Frank Fahrenhorst oder einen Roque Junior handelt – müßig darüber zu schreiben. Die gescheiterte Verpflichtung von Mark van Bommel zeigte endgültig, dass der BVB trotz – wie erwähnt – realistischer Ablösesummen nicht in der Lage gewesen wäre, um einen dieser Spieler mitzubieten.
Mit einer Ausleihe von beispielsweise Robert Huth (Vertrag bis 2006) hätte es eventuell eine Möglichkeit gegeben, die finanzierbar gewesen wäre. Aber abgesehen davon, dass nicht bekannt ist, ob beim BVB diese Idee diskutiert wurde, war zuletzt zu hören, dass Chelsea durchaus existierende Anfragen von Bundesligisten rigoros abgelehnt hat. Im Winter könnte dies jedoch schon ganz anders aussehen…

Ähnliches gilt für Maik Franz (Vertrag bis 2007) vom VFL Wolfsburg. Dem 23-jährigen Verteidiger ist es durchaus zuzutrauen, dass er sich in der Bundesliga langfristig durchsetzt. Momentan allerdings hat er es schwer, denn Trainer Gerets setzte ihm mit Hofland und Quiroga zwei bärenstarke und erfahrene Verteidiger vor die Nase, deutete aber kürzlich auch an, dass man Maik Franz im Winter keine Steine in den Weg legen würde – zumindest, was eine Ausleihe betrifft.


Dass Per Mertesacker von Hannover 96 ein Mann für die Zukunft ist, dürfte inzwischen so vielen bekannt sein, dass auch er sich finanziell bereits in einer anderen Liga befindet – zumal sein Vertrag bis 2008 läuft. Weniger bekannt dürfte Heiko Westermann von der SpVgg Greuther Fürth sein. Auch der 21-jährige Verteidiger des bayrischen Zweitligisten ist ein durchaus talentierter Mann, dem bislang lediglich noch die Konstanz fehlt. Immerhin bestritt er in der vergangenen Saison alle 34 Zweitligaspiele für seinen Verein. Auch in dieser Spielzeit stand er bislang immer in der Anfangsformation und erzielte zuletzt sein erstes Tor beim 1:0-Sieg gegen Aue. Sein Marktwert wird derzeit auf 400.000 Euro taxiert. Wer weiß, wie lange er noch für den BVB bezahlbar wäre…

Mit Lukas Sinkiewicz (Vertrag bis 2006) vom 1.FC Köln gäbe es einen weiteren Kandidaten - ebenfalls mit deutschem Pass. Obwohl er erst 18 Jahre alt ist, gehört Lukas Sinkiewicz bei Huub Stevens zum Stammpersonal und wurde auch von U-21-Trainer Dieter Eilts für die Partie gegen Serbien und Montenegro in den Kader berufen. Ein letzter Name, den man im Auge behalten sollte, ist der ebenfalls erst 18-jährige Marvin Matip vom VFL Bochum, dessen Vertrag nach dieser Spielzeit endet. Sollte er beim VFL Bochum noch keine Einsatzzeiten erhalten, so kann man sich von ihm bei der U-19 ein Bild machen.

Deutete die bisherige Transferpolitik für die Defensive bislang auf konzeptionelle Fehler hin, so muss man, wie erwähnt, allerspätestens seit dem „Fall van Bommel“ annehmen, dass vor allem die finanziellen Zwänge den jetzigen Kurs bestimmt haben und dazu führten, dass beispielsweise der biedere Bergdölmo zu Saisonbeginn so sehr in der Verantwortung stand. Von daher kann darauf verzichtet werden, auf gestandene Verteidiger, die uns auf Anhieb weitergebracht hätten, genauer einzugehen. Wie aufgezeigt, gibt es jedoch – auch in Deutschland – kostengünstigere Alternativen mit teils hervorragender Perspektive.

Ob das beim BVB auch jemand so sieht…

www.schwatzgelb.de

Das ist doch mal ganz interessant...
 
Robert Huth wäre eine super Verstärkung für die abwehr vom BVB. dann hätten sie wieder einen deutschen mehr im kader. Vielleicht lässt ihn chelsea ablösefrei ziehen weil die haben ja genug geld
 
Oben