Die Paralympics in Athen

Aimar

Frauensportbeauftragter
Die Paralympics sind die Olympischen Spiele der Behinderten. Vom 17. bis 28. September 2004 finden sie in Athen statt. Und schon vor Beginn steht der erste Rekord fest: Rund 4000 Athleten aus 148 Nationen sind am Start, so viele wie nie zuvor. Unter ihnen sind auch 212 Deutsche.

In 19 verschiedenen Sportarten kämpfen die Athleten in Athen um Medaillen. Die meisten Sportarten sind identisch mit olympischen Disziplinen: Bogenschießen zum Beispiel, Dressurreiten oder Radfahren. Einige Athleten aber treten in Sportarten an, die es nur im Behindertensport gibt, darunter Boccia und Rollstuhl-Rugby.


Ausgefeilte Start-Regeln

Die Startregeln bei den Paralympics sind komplizierter als bei den olympischen Spielen. Nach internationalen Richtlinien werden fünf Gruppen von Behinderungen unterschieden: Amputierte, Menschen mit Beeinträchtigungen des Bewegungsablaufs (Cerebralverletzte), Sehbehinderte, Rollstuhl-Athleten und solche, die keiner Gruppe eindeutig zuzuordnen sind.

In jeder Sportart sind unterschiedliche Behinderungen zugelassen: Während beim Fußball (sieben gegen sieben) nur Cerebralverletzte antreten dürfen, stehen die Schießdisziplinen allen Athleten mit körperlichen Behinderungen offen. Damit die Sportler gleiche Chancen haben, werden sie nach dem Schweregrad ihrer Behinderung zudem noch in unterschiedliche Klassen eingeteilt. So gibt es allein im Tischtennis zehn unterschiedliche Startklassen.


Leistungssport am körperlichen Limit

Paralympischer Behindertensport ist Hochleistungssport. Die Rekorde können sich mit denen der Olympioniken messen. So liegt die olympische Bestleistung im 100-Meter-Sprint bei 9,84 Sekunden. Der paralympische Rekord von Ajibola Adoye, nigerianischer Sportler mit Armamputierung, liegt bei 10,72 Sekunden.

Nur fair also, dass die Paralympioniken den olympischen Athleten inzwischen fast gleich gestellt sind. Erstmals müssen sie in Athen keine Teilnahmegebühr für die Spiele zahlen. Doch wie die Olympischen Spiele so haben auch die Paralympischen Spiele mit Doping zu kämpfen. 2000 in Sydney, wo die Athleten insgesamt 200 neue Weltrekorde aufstellten, wurden erstmals systematische Dopingkontrollen vorgenommen - und prompt wurden elf Dopingsünder erwischt.


Zweitgrößte Sportveranstaltung

Die Paralympics sind heute die zweitgrößte internationale Sportveranstaltung - nach den Olympischen Spielen. Doch angefangen hat alles recht klein: An den ersten Paralympischen Spielen 1960 in Rom nahmen nur 400 Athleten teil. Die Idee, olympische Wettkämpfe für behinderte Sportler auszurichten, entstand schon eher. Der britische Neurologe Ludwig Guttmann rief 1948 die "Stoke Mandeville Games" ins Leben, an denen zunächst querschnittsgelähmte Kriegsveteranen teilnahmen.

1952 wurden die Spiele zu internationalen Olympischen Spielen ausgerufen, acht Jahre später maßen sich die Athleten erstmals außerhalb Großbritanniens. Seitdem sind die beiden Olympischen Spiele eng miteinander verbunden: Sie finden im gleichen Jahr und am gleichen Ort statt.

Rasante Entwicklung

Die Paralympics entwickelten sich rasch weiter. Während 1960 nur Rollstuhlfahrer mit Lähmungserscheinungen am Start waren, kamen 1976 in Toronto amputierte und sehbehinderte Sportler hinzu. Seit 1980 nehmen auch Cerebralverletzte teil.

Ein weiterer Schritt wurde 1996 in Atlanta unternommen: Hier starteten erstmals auch geistig Behinderte. Allerdings gab es vier Jahre später in Sydney einen folgenreichen Betrugsversuch: Es stellte sich heraus, dass ein Großteil der spanischen Basketballmannschaft der geistig Behinderten gar nicht behindert war. Den Spaniern wurde die Goldmedaille aberkannt. In Athen werden geistig Behinderte nun erst einmal nicht am Start sein - erst zu den Winterspielen 2006 werden sie voraussichtlich wieder zugelassen. Bis dahin sollen internationale Regelungen getroffen werden, die ähnliche Betrugsfälle verhindern.

Von den Paralympics zu Olympia

Schon oft wurde diskutiert, die Paralympics ganz mit den Olympischen Spielen zu verschmelzen - bisher aber ohne Ergebnis. Für Aufsehen sorgte auch bei den diesjährigen Spielen in Athen Marla Runyan. Seit 1992 nahm die stark sehbehinderte Läuferin an Paralympics teil, siegte in Barcelona über 100 Meter, 200 Meter und 400 Meter und in Atlanta über 100 Meter.

Dann wagte sie den Sprung zu Olympia. In Sydney erreichte Runyan das Finale über 1500 Meter und wurde am Ende Achte. Auch in Athen war sie am Start, scheiterte aber in den Vorläufen über 5000 Meter. Marla Runyan hat ein Sehvermögen von weniger als zehn Prozent.
 

derMoralapostel

Bekanntes Mitglied
schade, dass die Paralympics nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Mttlerweile haben die Paralympics wohl mehr mit der olympischen Idee gemeinsam als die eigentlichen olympischen Spiele.
 

Aimar

Frauensportbeauftragter
Also in Sydney waren die Veranstaltungen sehr gut besucht. In Athen wird das aber eher nicht der Fall sein. :schimpf:
 

Icke

Exil-Berliner
Wieso zeigt eigentlich Eurosport nix (oder hab ich es nur übersehen)? :gruebel: Bei ARD und ZDF scheint man sich ja auch hauptsächlich nur auf Zusammenfassungen zu beschränken (und wahrscheinlich auch wieder nur dort, wo deutsche Athleten am Start sind :schimpf: )

Übrigens, nachdem bei den Olympischen Spielen die entfachung der Flamme als langweilig und was weiß ich noch alles bezeichnet wurde, gefiel mir das hier richtig gut :spitze:
 
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