Diskussionsforen - Tummelplätze für Schwätzer!?

Kerpinho

FL-Bösschen
Teammitglied
Streitaxt: Diskussionsforen - Tummelplätze für Schwätzer

Wenn Menschen reden, finden sie zueinander. Im Internet ist das anders. In Diskussionsforen reden sie vor allem aneinander vorbei. Ganz vorne dabei: Quasselstrippen, Maulhelden, Besserwisser und Selbstdarsteller.

Diskussionsforen ziehen Leute an, die im richtigen Leben nichts zu sagen haben. Im Web dürfen sie endlich - nämlich jeden noch so wertlosen Geistesmüll in Buchstaben gießen und die Aufmerksamkeit genießen, die ihnen im normalen Leben verwehrt bleibt. Die scheinbare Anonymität bietet ihnen Schutz und verleitet zu schlechten Umgangsformen. Die fehlende unmittelbare Rückkopplung mit dem Gegenüber wird als "stillschweigende Zustimmung" interpretiert.

Bildschirm-Diskussionen werden mit "echten" Diskussionen verwechselt. Eine fatale Illusion. "Echte" menschliche Kommunikation besteht zu einem großen Teil aus dem Austausch von Meta-Information: Betonung, Lautstärke, Körperhaltung, Gesichtsausdruck ergänzen die gesprochenen Worte, und erst daraus ist eine korrekte Informationsaufnahme und -Verarbeitung möglich. In der Netz-Kommunikation bleibt allein das Wort übrig. Missverständnisse sind die logische Folge, zumal nur die wenigsten Menschen mit der präzisen Ausdrucksweise eines Schriftstellers gesegnet sind. Das Differenzierungsvermögen der Forenschreiber beschränkt sich häufig auf die unterschiedliche Anzahl von Klammern ihrer Smileys.

Nur ein Bruchteil aller Beiträge in Diskussionsforen beschäftigt sich mit "ernsthaftem" Gedanken- und Informationsaustausch - und selbst dort ist niemand davor gefeit, dass nicht plötzlich ein selbsternannter Superclown daherkommt und eine unglaublich witzige Bemerkung darunter setzt. Verwandt ist diese Spezies mit dem ebenso unerträglichen Besitzer des letzten Worts. Aber keine Bange: Nach jedem Schreiber, der das letzte Wort haben möchte, wird es einen geben, der das "letztere" Wort verlangt. Ein schier endloses Gebabbel: Die Leute hören einfach nicht mehr auf, zu diskutieren - selbst wenn der rote Faden bereits lange verloren ist.

Oder die Quoting-Sezierer: Selbsternannte Superbesseralleswisser, verhinderte oder verkrachte Soziologen, die jede einzelne Zeile eines Fremdbeitrags zitieren, analysieren und kommentieren - während sie den Kontext völlig verloren haben oder zu erfassen nicht in der Lage sind.

Und wehe, ein Neuling stellt eine "falsche" Frage oder verstößt gegen die Netiquette: Ruckzuck prügeln die "Alten" mit 25 oberlehrerhaft zurechtweisenden und beschimpfenden Beiträgen auf ihn ein.

Ein Betreiber muss fortwährend kontrollieren, ob die Nutzer wenigstens die wichtigsten Spielregeln einhalten - dass sie die Hausordnung wenigstens einmal in ihrem Leben lesen, sollte man allerdings nicht erwarten. Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Menschen mit zuviel Zeit - oder zu wenig Freunden. Mit Kommunikation hat das alles meist wenig zu tun. Je mehr Worte, desto weniger Sinn. (pb)

Wenn Ihnen diese Argumente einseitig vorkommen … das ist Absicht. Die Streitaxt vertritt immer eine fiktive Meinung. Meinungen bitte an team@drweb.de.

Quelle: Dr. Web Newsletter Jahrgang 5 Ausgabe 117

Gehören wir etwa auch zu dieser Spezies? :floet: :zwinker3:

MFG!
 

Schabbab

in Therapie
Also mir fallen ad hoc einige hier ein, die perfekt in obengenannte Kategorien passen würden....Anwesende natürlich ausgenommen :zahn:
 
Interessant, Interessant....

Aber da mich dieser zu lange Text dann doch nicht so sehr interessiert, gehe ich mal wieder ins Newbie-Forum um auf den nächsten Deppen "einzuschlagen"....um danach im internationalen Forum wieder Falschinformation zu Reals Bilanzen zu tätigen...und dann zum Schluß...informiere ich wieder mal einen im Medien-Welt-Forum, daß sein PC einen Virus hat, und daß dieser nur mit dem Antivir-Comando "Format C:" behoben werden kann...

...Saludos...
 

Webchiller

Bekanntes Mitglied
Alles schön und gut und in vielen Teilen treffend erfasst (wenn auch wenig erheiternd, bzw. gänzlich ohne Wortwitz, was so einem Text gut zu Gesicht stünde), nur was mich doch sehr stört ist die Diskreditierung des Verfassers von Internetdiskussionen.
Solche als "falsch" darzustellen ist mit der größte Schwachsinn, den ich in solch einem Zusammenhang bisher lesen durfte.
Genauso wie die laufende Sprachentwicklung, der laufende Fortschritt der Technik und vieles andere sich permanent verändert, bzw. weiterentwickelt, handhabt es sich auch mit der Form der Diskussionen, bzw. dem Informationsaustausch. Das Medium Internet ist in wenigen Jahren vermutlich DAS unverzichtbare Kommunikationsmittel, genauso wie der Computer in Sachen Datenverwaltung und Aufrechterhaltung von Systemen.
Wer das nicht akzeptiert, wird irre schnell stehen bleiben und darf sich dann nicht wundern, die Zeichen der Zeit verkannt zu haben.

Klar, eine Diskussion im Internet ist keinesfalls das Gleiche wie eine zwischenmenschliche Diskussion in der "Realität", doch sie ist genauso richtig oder falsch wie die Andere.
 

Schabbab

in Therapie
Webchiller schrieb:
Das Medium Internet ist in wenigen Jahren vermutlich DAS unverzichtbare Kommunikationsmittel, genauso wie der Computer in Sachen Datenverwaltung und Aufrechterhaltung von Systemen.
Wer das nicht akzeptiert, wird irre schnell stehen bleiben und darf sich dann nicht wundern, die Zeichen der Zeit verkannt zu haben.
Wo bist Du denn stehengeblieben...das ist doch schon längst Tatsache :suspekt:
:zwinker3:
 

gary

Bekanntes Mitglied
Oder die Quoting-Sezierer: Selbsternannte Superbesseralleswisser, verhinderte oder verkrachte Soziologen, die jede einzelne Zeile eines Fremdbeitrags zitieren, analysieren und kommentieren - während sie den Kontext völlig verloren haben oder zu erfassen nicht in der Lage sind.

Und wehe, ein Neuling stellt eine "falsche" Frage oder verstößt gegen die Netiquette: Ruckzuck prügeln die "Alten" mit 25 oberlehrerhaft zurechtweisenden und beschimpfenden Beiträgen auf ihn ein.


Haben die etwa im Fanlager recherchiert? :suspekt: :lachtot:
 
B

beribert

Guest
Dieser Artikel ist witzig!!! :spitze:


Wobei man eines sagen muß, wahrscheinlich wurde er von einem geschrieben, der ich zitiere:"Diskussionsforen ziehen Leute an, die im richtigen Leben nichts zu sagen haben. Im Web dürfen sie endlich - nämlich jeden noch so wertlosen Geistesmüll in Buchstaben gießen und die Aufmerksamkeit genießen, die ihnen im normalen Leben verwehrt bleibt. Die scheinbare Anonymität bietet ihnen Schutz und verleitet zu schlechten Umgangsformen. Die fehlende unmittelbare Rückkopplung mit dem Gegenüber wird als "stillschweigende Zustimmung" interpretiert."

Man muss allerdings das Wort Diskussionsforum durch Schreiberling bei Dr. Web ersetzen und ein wenig die Satzkonstruktion ändern............... :zwinker3:


So und ich geh jetzt noch ein bißchen Müll verbreiten.

MfG
Beribert
 

Scatterbrain

Dunkel...
Naja. Einiges kommt einem bekannt vor, etwa das hier:
Ein schier endloses Gebabbel: Die Leute hören einfach nicht mehr auf, zu diskutieren - selbst wenn der rote Faden bereits lange verloren ist.
:zwinker3:
Wobei ich das nicht so schlimm finde, die Off-Topic-Diskussionen sind manchmal interessanter als das eigentliche Thema...
 
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