Mir rutschte der Begriff in meiner Rage raus, weil sich unsere Hunde in die Wolle kriegten und sie tatenlos daneben stand, als ihr Hund meinen gebissen hat. Da sah ich rot...
Just for the record: Die Sache mit der Beisserei ist leider so simpel nicht.
Meist, insbesondere wenn Rüden beteiligt sind, sind es Kommentkämpfe. Dauern 10 Sekunden, es fliegt Fell, vielleicht gibt´s auch mal einen Ratscher, das Getöse ist immens, aber es kommt nicht zu schwereren Verletzungen. Die wirklich gefährlichen Auseinandersetzungen dagegen beginnen mit viel starrer und harter Körpersprache und sind nicht von besagtem Getöse begleitet. Das passiert meiner Erfahrung nach tatsächlich häufiger zwischen Hündinnen.
Eine solche ernsthafte Auseinandersetzung ist auch für die begleitenden Menschen mit Gefahren verbunden. Einzugreifen erfordert Übersicht und dass BEIDE Hundebesitzer gleichzeitig agieren, beispielsweise die Hunde an den Hinterläufen zu fassen bekommen. Manchmal hilft auch Wasser von oben, falls man welches zur Hand hat.
Einfach hinzulangen führt dagegen in vielen Fällen dazu, dass man selbst gebissen wird.
Was kann man tun?
1. Niemals unaufmerksam bei Hundebegegnungen sein. Ernsthafte Auseinandersetzungen haben einen körpersprachlichen roten Teppich. Man sieht schon bei der Annäherung oft, dass das nicht gut gehen wird, die Bewegungen der Hunde werden staksig, starr, das Maul hart, man sieht das Weiss der Augen, es wird gebrummt. HIER ist der ideale Zeitpunkt, um eine Eskalation zu verhindern. Beherzt zugreifen, einen Bogen laufen, die Aufmerksamkeit des eigenen Hunden auf sich selbst lenken. Verpasst man diesen Zeitpunkt, ist der Drops gelutscht und die Hunde sind nicht mehr ansprechbar.
Je nach Situation kann es auch helfen, wenn sich beide Hundeleute gleichzeitig umdrehen und in die entgegengesetzte Richtung laufen = rennen.
Die Hundehalter müssen sich verständigen und gleichzeitig zupacken, wenn die Hunde sich bereits verbissen haben. Oder es muss halt Wasser von oben regnen, das kann mitunter zum Abbruch führen - oder auch nicht.
Mit Beschädigungen ist auf jeden Fall zu rechnen.
2. Egal um welchen Kampf es sich handelt: NICHT schreien, mit Leinen schlagen oder sonstigen Unsinn fabrizieren. Damit heizt man jede Situation einfach nur an.
3. Bei Kommentkämpfen erledigt sich die Sache ohnehin von allein und die Schäden sind in 99% der Fälle nonexistent bis harmlos.
4. Merke: Ein Hund, egal wie klein er auch sein mag, ist ein Raubtier mit Zähnen und Krallen. Er agiert immer sozial und spricht permanent mit seinem Halter und seiner Umwelt - er tut es halt nur körpersprachlich. Das sollte man lesen und adäquat darauf reagieren können. Die besten Konflikte sind die, die dank aufmerksamer Halter nicht eskalieren. Kleine Hunde sind im übrigen durchaus nicht diejenigen, die automatisch "Opfer" sind. Oft sind sie es, die die Konflikte anzetteln, insbesondere, wenn sie nicht lernen durften, wie man sich sozial mit anderen Hunden verständigt. Gerade Kleinhundemenschen machen beispielsweise gern den Fehler, ihren Hunde aus Angst nur Kontakte zu anderen kleinen Hunden zu erlauben oder aber die Hunde sogar hoch zu nehmen, wenn größere Hunde kommen. So können aber diese Hunde nichts - oder das Falsche lernen.
In meinen 25 Jahren mit eigenen, großen Hunden gab es nie eine Situation, in der meine Hunde andere Hunde verletzt hätten. Mein Senior dagegen wurde von einem Schäferhund mit komplett gestörtem Besitzer böse verletzt. Ich konnte das nicht verhindern - der Besitzer hat seinen Hund angefeuert und ich allein konnte da nichts tun, sonst hätte ich riskiert, selbst schwer verletzt zu werden.