Ein echter Niebaum

Tom Bombadil

Póg Mo Thoin
Verschuldung nimmt deutlich ab

Kein Weihnachts- und kein Wintermärchen bei Borussia Dortmund? Angeblich steigen die Schulden von einer Minute auf die andere, und ein Ende soll nicht in Sicht sein. Im Interview der Woche sprachen Hans-Josef Justen und Frank Lamers mit Ex-Präsident Gerd Niebaum über die Situation.

WAZ: Wie ist der Stand der Dinge beim Bemühen um die finanzielle Konsolidierung Borussia Dortmunds? Man liest, dem BVB soll es immer schlechter gehen . . .

Niebaum: Von uns ist das nicht zu lesen gewesen. Der "Kicker" hat ausgerechnet, dass wir 140 Millionen Verbindlichkeiten hätten. Das ist definitiv falsch. Tatsache ist, dass wir zum 31. 12. 2004 weniger Verbindlichkeiten hatten als zum 30. 6. 2004, als es 118 Millionen Euro waren. Wir hatten per 30.6. rund 65 Millionen Euro an Bankverbindlichkeiten, das können Sie nachlesen. Doch wir haben allein diese Verbindlichkeiten um mehr als 40 Prozent in den letzten sechs Monaten senken können.

WAZ: Wie ist das gelungen?

Niebaum: Dazu trägt natürlich die Kapitalerhöhung in erheblichem Umfang bei, die wir gemacht haben. Und wir haben auch teilweise unsere Festgelder, unser Wertpapiervermögen eingesetzt. Es ist also nicht so, dass unsere Verschuldung zunimmt, sondern sie nimmt deutlich ab.

WAZ: Wie müssen die Zahlen beim BVB aussehen, damit der Verein die Lizenz erhält?

Niebaum: Wir haben als einer von wenigen Vereinen in Deutschland ein positives Eigenkapital. Wir sind nicht überschuldet. Ganz im Gegenteil. Wir haben ein positives Vermögen in unserer Bilanz ausgewiesen. Wir müssen aber daran arbeiten, unsere Kosten den gesunkenen Einnahmen anzupassen. Die Deutsche Fußball-Liga war mit unserem Kostensenkungsprogramm in der laufenden Saison einverstanden, und ich denke, dass sie mit dem, was wir vorlegen werden, genauso einverstanden sein wird.

WAZ: Präsident Reinhard Rauball hat aber erklärt, es gebe überhaupt keine Handlungsspielräume mehr. Das klingt doch sehr dramatisch.

Niebaum: Das sind Dinge, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Danach müssen Sie ihn selbst fragen. Ich lese auch nicht jede Zeitung.

WAZ: So dramatisch, wie es oft dargestellt wird, ist es nicht?

Niebaum: Wir waren aufgestellt für einen internationalen Wettbewerb und haben zwei Jahre hintereinander unsere sportlichen Ziele verfehlt. Das heißt, es fehlen uns Einnahmen von rund 60 Millionen Euro. Dazu noch die fehlenden Kirch-Fernseh-Gelder. Das sind noch einmal 20 Millionen Euro. Und diese rund 80 Millionen Euro müssen eingespart werden. Wir arbeiten rund um die Uhr daran, uns wesentlich schlanker aufzustellen.

WAZ: Schlanker aufstellen bezieht sich sicherlich auch auf die Personaldecke. Wie wird diese dann aussehen?

Niebaum: Wir haben die Gehaltskosten der Spieler erheblich zurückgefahren. Wir haben Spielergehälter von knapp 50 Millionen Euro gehabt in der Saison 2003/2004. Jetzt haben wir Spielergehälter von 32 Millionen Euro. Manche Spieler sind nicht mehr dabei. Verträge wurden nicht verlängert. Teilweise wurden Spieler verkauft, wie Torsten Frings. Das sind die Fakten.

WAZ: Sie rennen also nicht in den Ruin?

Niebaum: Wir rennen weder in den Ruin, noch ist das Wort Ruin hier am Platze. Ganz im Gegenteil. Wir bauen die Verbindlichkeiten und die Personal- und Sachkosten in ganz erheblichem Maße ab. Aber für ein solches Programm, das kennen Sie ja auch aus anderen Unternehmen, braucht man Zeit. Einen Zauberstab gibt´s allerdings nicht, wir haben ja Verträge.

WAZ: Bei anderen Unternehmen findet im Misserfolg ein Austausch der Personen statt. Beim BVB machen mit Niebaum und Manager Michael Meier die Personen weiter, die verantwortlich sind für die Misere. Kann das richtig sein?

Niebaum: Das kann man nicht vergleichen. Es gibt nicht viele, die im Fußballgeschäft Erfahrung mitbringen. Und wir gehören sicher dazu. Wir kennen den Verein in allen Facetten. Wir wissen, wo wir den Hebel ansetzen müssen. Das Sparprogramm ist ja von uns entwickelt worden. Und ich bin keiner, der im Sturm die Brücke verlässt. Wenn sie das machen, dann kann es sein, dass er nächste Kapitän das Schiff vor die Wand fährt. Deshalb sind sowohl Michael Meier wie ich der Ansicht, dass man sich der Verantwortung stellen muss. Hier wird hart gearbeitet. Bei mir mit einem Gehaltsverzicht, der nicht unbedeutend ist, bei Meier ebenfalls.

WAZ: Man konnte lesen, Ihr "ruinöses Expansionsstreben" habe den Verein in diese Situation geführt . . .

Niebaum: Was ist ruinös? Also, ich muss Ihnen sagen, wir haben ein positives Eigenkapital von 80 Millionen Euro. Wir haben eines der größten Stadien in Deutschland...

WAZ: Es gehört Ihnen nicht.

Niebaum: Ja, sicher gehört es uns. Wirtschaftlich gehört es uns. Wir haben eine Immobilien-Leasing-Finanzierung. Im Jahre 2017 gehört uns ein schuldenfreies Stadion. Das ist das Gegenteil von Verkauf des Tafelsilbers. Es ist eine ambitionierte Tilgung. Vielleicht ist sie zu ambitioniert. Entsprechend einem Häuslebauer, der den Ehrgeiz hat, innerhalb kurzer Zeit seine Hypothek zurückzuzahlen.

WAZ: Der Häuslebauer geht zur Bank und bittet um eine niedrigere Tilgungsrate...

Niebaum: Das ist doch genau der Punkt. Dass wir uns von der sehr ambitionieren Tilgung ein Stück befreien wollen.

WAZ: Borussia Dortmund soll planen, das Stadion zurückzukaufen, finanziert über eine Anleihe...

Niebaum: Der Rückkauf des Stadions ist eine Alternative, aber nicht die einzige. Wir müssen eine Form finden, die sich von der ehrgeizigen Tilgung innerhalb von 15 Jahren verabschiedet. Warum nicht in 25 oder in 28 Jahren tilgen?

WAZ: Aber alles kann doch nicht gut sein. Der BVB ist der Prügelknabe des deutschen Fußballs. Das ist offensichtlich, auch wenn man keine Zeitungen liest. Das muss doch einen Grund haben.

Niebaum: Das kommt ja daher, dass wir viele Erfolge hatten, und auf den, der Erfolge hatte, sind im Misserfolg mehr Scheinwerfer gerichtet. Wir sind der Verein, der mit Bayern München in den letzten 15 Jahren die meiste Beachtung gefunden hat. Dazu kommt, das wir der einzige börsennotierte Verein Deutschlands sind. Das bedeutet natürlich eine besondere Form der Öffentlichkeit. So, wie im Erfolgsfalle alles wunderbar dargestellt wird, so wird im Misserfolgsfall alles ganz, ganz negativ dargestellt. Das gehört wohl zu den Spielregeln des Geschäft.

WAZ: War es klug, an die Börse zu gehen?

Niebaum: Das ist eine müßige Frage. Dortmund hat sich für diesen Weg entschieden. Wir müssen damit leben.

WAZ: Haben Sie die Negativseiten nicht sehen können? Zum Beispiel die mögliche Einflussnahme eines Großaktionärs wie Florian Homm.

Niebaum: Abseits von veröffentlichten Äußerungen stehen wir mit Herrn Homm in einem sehr intensiven Kontakt. Insofern glauben wir, dass wir durchaus eine gemeinsame Interessensgrundlage haben.

WAZ: Stefan Reuter, der Teammanager, hat am Anfang der Woche um Vertragsauflösung gebeten. Reuter galt über Jahre hinweg als jemand, den Sie besonders geschätzt haben. Als er gegangen ist, hat er bei Borussia Dortmund einen Mangel an Einheit und einen Mangel an Aufbruchstimmung beklagt. Wir konnte er zu diesem Eindruck gelangen?

Niebaum: Das müssen Sie ihn dann doch selbst fragen. Ich bin ja nicht der Pressesprecher von Stefan. Ich kann nur sagen, ich bedaure sehr, dass er geht.

WAZ: Es wird oft auf andere verwiesen beim BVB. Rauball, auf Niebaum angesprochen, sagt: fragt Niebaum. Niebaum, auf Rauball angesprochen, sagt: fragen Sie Rauball.

Niebaum: Das habe ich nicht gesagt.

WAZ: Jetzt haben Sie gesagt: Ich bin nicht der Pressesprecher von Stefan Reuter. 18 Jahre lang waren nur Sie es, der gefragt wurde. Sie kennen die Geschichten, die geschrieben wurden: "Doktor Gott", "Gutsherrenart" undsoweiter.

Niebaum: Ich habe das nie jemanden sagen hören.

WAZ: Wie geht Doktor Niebaum nun damit um, dass die ganze Kritik sich auf ihn konzentriert?

Niebaum: Das ist das Schicksal des Ersten. In diesem Geschäft müssen sie viele Entscheidungen treffen, und ich habe 18 Jahre lang viele Entscheidungen getroffen. Natürlich sind nicht alle Entscheidungen richtig, schlimmer aber ist es, wenn man nicht entscheidet. Ich bin keiner, der Verantwortung auf andere abwälzt. Und das ist ein Grund dafür, dass ich sehr viel an Kritik und Vorwürfen auf mich ziehe. Ich muss ja herhalten für alles: Dass wir nicht in der Champions League sind, dass wir Elfmeter verschießen, dass wir Verletzte haben. Aber wenn sie so arbeiten wie ich, dann müssen sie damit rechnen, dass irgendwann die geballte Ladung zurückkommt.

07.01.2005

Quelle: WAZ
 

AIRwin

The boss keeps rockin´
Sowas liest man am frühen Morgen natürlich gerne... Dr. Gerds gesammelte Werke... oder: Niebaum gegen den Rest der Welt.
Fürchterlich.

Tom Bombadil schrieb:
Verschuldung nimmt deutlich ab

Niebaum: Wir haben als einer von wenigen Vereinen in Deutschland ein positives Eigenkapital. Wir sind nicht überschuldet. Ganz im Gegenteil. Wir haben ein positives Vermögen in unserer Bilanz ausgewiesen.

Ja, Doktore... :bussi:

Niebaum: Wir rennen weder in den Ruin, noch ist das Wort Ruin hier am Platze. Ganz im Gegenteil.

Der BVB als expandierende Marke, oder was? Bei der Gerd´schen Rhetorik ist wahrscheinlich Ruin ungleich Insolvenz... Wenn man ihn ein paar Monaten nach dem eröffneten Insolvenzverfahren nach seinem "Ruin-Statement" fragt, wird er sicherlich behaupten, dass es um Ruin und nicht Insolvenz ging...

WAZ: Bei anderen Unternehmen findet im Misserfolg ein Austausch der Personen statt. Beim BVB machen mit Niebaum und Manager Michael Meier die Personen weiter, die verantwortlich sind für die Misere. Kann das richtig sein?

Niebaum: Das kann man nicht vergleichen. Es gibt nicht viele, die im Fußballgeschäft Erfahrung mitbringen. Und wir gehören sicher dazu. Wir kennen den Verein in allen Facetten. Wir wissen, wo wir den Hebel ansetzen müssen. Das Sparprogramm ist ja von uns entwickelt worden. Und ich bin keiner, der im Sturm die Brücke verlässt. Wenn sie das machen, dann kann es sein, dass er nächste Kapitän das Schiff vor die Wand fährt.

Das ist fast mein Lieblingsausschnitt.
Erfahrung im Fußballgeschäft? Niebaum und Meier als Koryphäen unter den Fußball-Kennern? Und ich dachte immer wir seien ein Unternehmen... ein Premium Produkt...
Ja, den Verein kennen Sie. Vor allem wissen die beiden am besten wo die nächsten Leichen im Keller verscharrt wurden.
Zum letzten Satz Niebaums erübrigt sich jeder Kommentar. Dieser Typ ist die Widerlich- und Abartigkeit in Person! :kotzer:

Niebaum: Was ist ruinös? Also, ich muss Ihnen sagen, wir haben ein positives Eigenkapital von 80 Millionen Euro. Wir haben eines der größten Stadien in Deutschland...

:heulen:

Niebaum: Ja, sicher gehört es uns. Wirtschaftlich gehört es uns.

Niebaum: Der Rückkauf des Stadions ist eine Alternative, aber nicht die einzige.

Langsam aber sicher darf man sich ob der geistigen Fitness Niebaums nicht mehr ganz so sicher sein. Wenn es nicht so traurig wäre was Dr. Niebaum mit dem BVB veranstaltet, müsste man herzhaft darüber lachen.
Interessieren würde mich vor allem mal die Alternative zum Stadionrückkauf. Ein wirkliches Konzept lässt nun schon mehr als ein Jahr auf sich warten. Erst das Hoffen auf Schechter... nun hängt das Schicksal vom BVB zunächst von der WestLB, dem Land NRW und evtl. auch noch vom Lizenzierungsverfahren der DFL ab. Alles in Butter...

WAZ: War es klug, an die Börse zu gehen?

Niebaum: Das ist eine müßige Frage. Dortmund hat sich für diesen Weg entschieden. Wir müssen damit leben.

Ohne den Börsengang wären die Lichter schon lange aus in Dortmund. "Wir müssen damit leben"... ARSCHLOCH!

WAZ: Wie geht Doktor Niebaum nun damit um, dass die ganze Kritik sich auf ihn konzentriert?

Niebaum: Das ist das Schicksal des Ersten. In diesem Geschäft müssen sie viele Entscheidungen treffen, und ich habe 18 Jahre lang viele Entscheidungen getroffen. Natürlich sind nicht alle Entscheidungen richtig, schlimmer aber ist es, wenn man nicht entscheidet. Ich bin keiner, der Verantwortung auf andere abwälzt. Und das ist ein Grund dafür, dass ich sehr viel an Kritik und Vorwürfen auf mich ziehe. Ich muss ja herhalten für alles: Dass wir nicht in der Champions League sind, dass wir Elfmeter verschießen, dass wir Verletzte haben. Aber wenn sie so arbeiten wie ich, dann müssen sie damit rechnen, dass irgendwann die geballte Ladung zurückkommt.

:Sandburg:
 

Kurz-de-Borussia

Dortmunder.
weiß jemand ob Florian Homm die WAZ abonniert hat? :floet: :fress:

Der Mann hat aber sowas von den Blick für die Realität verloren. Ich fass es nicht.
 
D

downie

Guest
Zur Finanzlage:

Alles andere als eine Rückzahlung fälliger Kredite hätte das unweigerliche Aus bedeutet. Deshalb wohl auch der Hinweis auf die 40% off. Deshalb auch die Unterschrift unter die Homm Bedingung "Abtritt" für Kapitalerhöhung.

Also ist die Kapitalerhöhung komplett in die Ablösung alter Bankschulden geflossen. Dumm nur, dass jetzt die WP und das weniger ertragskräftige 2. HJ ansteht und wir uns wieder darauf einstellen können, nette Geschichten von der Kapitalbeschaffung Marke Niebaum erzählt zu bekommen.

Jetzt hat er halt alte Schulden beglichen und muss umgehend Neue in etwa der gleichen Größenordnung aufnehmen, toll! Nicht zu vergessen die Frings Millionen Puff...

Damit wurde dann im Endeffekt eben doch die Kapitalerhöhung im laufenden Spielbetrieb aufgefressen.

Aber wenigstens dürfen sich jetzt alle Gläubigen wieder über eine HJ Bilanz freuen, die man, laienhaft betrachtet, als eine gute einschätzen wird, nicht zuletzt dank Dr. Gerds Lieblingsbeschäftigung, dem Rechnen mit Einmalerträgen.

Dass der Kicker natürlich bei seiner story mal wieder vergessen hat zwischen "neuen Schulden" und negativem Cash flow zu unterscheiden, ist ja nun nichts wirklich Neues.

Über seine Chuzpe kann man nun schon seit zig Jahren nur noch ungläubig staunen. Das ist mir mit der Zeit richtig ans Herz gewachsen, dieses ungenierte Verzerren der Wirklichkeit.

BWRG

downie
 

drunkenbruno

Keyser Söze
Dem lieben Gerd ist nicht mehr zu helfen. Kompletter Realitätsverlust.....anders kann ich mir solche Interviews nicht mehr erklären.... :schmoll2:
65 Mio € Bankverbindlichkeiten -40% Tilgung, sind dann genau die KE + 2\9 Frings....... :zwinker3:
Dann sind 7 Mio € aus dem Fringstransfer wieder im Bilanznirvana verpufft...... :lachtot:

BTW Vor 2 Jahren waren noch 147,9 Mio EK in der Bilanz aufgeführt...innerhalb von 2 Jahren fast halbiert auf 80 Mio und wahscheinlich durch horrende Spielerwerte nicht das Papier wert auf das es steht...

EDIT: Sry Downie hatte ich nicht gelesen....
 
Zuletzt bearbeitet:

RomanAbramovich

pontificis wurstici
Laaangweilig. Niebaum ist irre, aber das wissen wird doch schon nicht erst seit diesem wertvollen Kleinod des dt. Sportjournalismus. :mahnen:

So..jetzt aber geschwind zurück zu den ausgesuchten Rebensaftproben welche Südosteuropa so zu bieten hat... schlüüüürf :fress: :trink4: ...
 

FCK-Fan-Simone

Lehrerin und Mutter
Teammitglied
:suspekt:
Das erinnert mich an die Aussagen von Friedrich und Wieschemann, die hielten auch ewig an ihrer Version der Geschichte fest
 

Shorty

Ruhrpottjunkie
Na solange er daran glaubt ist es ja gut.
Es soll ja Menschen geben, die so lange ihre Lügen erzählen, bis sie glauben das wäre die Wahrheit. Gibts auch einen psychologischen Fachausdruck für.
Na ja der Niebaum leidet ja schon länger an Realitätsverlust.
 
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