Das Profiteam in Hamburg soll "Sea-Devils" heißen
Mit dem HSV hat man sich aber wohl noch nicht endgültig über die Mietbedingungen der AolA geeinigt.
Aus der WELT:
Sea Devils wollen Hamburg erobern
Aber noch plagen das neue Football-Team der NFL Europe etliche Probleme
von Julien Wolff
Die Sportstadt Hamburg wird voraussichtlich schon bald ein weiteres Spitzenteam hinzugewinnen. Die seit Monaten laufenden Planungen der Football-Liga NFL Europe League (NFLEL), in Hamburg einen neuen Club zu gründen, sind weitestgehend erfolgreich abgeschlossen. Nachdem die Tochter der amerikanischen Mutterliga National Football League (NFL) die Barcelona Dragons sowie die Scottish Claymores aufgrund von Erfolglosigkeit eingestampft hat, soll unter dem Namen Hamburg Sea Devils ab der kommenden Saison nach Frankfurt, Düsseldorf, Berlin und Köln ein fünftes NFLEL-Team am Spielbetrieb teilnehmen.
Die Hansestadt erscheint der Ligaleitung hierbei als optimaler Standort für ein neues Team.
Neben der großen Sportbegeisterung zeigen sich die Verantwortlich um Tilman Engel, Sonderbeauftragter für das Hamburger Projekt und gleichzeitig General Manager des NFLEL-Teams Frankfurt Galaxy, auch von den Rahmenbedingungen Hamburgs überzeugt. Mit den Blue Devils beherbergt die Stadt bereits ein Team sowie eine dazugehörige Fankultur, die Hoffnung auf Synergieeffekte schürt. Zudem steht mit der AOL Arena eine moderne und geeignete Spielstätte bereit.
Doch in genau diesem Punkt kam es innerhalb der Planungen zuletzt zu Problemen. Hinsichtlich der Höhe der Miete und des Vermarktungskonzepts konnte zwischen Engel und dem HSV bislang keine Einigung erzielt werden. "Es gibt noch einige Punkte, an denen Klärungs- und Verhandlungsbedarf besteht. Die Entscheidung ist noch völlig offen", sagte HSV-Vorstandsmitglied Katja Kraus.
Zumindest die Personalplanungen aber befinden sich in vollem Gange. Cheftrainer soll Jack Bicknell werden. Der 66 Jahre alte Amerikaner genießt in der Szene hohes Ansehen und verfügt über 43 Jahre Trainererfahrung. "National Coach" wird der ehemalige Devils-Spieler und Huskies-Coach Patrick Esume, Marketing-Direktorin und stellvertretende Geschäftsführerin wird dem Vernehmen nach Kathrin Platz, die bereits als Geschäftsführerin der Frankfurter Galopprennbahn fungierte. Morgen will die NFLEL in Hamburg ihre genauen Pläne vorstellen. Zeit für Werbung oder den Aufbau einer geeigneten Infrastruktur dürfte kaum bleiben, die neue Saison beginnt bereits Anfang April. Auch ein geeignetes Trainingsgelände fehlt noch. Kritiker fragen sich, wie man bei so vielen offenen Baustellen ein funktionierendes Ticketsystem installieren will.
Daß ein solch knapper Zeitplan fatale Folgen haben kann, bewies 1998 Berlin Thunder. Acht Monate Aufbauarbeit reichten nicht aus, um die nötige Aufmerksamkeit in der Hauptstadt zu generieren. Mit 9458 fiel der Zuschauerschnitt in der ersten Spielzeit schlecht aus.
Das Projekt in Hamburg scheint der letzte Versuch der Ligaleitung, der schwächelnde NFL Europe neues Leben einzuhauchen.
Artikel erschienen am Die, 23. November 2004