„Engel" will jetzt durchstarten
FUSSBALL: FCK-Nationalspieler Marco Engelhardt findet „Klinsi" gut
Von unserer Redakteurin
Christine Kamm
BRUNSSUM. Wenn einer eine Reise tut, hat er was zu erzählen. Marco Engelhardt war bei der Asien-Dankes-Tour der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vor Weihnachten einer der Gewinner. Für den FCK-Profi erfüllte sich ein seit Kindheitstagen gehegter Traum. Während manch einer der Kollegen wahrscheinlich lieber länger Urlaub gemacht hätte, war die strapaziöse Reise mit den Länderspielen in Japan, Südkorea und Thailand für „Engel" ein Riesenerlebnis.
„Für mich war es ein Abenteuer, es hat sehr viel Spaß gemacht", erzählt der 24-Jährige im Trainingslager der „Roten Teufel" im holländischen Brunssum. Die Flutkatastrophe, die sich wenige Tage nach der Abreise des DFB-Trosses ereignete, hat ihn beschäftigt. „Ich war zum ersten Mal in Asien, die Menschen waren überherzlich. Es ist schon komisch, wenn man sich vorstellt, dass man dort in der Nähe war", erzählt der Nationalspieler, der bedauert, nicht besonders viel von den Ländern mitbekommen zu haben. In Thailand war er mit anderen Spielern in einem Einkaufszentrum. „Da waren plötzlich 300 Leute. Michael Ballack war dabei, und den kennt ja jeder", sagt Engelhardt, der die Geduld Ballacks mit den Fans bewunderte.
Vor Jahresfrist noch einer der hoffnungsvollen Talente im deutschen Fußball, dem viele den Sprung in die Bundesliga zutrauten, hat Marco Engelhardt eine rasante Entwicklung genommen. Viele Vereine hätten den großen Blonden gern verpflichtet. Nach dem Abstieg von 1860 München, wohin er eigentlich wechseln wollte, entschied er sich für den FCK. Bedingt durch seine Sperre in den ersten drei Saisonspielen hatte sich seine Bundesliga-Premiere hinausgezögert. Danach war der kopfballstarke Techniker aus dem FCK-Spiel nicht mehr wegzudenken. Gegen den HSV erzielte er per Kopf nach einer Ecke seines besten Kumpels in der Mannschaft, Ferydoon Zandi, den 2:1-Siegtreffer.
Marco Engelhardt weiß, dass er es dem frischen Wind in der Nationalmannschaft zu verdanken hat, dass er so schnell ins Team kam. „Es herrscht Aufbruchstimmung, alle sind sehr euphorisch, Jürgen Klinsmann hat eine klare Linie reingebracht, davon habe ich sicher profitiert", sagt Engelhardt. Wie zufrieden die DFB-Verantwortlichen mit ihm waren, weiß er nicht so genau. Er habe sich aber integriert gefühlt und Klinsmann, der einen sehr guten Kontakt zu den Spielern habe, habe nach seiner Premiere, als er im Japan-Spiel eingewechselt wurde, gesagt, dass er das Gefühl habe, „dass ich schon länger dabei bin". Joachim Löw habe ihn nach dem Thailand-Spiel angesprochen, als er nicht ansprechbar war, „weil ich mich noch so sehr über meinen Fehler, der zum Gegentor führte, geärgert habe". Der Spieler hat den anstrengenden Trip dennoch unterm Strich genossen.
„Das ganze Umfeld war sehr, sehr positiv", meint „Engel", der Klinsmann und Teammanager Oliver Bierhoff gut fand. „Das hat auch nicht aufgesetzt gewirkt. Was sie gemacht haben, hatte Hand und Fuß." Und auch Klinsmanns Ansprache sei einfach stark gewesen.
Beim FCK teilt Marco Engelhardt sich das Zimmer mit Ferydoon Zandi, in der Nationalmannschaft haben alle Einzelzimmer. „Die, die sehr viel unterwegs sind, auch international spielen, wollen ihre Ruhe haben. Ich finde zu zweit auf einem Zimmer besser", erzählt der Ex-Karlsruher, der Weihnachten bei seiner Familie nahe Erfurt verbrachte, Silvester in Karlsruhe und mit seinem Freund Clemens Fritz noch ein paar Tage unterwegs war. Das Chaos in seinem früheren Verein verwundert den Ex-Kapitän: „Ich find"s traurig, dass ein Sponsor so großen Einfluss auf sportliche Entscheidungen hat."
Das war gestern. Die Gegenwart heißt für Engelhardt, der die Qualitäten zum Führungsspieler mitbringt, Kaiserslautern - und mit dem FCK möchte er noch mehr erreichen, am liebsten in der Zukunft auch zu den Spielern gehören, die international mitmischen. Den Knackpunkt zum Positiven hin sieht sieht der Mann, der das FCK-Trikot Nummer 20 trägt, im Bielefeld-Spiel. „Da war viel Kampf und Krampf drin, wir haben aber gesehen, dass man auch Unmögliches schaffen kann", sieht er in dem 2:1-Erfolg durch zwei sehr späte Tore von Joker Selim Teber, die Trainer Kurt Jara den Job retteten, die Wende.
ron.de