Exklusivinterview des FCC- und Nationalelfkapitän im Kicker

Wie schon angekündigt habe ich ein Interview im Kicker gegeben. Heute ist es erschienen. Da ihr ja nicht alle so viel Geld habt um euch den Kicker zu kaufen oder einfach keine Zeit habt, weil ihr pausenlos trainiert hänge ich euch meinen Artikel (und nur den Artikel Sandra) an die Kabinentür. Viel Spaß beim Lesen!!!


Kicker: Herr Schroeder, wie sehr sind Sie noch beeindruckt und emotional bewegt nach dem Spiel im Iran am Samstag?

Martin_Schroeder: Das war natürlich eine tolle Sache vor so vielen Zuschauern spielt man heutzutage nicht mehr oft. Dazu kam noch der wahnsinnige Empfang der Iraner, die uns fast vergöttert haben. Wir waren die erste große Mannschaft die nach langer langer Zeit mal wieder ein Spiel im Iran bestritten hat. Das hat den Menschen da sehr viel bedeutet. Ich bin sehr froh, so etwas miterleben zu dürfen. Das ganze war noch mal eine Steigerung zu unserem Auswärtsspiel mit dem FCC in Israel beim Auftakt der Championsleague.


Kicker: Wie ist denn - mal ganz abgesehen von der Stimmung und diesem ganz anderen Feeling - ihre Meinung zum Spiel?

Martin_Schroeder: Ganz nüchtern betrachtet war es sicherlich kein schönes Spiel. Vielleicht sind wir doch zu früh in Führung gegangen. Aber uns war auch vorher schon klar, dass die Iraner Druck machen werden und nichts unversucht lassen werden. Wir hatten hinten einige Male auch Glück, aber im Großen und Ganzen sah das denke ich mal ganz solide aus. Nur im offensiven Bereich hat vieles nicht ganz so funktioniert.


Kicker: Lag es am Fehlen von Torsten Frings?

Martin_Schroeder: Das möchte ich so nicht sagen. Wir haben viele Spieler, die diese Position eben so gut ausfüllen könnten wie der Torsten. Die Zusammenstellung im Mittelfeld hat irgendwie diesmal nicht geklappt.


Kicker: Was genau hat nicht geklappt?

Martin_Schroeder: Ich denke da sollte der Trainer genaueres wissen. Ich hätte es beispielsweise begrüßt, wenn ein Linksfuß auf der linken Seite gespielt hätte. Nichts gegen Bernd Schneider, aber er ist auf links eben doch nicht so stark wie rechts. Und er zieht von links, aufgrund seines starken Rechten, eben doch oft in die Mitte.


Kicker: Sie hätten also Thomas Hitzelsperger von Anfang an ins kalte Wasser geschmissen?

Martin_Schroeder: Warum nicht? Er ist ein echter Linksfuß, er hat in England gezeigt, was er drauf hat. Wo wenn nicht bei so einem Spiel sollte man das einfach mal ausprobieren? Aber ich bin nicht der Trainer.


Kicker: Ihr Kollege Flint Freibeuter hat in einem Interview zu Wochenbeginn seine starke Kritik an Jürgen Klinsmann erneuert und einen Einsatz gefordert. Er ist auch ein Linksfuß und sorgt gerade auf dieser Position, die in der Nationalmannschaft so verwaist ist, für Furore. Können Sie kein gutes Wort einlegen?

Martin_Schroeder: Ich kann schon mit dem Bundestrainer sprechen, die letzte Entscheidung liegt allerdings immer noch bei ihm. Flint würde sicherlich sehr gut in die Mannschaft passen.


Kicker: Oliver Bierhoff gab Montag bekannt, dass es vor dem nächsten Länderspiel gegen Kamerun eine Mannschaftssitzung geben wird, in der der Mannschaft erklärt werden soll, dass man sich mit Stammplatzforderungen und öffentlicher Kritik zurückhalten soll, ansonsten drohen harte Konsequenzen. Ihre Meinung hierzu?

Martin_Schroeder: Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. So etwas wie letzte Woche darf nicht mehr passieren.


Kicker: Sie sprechen den fast schon kriegsähnlichen Zustand der Beziehung von Oliver Kahn und Jens Lehmann an?

Martin_Schroeder: Ja. Es kann nicht sein, dass man permanent über die Presse einen Stammplatz fordert und sich über seinen Konkurrenten lustig macht, andererseits aber nicht in der Lage ist mit ihm ein Gespräch zu führen und Probleme aus dem Weg zu räumen. Unter meiner Regie würde ein Jens Lehmann nicht mehr im Nationalkader auftauchen. Er hat sich bei der EM sehr ruhig verhalten und den Respekt von allen verdient. Diesen Eindruck hat er in ein paar Monaten wieder zerstört. Ich weiß nicht wer ihm das Gefühl gibt, solche Forderungen aufstellen zu müssen.


Kicker: In den Medien hieß es, dass Klinsmann und Lehmann ziemlich gut miteinander können, da sie beide den selben Berater haben.

Martin_Schroeder: An solchen Diskussionen möchte ich mich nicht beteiligen. Wenn es so wäre, dann würde ich mein Nationalmannschaftstrikot sofort an den Nagel hängen, denn solche Machenschaften und Seilschaften sind für den Fußball der Tod. Gerade in der Nationalmannschaft, wo es noch nicht darum geht wer sich mit Geld die besten Spieler kaufen kann, spielt Ehrlichkeit und Vertrauen eine große Rolle.


Kicker: Der Bundestorwarttrainer Sepp Maier wurde nach der Iran-Reise von seinem Amt entbunden. Wann hat die Mannschaft davon erfahren.

Martin_Schroeder: Die Mannschaft hat das denke ich mal aus der Presse erfahren, da das Gespräch erst nach unserer Ankunft in Deutschland passiert ist. Mir hat der Sepp auf dem Rückflug gesagt, dass er das letzte Mal dabei war. Ich verstehe ihn, er hat genug mitgemacht und hat solche Kapriolen wie in der letzten Woche nicht mehr nötig.


Kicker: Was meinen Sie damit genau?

Martin_Schroeder: Sepp Maier ist einer, den man den Mund nicht verbieten kann. Das dürfte jeder wissen. Des Weiteren hat er jede Menge Erfahrung und meiner Meinung nach ist es legitim auch in der Öffentlichkeit Stellung zu beziehen und zu sagen, wer für ihn die Nummer 1 ist. Andere tun das auch, warum dann nicht er? Und das da einiges etwas flapsig rüber kommt, mein Gott, so ist der Sepp eben.


Kicker: Neuer Torwarttrainer wird aller Voraussicht nach der Torwart der Europameisterelf von 1996 Andreas Köpke. Ihre Meinung dazu?

Martin_Schroeder: Ich kenne Andreas Köpke nicht persönlich. Aber man hat von ihm immer nur gutes gehört und ich war früher auch begeistert von ihm. Kritisch zu sehen ist allerdings, dass Köpke damals direkter Konkurrent von Oliver Kahn war. Man muss jetzt abwarten wie sich das verträgt, ich schätze aber Andi Köpke so ein, dass er da ohne Vorbehalte ran geht.


Kicker: Andi Köpke ist ein weiterer guter Freund von Jürgen Klinsmann. Ist es für den DFB nicht gefährlich, dass man Klinsmann so viel Macht gibt und dieser überall seine Leute installiert?

Martin_Schroeder: Ich denke die Herren beim DFB wissen was sie tun, wir sollten jetzt einfach mal in Ruhe weiter arbeiten ohne immer über alles zu diskutieren.


Kicker: Dann schließen wir das Thema Nationalmannschaft mal ab und kommen zu Ihrem Klub dem FCC. Bei Ihrer Mannschaft ist gute Stimmung Pflicht, in den letzten Jahren gab es nie mal großen Streit, der über die Medien ausgetragen wurde, mal abgesehen um die kurze Wechselkapriole um Bart1987 letzte Saison. Sind Sie alle vertraglich verpflichtet oder wieso herrscht so eine große Harmonie in Ihrem Team?

Martin_Schroeder: Ich weiß auch nicht, wir verstehen uns eben alle gut. Es gab auch schon mal Differenzen bei uns, aber die haben wir intern bereinigt. Bis jetzt hat das zum Glück immer geklappt.


Kicker: Ein Traumstart in allen Wettbewerben, jetzt die erste Niederlage gegen Hertha BSC. Wirft euch das um?

Martin_Schroeder: Nein. Ich denke, dass diese Niederlage genau zum richtigen Zeitpunkt kam. Wir haben in den letzten Wochen locker alles gewonnen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis wir mal wieder eine Niederlage kassieren. Das ist jetzt passiert und wir müssen uns wieder neue Gedanken machen und uns wieder voll konzentrieren. Wir können nicht immer so easy ins Spiel gehen und im Hinterkopf schon den Torjubel haben und was wir hinterher bei Premiere zum Sieg haben.


Kicker: Nächste Woche kommt es zum Topspiel in der Championsleague in Turin. Kribbelt es schon?

Martin_Schroeder: Daran dürfen wir im Moment noch nicht denken, vorher kommt noch ein schweres Spiel in Mönchengladbach. Die stehen mit dem Rücken zur Wand und haben jetzt 2 Wochen lang nur auf dieses Spiel hin trainiert. Wir hatten viele Abstellungen und müssen jetzt in 1-2 Tagen gucken, dass wir fit werden.


Kicker: Mit einem Sieg dann am Mittwoch in Turin wäre der Einzug in die KO-Runde der Championsleague fast sicher. Werden sie voll auf Offensive gehen?

Martin_Schroeder: Das ist eine Sache des Trainers. Meiner Meinung nach darf man sich gegen italienische Mannschaften nicht hinten rein stellen sondern muss sich Räume nach vorne erarbeiten und versuchen frühe Tore zu machen. Damit kommen die Italiener nicht zurecht. Allerdings sollte man auch nicht ins offene Messer rennen. Sonst kann der Schuss auch nach hinten losgehen. Und mit einem Unentschieden wären wir auch noch gut dabei. Dann hätten wir 7 Punkte nach 3 Spielen bei 3 noch ausstehenden Spielen, davon 2 Heimspiele. Ich denke damit kann man leben.


Kicker: Mal angenommen Sie halten zu Saisonende den Championsleaguepokal in den Händen. Dann hätten Sie hier beim FCC alles gewonnen. Wäre das dann nicht der richtige Zeitpunkt für neue Herausforderungen?

Martin_Schroeder: Ohje, das ist wirklich sehr weit voraus gedacht. So weit plane ich meist nicht. Ich bin schon froh, wenn ich abends ins Bett geh und morgens wieder aufstehen kann. *grins*
 

Hsv-Girl

Da BöSe BademanTeL-TeuFeL
äh?

martin_schroeder schrieb:
Kicker: Ein Traumstart in allen Wettbewerben, jetzt die erste Niederlage gegen Hertha BSC.

War's nicht die 2.? wenn ich an das verflixte 7. Spiel gegen den HSV denk?!


Ansonsten "Hut ab!". Macht spaß sowas zu lesen :)
 

Käpt'n Flint

Borussen-Freibeuter
Wieder einmal ein Top-Interview! Da hat es sich gelohnt, den kicker zu abonnieren. Klasse, Martin!

Jetzt gilt es sich auf das Gladbach-Spiel zu konzentrieren und da müssen wir die Mannschaft noch wachrütteln.
 

Wuschel

Bekanntes Mitglied
Sehr, sehr gutes Interview! Du nimmst aber auch wirklich kein Blatt vor den Mund! :spitze:
Ansonsten kann ich mich dem Flint nur anschließen, dass wir uns erst auf Gladbach konzentrieren müssen und dann an die weiteren Aufgaben! :hammer:
 
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