Vom Kriegsflüchtling zum Robbery-Nachfolger?
Der steile Aufstieg von Davies: Nächster Halt, FC Bayern
Mit dem Transfer von Alphonso Davies sorgte Fußball-Bundesligist FC Bayern im Sommer für großes Aufsehen. Der 18-jährige Flügelspieler soll in München das Erbe von Franck Ribéry und Arjen Robben antreten. Am Dienstag absolvierte der Neuzugang seinen Medizincheck an der Säbener Straße, schon bald wird er zum Team hinzustoßen. Doch kann der MLS-Shootingstar den Erwartungen gerecht werden?
"Er ist ein Spieler, der sehr viel Entwicklungspotential hat und eine große Zukunft haben wird, wenn er gesund bleibt und die Entwicklung nimmt, die wir von ihm erwarten", verriet Trainer Niko Kovac kurz nach der Verpflichtung von Alphonso Davies. Viel Lob für einen damals minderjährigen Kanadier, der bis heute noch kein einziges Spiel auf europäischem Boden absolviert hat.
Doch die Münchner Sehnsucht nach einem neuen Flügel-Star ist groß. Schließlich kam die fehlende Durchschlagskraft über die Außenbahn beim FC Bayern in dieser Saison schon mehrfach zum Vorschein.
Für die Dienste des Supertalents überwies der deutsche Rekordmeister rund elf Millionen Euro (ohne mögliche Erfolgsprämien) an die Vancouver Whitecaps. Die treibende Kraft hinter dem Deal war dabei weder Uli Hoeneß noch Karl-Heinz Rummenigge. "Hasan Salihamidzic hat den Transfer von Alphonso Davies alleine durchgezogen. Ich kenne den Spieler nicht", gestand Hoeneß gegenüber "Sky".
Bayern-Neuzugang Alphonso Davies überzeugte in der MLS
In Nordamerika ist Davies seit seinem MLS-Debüt im Jahr 2016 hingegen jedem Fußball-Fan bekannt. Nur ein Jahr später feierte der gelernte Linksaußen in der kanadischen Nationalmannschaft einen Traum-Einstand: Beim Gold Cup erzielte der Youngster gegen Französisch-Guayana gleich einen Doppelpack und avancierte zum Torschützenkönig des Turniers.
Trotzdem brachte ihn Whitecaps-Trainer Carl Robinson in der Folge meist nur von der Bank. Dies sollte sich 2018 ändern. Bereits im ersten Saisonspiel traf der Flügelspieler für Vancouver.
Als Konsequenz stand Davies in der abgelaufenen MLS-Saison ganze 27 Mal in der Startelf. Mit acht Toren zahlte der Hoffnungsträger das Vertrauen zurück und wurde als bester U22-Spieler der Liga ausgezeichnet. Selbst LA-Galaxy-Star Zlatan Ibrahimovic attestierte dem Neu-Münchner unlängst eine "strahlende Zukunft".
Bayerns Hoffnungsträger wuchs im Flüchtlingscamp auf
Danach sah es im Leben des Fußball-Profis nicht immer aus. Denn Davies' Eltern flüchteten zur Jahrtausendwende aus dem Bürgerkrieg von Liberia nach Ghana. Dort kam Sohn Alphonso im Jahr 2000 in einem Flüchtlingscamp zur Welt.
"Es war hart. Es war gefährlich. Der einzige Weg zum Überleben war, selbst eine Waffe zu tragen. Aber wir hatten kein Interesse daran, um uns zu schießen. Also entschieden wir uns, von dort zu flüchten", erinnerte sich sein Vater gegenüber den Vancouver Whitecaps an die schwere Zeit in Liberia. "Wenn wir Essen besorgen wollten, mussten wir über Leichen steigen", fuhr Mutter Victoria fort.
2006 immigrierte die Familie schließlich nach Kanada, wo Davies die Liebe zum Fußball entdeckte. Seinen Eltern habe er versprochen immer der Gleiche zu bleiben - auch bei einem Wechsel zu einem Spitzenteam. Nach zahlreichen Angeboten entschied sich der 18-Jährige letzten Endes für München.