HorstNeumann
Majestät brauchen Sonne
Es ist 15.20 Uhr, ich logge mich im Fanlager aus, Treppe runter, Türe hinter mir zu. Die Straße runter, bei McDonalds vorbei, über die Trainingsplätze rein ins Stadion. Ja, offiziell heißt es Stadion, nämlich "Adolf Wälder Stadion". Eigentlich ist es aber nur ein Sportplatz. Allerdings ein sehr schöner Sportplatz. Es ist 15.29 Uhr, die Mannschaften kommen aus den Kabinen, der FC Isny in traditionell rot-grün, der Gast aus Schwendi ganz in weiß. Im Vorbeilaufen grüße ich Christoph den Torwart und Ali, unseren Topstürmer und Teil des fünfköpfigen Vorstands des FC Isny. Auf dem Weg zum Kiosk begegnen mir ein paar meiner E-Jugend-Jungs und betteln, im nächsten Training wieder das Handball-Kopfball-Spiel zu spielen. "Mal sehen", sage ich und orientiere ich mich zielstrebig Richtung Kiosk. Mit einem "Servus Herr Wildmoser" grüßt mich Otto, eine FC-Fan-Legende, der kaum ein Spiel verpasst. Unrasiert, Pils in der linken Hand, eine "Kurmark"-Zigarette in der rechten und bekleidet mit seiner Gladbach-Lederjacke steht er wie immer an seinem Stammplatz, neben Giggo dem Platzwart, Erwin und Dieter. Am Kiosk angekommen ordere ich eine Tasse Kaffee und erkundige mich, was das heutige Kuchen-Angebot zu bieten hat. "An Kuacha gibt's heit koin" bekomme ich als Antwort. Schade, ich hatte Lust auf Kuchen.
Mit meinem Kaffee und einer Stadionzeitung bewaffnet begebe ich mich auf die Mini-Tribüne, die aus 4 Steinstufen besteht. Das Spiel läuft bereits. Der FC Isny sollte nach einem eher mäßigen Saisonstart möglichst gewinnen. Doch die Mannschaft tut sich schwer gegen die clever agierenden Gäste aus Schwendi. Es ist kein schönes Spiel. Während ich mich mehr der Stadionzeitung denn dem Spielgeschehen widme setzt sich plötzlich Heiner neben mich. Heiner ist ebenfalls alter FCler, war gefürchteter Rechtsverteidiger, eine Art Bernd Hollerbach der Landesliga Württemberg Staffel IV. "Scho wiedr koine Leit heit", grantelt er über den spärlichen Zuschauerandrang. Recht hat er, höchstens 100 Zuschauer haben sich in Wälder-Stadion verirrt. Auf dem Spielfeld gerät der FC Isny mehr und mehr unter Druck. Ein ums andere Mal muss der junge Keeper der Isnyer Kopf und Kragen riskieren und bewahrt seine Mannschaft somit meisterhaft vor einem drohenden Rückstand. Die FC-Offensive findet quasi nicht statt. Die Oberliga-erfahrenen Norbert "Nobse" Bodenmüller und Alexander "Ali" Odemer - Totalausfälle. Mit viel Glück und einem überragend gut haltenden Torwart geht der FC Isny mit einem 0:0-Unentschieden in die Kabine. Zeit für mich, die zweite Tasse Kaffee zu holen und unterwegs ein Schwätzchen mit Stefan, einem Schiedsrichter-Kollege zu halten.
In der zweiten Halbzeit bekomme ich "prominente" Nebensitzer auf der Tribüne: Den beiden Betreuer-Legenden des FC Isny, Hermann und Role, ist es drüben auf der Ersatzbank zu sonnig geworden, sie suchen Schatten. Das Spiel geht weiter, wie es aufgehört hat: Der FC Isny ängstlich und zaghaft, die Sportfreunde aus Schwendi engagiert und schwungvoll. In der 57. Minute passiert dann das, was sich längst abzeichnete: Die Gäste gehen nach einem Eckball völlig verdient mit 1:0 in Führung. Betreuer Role, ein gewichtiger Exil-Pfälzer und eingefleischter Lautern-Fan, schimpft: "Des isch ja schlimmer wie beim FCK". Sein Kollege Hermann hingegen zündet sich verärgert die achte Marlboro an und grummelt: "Des hot doch alls koin Wert it, Herrgottzack!" Auch ich bin inzwischen verärgert über das lust- und kraftlose Spiel der Isnyer und beteilige mich fleißig am allgemeinen Schimpfen und Meckern. Als dann zu allem Überfluss der sehr sicher leitende Schiedsrichter fälschlicherweise einen Einwurf für Schwendi gibt kocht die Vokseele vollends. Wie Balsam wirkt da der völlig unverdiente Ausgleich mit der ersten Möglichkeit in der 70. Minute: Der enttäuschende Mittelfeldspieler Tobi Fuchs nutzt ein Strafraumgewühl und schiebt den Ball aus sieben Metern ins Tor. Doch wer dachte, jetzt ginge ein Ruck durch die Mannschaft, der hatte sich geirrt. Der FC Isny genau so lethargisch und einfallslos wie vor dem Ausgleich. Einzig Einwechselspieler Weidle macht noch auf sich aufmerksam, als er in der 81. Spielminute mit Gelb-Rot wegen Ballwegschlagens vom Platz muss. Negativer Höhepunkt einer traurigen Vorstellung des FC Isny. " Des isch doch dr greschte Volldepp wo rumlauft" kommentiert Otto die Aktion von Weidle. Irgendwie hat er Recht. Dann pfeift der Schiri ab. Gottseidank. Alle sind unzufrieden. Man ist sich einig: Das wird eine schwere Saison für den Ersten der ewigen Tabelle der Landesliga Württemberg Staffel IV. Nächste Woche beim punktlosen Tabellenletzten in Allmendingen muss gewonnen werden, sonst steckt man von Anfang an unten drin.
Als ich meine Kaffeetasse am Kiosk abgebe höre ich Otto zu Erwin sagen: "So schnell siehsch du mi nimme aufm Schbortplatz. So ein Scheißdreck." Otto wird wie die meisten anderen verärgerten Anhänger des FC Isny bereits Morgen wieder auf dem Sportplatz sein, wenn die Zweite Mannschaft spielt. Und das ist auch gut so. Denn gerade diese "Grantler" machen niedrigklassigen Fußball zu dem was er ist. Er ist unterhaltsam, familiär und gemütlich. Und das möchte ich nicht missen. Ich mache mich auf dem Heimweg. Nett war's mal wieder, auch wenn das Spiel schlecht war und es keinen Kuchen gab. Aber ich werde wieder hingehen.
Mit meinem Kaffee und einer Stadionzeitung bewaffnet begebe ich mich auf die Mini-Tribüne, die aus 4 Steinstufen besteht. Das Spiel läuft bereits. Der FC Isny sollte nach einem eher mäßigen Saisonstart möglichst gewinnen. Doch die Mannschaft tut sich schwer gegen die clever agierenden Gäste aus Schwendi. Es ist kein schönes Spiel. Während ich mich mehr der Stadionzeitung denn dem Spielgeschehen widme setzt sich plötzlich Heiner neben mich. Heiner ist ebenfalls alter FCler, war gefürchteter Rechtsverteidiger, eine Art Bernd Hollerbach der Landesliga Württemberg Staffel IV. "Scho wiedr koine Leit heit", grantelt er über den spärlichen Zuschauerandrang. Recht hat er, höchstens 100 Zuschauer haben sich in Wälder-Stadion verirrt. Auf dem Spielfeld gerät der FC Isny mehr und mehr unter Druck. Ein ums andere Mal muss der junge Keeper der Isnyer Kopf und Kragen riskieren und bewahrt seine Mannschaft somit meisterhaft vor einem drohenden Rückstand. Die FC-Offensive findet quasi nicht statt. Die Oberliga-erfahrenen Norbert "Nobse" Bodenmüller und Alexander "Ali" Odemer - Totalausfälle. Mit viel Glück und einem überragend gut haltenden Torwart geht der FC Isny mit einem 0:0-Unentschieden in die Kabine. Zeit für mich, die zweite Tasse Kaffee zu holen und unterwegs ein Schwätzchen mit Stefan, einem Schiedsrichter-Kollege zu halten.
In der zweiten Halbzeit bekomme ich "prominente" Nebensitzer auf der Tribüne: Den beiden Betreuer-Legenden des FC Isny, Hermann und Role, ist es drüben auf der Ersatzbank zu sonnig geworden, sie suchen Schatten. Das Spiel geht weiter, wie es aufgehört hat: Der FC Isny ängstlich und zaghaft, die Sportfreunde aus Schwendi engagiert und schwungvoll. In der 57. Minute passiert dann das, was sich längst abzeichnete: Die Gäste gehen nach einem Eckball völlig verdient mit 1:0 in Führung. Betreuer Role, ein gewichtiger Exil-Pfälzer und eingefleischter Lautern-Fan, schimpft: "Des isch ja schlimmer wie beim FCK". Sein Kollege Hermann hingegen zündet sich verärgert die achte Marlboro an und grummelt: "Des hot doch alls koin Wert it, Herrgottzack!" Auch ich bin inzwischen verärgert über das lust- und kraftlose Spiel der Isnyer und beteilige mich fleißig am allgemeinen Schimpfen und Meckern. Als dann zu allem Überfluss der sehr sicher leitende Schiedsrichter fälschlicherweise einen Einwurf für Schwendi gibt kocht die Vokseele vollends. Wie Balsam wirkt da der völlig unverdiente Ausgleich mit der ersten Möglichkeit in der 70. Minute: Der enttäuschende Mittelfeldspieler Tobi Fuchs nutzt ein Strafraumgewühl und schiebt den Ball aus sieben Metern ins Tor. Doch wer dachte, jetzt ginge ein Ruck durch die Mannschaft, der hatte sich geirrt. Der FC Isny genau so lethargisch und einfallslos wie vor dem Ausgleich. Einzig Einwechselspieler Weidle macht noch auf sich aufmerksam, als er in der 81. Spielminute mit Gelb-Rot wegen Ballwegschlagens vom Platz muss. Negativer Höhepunkt einer traurigen Vorstellung des FC Isny. " Des isch doch dr greschte Volldepp wo rumlauft" kommentiert Otto die Aktion von Weidle. Irgendwie hat er Recht. Dann pfeift der Schiri ab. Gottseidank. Alle sind unzufrieden. Man ist sich einig: Das wird eine schwere Saison für den Ersten der ewigen Tabelle der Landesliga Württemberg Staffel IV. Nächste Woche beim punktlosen Tabellenletzten in Allmendingen muss gewonnen werden, sonst steckt man von Anfang an unten drin.
Als ich meine Kaffeetasse am Kiosk abgebe höre ich Otto zu Erwin sagen: "So schnell siehsch du mi nimme aufm Schbortplatz. So ein Scheißdreck." Otto wird wie die meisten anderen verärgerten Anhänger des FC Isny bereits Morgen wieder auf dem Sportplatz sein, wenn die Zweite Mannschaft spielt. Und das ist auch gut so. Denn gerade diese "Grantler" machen niedrigklassigen Fußball zu dem was er ist. Er ist unterhaltsam, familiär und gemütlich. Und das möchte ich nicht missen. Ich mache mich auf dem Heimweg. Nett war's mal wieder, auch wenn das Spiel schlecht war und es keinen Kuchen gab. Aber ich werde wieder hingehen.