HSV-LIVE / Mpenza & Moreira




Gesucht und (wieder)gefunden
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Emile und Almamai: Zwei Freunde gemeinsam beim HSV
Moreira und Mpenza: Nur im Doppelpack zu haben

Sie waren bei Standard Lüttich ein unschlagbares Team und dies wollen sie nun auch in Hamburg werden: Emile Mpenza und Almami Moreira da Silva, the fast & the furious. Der Eine schnell, der andere wild – treffender kann man den neuen HSV-Doppelpack nicht beschreiben. Beide verstehen sich nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz blind. »Wir sind gerne zusammen«, sagen sie. Außerdem sprechen sie im großen HSVLIVE-Interview über ihre Ziele mit dem HSV und gewähren einen Einblick in ihr Privatleben.

Emile Mpenza, sind Sie der schnellste Stürmer der Bundesliga?

Mpenza: Ich weiß es nicht genau. Aber mir fällt niemand ein, der mich im Laufduell überholen würde. Höchstens Ailton. Der ist wie ein Blitz. Zum Glück ist er auch Stürmer und ich muss ich nie gegen ihn sprinten.

Ist die Schnelligkeit angeboren?

Mpenza: Nur zum Teil. Mein Bruder Mbo war früher immer schneller als ich. Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich habe dann ein ganz spezielles Krafttraining gemacht, um meine Sprintfähigkeit zu verbessern. Im letzten Jahr habe ich in Lüttich mit der schnellsten belgischen Leichtathletin trainiert, um noch ein bisschen was rauszuholen. Puh, ist die abgegangen. 15 Meter lag ich vorn, dann hat sie mich fertig gemacht.

Almami Moreira, gibt es etwas Schöneres, als einen Mann wie Emile Mpenza in den freien Raum zu schicken?

Moreira: Es ist schon herrlich, wenn Emile deinem Ball hinterher jagt und ihn dann ins Netz hämmert. Er ist so schnell. Ich nenne ihn immer Ferrari. Von null auf hundert in drei Sekunden. Am Anfang habe ich meine Pässe viel zu kurz gespielt. Emile war immer schon weg.

Mittlerweile klappt es besser mit dem Verständnis. Auf dem Platz und auch außerhalb. Bei Auswärtsfahrten teilen Sie sich sogar ein Zimmer.

Mpenza: Mo ist immer gut drauf. Der lacht die ganze Zeit. Ich bin gerne mit ihm zusammen. Mit ihm kann ich über alles reden.

Moreira: Du redest doch kaum, Emile.

Nicht?

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Moreira: Als Emile nach Lüttich kam, bin ich beim ersten gemeinsamen Training gleich zu ihm gegangen, um ihn willkommen zu heißen. Er hat nur freundlich genickt, aber kein Wort gesprochen. Ich konnte es gar nicht glauben. Ich kannte ihn doch nur vom Hörensagen aus seiner Zeit auf Schalke. Es hat nicht lange gedauert, um zu merken, dass der Öffentlichkeit da ein völlig falsches Bild von ihm aufgezeichnet wurde. Emile ist ein zurückhaltender Typ, fast ein bisschen schüchtern.

Mpenza: Das denkst du nur. Du redest doch die ganze Zeit. Ich komme ja gar nicht zu Wort. Ich hätte auch Einiges zu erzählen.

Zum Beispiel wie es ist, Vater zu sein.

Mpenza: Genau. Das ist so schön. Es ist ein unglaubliches Gefühl, meinen Lenny auf dem Arm zu haben. Ich bin so stolz auf ihn. Wenn ich unterwegs bin, rufe ich bestimmt 20 Mal am Tag bei meiner Frau Nathalie an, um zu hören, wie es dem Kleinen geht. Ich bin bei Ihr in letzter Zeit übrigens völlig abgemeldet. Sie kümmert sich nur noch um Lenny, das Kind ist König.

Moreira: Du Armer. Komm her, Emile. Ich trös-te dich.

Mpenza: Danke, Professor.

Wieso Professor?

Mpenza: So nennt Daniel van Buyten ihn immer. Weil Mo ein Genie ist, er spricht ungefähr zehn Sprachen.

Moreira: Stimmt doch gar nicht. Ich kann nur Portugiesisch, Spanisch, Englisch und Französisch.

Nur ist gut. Wie läuft es denn mit dem Deutschunterricht?

Moreira: Super. Ein paar Wörter habe ich schon drauf. Am liebsten sage ich – wunderbar.

Dazu passt Emiles Feststellung, dass Sie immer gut drauf sind.

Mpenza: Ist er wirklich.

Moreira: Das ist mein Weg zu leben. Ich tue nur Dinge, die mir Spaß machen. Viele Menschen machen Sachen, die ihnen keine Freude bereiten. Aber dann kann man seine Sachen auch nicht gut machen.

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Kennen Sie keine schlechte Laune?

Moreira: Doch, natürlich. Aber schlechte Laune habe ich alleine. Wenn ich nicht glücklich bin, heißt das nicht, dass ich mit den anderen nicht glücklich bin. Ich bewege mich die meiste Zeit in einer Gruppe. Und für eine Gruppe ist es nicht gut, wenn drei, vier Leute andauernd schlecht gelaunt durch die Gegend laufen. Das zieht alle anderen mit runter.

Mpenza: Professor.

Auch auf dem Fußballplatz steht Almami Moreira für Spaß und furiose Dribblings.

Mpenza: Wenn er am Ball ist, kommt sofort Leben ins Spiel. Mo will immer nach vorne spielen, das ist der richtige Charakter. Ihm ist es auch egal, wenn einer seiner Pässe mal nicht ankommt. Dann probiert er es eben so lange bis es klappt.

Moreira: Auf dem Platz ist es wie im Leben. Wenn ich nicht mit Spaß spielen würde, könnte ich gleich zu Hause bleiben. Ich liebe das Dribbeln. Mein Herz lacht, wenn ich drei Leute ins Leere laufen lasse. Ich denke, dass viele Leute ins Stadion kommen, weil sie guten Fußball sehen wollen. Ich akzeptiere aber auch jede andere Spielweise. Jeder muss das machen, was er am besten kann.

Aber die vielen Tritte schmerzen doch, oder?

Moreira: Hin und wieder bleibt einem schon die Luft weg. Ich habe aber kein Problem damit. Wer nur darauf bedacht ist, seinen Gegenspieler zu treten, macht früher oder später Fehler.

Wann dribbelt sich Moreira in die portugiesische Nationalmannschaft?

Moreira: Leider gibt es keinen Kontakt. Es ist sehr schwierig, da reinzukommen. Aber ein großes Ziel für mich. Ich würde gern dazugehören. Wenn ich es schaffe, mich beim HSV durchzusetzen, habe ich vielleicht eine Chance.

Wie gefällt es Ihnen beiden beim HSV überhaupt?

Mpenza: Viel besser als in Schalke. Ich fühlte mich sofort willkommen. Alle waren sehr nett zu mir und haben sich gekümmert. Dass wir nicht so einen tollen Start in die Bundesliga hinlegen würden, habe ich mir fast gedacht. Wir haben doch eine ganz neue Mannschaft. Die einzelnen Spieler müssen sich erst mal aneinander gewöhnen. Wenn das passiert ist, wird es sehr schwer, uns zu schlagen.

Moreira: Ich kann Emile nur zustimmen. Als Spieler beim HSV musst du eigentlich nichts anderes machen als zu spielen. Für mich wurde alles drum herum organisiert. Das hatte ich so nicht erwartet, hat mir den Einstand aber sehr erleichtert.

Abschließend noch eine Frage: Wer hat sich die Rasta-Zöpfe eigentlich von wem abgeguckt?

Moreira: Ich trage die Haare so, seit ich 18 bin. Und du, Emile?

Mpenza: Seit zwei Jahren, Professor.
 
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