Ich lese gerade...

Schwurbeline

Bekanntes Mitglied
Jussi Adler-Olsen find ich auch klasse. Der hat eine Serie von Krimis geschrieben, die man aber auch gut einzeln lesen kann. Besonders spannend fand ich "Opfer 2117".
 

Beatrix Kiddo

Bekanntes Mitglied
Teammitglied
Das hattest Du schon mal empfohlen und ich hatte glaube ich auch schon mal gefragt: Sind die sehr Dialektlastik geschrieben?
Ich mag die Filme total und würde vielleicht die Bücher auch mal lesen...
Ich fand, dass sie in normalen „Fernsehbayrisch“ geschrieben sind - also leicht verstehbar, auch für Leute, die des Bayrischen nicht mächtig sind. Sind halt streckenweise komplett anders als die Filme.
 

Schwurbeline

Bekanntes Mitglied
Nach Pompeji und Cicero I lese ich im Moment Cicero II. Im Anschluss Cicero III. Gerne würde ich Gomorrha von Saviano lesen, aber das gibt es auf dem Kindl nicht auf deutsch :zucken:

Vielleicht interessieren Dich auch Krimis, die im alten Rom spielen. Eine schöne Serie ist von Lindsey Davis, der erste Band heißt "Silberschweine".
 

zariz

Bekanntes Mitglied
Vielleicht interessieren Dich auch Krimis, die im alten Rom spielen. Eine schöne Serie ist von Lindsey Davis, der erste Band heißt "Silberschweine".
Vielen Dank... allerdings habe ich übers Jahr betrachtet eher wenig Zeit fürs Lesen.

Ich lese meist im Urlaub zwei drei Bücher. Ansonsten schaffe ich das restliche Jahr max. 2.
 

Malou

Nicht gut mit Worten
Noch unter dem alten Titel ("Suzanne") angefangen und dann nach einem Viertel abgebrochen.


Als Anaïs geboren wird, ist das Band zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter längst zerschnitten. Als junge Frau hatte die Großmutter ihren Mann und die zwei kleinen Kinder verlassen – für ihre Nachkommen ist sie eine Fremde. Erst nach ihrem Tod will Anaïs wissen, wer diese Frau war, die ihr Leben so rigoros geführt hat, folgt ihren Spuren um die Welt und erzählt damit nicht nur ein Leben, sondern auch beinahe ein Jahrhundert kanadisch-amerikanischer Geschichte.. Es entsteht das bewegende Porträt einer faszinierenden Künstlerin, die immer ihren Platz suchte – unsentimental und liebevoll zugleich.

Klingt eigentlich interessant, fast ein Jahrhundert Geschichte durch das Leben eines ungewöhnlichen Menschen geschildert - so etwas mag ich. Aber der Schreibstil erinnerte mich an diese Kunstfilme, in denen alles möglichst künstlerisch ambitioniert, atmosphärisch und gewollt dargestellt wird. Die Autorin weiß wenig über ihre Großmutter und schustert sich eine größtenteils fiktive Geschichte zurecht, was sie als lange Anrede der Großmutter schreibt (also: "Du hast x gemacht, dann dachtest du dies. Du bist ..."). Das liest sich nicht flüssig, auch sonst gibt es viele Nebensächlichkeiten, viel, was um seiner selbst willen reinkommt und wenig, was die Geschichte erzählt und vorwärtsbringt. Wer so etwas mag, wird an diesem Buch sicher Freude finden, ich war nur genervt.

Also ab zu: "Was aus uns geworden ist"


Richard, Eike, Anton, Michaela, Peter und Jakob, der Erzähler. Sechs Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber eins gemeinsam haben: sie alle sind Kinder jüdischer Eltern, die in der DDR aufgewachsen sind. Ihre Kindheit war geprägt von den Nachwirkungen der Kriegserlebnisse, den Toten der Familie, den Traumata und dem Schweigen, Angst und Verdrängung. Ihre wirkliche Identität konnten sie alle nicht leben, nicht in der Familie, nicht in ihrem Staat. Als nach der Wende die Lebensentwürfe einer nach dem anderen zusammenfallen, müssen sie jeweils eigene Antworten finden auf die Fragen, die die Geschichte in ihnen aufgeworfen hat.


Ja. Hm. Auch wieder so eine Art Kunstfilm (der Autor, eigentlich Musiker, hat dazu wohl auch eine passende CD gemacht). Es wird abgehackt und etwas zusammenhanglos erzählt - wer die geschichtlichen Hintergründe nicht kennt, wird sicher ziemlich verwirrt sein. Dann mal wieder der Verzicht auf Anführungszeichen - immer besonders nervig und für mich immer so ein Zeichen von: "Schaut mal, wie anspruchsvoll ich bin." ich halte noch durch, weil mich das Thema interessiert, aber es schon arg hölzern, distanziert, gewollt und zu episodenhaft.
 

mars85

FritzWaltersErben
Nachdem ich jetzt mit "Sommersonnenwende" fertig bin.
Das Buch hat ein gutes Ende, keine großen Überraschenden Wendungen und trotzdem werden dem Leser ständig falsche Fährten zum Täter gelegt.

Heute in der Stadt 2 neuen Bücher besorg.
Hab mich doch für den 6 Band der Millennium Reihe entschieden. Hoffe das es wieder etwas besser wird, nachdem Band 4 steil nach unten ging. Band 5 war ja wieder etwas besser.

Dann hab ich mich noch für Nacht von Yrsa Sigurdardottir entschieden. Ein Islandkrimi, mal schauen wie der so ist.
 

Schwurbeline

Bekanntes Mitglied
Noch unter dem alten Titel ("Suzanne") angefangen und dann nach einem Viertel abgebrochen.


Als Anaïs geboren wird, ist das Band zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter längst zerschnitten. Als junge Frau hatte die Großmutter ihren Mann und die zwei kleinen Kinder verlassen – für ihre Nachkommen ist sie eine Fremde. Erst nach ihrem Tod will Anaïs wissen, wer diese Frau war, die ihr Leben so rigoros geführt hat, folgt ihren Spuren um die Welt und erzählt damit nicht nur ein Leben, sondern auch beinahe ein Jahrhundert kanadisch-amerikanischer Geschichte.. Es entsteht das bewegende Porträt einer faszinierenden Künstlerin, die immer ihren Platz suchte – unsentimental und liebevoll zugleich.

Klingt eigentlich interessant, fast ein Jahrhundert Geschichte durch das Leben eines ungewöhnlichen Menschen geschildert - so etwas mag ich. Aber der Schreibstil erinnerte mich an diese Kunstfilme, in denen alles möglichst künstlerisch ambitioniert, atmosphärisch und gewollt dargestellt wird. Die Autorin weiß wenig über ihre Großmutter und schustert sich eine größtenteils fiktive Geschichte zurecht, was sie als lange Anrede der Großmutter schreibt (also: "Du hast x gemacht, dann dachtest du dies. Du bist ..."). Das liest sich nicht flüssig, auch sonst gibt es viele Nebensächlichkeiten, viel, was um seiner selbst willen reinkommt und wenig, was die Geschichte erzählt und vorwärtsbringt. Wer so etwas mag, wird an diesem Buch sicher Freude finden, ich war nur genervt.

Also ab zu: "Was aus uns geworden ist"


Richard, Eike, Anton, Michaela, Peter und Jakob, der Erzähler. Sechs Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber eins gemeinsam haben: sie alle sind Kinder jüdischer Eltern, die in der DDR aufgewachsen sind. Ihre Kindheit war geprägt von den Nachwirkungen der Kriegserlebnisse, den Toten der Familie, den Traumata und dem Schweigen, Angst und Verdrängung. Ihre wirkliche Identität konnten sie alle nicht leben, nicht in der Familie, nicht in ihrem Staat. Als nach der Wende die Lebensentwürfe einer nach dem anderen zusammenfallen, müssen sie jeweils eigene Antworten finden auf die Fragen, die die Geschichte in ihnen aufgeworfen hat.

Ja. Hm. Auch wieder so eine Art Kunstfilm (der Autor, eigentlich Musiker, hat dazu wohl auch eine passende CD gemacht). Es wird abgehackt und etwas zusammenhanglos erzählt - wer die geschichtlichen Hintergründe nicht kennt, wird sicher ziemlich verwirrt sein. Dann mal wieder der Verzicht auf Anführungszeichen - immer besonders nervig und für mich immer so ein Zeichen von: "Schaut mal, wie anspruchsvoll ich bin." ich halte noch durch, weil mich das Thema interessiert, aber es schon arg hölzern, distanziert, gewollt und zu episodenhaft.

Danke für Deine Einschätzung. In der Theorie klangen beide ja interessant. Aber wenn dann so eine Art Kunstfilm draus gemacht wird, muss ich auch mit Widerwillen kämpfen und das mag ich mir dann meist auch nicht weiter antun
 

Malou

Nicht gut mit Worten
Danke für Deine Einschätzung. In der Theorie klangen beide ja interessant. Aber wenn dann so eine Art Kunstfilm draus gemacht wird, muss ich auch mit Widerwillen kämpfen und das mag ich mir dann meist auch nicht weiter antun
Ja, ich merke auch, dass ich zunehmenden Widerwillen gegen diese gewollt künstlerischen Stile bekomme (mit dem ich nie etwas anfangen konnte). Ich kann einen guten Schreibstil sehr genießen, aber wenn es so gequält wird, dann habe ich darauf keine Lust.
 

Malou

Nicht gut mit Worten
Nachdem ich mit "Die Frauen von La Principal" das dritte Buch in Folge abgebrochen habe (dieses war sehr zäh und hatte einige der schlechtesten Dialoge, die ich je gelesen habe), bin ich jetzt endlich mal wieder recht zufrieden, ich lese:


Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

Ich hatte damals, als es herauskam, ziemlich gemischte Meinungen darüber gehört und hatte damit gerechnet, dass ich den Stil nicht mögen würde. Nun bin ich sehr angenehm überrascht. Der Stil liest sich angenehm und leicht, durchaus originell, aber nicht auf verkrampfte Weise. Wahnsinnig viel passiert nicht, aber es ist interessant, die Verhältnisse im Dorf und in der Familie zu lesen, auch da die Autorin selbst ab und an ihre Sicht aus einer späteren Zeit einflicht und uns in Nebensätzen auch schon gelegentlich informiert, was aus diesem und jenem geworden ist. Die Lektüre macht Spaß, die späteren Bücher der Autorin werde ich mir auch mal ansehen.
 

Schwurbeline

Bekanntes Mitglied
Nachdem ich mit "Die Frauen von La Principal" das dritte Buch in Folge abgebrochen habe (dieses war sehr zäh und hatte einige der schlechtesten Dialoge, die ich je gelesen habe), bin ich jetzt endlich mal wieder recht zufrieden, ich lese:


Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

Ich hatte damals, als es herauskam, ziemlich gemischte Meinungen darüber gehört und hatte damit gerechnet, dass ich den Stil nicht mögen würde. Nun bin ich sehr angenehm überrascht. Der Stil liest sich angenehm und leicht, durchaus originell, aber nicht auf verkrampfte Weise. Wahnsinnig viel passiert nicht, aber es ist interessant, die Verhältnisse im Dorf und in der Familie zu lesen, auch da die Autorin selbst ab und an ihre Sicht aus einer späteren Zeit einflicht und uns in Nebensätzen auch schon gelegentlich informiert, was aus diesem und jenem geworden ist. Die Lektüre macht Spaß, die späteren Bücher der Autorin werde ich mir auch mal ansehen.
Danke Malou, klingt sehr interessant und wär ja auch mal wieder eine schöne Abwechslung nach all den Krimis, die ich gelesen hab :spitze:
 

FrauE

Bekanntes Mitglied
Nachdem ich mit "Die Frauen von La Principal" das dritte Buch in Folge abgebrochen habe (dieses war sehr zäh und hatte einige der schlechtesten Dialoge, die ich je gelesen habe), bin ich jetzt endlich mal wieder recht zufrieden, ich lese:


Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

Ich hatte damals, als es herauskam, ziemlich gemischte Meinungen darüber gehört und hatte damit gerechnet, dass ich den Stil nicht mögen würde. Nun bin ich sehr angenehm überrascht. Der Stil liest sich angenehm und leicht, durchaus originell, aber nicht auf verkrampfte Weise. Wahnsinnig viel passiert nicht, aber es ist interessant, die Verhältnisse im Dorf und in der Familie zu lesen, auch da die Autorin selbst ab und an ihre Sicht aus einer späteren Zeit einflicht und uns in Nebensätzen auch schon gelegentlich informiert, was aus diesem und jenem geworden ist. Die Lektüre macht Spaß, die späteren Bücher der Autorin werde ich mir auch mal ansehen.
Oh, das liest sich aber richtig interessant.
Ich komme momentan nicht so viel zum Lesen, mir fehlt die Konzentration und die Augen sind schlechter geworden. Nächste Woche bekomme ich aber meine neue Lesebrille, dann wird es hoffentlich wieder mehr!
 

Malou

Nicht gut mit Worten

Der Nobelpreis für Nagib Machfus galt vor allem auch seiner Kairoer Trilogie. Sie ist das Hauptwerk des Autors, ein Meilenstein der modernen arabischen Literatur. Die westliche Kritik verglich sie mit den Buddenbrooks, mit der Forsythe Saga, mit der Danziger Trilogie, mit der Comédie humaine Balzacs, nannte sie den »Baedecker zu Ägyptens Seele« … Über drei Generationen und drei Jahrzehnte hinweg wird das Leben einer Kairoer Kaufmannsfamilie verfolgt und zu einem opulenten Gemälde ägyptischen Lebens verdichtet.

Ich bin eigentlich kein großer Fan von historischen Familiensagas, was aber mehr daran liegt, dass viele von ihnen sich nicht nur im einfallslosen Titelbild, sondern auch im Muster ähneln und oft nicht gut geschrieben sind. In Band 1 dieser Kairoer Trilogie ("Zwischen den Palästen") bin ich nun sehr angenehm eingetaucht. Er beginnt 1917 und liefert einen interessanten Einblick in das Leben in Kairo zu jener Zeit. Die Weltgeschichte kommt bisher (ich bin halb durch) nur am Rande vor, es ist mehr der familiäre Mikrokosmos, der im Mittelpunkt steht. Das ist unterhaltsam geschildert und vom Schreibstil her erstaunlich zugänglich. Nachdem es etwas langsam anfing und wir erst mal einen ausführlichen Blick in den Alltag bekamen, zieht es dann ziemlich an, die letzten 100 Seiten habe ich in einem Rutsch gebannt gelesen.
Also, ein opulenter Schmöker mit ungewöhnlichem Fokus, der sich angenehm lesen lässt.
 

Malou

Nicht gut mit Worten
Ich bin mal wieder im alten Berlin:


Das liest sich ganz unterhaltsam, jedes Kapitel behandelt ein wichtiges Ereignis, das Unter den Linden geschah, ob nun der Einzug der jungen Luise als Braut, die Eröffnung des neuen Brandenburger Tors, der Einmarsch dieses Babbsaggs Napoleon, die Eröffnung der Humbold-Universität etc. etc.

Die kurzen in sich abgeschlossenen Kapitel machen das Lesen ganz angenehm, man kann auch mal ein Kapitel überspringen oder überfliegen, wenn man an dem Ereignis nicht so interessiert ist. Es ist recht bildhaft geschrieben, in manchen Passagen etwas romanhaft - das ist jetzt literarisch nicht sonderlich beeindruckend und hat eher was von Kitschromänchen, auch wirkten manche Dialoge aufgrund von Infodumping u.ä. etwas verkrampft. Aber es geht ja vorwiegend um den Informationsgehalt und der ist wirklich nicht schlecht, auch sind einige alte Texte zitiert, durch die man unmittelbare Eindrücke bekommt. Manchen Leuten begegnet man immer wieder und begleitet auch sie ein wenig durch ihr Leben. Als kurzweilige Lektüre, bei der man etwas über Berlins berühmte Straße und Berlins Geschichte lernen möchte, ist es durchaus geeignet.
 

Malou

Nicht gut mit Worten

Ende der 1940er Jahre: Der Krieg ist endlich vorbei – doch in dem kleinen Ort Unnenmoor haben die Menschen kaum in ihr Leben zurückgefunden, wie auch im Rest des Landes nicht. Die alten Gewissheiten haben sich als falsch erwiesen, alles, woran man glauben und woran man sich festhalten konnte, taugt ebenso wenig als sicherer Grund wie das Moor.
Helga Bürsters neuer Roman taucht atmosphärisch und intensiv in die Zeit der Verlorenheit nach dem Zweiten Weltkrieg ein und erzählt von Menschen, denen die Orientierung abhandengekommen ist, und von ihrer Sehnsucht nach einem Leben ohne die Schatten der Vergangenheit.


Ich habe "Luzies Erbe" der Autorin vor einigen Jahren mit großer Begeisterung gelesen, was mir zunehmend seltener passiert, also war ich auch auf dieses Buch neugierig. Die übersinnlichen Themen, die reichlich vorkommen, sind zwar nicht mein Ding, aber der Blick in ein Moordorf vor dem Hintergrund der Nachkriegszeit klang interessant.
Nur bin ich diesmal nicht ansatzweise so begeistert. Die Geschichte schleppt sich dahin, es passiert nicht wirklich etwas, an dem man Anteil nehmen kann. Allerlei kleine Erlebnisse, viel Alltag, ausführlich und extrem geruhsam erzählt. Die Charaktere lassen mich bisher (bin etwa halb durch) größtenteils kalt. Der interessanteste Strang - Kriegsheimkehrer mit Amnesie - wurde dadurch versaut, dass der Klappentext die eigentlich unerwartete Wendung schon verraten hat, danach versickert dieser Strang dann auch langsam in der Bedeutungslosigkeit. Ich weiß nicht so richtig, was die Autorin uns eigentlich sagen möchte. Es liest sich recht leicht weg, manche Einblicke sind interessant, aber es plätschert eben alles halbherzig vor sich hin. Ich hatte mir wesentlich mehr erwartet.
 
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