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Malou

Nicht gut mit Worten

Wellen ist eine Sommergeschichte, eine Liebeserklärung an die Ostsee, ein Porträt der baltischen Adelsgesellschaft um die Jahrhundertwende – und vor allem: eine Liebesgeschichte.
Die junge, schöne Doralice hat ihren Mann, einen alten Grafen, verlassen, um ein neues Leben mit dem Maler Hans Grill in einem Badeort an der Ostsee zu beginnen. Mit ihrem unkonventionellen Lebenswandel und der offen gelebten Beziehung zu dem Maler erschüttert sie das starre Moralbewußtsein der adligen Kurgäste, ist zugleich aber auch Objekt der Bewunderung und des Neids. Doch auch das Zusammenleben mit dem Künstler, das für Doralice zunächst die Erfüllung ihrer Sehnsucht bedeutet hatte, leidet mehr und mehr unter Mißverständnissen und gegenseitigen Empfindlichkeiten – beide können die Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen.


Ich wollte schon lange etwas von Keyserling lesen, seitdem ich ihn durch Modicks "Keyserlings Geheimnis" etwas kennenlernte und als Person interessant fand. Nun gefällt mir "Wellen" sehr gut. Ein herrlich leichter, eleganter Schreibstil. Leicht zu lesen und sehr gekonnt. Passt übrigens zum Wetter, der heiße Sommer an der Ostsee wird herrlich veranschaulicht.
Ebenfalls schön: Keyserlings gutes Auge für Menschen, das mich ein wenig an Fontane erinnert. Schön bissig und entlarvend, wo es notwendig ist, und psychologisch interessant, wenn angebracht. Momentan ist die Handlung noch geruhsam, baut sich aber auf und wird wohl noch erfreulich düster - ich schreibe dann im Klassikerthread noch mal etwas, wenn ich das Buch beendet habe.
 

Schwurbeline

Currywurst-Expertin

Wellen ist eine Sommergeschichte, eine Liebeserklärung an die Ostsee, ein Porträt der baltischen Adelsgesellschaft um die Jahrhundertwende – und vor allem: eine Liebesgeschichte.
Die junge, schöne Doralice hat ihren Mann, einen alten Grafen, verlassen, um ein neues Leben mit dem Maler Hans Grill in einem Badeort an der Ostsee zu beginnen. Mit ihrem unkonventionellen Lebenswandel und der offen gelebten Beziehung zu dem Maler erschüttert sie das starre Moralbewußtsein der adligen Kurgäste, ist zugleich aber auch Objekt der Bewunderung und des Neids. Doch auch das Zusammenleben mit dem Künstler, das für Doralice zunächst die Erfüllung ihrer Sehnsucht bedeutet hatte, leidet mehr und mehr unter Mißverständnissen und gegenseitigen Empfindlichkeiten – beide können die Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen.


Ich wollte schon lange etwas von Keyserling lesen, seitdem ich ihn durch Modicks "Keyserlings Geheimnis" etwas kennenlernte und als Person interessant fand. Nun gefällt mir "Wellen" sehr gut. Ein herrlich leichter, eleganter Schreibstil. Leicht zu lesen und sehr gekonnt. Passt übrigens zum Wetter, der heiße Sommer an der Ostsee wird herrlich veranschaulicht.
Ebenfalls schön: Keyserlings gutes Auge für Menschen, das mich ein wenig an Fontane erinnert. Schön bissig und entlarvend, wo es notwendig ist, und psychologisch interessant, wenn angebracht. Momentan ist die Handlung noch geruhsam, baut sich aber auf und wird wohl noch erfreulich düster - ich schreibe dann im Klassikerthread noch mal etwas, wenn ich das Buch beendet habe.
Oh, das nehm ich mit, wenn ich demnächst nach Rügen fahre. Danke für den Tipp :spitze:
 

Malou

Nicht gut mit Worten

Über achtzig Sommer haben Agnes Lee und Polly Wister zusammen verbracht, in den Sommerhäusern ihrer Familien auf Fellowship Point an der Küste Maines inmitten unberührter Natur. Auch jetzt, im Alter, ist ihre lebenslange Freundschaft unverbrüchlich, trotz ihrer sehr unterschiedlichen Lebenswege: Polly hat sich ihr Leben lang immer zuallererst um andere gekümmert, um ihren Mann Dick, der Karriere als Philosophieprofessor gemacht hat, und um ihre drei Söhne, denen sie ein behagliches Zuhause und eine unbeschwerte Kindheit ermöglicht hat. Agnes hingegen hat nie geheiratet, stets alleine gelebt und sich ihrer Arbeit gewidmet: Als Kinderbuchautorin hat sie große Erfolge gefeiert, und nun drängt ihre Lektorin sie, ihre Memoiren zu schreiben. Dabei kommen schmerzhafte Erinnerungen an die Oberfläche und eine tiefe, unerfüllte Sehnsucht, die sie lange verdrängt hatte …

Ich bin jetzt zu etwa einem Drittel durch und weiß noch nicht ganz, was ich davon halten soll. Die Autorin kann zweifellos mit Sprache umgehen, schreibt auf einem sehr guten Niveau, und das erfreut natürlich. Auch hat die Geschichte etwas Ungewöhnliches, das Spiel mit den Zeiten in den Rückblicken ist gut gestaltet und ganz persönlich freue ich mich, dass zumindest am Anfang Philadelphia eine Rolle spielt.
Manche der Charaktere sind interessant, so wie die Autorin Agnes, die auch manchmal unterhaltsame Einblicke in ihre Arbeit und ihre Gedanken darüber gibt. Andere Charaktere sind schrecklich eindimensional und stereotyp.
Es gibt herrliche Szenen, in die man beim Lesen eintauchen kann und es gibt leider auch sehr viele langatmige banale Szenen. Das Buch hat 700 Seiten, die Autorin hat 17 Jahre daran gearbeitet und das merkt man. Es ist in Teilen sehr schwerfällig. Auch nervt mich der feindselige Feminismus, der immer wieder durchklingt, ebenso wie der erhobene Zeigefinger und die "jetzt erkläre ich euch mal was über das Leben, Kinder"-Passagen. Die Autorin ist zweifellos eine gebildete und lebenskluge Frau, was sich im Schreibstil angenehm bemerkbar macht, aber sie lässt es auch sehr gerne raushängen, was sich im Inhalt bemerkbar macht.
Was ich auch nicht gerne mag, was aber momentan modern zu sein scheint: lange erzählende Passagen, die auf den Seiten regelrecht mauerartig aussehen, weil sie aus endlosen Absätzen bestehen und kein Dialog vorkommt. Ich mag Szenen mit Dialogen viel lieber, Szenen, in denen man unmittelbar dabei ist, die man miterleben kann.
Mal sehen, wie es weitergeht und ob die positiven Teile irgendwann doch überwiegen. Vorhanden sind sie jedenfalls.
 

Teddy Horn

Mitglied
Jan Weiler mag ich total, gerade für den Urlaub...
Den lese ich jeden Sonntag, gleich als erstes morgens, mit seiner Kolumne "Mein Leben als Mensch" :). Immer wieder gut, als Autor ist er mir bisher jedoch noch nicht begegnet.

Aktuell lese ich Thomas Bagger "Feuer"
Nach seinem Debüt mit "Nacht", Band 2 der Reihe um die Task Force 14. Fünf ermordete Priester auf den Faröer-Inseln. Mittendrin der besondere Ermittler Lucas Stage. Die Romane bauen auf, teilweise atemberaubendes Tempo in den Handlungen mit vulgären, brutalen Nuancen und nicht die üblichen Klischees mit "Gut" und "Böse". Ich war von Anfang an begeistert, war mir aber nicht sicher, ob meine Frau das auch wirklich liest. Nachdem sie Nacht gelesen hat, lechzt sie schon nach dem Feuer.
Das gute... Band 3 "Die Totgeweihten vom Temeswar " erscheint am 30.12. - meine Sylvesterlektüre :)
Wer mit dem Autor nichts anfangen kann
 

FrauE

...
Den lese ich jeden Sonntag, gleich als erstes morgens, mit seiner Kolumne "Mein Leben als Mensch" :). Immer wieder gut, als Autor ist er mir bisher jedoch noch nicht begegnet.

Aktuell lese ich Thomas Bagger "Feuer"
Nach seinem Debüt mit "Nacht", Band 2 der Reihe um die Task Force 14. Fünf ermordete Priester auf den Faröer-Inseln. Mittendrin der besondere Ermittler Lucas Stage. Die Romane bauen auf, teilweise atemberaubendes Tempo in den Handlungen mit vulgären, brutalen Nuancen und nicht die üblichen Klischees mit "Gut" und "Böse". Ich war von Anfang an begeistert, war mir aber nicht sicher, ob meine Frau das auch wirklich liest. Nachdem sie Nacht gelesen hat, lechzt sie schon nach dem Feuer.
Das gute... Band 3 "Die Totgeweihten vom Temeswar " erscheint am 30.12. - meine Sylvesterlektüre :)
Wer mit dem Autor nichts anfangen kann
Könnten was für meinen Mann sein...
 

Malou

Nicht gut mit Worten

Die junge Honora war schon immer eine Außenseiterin in ihrem Dorf an der irischen Westküste. Es ist das Jahr 1849. Als die Hungersnot ihre Gemeinschaft mit brutaler Wucht trifft, schöpft sie genau aus ihrem Anderssein die Kraft zu überleben. Nachdem sie alles verloren hat, bricht sie auf nach Amerika, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Honora gibt nicht auf, ehe sie ihre Freiheit findet – und jemanden, der sie als das erkennt, was sie ist.

Ich habe jetzt etwa zwei Drittel gelesen. Es liest sich sehr gut weg, ziemlich flüssig und leicht geschrieben. Zuerst ging es um die Hungersnot in Irland, dann die Überfahrt in die USA und das Leben als Dienstmädchen in New York, jetzt sitzt die Protagonistin in einem Bordell im Oregon Territory fest, gemäß des üblichen Tricks: sie soll die Kosten, die ihr für die Überfahrt vorgestreckt wurden, dort zwangsweise abarbeiten.

Das ist einerseits thematisch interessant, gerade über die Hungersnot in Irland wusste ich relativ wenig, und das ist eindringlich geschildert. Auch die Lage junger irischer Frauen in den USA ist interessant. Es ist mir ein wenig zu unemotional erzählt, irgendwie springt der Funke bei mir nicht so über, auch wenn es als Lektüre ganz angenehm ist.
 

Malou

Nicht gut mit Worten

Das Leben Marie Luise Vogelers (1901–1945) ist voller märchenhafter Magie und harter politischer Realitäten. Stets im Schatten ihres berühmten Vaters Heinrich und ihres Mannes Gustav Regler führt sie ihr Lebensweg von Worpswede über Berlin und nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ins Exil nach Paris, Moskau und Mexiko-Stadt. Im Sturm einer lebensbedrohlichen Erkrankung stellt sie sich den Fragen an ihr Leben – und lernt zugleich das Sterben. Schonungslos, fragil und zäh gleichermaßen prüft Marie Luise die sie prägenden Bilder ihres Vaters.

Hier bin ich sehr angetan von der Sprache, was mir bei Büchern leider immer seltener so geht. Die Autorin schreibt einen bemerkenswerten Stil, hier spürt man einfach das Können. Auch die Geschichte Marie Luise Vogelers - die ich bisher nicht kannte - ist interessant. Zwischendurch gibt es ein paar Längen, aber insgesamt ist ihr Leben auf vielfältige Weise mit den historischen Ereignissen verwoben, und auch ihre familiärer Hintergrund liefert Einblicke in eine Welt, die zu jener Zeit ungewöhnlich ist- der Liebhaber der Mutter lebte zeitweise mit im Haus, der Vater wurde Sozialist, emigrierte in die Sowjetunion und gehörte zu den zahlreichen Opfern des dortigen Systems.
Liest sich überwiegend gut und interessant.
 
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