Interview nach dem LEV-Spiel bei Premiere

Kassensturz
Von Horst Konzok

Der 1. FC Kaiserslautern treibt das Feld in der Fußball-Bundesliga weiter vor sich her: Die ¸¸Roten Teufel" zieren jetzt das Tabellenende. Sieben Punkte aus neun Spielen sind arg wenig, gerade mal vier Zähler aus fünf Heimspielen sind blamabel! Gegen Bayer Leverkusen fehlte der Mannschaft nach der Pause der Mut, die Entscheidung zu zwingen. Bezeichnend, dass der FCK erst in der 77. Minute zu seiner ersten Chance nach dem Seitenwechsel kam. Die Angst, das Spiel zu verlieren, war größer als der Glaube, es gewinnen zu können. Anders ist der halbstündige Durchhänger nach der Pause nicht zu erklären. So fehlte dem starken Carsten Jancker die Unterstützung von den Flügeln und aus dem Mittelfeld. Liegt Zandi schief, ist auch Engelhardt nicht so wirkungsvoll. Jancker, der Sturmtank, haute sich rein, er zeigte Moral, er bewies Klasse, war sehr gefährlich, aber auch ohne Fortune. Und er war den Fans dankbar für ihren Langmut. ¸¸Man sieht ja, was hier los ist, wenn wir Druck machen, Pressing spielen", erinnerte der einstige Nationalstürmer nach den furiosen Schlussminuten an die famose Reaktion des Publikums. Das Gros der Fans in der Fußball-Pfalz hat längst begriffen: Sechseinhalb Jahre nach dem sensationellen Meisterstück geht es wieder nur noch ums sportliche (und wirtschaftliche) Überleben. Dazu braucht es Typen, Siegertypen. Jancker ist so einer.

Der Fehlstart hat die Position von Trainer Kurt Jara in Kaiserslautern weiter geschwächt. Der Österreicher aber kämpft um seinen Job. Am Freitag beim Abschlusstraining zeigte sich der 54-Jährige lauter als gewohnt, versuchte auch den in den letzten Wochen nicht eben konzentriert wirkenden Torwart Tim Wiese wach zu kitzeln. Im Klassenkampf braucht der FCK einen hellwachen Wiese, der Topform abruft, sich voll engagiert. Eine halbe Stunde vor der Partie gegen die Leverkusener kam Jara auf den Rasen, dankte artig für den freundlichen Beifall von den Rängen. Seinen Job sichern kann ihm aber nur die Mannschaft, die jetzt punkten muss. Nächsten Sonntag nach dem Spiel gegen Bielefeld will René C. Jäggi Kassensturz machen. Der Sanierer ist ein kühler Rechner. Er weiß, dass ein Abstieg teurer als ein Trainerwechsel kommen würde.

Mit 14 von 21 Punkten hat sich Aufsteiger Arminia Bielefeld eine imponierende Zwischenbilanz erarbeitet. Das 1:0 gegen Hertha BSC, der erste Heimsieg der fast Namenlosen, auch ein Lohn der Arbeit, die Trainer Uwe Rapolder in Ostwestfalen leistet. Eine bemerkenswerte Rolle in der Vierer-Abwehrkette spielt Petr Gabriel, der ehemalige tschechische Nationalverteidiger. Beim 1. FC Kaiserslautern musste er vor einem Jahr gehen, weil ihm keiner mehr zutraute, sich nach einer unglaublichen Verletzungsserie in Liga eins noch etablieren zu können. Irrtum! Denn Gabriel, der große Kämpfer, ist eine Säule der Innenverteidigung der Arminen, ein Vorbild an Kampfkraft und Disziplin. Nach einem Jochbeinbruch spielt der 31-Jährige derzeit maskiert. Aber unverkennbar gut und leidenschaftlich.

Tabellenführer nach der ersten Saisonniederlage des VfB Stuttgart ist der VfL Wolfsburg. So wird die Partie des FC Bayern gegen Wolfsburg zum Schlager des 10. Spieltages. Der Erfolg des VfL ist in der stark verbesserten Defensivarbeit begründet. Zu der trägt Torwart Simon Jentzsch bei. Von Jürgen Röber auf die Bank verbannt, ist der Ex-¸¸Löwe" unter Trainer Erik Gerets erst richtig bei den ¸¸Wölfen" angekommen.

Am nächsten Sonntag will FCK-Boss Jäggi Kassensturz machen. Trainer Kurt Jara helfen jetzt nur noch Punkte.

¸¸Der Sanierer ist ein kühler Rechner. Er weiß, dass ein Abstieg teurer als ein Trainerwechsel kommen würde."



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