aus dem kicker:
"Nicht mehr bereit, immer alles zu schlucken"
Ist seit dem 3. Februar 2004 Trainer in Kaiserslautern: Kurt Jara
München - Es war der große Paukenschlag nach dem Aus im DFB-Pokal gegen Schalke 04. Kaiserslauterns Coach Kurt Jara platzte wegen den Reaktionen der Fans der Kragen und drohte mit Rücktritt.
"Es ist unmöglich, wie sich die Zuschauer verhalten haben", schimpfte er, "die pfeifen bei jeder Ein- und Auswechslung. Alles, was ich mache, wird hier mit Pfiffen kommentiert."
Jara war von den Lauterer Fans wüst beschimpft worden, als er den ungeliebten Stürmer Selim Teber einwechselte, der später allerdings zwei Treffer erzielte.
Fans wollen Toppmöller
"Dieser Fremdenhass hier ist unerträglich", ging Kaiserslauterns Präsident Rene C. Jäggi nach dem Spiel verbal auf die Fans los. "Jetzt spielen neun Deutsche und nun ist scheinbar Kurt dran."
Der Vereinsboss stellte sich hinter seinen Trainer und rückte andere in die Verantwortung: "Wenn die Westkurve ihren Toppmöller haben will, dann müssen sie bei der Mitgliederversammlung Verantwortung übernehmen und ihn holen."
Nicht mehr zu akzeptieren
Und beim FCK-Coach brodelte es: "Was hier gegen meine Person abgeht, ist unter der Gürtellinie. Das habe ich nicht nötig. Ich bin nicht bereit, alles zu schlucken. Ich werde das Gespräch mit dem Präsidenten suchen."
Nach einer Nacht Schlaf beruhigte sich der Trainer allerdings wieder und gab zu, "keinen Gedanken an einen Rücktritt" verschwenden zu haben: "Bei mir hatte sich sich durch einige Vorfälle in der Vergangenheit einiges aufgestaut, was jetzt einfach einmal raus musste."
Sportlich im Aufwind
Die gezeigte Leistung der Pfälzer gibt dem Trainer auch allen Grund weiterzumachen. 22.500 Zuschauer sahen auf dem Betzenberg ein sensationelles Pokalspiel, das erst im Elfmeterschießen entschieden wurde.
"Die Mannschaft hat eine großartige Leistung gezeigt und hat alles gegeben", lobte Jara noch vor seinem späteren Wutausbruch. Nach dem verpatzten Saisonstart mit lediglich sechs Punkten aus fünf Spielen kann sein Team viel Selbstvertrauen aus der Niederlage ziehen.
Jara zurück nach Österreich?
Aber hat Jara wirklich die Nase voll von den FCK-Fans? Oder bereitet er lediglich seinen Abgang aus der Pfalz vor und nimmt seinen Hut, bevor er wegen Erfolglosigkeit gehen muss?
Den 53-Jährigen zieht es zurück in seine Heimat. "Ich werde sicher einmal Nationaltrainer in Österreich", erklärte der ehemalige Bundesligaprofi vor wenigen Wochen in der Zeitung "Sonntag aktuell".
Nur hat er sich da vielleicht ein wenig verkalkuliert, denn in Österreich sitzt Bundestrainer Hans Krankl nach den vier Punkten aus zwei Spielen (2:2 gegen England und 2:0 gegen Aserbaidschan) in der WM-Qualifikation wieder sicher im Sattel.