Hier wird jedes Gegentor dem Torwart angekreidet
London - Der Einsatz am Wochenende kam Jens Lehmann "wie ein Trostpreis" vor. Mehr war es auch nicht.
Arsenals Trainer Arsene Wenger hat bereits deutlich gemacht, dass der deutsche Nationaltorwart in bedeutsamen Matches seines Klubs nicht mehr eingesetzt werden soll.
Nun hat Jens Lehmann sein Schweigen gebrochen und zum ersten Mal seit langem ausführlich und offen über seine Degradierung gesprochen. Er reagiert mit einer Mischung aus Verbitterung und Trotz auf die Versetzung ins zweite Glied.
Lehmann zeigt sich kämpferisch, was seinen Platz bei den "Gunners" angeht: "Ich habe noch einen Vertrag bis 2006 und will nicht vorher gehen. Es gibt keinen Grund zu wechseln. Ich werde gestärkt aus dieser Situation hervorgehen und schon bald wieder spielen. Davon bin ich überzeugt", erklärte Lehmann in der englischen Zeitung "The Sun".
Wenger hat aber bereits angekündigt, dass Manuel Almunia nun seine Nummer eins ist. Lehmann macht er kaum mehr Hoffnung.
"Ich weiß, dass Jens Lehmann um seine Rückkehr ins Tor kämpfen wird, aber mit dem Ziel der WM vor Augen, glaube ich nicht, dass er glücklich sein wird, als Nummer zwei hier zu bleiben. Die WM ist ein Problem für ihn und für mich", sagte der Coach im "kicker".
Ein Wechsel spätestens im Juni ist daher sehr wahrscheinlich.
Lehmann ist verbittert über die abrupte Degradierung. Er ist sich keines Fehlers bewusst.
"Mir werden vielleicht viele Tore vorgeworfen. Aber de facto habe ich hier nie einen typischen Torwartfehler gemacht", behauptet Lehmann. Er fragt sich: "Was habe ich falsch gemacht?"
Er fühlt sich als Sündenbock und macht den Verantwortlichen des Klubs schwere Vorwürfe.
"Bei diesem Klub wird jedes Gegentor dem Torwart angekreidet. Aber wenn sie jemand finden können, der niemals auch nur den kleinsten Fehler macht, sollten sie ihn sofort unter Vertrag nehmen", schimpft er und fügt hinzu: "Es wird sehr schwer, diese Person zu finden."
Den Vergleich mit Almunia scheut Lehmann in keinster Weise: "Natürlich denke ich, dass ich besser bin als Almunia. Ich spiele nur nicht, weil der Chef so entschieden hat."
Und weiter: "Wenn man meine Fehler mit der Anzahl meiner Spiele hier in Relation setzt, dann spricht die Vernunft für mich." Der letzte Satz ist eine Empfehlung - aber auch ein Seitenhieb.
Michael Gerhäußer