Vatreni
Hrvatska u srcu!
Auch das dritte TV-Duell konnte Kerry für sich entscheiden und je nach Umfrage mehr oder weniger deutlich. Bush war nicht so souverän wie in der zweiten Debatte und befand sich die meiste Zeit in der Defensive. Trotzdem wird es ein verdammt enges Rennen um das höchste Amt und ich befürchte dass dank des Wahlsystems wieder G.W. Bush die Nase vorn hat. Dafür wird sein Bruder schon sorgen
TV-Duell mit scharfer Munition
Weniger als drei Wochen vor der US-Wahl haben sich Präsident George W. Bush und Herausforderer John Kerry in ihrem dritten und letzten Fernsehduell erneut einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Die 90-minütige Debatte am Mittwochabend (Ortszeit) drehte sich vorwiegend um die Innenpolitik. Bush beschrieb den Rivalen als einen "weit links" angesiedelten Politiker, der mit seinen Plänen für die Reform des Sozialsystems auf die staatliche Bevormundung der Bürger setze. Kerry wies dies zurück und bezeichnete sich als "Verteidiger des amerikanischen Arbeiters". Dem Präsidenten warf er vor, die wachsenden Nöte der Mittelschicht zu ignorieren.
Obwohl die Debatte offiziell auf die Innenpolitik beschränkt war, bekräftigen beide Kandidaten auch ihre konträren Positionen zum Irak und Außenpolitik. Bush habe das Land "bedauerlicherweise in einen Krieg gestürzt" und "Bündnisse zur Seite geschoben", beklagte Kerry gleich zu Beginn der Debatte an der University of Arizona in Tempe bei Phoenix. Die USA seien nun "nicht so sicher sind, wie wir es sein sollten". Bush verteidigte dagegen den "Fortschritt" seiner Regierung im Kampf gegen den Terror. Dreiviertel der Führungsmitglieder der Terrororganisation Al-Qaida seien inzwischen getötet oder festgenommen worden.
Im innenpolitischen Teil der Diskussion wies Kerry darauf hin, dass Bush der erste Präsident seit der großen Weltwirtschaftskrise vor mehr als 70 Jahren ist, während dessen Amtszeit unter dem Strich Arbeitsplätze verloren gingen. Zudem bemängelte der Demokrat, dass die USA als das reichste Land der Welt zugleich "der einzige Industriestaat" seien, in dem nicht alle Kinder eine Krankenversicherung hätten. Er kündigte an, dass er dies durch eine breite Reform ändern wolle, die auf verstärkte staatliche Hilfen setzt. Finanziert werden soll das Projekt durch die Rücknahme der von Bush durchgesetzten Steuersenkungen für Bezieher von Jahreseinkommen von mehr als 200.000 Dollar.
Bush wählte die Strategie des verwundbaren Amtsinhabers, dessen Politik attackiert wird und dessen Wiederwahl gefährdet scheint. Geradezu verzweifelt schien der Präsident zu versuchen, die Wähler zu überzeugen, gegen Kerry zu stimmen - selbst wenn sie zögerlich sein sollten, für Bush zu stimmen. Der Präsident habe kaum eine andere Wahl gehabt, als den Blick von der eigenen Amtsführung auf Kerry zu lenken, sagte Tony Fabrizio, ein republikanischer Berater in Washington. Bush habe sich in der dritten Fernsehdebatte entschlossen verteidigt. Ein Berater aus dem Lager der Demokraten, Dane Strother, sprach nach dem Schlagabtausch von einem Unentschieden.
Ähnlich scheint die Stimmung bei den Wählern zu sein. Der bisher noch unentschiedene Allan Ramsey meinte, dass er nun vielleicht eher für Kerry stimmen werde, auch wenn ihn die Politshow nicht sonderlich beeindruckt habe. "Ich bin froh, dass dies die letzte war", sagte der 67-Jährige in West Virginia. "Ich habe genug von dem immer gleichen Gerede."
Davon gab es tatsächlich genug. Die Debatte begann mit Versicherungen der beiden Kontrahenten, dass die Welt auch nach dem 11. September wieder sicher sein könne - falls denn am 2. November der einzig Richtige gewählt werde. Eine Frage zum knappen Impfstoff gegen die Grippe drehte Kerry in eine ausführliche Anklage gegen Bushs Gesundheitspolitik um: "Dieser Präsident hat dem Wohlergehen Amerikas den Rücken zugewandt."
Bush konterte, dass eine "Litanei von Klagen" noch lange kein politisches Konzept sei. Sein Rivale habe in der Gesundheitspolitik nur leere Versprechungen zu bieten. Wiederholt versuchte Bush, die Darlegungen Kerrys als übertrieben hinzustellen. Er warf ihm vor, dutzendfach an Steuererhöhungen mitgewirkt zu haben und mit der von ihm geplanten Innenpolitik weitere Belastungen der Bürger in Kauf zu nehmen: "Raten Sie, wer schließlich die Steuerlücke bezahlen wird - der Mittelstand."
Nach Arbeitsplätzen befragt, kam Bush auf die Bildung zu sprechen. Da habe er in vier weiteren Amtsjahren noch viel vor. Kerry hielt Bush entgegen, dass er ausweichend antworte, weil er für den Verlust von mehr als 800.000 Arbeitsplätzen verantwortlich sei.
Bush vermied diesmal die Grimassen der ersten Debatte und schenkte seinem Kontrahenten nur einen kalten Blick, gefolgt von einem kleinen Lächeln, als er zu seinem Glas Wasser griff.
Dann holte er zum Gegenschlag aus. "Mein Gegner spricht von finanzpolitischer Gesundheit", sagte Bush. "Seine Leistung im Senat der Vereinigten Staaten reicht nicht an seine Rhetorik heran." Es gebe einen Mainstream in der amerikanischen Politik, hielt der Präsident dem Gegenspieler vor - "und Sie sitzen weit links." Wie zur Widerlegung leitete Kerry die Debatte über Ehe und Homosexualität mit dem Bekenntnis ein: "Wir sind alle Gottes Kinder."
Für den 73-jährigen John Barker aus Tampa, Florida, war die Debatte eine Hilfe bei der Wahlentscheidung. Bush habe ihm viele Gründe genannt, gegen Kerry zu stimmen, sagte Barker. "Aber warum sollte ich ihn noch einmal wählen?"
In der Debatte ging es auch um Themen wie die Homo-Ehe, Abtreibung und Religion. Während Bush sich erneut gegen Abtreibungen aussprach, sagte Kerry, dies sei "eine Wahl zwischen einer Frau, Gott und ihrem Arzt". Beide Kandidaten betonten, dass die Institution der Ehe auf die Gemeinschaft zwischen Mann und Frau beschränkt bleiben sollte. Der Demokrat wandte sich aber erneut gegen das von Bush propagierte Verfassungsverbot der Homo-Ehe. Die Zuständigkeit dafür solle bei den Bundesstaaten bleiben, sagte er. Bush wie Kerry bekannten sich zu auch ihrem christlichen Glauben. Bush sagte, durch das Gebiet finde er "Ruhe inmitten der Stürme seiner Präsidentschaft". Kerry beschrieb sich als gläubigen Katholiken, der aber den Katholizismus von seinem Präsidentenamt trennen wolle: "Ich führe die Kampagne nicht, um ein katholischer Präsident zu sein."
Erste Blitzumfragen kurz nach der Debatte sahen Kerry übereinstimmend als Sieger. Beim Fernsehsender CNN lag er mit 52 Prozent 13 Punkte vor Bush, beim Sender CBS mit 39 Prozent 14 Punkte vorn und bei ABC mit 42 Prozent einen Punkt vorn. Schon die ersten beiden Duelle hatte der Demokrat den Umfragen zufolge für sich entschieden, das zweite allerdings knapper als das erste. Nachdem Kerry schon als Folge der ersten zwei Debatten wieder zu Bush hatte aufschließen können, ist nun bis zum Wahltag am 2. November ein äußerst knappes und erbittertes Rennen zu erwarten.