Kicker Interview mit C.Hochstätter

drunkenbruno

Keyser Söze
Bundesliga
Interview mit Christian Hochstätter (Sportdirektor in Mönchengladbach) - 28.10.2004 09:56
Wie groß ist Ihr Anteil an der Misere?
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Christian Hochstätter (l.) nimmt zur Trennung von Holger Fach (r.) Stellung.
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Holger Fach musste gehen. Für ihn ist als Trainer in Gladbach Schluss - zu wenig Erfolg. Aber auch Christian Hochstätter, der Sportdirektor, muss sich jetzt kritische Fragen gefallen lassen.
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kicker: Herr Hochstätter, Holger Fach hat die sportliche Talfahrt zu verantworten und musste gehen. Wie schwer trifft Sie persönlich die Entlassung?

Christian Hochstätter: Natürlich berührt sie mich menschlich. Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Trotzdem weiß er, dass immer der Verein an erster Stelle steht. Das Präsidium und die Geschäftsführung haben beraten und sind einstimmig zu dieser Entscheidung gekommen.

kicker: Als Ewald Lienen vor knapp über einem Jahr die Koffer packen musste, beklagte er den Stil seiner Demission. Wurde bei Fach die ganze Zeit über mit offenen Karten gespielt?

Hochstätter: Ja, das war von der ersten Minute an klar, als er seinen Vertrag als Profitrainer unterschrieben hat. Er wusste, dass nach dieser Niederlage in Bochum solche Gedankenspiele aufkommen; und auch, dass wir am Mittwochmorgen im Präsidium zusammensitzen und die Situation analysieren. Es ist mir wichtig, ihm vorbehaltlos in die Augen schauen zu können.

kicker: Holger Fach hat sich am Mittwoch zurückgezogen. Wie nahm er den Präsidiumsbeschluss auf?

Hochstätter: Sicherlich ist er enttäuscht. Gerade, weil die Saison nicht so verlief wie sie sich der ganze Verein vorgestellt hat. Er weiß aber auch, dass die Ergebnisse ausgeblieben sind, da ist er Realist. Dennoch rechne ich fest damit, dass die Borussia nicht seine letzte Trainerstation war.

kicker: Ist Fach ein Stück an sich selbst gescheitert, weil seine Außendarstellung nicht glücklich war, wie die Spielerkritik nach dem Rostock-Spiel?

Hochstätter: Nein. Die Mannschaft hat Fach nicht abgeschoben oder abgelehnt. So einfach es manchmal klingt: Ihm fehlte auch das Quäntchen Glück. Dass mal ein Ball reingeht statt knapp daneben.

kicker: Welchen Einfluss hatte die Mannschaft?

Hochstätter: Zunächst einmal: Rücksprache mit den Spielern wurde nicht gehalten. Die Mannschaft hat nicht die Ergebnisse erzielt, die wir uns alle vorgestellt haben. Sie steht auf dem Platz und trägt damit eine Mitverantwortung.

kicker: Sie hatten mit Holger Fach den Kader zusammengestellt und bewusst einen Neuaufbau eingeleitet. Wie groß ist Ihr Anteil an der Misere und nun der Druck auf Sie?

Hochstätter: Bei jeder Trainerentlassung muss man sich hinterfragen. Das liegt auf der Hand.

kicker: Mit welchem Ergebnis?

Hochstätter: Das macht jeder mit sich selbst am besten aus. Ich will aber keineswegs, dass nur noch die Entlassung in den Köpfen der Öffentlichkeit hängen bleibt. Er hat uns in der vergangenen Saison aus einer schwierigen Situation manövriert und auf Platz elf, der besten Platzierung seit dem Aufstieg, geführt. Das darf man nicht vergessen.

kicker: Horst Köppel muss gleich gegen den FC Bayern ran. Ist das eine Chance oder eher ein aussichtloses Unterfangen?

Hochstätter: Es ist keine einfache, aber eine interessante Aufgabe. Die drei Punkte haben wir nicht abgeschrieben. "Wir haben keine Namensliste parat."

kicker: Was erwarten Sie von Horst Köppel?

Hochstätter: Er ist ein erfahrenener Mann. Als Spieler und Trainer. Er kennt die Situation und weiß, was auf ihn zukommt. Wir sind froh, dass er sich in dieser Situation zur Verfügung gestellt hat.

kicker: Welches ist Köppels vordringlichste Aufgabe?

Hochstätter: Wir hoffen, dass er mit seiner sachlichen Art den Spielern die Verunsicherung nimmt und die Verkrampfung löst.

kicker: Wann soll die Suche nach dem neuen Cheftrainer abgeschlossen sein?

Hochstätter: Wir setzen uns nicht unter Druck. Wir wollen uns Zeit nehmen und in aller Ruhe die richtige Entscheidung treffen.

kicker: Es kursieren schon hochkarätige Namen wie Hitzfeld oder Völler, selbst eine Rückkehr von Hans Meyer oder Jupp Heynckes steht im Raum. Ist das realistisch?

Hochstätter: Wir haben uns frisch von Fach getrennt und keine Namensliste parat, die wir nach und nach abklappern. Unsere Entscheidung fiel kurzfristig, deshalb versuchen wir es zunächst mit der Interimslösung.

kicker: Noch einmal: Wird auf der Trainerbank nach einer "großen Lösung" gesucht oder bekommt vielleicht wieder ein Newcomer eine Chance?

Hochstätter: Über solche Dinge zu spekulieren, ist absolut zu früh.

kicker: Welche Kriterien muss der neue Mann denn erfüllen bzw. welche Philosophie vertreten?

Hochstätter: Ganz einfach: Er muss zur Mannschaft passen, für andere Dinge ist es zu früh. Das wichtigste ist, dass das Team so schnell wie möglich in die Erfolgsspur zurück findet. Bis zur Winterpause wollen wir unsere Ausgangslage deutlich verbessern.

kicker: Muss das Saisonziel revidiert werden?

Hochstätter: Nein. Die Plätze, die uns vorschweben, sind nur drei bis vier Punkte entfernt. Wir müssen allerdings schnell den Anschluss daran herstellen. Am liebsten wäre es uns allen, wir fangen gegen Bayern München damit an.

Interview: Jan Lustig
 
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