Klose: Bärenstark, aber wenig euphorisch
Dass Werder trotz klarer Führung noch zittern musste, ärgert den Bremer Torjäger gewaltig
BREMEN (flü) Als Miroslav Klose die Katakomben der MSV-Arena betrat, musste er "erstmal runterkommen und durchatmen". Das 5:3 gegen Duisburg hatte beim Bremer Stürmer Spuren hinterlassen. Eigentlich hätte sich der 27-Jährige riesig freuen müssen. Schließlich hatte er zweimal getroffen und war auch an den anderen drei Toren unmittelbar beteiligt gewesen. Doch in Jubel brach Klose deshalb nicht aus. Vielmehr ärgerte ihn, dass Werder nach einer 3:0-Führung einen schon sicheren Sieg fast noch aus der Hand gegeben hätte. "Dass es noch mal eng wurde, muss sich das ganze Team ankreiden. Wenn es gut läuft, neigen wir dazu, uns weniger zu bewegen", meckerte der Bremer Stürmerstar, "Spaß hat mir das Spiel nicht gemacht."
Klose ärgerte besonders, "dass wir einfach nicht schneller umgeschaltet haben. Was wir da teilweise gezeigt haben, war schon traurig." Dadurch seien die drei Gegentore gefallen: "Dabei ist es in erster Linie doch wichtig, zu Null zu spielen. gerade wenn man international bestehen will." Von daher sei die Partie in Duisburg "kein Spiel aus dem Lehrbuch gewesen. Das Einzige, was zählt, sind die drei Punkte."
Zu dem Erfolg hatte Klose den größten Teil selbst beigetragen. Am Tag des WM-Eröffnungsspiels gegen Costa Rica am 9. Juni feiert der Stürmer seinen 28. Geburtstag, und er will als Bundesliga-Torschützenkönig ins Turnier gehen. Mit seinen beiden Toren gegen Duisburg schraubte Klose seine Saisonbilanz auf 22 Treffer. Damit hat er die Kanone zwei Spieltage vor Schluss schon so gut wie sicher. Seine ärgsten Konkurrenten Halil Altintop (Kaiserslautern) und Dimitar Berbatov (Leverkusen) folgen mit jeweils 18 Toren und schon gebührendem Abstand. Doch auch das war für Miroslav Klose kurz nach dem Spiel "nicht wichtig. Ich freue mich nur über die drei Punkte."
Miroslav Klose ist ein Phänomen, das Beste, was Fußball-Deutschland im Angriff derzeit zu bieten hat. Ein Blick auf die Statistiken macht dies deutlich. Seine bislang längste Torflaute von drei Spielen ohne Treffer beendete Klose in der MSV-Arena standesgemäß mit einem Doppelpack. Es war bereits sein fünfter (!) in der laufenden Saison. Zudem gelang ihm am 9. Spieltag beim 6:2 gegen Nürnberg ein "Dreier". In Duisburg bekam Werder zum vierten Mal in dieser Spielzeit einen Elfmeter zugesprochen - alle hat Klose herausgeholt. Das schaffte kein anderer Bundesligaspieler in dieser Saison.
Und noch etwas zeigt die beeindruckende Statistik auf: Zu Kloses 22 Toren kommen noch 13 Torvorlagen. Damit ist der Topstürmer an 35 Bremer Treffern beteiligt - Wahnsinn! Zumal langwierige Verletzungen ihn häufiger zu einer Pause zwangen, Klose für diese Top-Quote nur 24 Spiele benötigte. Von seinem Wert für die Mannschaft als leidenschaftlicher Kämpfer und Führungsspieler ganz zu schweigen.
Dieser Wert wurde in Duisburg einmal mehr deutlich. Nur einmal zeigte Miro eine Schwäche, als MSV-Keeper Georg Koch seinen Elfmeter an den Innenpfosten lenkte. "Wir kennen uns noch auch unserer Zeit in Kaiserslautern. Daher hat Georg die Ecke geahnt", schmunzelte Klose, der aber cool blieb und den Ball Sekunden später per Kopf doch noch ins Tor bugsierte.