Logisch erscheint es mir nicht, die einzigen Menschen, die dafür sorgen können, dass der Staat weiter existieren kann, brutal auszubeuten.
Du hast das alles gut dargelegt, auch wenn ich manche Sachen anders sehe. Aber es ist schade, dass dir das Buch so wenig gefällt. Kenne ich aber, manchmal klappt es zwischen einem Buch und eine selbst einfach nicht, daran ist dann nichts zu deuteln. Ich habe noch mal meine Gedanken dazu geschrieben, damit will ich dir jetzt deine Meinungen nicht absprechen (klingt wahrscheinlich beim Lesen ein wenig so, weil ich mehrfach widerspreche), sondern nur darlegen, warum ich einen anderen Eindruck habe.
Was den Umgang mit Mägden, Ehefrauen etc. betrifft, finde ich das schon recht schlüssig, wenn man es mit den fundamentalistischen Augen betrachtet (und z.B. mal nach Afghanistan blickt). Sie müssen sie ja irgendwie dazu bringen, Kinder zu bekommen, was nicht alle von sich aus wollen. Genau so funktionieren Diktaturen m.E. - ob man nun Zwangsarbeiter ausbeutet, politische Feinde in Lager steckt, Wissenschaftler entführt und dazu zwingt, ihr Wissen in den Dienst des Staates zu stellen, etc. etc. Was man freiwillig nicht bekommen kann, holt man sich durch Unterdrückung und Gewalt.
Eine kleine Bande fundamentalchristlicher, menschenverachtender Möchtegernputschisten übernimmt in einer gewachsenen Demokratie über Nacht die Macht über 200 Millionen Menschen und die alle fügen sich, sofort?
So ist es aber doch meistens bei Putschen, oder? Gut, ob das nun in den USA so reibungslos gehen würde, mag mal dahingestellte sein, da sehe ich deine Zweifel (andererseits, wenn ich da an die gröhlenden Horden denke, die Trump folgen ...). Aber wenn diese Bande gut geschult und lange vorbereitet ist und evtl. im Miltär genügend Rückhalt hat? Und ob die klein ist, wissen wir ja gar nicht. Wie einflussreich sie vorher waren, auch nicht. Dieser eine Kommandeur, der mit Lydia redet und dessen Namen ich nicht weiß, erwähnte ja, er wäre vorher schon wichtig gewesen.
Aus den Erinnerungen der Magd wissen wir ja auch, dass nicht alle Frauen sofort verhaftet wurden - sie lebte ja noch eine Weile dort, bevor sie flüchtete - natürlich ohne Arbeit, ohne Geld, also schon entrechtet, aber keineswegs verhaftet. Ich könnte mir vorstellen, dass erst mal die beruflich besonders "relevanten" Frauen eingesackt wurden, weil man wusste, man würde sich ihrer entweder bedienen können oder sie eliminieren müssen, weil sie als Gegner organisierter wären. Diese Ökonofrauen lässt man ja zum Beispiel ganz normal weiterleben.
Meines Erachtens fangen Dikaturen genau so an - man weiß schon vorher, wen man sich schnappt und so kann man zielgerichtet vorgehen und sich dann nach und nach vorarbeiten. Die Nazis haben es ja auch sehr schnell geschafft, alles auszuhebeln und Gewalt und Terror zu verbreiten - klar, weniger stabile Demokratie, aber es ging überraschend schnell und drastisch. Und dann gab es ja auch jene, die glaubten "Ja, das ist der unangenehme Übergang, die beruhigen sich irgendwann wieder." Hoffnung spielt eben auch eine Rolle, dass es ein unangenehmes Zwischenspiel ist (wurde ja auch offiziell so vermittelt, Übergangsphase) und damit Zeit, alles einzurichten und zu etablieren.
, die in ein paar Tagen "Dankfabrik" (das Wort ist allerdings wirklich schön, der Thank Tank statt des Think Tanks) auf Kurs gebracht werden - Richterinnen, die über Nacht zu Mördern werden, weil irgendwelche Leute es ihnen befehlen?
Weil sie gebrochen wurden und keine Wahl haben. Den Teil fand ich sehr realistisch. Was hätten diese Frauen sonst groß machen können? Mir fällt da gleich Stella Goldschlag ein. - Und Folter hat nun einmal durchschlagende Wirkung, ebenso wie das Deutlichmachen, dass der andere machtlos ist und man dessen Schicksal komplett in der Hand hat.
Der Daisy-Strang entwickelt sich zu Jane Bond,
Da stimme ich zu, das finde ich auch etwas überzogen und nicht unbedingt glaubwürdig.
und dass sich anscheinend jeder, ob Frau oder Mann, diesem RegimeChange unterordnet -
Wobei das ja auch nicht jeder tut. Es gibt die Untergrundbewegung, es gibt einen Krieg, bei dem nicht ganz klar ist, ob der sich gegen Rebellen oder gegen ein anderes Land richtig, da aber von keinem Kriegszustand mit einem anderen Land gesprochen wird, könnte ich mir vorstellen, dass es Rebellen sind. Und der Großteil der Menschen - auch da denke ich an die Nazidiktatur, Stalin, Afghanistan, den Iran etc. Genau das finde ich nämlich im Buch so gruselig - dass es so schon häufiger ablief. Und dass auch heute vermehrt Menschen irgendwelchen radikalen Gruppierungen hinterherhecheln, viele Staaten immer diktatorischer werden und manche psychologischen Mechanismen, mit denen Diktaturen Menschen brechen und manipulieren, immer noch Erfolg haben.
Aber ja, manches ist mir zu platt dargestellt im Buch, über manches muss man hinwegsehen und ich kann auch verstehen, dass es nicht jedermanns Sache ist. Ich kenne das auch bei manchen Büchern - wenn da Aspekte sind, über die ich nicht hinwegsehen kann oder möchte, weil sie für mich zu relevant danebenliegen, dann kann ein Buch wirklich ärgerlich machen.