Leserunde Die Zeuginnen - Letzter Abschnitt - Kapitel 65 bis Ende

FCK-Fan-Simone

Lehrerin und Mutter
Teammitglied
So habe ich das auch gemeint. Dass sie so grausam sein musste, um solche Macht zu erlangen. FrauEs Argument, dass sie damit auch ihre Loyalität beweist, leuchtet mir auch ein. Das heißt auch nicht, dass ich Tante Lydia mag oder komplett verstehen kann.
 

Cheeria

Bekanntes Mitglied
Was bedeutet Worfelei?

Edit: Also wohl, dass Kommandant Judd an allerlei "Säuberungen" beteiligt war.
Danke für die Frage, die ich auch gestellt hätte, und die Antworten.
Ich hab auch noch was: "Wir aßen weiter zu Mittag - trockene Brote mit gemarterten Tomaten ... " (Lydias Text, bei mir auf S. 512)
WTF ist das? Kam das schon mal, habe ich was überlesen?
Interessant fand ich folgende Sätze von Tante Lydia: "Wie konnte ich nur so schlecht, so grausam, so dumm gewesen sein, wirst du dich fragen. Du hättest solche Dinge niemals getan! Aber du selbst wirst niemals die Notwendigkeit dazu gehabt haben."
Vorwürfe der Nachwelt an Menschen in derartigen Situation finde ich auch immer problematisch und sehr theoretisch.

Auch zu Tante Elisabeth sagt sie, dass sie immer getan haben, was nötig war und dass sie nicht zum ersten Mal in der Klemme sitzen. Und verweist auf die Zeit in der Dankfabrik (wirklich gutes Wortspiel - das hat glaube ich Talion mal erwähnt). Auch damals kamen sie mit einem Mord aus der Situation heraus. Ich muss schon sagen, Tante Lydia ist ein gelungenes Gesamtkunstwerk.
Oh ja! Für mich immer noch die interessanteste Figur, weil sie so viele Aspekte hat. Auch die, der Atwood am nächsten kam. Die anderen sind für meinen Geschmack alle etwas bieder, blass und komisch distanziert geschildert. Lydia wirkt lebendig.
Da könnte ich mir vorstellen, dass sie erst nach der Geburt über die Grenze geschafft werden konnte und die Gilead Spione in Kanada Wind davon bekamen und ein Foto machen konnten. Zwar platt, aber so in etwa...
Könnte sein. Vielleicht aber auch, dass es von allen GileaderInnen, die im Genealogischen Archiv gelistet waren, Fotos gab. Da gehörten die Mägde mit dazu, wie schon geschrieben, um Inzucht und deren Folgen zu vermeiden.
Klingt, als würde sich das Buch nicht lohnen? @Talion findet es unlogisch, Du, @FCK-Fan-Simone , auch …
Ich hab ja beim Thread „Report der Magd“ bissl mitgelesen, da wart Ihr alle sehr angetan. Aber jetzt - die Fortsetzung? Scheint eben eine Fortsetzung zu sein, die vielleicht nie geplant war, aber weil das erste Buch so ein Renner war, wollte die Autorin halt noch mehr rausholen? Wäre ja nicht das erste Mal…
Für mich hat es sich schon gelohnt. Es ist ein Stück global bekannter Literatur, es schadet nicht, es zu kennen. Die merkwürdige Welt ist auch nicht schlecht geschrieben.
Ja, mich überzeugt das auch nicht und ich weiß auch nicht, warum nun Nicole unbedingt das Kind von Desfred sein muss. ... Ich finde diese Verbindung auch gar nicht notwendig, mir war es schon zu viel, dass Nicole und Agnes Schwestern sind (was im letzten Teil ja auch wirklich bei jeder Gelegenheit erwähnt wird).
Gefiel mir auch nicht so recht. Unelegant. Da gilt für mich das, was auch zu Beatrix Zitat passt und ich mir an verschiedenen Stellen gedacht habe: Es gibt Autor*innen, die schon sehr nach der Verfilmung schielen. Manche winken fast mit zwei Zaunpfählen. Fällt auf und nervt und müsste bei guten Texten überhaupt nicht sein.

Zu Agnes/Tante Victoria noch: Rührend, dass sie in ihrer Mission immer noch den Plan sah, Gilead zu läutern und zu erneuern. Lydia hatte die Vernichtung im Sinn. Agnes wäre glatt zurückgekehrt! Eben eine aus der "späteren Generation" (Lydia), die einen Gilead-Staat für selbstverständlich hält.

Was sind denn nun "Unbabys" außer einem Unwort des Jahres? Wir hatten uns schon mal drüber unterhalten. Ganz klar ist mir das bis jetzt nicht geworden.
 
Zuletzt bearbeitet:

FrauE

Babbel !
Was sind denn nun "Unbabys" außer einem Unwort des Jahres? Wir hatten uns schon mal drüber unterhalten. Ganz klar ist mir das bis jetzt nicht geworden.
Immer wenn es um ein so genanntes Unbaby ging, hieß es, dass etwas mit dem Kind nicht in Ordnung war. Eine Mussbildung etwa, oder auch eine Krankheit, die sich erst später gezeigt hat. Durch die Umweltverseuchung werden da wohl oft Kinder zu klein, zu früh oder behindert geboren und die müssen weg. Hat sich Frau Atwood evtl. beim Naziregime bedient.
 

Cheeria

Bekanntes Mitglied
Danke, Frau E. Beide Bücher erinnern in Teilen sehr an die Nazis. Im zweiten Abschnitt heißt es mal sehr anschaulich den Herrschergeist.
"Männer in der gleichen Kluft wie die meiner Wachen eilten mit tatkräftig leuchtenden Augen und hektisch redend an uns vorbei. Uniformen, Insignien, glänzende Reversnadeln haben etwas, das Haltung verleiht. Ein allgemeines Bauch rein, Brust raus!"
 

Malou

Nicht gut mit Worten
Danke für die Frage, die ich auch gestellt hätte, und die Antworten.
Ich hab auch noch was: "Wir aßen weiter zu Mittag - trockene Brote mit gemarterten Tomaten ... " (Lydias Text, bei mir auf S. 512)
WTF ist das? Kam das schon mal, habe ich was überlesen?
Ich habe den genauen englischen Wortlaut nicht mehr im Kopf und finde es auf die Schnelle jetzt nicht mehr, aber ich erinnere mich an diese Stelle, es war im Englischen irgendwas in der Art von "mit Tomaten, denen Furchtbares angetan worden war". Also in dem Sinne, dass sie bei der Zubereitung total verhunzt wurden.
Gefiel mir auch nicht so recht. Unelegant. Da gilt für mich das, was auch zu Beatrix Zitat passt und ich mir an verschiedenen Stellen gedacht habe: Es gibt Autor*innen, die schon sehr nach der Verfilmung schielen. Manche winken fast mit zwei Zaunpfählen. Fällt auf und nervt und müsste bei guten Texten überhaupt nicht sein.
Ja, wundervoll zusammengefasst. Band 2 scheint ohnehin etwas mehr mit Blick auf die Außenwirkung / Fernsehserie verfasst worden zu sein, ihm fehlt das Kontemplative, Innere von Band 1, dafür haben wir dann diese - für mich - halbgare Spionagegeschichte bekommen.
 

FCK-Fan-Simone

Lehrerin und Mutter
Teammitglied
Vorwürfe der Nachwelt an Menschen in derartigen Situation finde ich auch immer problematisch und sehr theoretisch.
Ich auch. Erinnert mich an das Sprichwort: Urteile nie über Schuhe, in denen du noch nicht gelaufen bist.
Oh ja! Für mich immer noch die interessanteste Figur, weil sie so viele Aspekte hat. Auch die, der Atwood am nächsten kam. Die anderen sind für meinen Geschmack alle etwas bieder, blass und komisch distanziert geschildert. Lydia wirkt lebendig.
Ich glaube, mir fällt es teilweise schwer, mich mit Leuten zu identifizieren, die deutlich jünger sind als ich. Dann lieber ältere.
Könnte sein. Vielleicht aber auch, dass es von allen GileaderInnen, die im Genealogischen Archiv gelistet waren, Fotos gab. Da gehörten die Mägde mit dazu, wie schon geschrieben, um Inzucht und deren Folgen zu vermeiden.
Das erklärt Bilder von der Mutter, aber nicht von Baby Nicole.
Für mich hat es sich schon gelohnt. Es ist ein Stück global bekannter Literatur, es schadet nicht, es zu kennen. Die merkwürdige Welt ist auch nicht schlecht geschrieben.
:spitze:
Zu Agnes/Tante Victoria noch: Rührend, dass sie in ihrer Mission immer noch den Plan sah, Gilead zu läutern und zu erneuern. Lydia hatte die Vernichtung im Sinn. Agnes wäre glatt zurückgekehrt! Eben eine aus der "späteren Generation" (Lydia), die einen Gilead-Staat für selbstverständlich hält.
Ja, das trifft es gut.
Was sind denn nun "Unbabys" außer einem Unwort des Jahres? Wir hatten uns schon mal drüber unterhalten. Ganz klar ist mir das bis jetzt nicht geworden.
Siehe FrauE
 

FCK-Fan-Simone

Lehrerin und Mutter
Teammitglied
Ich habe den genauen englischen Wortlaut nicht mehr im Kopf und finde es auf die Schnelle jetzt nicht mehr, aber ich erinnere mich an diese Stelle, es war im Englischen irgendwas in der Art von "mit Tomaten, denen Furchtbares angetan worden war". Also in dem Sinne, dass sie bei der Zubereitung total verhunzt wurden.

Ja, wundervoll zusammengefasst. Band 2 scheint ohnehin etwas mehr mit Blick auf die Außenwirkung / Fernsehserie verfasst worden zu sein, ihm fehlt das Kontemplative, Innere von Band 1, dafür haben wir dann diese - für mich - halbgare Spionagegeschichte bekommen.
Wenn es genauso kontemplativ (schönes Wort) gewesen wäre, hätte es aber auch langweilig werden können. Band 1 ist genau richtig so, aber dazu den Kontrast von Band 2 finde ich nicht schlecht. Mich stören eigentlich nur die Logiklöcher, die zum Glück aber auch nicht so zahlreich sind.
 

Malou

Nicht gut mit Worten
Wenn es genauso kontemplativ (schönes Wort) gewesen wäre, hätte es aber auch langweilig werden können. Band 1 ist genau richtig so, aber dazu den Kontrast von Band 2 finde ich nicht schlecht. Mich stören eigentlich nur die Logiklöcher, die zum Glück aber auch nicht so zahlreich sind.
Ja, das stimmt natürlich auch wieder.
 

Cheeria

Bekanntes Mitglied
Das erklärt Bilder von der Mutter, aber nicht von Baby Nicole.
Stimmt. *grübel*
Wenn es genauso kontemplativ (schönes Wort) gewesen wäre, hätte es aber auch langweilig werden können. Band 1 ist genau richtig so, aber dazu den Kontrast von Band 2 finde ich nicht schlecht. Mich stören eigentlich nur die Logiklöcher, die zum Glück aber auch nicht so zahlreich sind.
Ja. Gerade weil mehr passierte, waren Die Zeuginnen auch besser zu lesen. Es gibt so viel Stoff über misogynes Verhalten. Das allein reicht einfach nicht für einen zweiten Band.
 

Manati

Bekanntes Mitglied
Ich fände eine Fortsetzung nicht schlecht. Mir sind da noch zu viele offene Fragen.
Aber bitte nicht erst in 35 Jahren, das werde ich dann wohl nicht mehr erleben. Mrs Atwood müsste auch in die Puschen kommen oder sie überlässt das ihrer Tochter bzw. einem Ghostwriter. Alles ja schon da gewesen. Das Wort "Ghostwriter" finde ich übrigens als Ersatz für einen gestorbenen Autor noch mal treffender als die eigentliche Bedeutung. 🥴

Ich bin dann auch mal fertig. Nachdem dieser schwarz-grüne Vorwurf wochenlang in meinem Bett rumgelegen hat, habe ich die letzte Woche aufgrund einer Erkältung endlich die Muße für das Buch gehabt.
Anfangs bin ich nur schwer reingekommen, Tante Lydia war schnell klar, aber die anderen beiden, da kam ich von dem Schlauch lange nicht runter.

Kurz gefasst muss ich sagen, dass es mir nicht so gut gefallen hat wie der Report. Beim ersten Band war alles noch neu, Die Zeuginnen überzeugten mich dann leider nicht, was die Fortführung der Geschichte betraf. Ich hatte ein bisschen den Eindruck, Atwood hat die Gunst der Stunde genutzt und den Nachfolger aus dem Ärmel geschüttelt. Man soll das Eisen schmieden solange es heiß ist.
Geplant war das ja wohl von Anfang nicht, sonst hätte sie nicht fast 35 Jahre verstreichen lassen.
Na gut.

Ich glaube ja auch immer noch, dass es darauf ankommt, wann man ein Buch liest. Jedenfalls ein solches, das mit einem solchen Regime daherkommt. Mir war so manches Mal mulmig. Ich kann mir leider auch gut vorstellen, dass so etwas heute auch noch funktionieren kann.
Wir hatten das in Deutschland, ist noch keine 100 Jahre her. Was gerade in Russland abläuft, sehe ich mit Grausen.

Die Betrachtungen zum Schluss aus der weiteren Zukunft beim Report wie auch beim jetzigen Buch kommen mir vor wie unsere Beurteilungen des "Dritten Reiches". Ja, ist weit weg, war scheiße, aber jetzt sind wir ja so viel aufgeklärter und klüger. Hoffen wir´s.
 

Malou

Nicht gut mit Worten
Mir war so manches Mal mulmig. Ich kann mir leider auch gut vorstellen, dass so etwas heute auch noch funktionieren kann.
Wir hatten das in Deutschland, ist noch keine 100 Jahre her. Was gerade in Russland abläuft, sehe ich mit Grausen.
Ja, das fand ich an dem Buch auch äußerst beklemmend, gerade mit Russland, mit Trump, mit der AfD und ihren Verharmlosern, mit so vielen allgemeinen Entwicklungen.
 
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