So, bin zuhause und kann jetzt wieder längere Texte tippen...
Ich fand das Buch wirklich vorher schon gut und finde es immer noch gut. Was ich beim Lesen Eurer Kommentare hier bemerkt habe ist, dass ich anscheinend eine völlig unkritische Leserin bin, wenn es um Logiklöcher oder sehr herbei gezogene Handlungsstränge geht. Da habt ihr bei mir jetzt schon ein wenig Einfluss genommen, ich habe zumindest mal drüber nachgedacht, ob das Buch wirklich so toll ist, wie ich es finde...
Wie ich schon schrieb: Die Erzählperspektive der drei Frauen hat mich begeistert, noch mehr Personen, aus deren Sicht das präsentiert wird, brauchte ich jetzt nicht. Und schon gar nicht von den Männern in diesem System.
Dass die beiden Schwestern Desfreds Mädchen sind, habe ich einfach mal angenommen. Tatsächlich deutet aber nur der eine Satz von Agnes darauf hin, als sie sich an einen Wald erinnert und eine Flucht.
Beckas Opferbereitschaft war mir auch etwas zu viel, aber OK, kann man so machen. Dass Tante Lydia fast heilig gesprochen wurde im Nachhinein war mir persönlich etwas zu "Hach, sie war ja eigentlich doch eine Gute..." Ja, die Umstände haben sie gezwungen, so zu werden, aber es darf trotzdem kritisch gesehen werden.
Dass sie besonders grausam war in Band eins schreibe ich im Nachhinein ihrem Plan zu, es "Denen", die sie so gedemütigt haben im Stadion und in der Isolationszelle, zurück zu geben. Als sie das beschlossen hat, hat sie meiner Meinung nach auch in Kauf genommen, für ihr eigenes Ziel über Leichen zu gehen. Was sie gerne und ausgiebig tut. So hat sie sich bei den Oberen in Gilead über einen langen Zeitraum als zuverlässig und effizient erwiesen und offenbar keinerlei Misstrauen gesät, nicht loyal zu sein.
Genial fand ich das schon beschrieben, mit was für einer Verbissenheit sie die Infos und Daten gesammelt hat. Wie viele Säuberungen es wohl gab und dass dieser Staat sich eigentlich auch damit am Ende selbst geschwächt und demontiert hatte.
Nach wie vor glaube ich, dass Baby Nicole tatsächlich von Desfred auf der Flucht geboren wurde. Wahrscheinlich konnte sie nicht sofort über die Grenze gebracht werden. Sie müsste ja schon eine der sehr früh geflüchteten Mägde gewesen sein und war sehr wahrscheinlich irgendwo im Grenzgebiet erstmal untergetaucht. Ich glaube auch, dass sie mit dem Baby über die Grenze ist, dort erfasst wurde, auch mit Fotos und das Bild der Kleinen dann nach Gilead kam. Auch die Schwestern wurden ja sofort von der Presse in Kanada empfangen, ich spekuliere, dass es bei Desfred und Nicole ähnlich war. Sie war auch nicht die Magd von irgendeinem Kommandanten. Serena Joy und ihr Mann hatten ja einen gewissen hohen Status im Land. Aus dem Kind wurde dann eine Ikone gemacht, die sich über die Jahre hielt.
Meine Spekulationen dazu. Ihr seht, ich erkläre mir da auch gerne mal meine Geschichten selbst...
Den Spruch am Ende, der auf der Statue des Perlenmädchens stand, das wohl Becka darstellen sollte, hat mich beim ersten Mal Lesen sehr berührt. Ich mag sowas.