Mittlerweile hätte ich nichts gegen etwas mehr Tempo. Es geht doch etwas gemächlich voran. Das liegt u.a. für mich an den zahlreichen Einschüben dazu, was 1931 oder 1939 oder im Mittelalter auf dem Hügel oder jener Brücke passiert ist. Eigentlich mag ich so etwas, aber nicht in einem Krimi und in der Häufung. Außerdem wirkt es immer so draufgepropft, als ob die Autorin eine Liste mit "unterhaltsamen Fakten über die Region" hätte und sie in regelmäßigen Abständen einfach reinwirft. Der andere Punkt, der es für mich zieht, sind Eiras Gedanken, Erinnerungen sowie Erlebnisse mit ihrer Mutter, das Geplauder der Ermittler über ihr jeweiliges Privatleben etc.
Ich war baff, als erwähnt wurde, dass schon zwei Wochen seit dem Mord vergangen wären. Wir haben nur drei oder vier Gespräche mitbekommen. Was haben die Ermittler zwei Wochen lang gemacht?
Ich habe im Währungsrechner mal nachgeschaut, wie teuer das Haus des Vaters in Euro wäre - 90.000 Kronen sind weniger als 9.000 Euro. Sind die Häuser in Schweden so billig oder bin ich zu blöd, Zahlen in einen Währungsrechner einzugeben? Ich habe es bei zwei verschiedenen versucht.
Dieser Tryggve hat also im Eisenwarenladen zufällig genau denselben Satz gesagt wie vierzig Jahre zuvor und zufällig war die einzige Person anwesend, die diesen Satz und seine Stimme erkennen konnte? Oh nööööö, solche Zufälle sind faules Schreiben, so etwas mag ich gar nicht. Und dann wohnten die beiden vom Gesetz als Vergewaltiger Verurteilten also direkt nebeneinander. Hm. Momentan ist mir das alles zu kontruiert.
Interessant Olofs Erinnerungen. Klingt immer weniger danach, als ob er damals schuldig geworden wäre, eher nach einer gezielten Mobbingaktion gegen ihn - der nicht ganz so helle, etwas übergewichtige und wohl etwas schüchterne Junge. Natürlich eine ideale Zielscheibe. Er tut mir zunehmend leid. Gut gemacht finde ich übrigens, dass die immensen Mengen, die er verdrückt, immer so im Nebensatz eingeflochten werden. Mal eben zehn Burger irgendwo gekauft und verdrückt, jetzt drei Dosen Bockwürste. Das ist unaufdringlich und wirkungsvoll gemacht.
Brandanschlag auf das Haus ... da habe ich etwas geseufzt, weil das irgendwie abgedroschen ist. Fast hatte ich gehofft, dass es doch das Gewitter war, eben damit es nicht so ein altes Klischee ist, aber gut ... Und der Hund ist in Ordnung, sehr schön. Originell, wie Olof nun im Wald unter dem Baum gefunden wurde. Das klingt ja gruselig! Und er lebt sogar noch. Nun bin ich gespannt, wie er dahin gekommen ist. (Edit: stand im Buch, ich hab's übersehen.)
Es sind einige wirklich gute, originelle Ideen im Buch, aber es ist mir auch etwas zu langatmig und zerfasert in der Erzählweise.