Hessebubb_
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Ein populistisch angehauchter, aber durch und durch interessanter Artikel. Als Basis beim Durchlesen solltet ihr euch im Hinterkopf behalten, dass die Mainzer in der Saison vor erst drei Jahren noch vor sage und schreibe 6.042 Zuschauern im Schnitt gekickt haben...
Schlechte Stimmung im Stadion? - 05-Fans kontra 05-Fans
Der harte Kampf um das Besondere
Mainz - Nach dem 1:1 des FSV Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach herrscht Unmut bei den Fans des Bundesliga-Aufsteigers. Unmut, weil die Stimmung im Bruchwegstadion angeblich nicht so gut wie möglich gewesen sei, erstmals sogar Unmutsäußerungen die Runde gemacht hätten.
Nach dem sechsten Bundesligaspiel am heimischen Bruchweg regt sich Unmut. Gräben tun sich auf. Plötzlich ist Fan nicht mehr gleich Fan. Weil mancher Fan aus Sicht anderer Fans den Aufsteiger FSV Mainz 05 im Duell mit Borussia Mönchengladbach weniger lautstark unterstützt haben soll als in den Partien zuvor. Und dann sagte auch noch FSV-Trainer Jürgen Klopp, dass er überhaupt kein Verständnis habe für Gestöhne und Gemotze von diversen Menschen hinter sich auf der Haupttribüne. "Was glauben denn manche, wo wir sind", sagte der Mainzer Teamchef. Dem eingefleischten Fan schwant Böses: Das Ende der vermeintlich besonderen Stimmung im Bruchwegstadion.
"Nervige Kinder" und "Modefans"
Im Internet macht sich der 05-Fan Luft. Im Forum von www.kigges.de . Von "nervigen Kindern" im Stadion ist die Rede, die sich nicht mannhaft genug die Seele aus dem Leib schreien würden - vor allem, wenn mal nichts Aufregendes passiert. Das Wort von "Modefans" macht die Runde, die erst nach dem Aufstieg Sympathie für die 05er entwickelt hätten - auf die deswegen in kritischen Spielsituationen kein Verlass sei. Und mancher behauptet gar, die Stimmung im Stadion sei am Samstag schlechter gewesen als die bei Arminia Bielefeld. In der Schüco-Arena war am fünften Spieltag tote Hose, als die Mainzer auftauchten und 1:1 spielten. Was für ein Trauerspiel also auf den Rängen, unterstützt von ständigem Regenfall und Temperturen um die acht Grad. Die Gladbach- Partie - der Anfang vom Ende? Aus Sicht einiger Fans schon.
Andere wiederum bemerkten am Samstag gar keinen Unterschied im Fanverhalten verglichen mit den Begegnungen zuvor. "Ich habe wieder eine Halbzeit vor der Südtribüne gestanden, die andere vor der Nordtribüne. Und ich muss sagen, dass mir wieder die Ohren gepfiffen haben", sagt beispielsweise 05-Manager Heidel. "Diese Klagen bewegen sich auf sehr hohem Niveau. 17 andere Bundesligisten träumen von so einer Stimmung, wie wir sie haben. Und ich kann mir ein Urteil erlauben, weil ich oft in anderen Stadien bin." Zur Klage des Trainers sagt der Manager: "Jürgen hat sich nur an ein paar Zurufen gestört."
Heidel: "Wir haben die richtigen Leute im Stadion"
Dass sich Fans voneinander abgrenzen, indem sie das Wort "Modefan" im Mund führen, kann Christian Heidel überhaupt nicht verstehen. "Das ist der dümmste Spruch, den es gibt. Ohne angebliche Modefans, die im Laufe der Jahre Gefallen an uns gefunden haben, gäbe es uns gar nicht mehr." Und dass Auftritte der 05er Kinder und Jugendliche anziehen, sei das beste überhaupt. "Das ist unsere Zukunft." Heidel ist sehr zufrieden mit den 19 000 Daueranhängern, die Spiele der 05er besuchen. "Wir haben die richtigen Leute im Stadion."
Nun ist eine andere Frage, wie die Spieler die Stimmung im Stadion erleben, welche Maßnahmen von den Rängen ihnen in kritischen Situationen tatsächlich weiterhelfen? Einer, der ständig Feed-back von den Leuten auf den Rängen erhält, ist Christof "Bumm-Bumm" Babatz. Der harte Freistoßschütze schlägt sich auf die Seite von Christian Heidel. "Die Stimmung gegen Borussia Mönchengladbach war wieder sensationell. Für mich war kein Unterschied zu spüren zum Spiel gegen Bayer Leverkusen oder dem gegen Rostock." Der 30-Jährige hat auch keine Unmutsäußerungen wahrgenommen.
Babatz: "Nur laut muss es sein"
Dürfte Babatz einen Wunsch äußern, den 05-Profis wäre es egal, ob die Unterstützung in Form von Gesängen oder rhythmischem Klatschen von den Rängen kommt. "Nur laut muss es sein, richtig schön laut. 90 Minuten lang Lautstärke. Das hilft mir, das hilft uns weiter." Und wenn für einen gewonnen Zweikampf, für einen erfolgreichen Spurt zu einem Ball an der Seitenlinie spezieller Applaus kommt, "dann stärkt einen das besonders", sagt Babatz.
Dieses Verhalten zeichnet Fans in England aus. Weil Jürgen Klopp den englischen Fußball liebt, käme ihm auch selbige Unterstützung am Bruchweg gelegen. Und diesbezüglich sind die Mainzer auf einem guten Weg. Robert Nikolic etwa erhielt für einige Aktionen gegen den Gladbacher Oliver Neuville Szenenapplaus, ebenso wie die Stürmer Benjamin Auer und Conor Casey bei ihren Pressingversuchen. Auch deswegen registrierten viele Menschen auf der Haupttribüne echte Fußballatmosphäre im Stadion.
Die bisherigen Bundesliga- Heimspiele am Bruchweg hatten immer etwas Besonderes. Angefangen bei der atypischen Begrüßung der Gästefans durch Stadionsprecher Klaus Hafner. Anhänger von Borussia Dortmund vermeldeten, dass sie sich erstmals als willkommene Zuschauer gefühlt hätten. Weil sie mit Applaus empfangen worden waren, weil sie ihre Aufstellung intonieren durften. Und trotzdem können auch die Mainzer Anhänger noch mehr tun, um sich einen Namen zu machen: • Die Fans des 1. FC Köln beispielsweise beherrschen die heimischen Karnevalslieder von der ersten bis zur letzten Strophe - nicht nur die Refrains. In England wird von der ersten bis zur letzten Minute schon jeder erzwungene Einwurf und jeder gewonnene Zweikampf beklatscht. In Deutschland gibt es wohl kein Stadion, in dem der gegnerische Torwart bei Abschlägen nicht als "Arschloch, Wichser, Hurensohn" tituliert wird. Würden die 05-Fans auf diesen Ruf verzichten, eher ihrer Kreativität freien Lauf lassen und witzige Platzhalter für diese und ähnlich derbe Formulierungen finden, das wäre etwas Besonderes.
Quelle: http://rhein-zeitung.de
Schlechte Stimmung im Stadion? - 05-Fans kontra 05-Fans
Der harte Kampf um das Besondere
Mainz - Nach dem 1:1 des FSV Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach herrscht Unmut bei den Fans des Bundesliga-Aufsteigers. Unmut, weil die Stimmung im Bruchwegstadion angeblich nicht so gut wie möglich gewesen sei, erstmals sogar Unmutsäußerungen die Runde gemacht hätten.
Nach dem sechsten Bundesligaspiel am heimischen Bruchweg regt sich Unmut. Gräben tun sich auf. Plötzlich ist Fan nicht mehr gleich Fan. Weil mancher Fan aus Sicht anderer Fans den Aufsteiger FSV Mainz 05 im Duell mit Borussia Mönchengladbach weniger lautstark unterstützt haben soll als in den Partien zuvor. Und dann sagte auch noch FSV-Trainer Jürgen Klopp, dass er überhaupt kein Verständnis habe für Gestöhne und Gemotze von diversen Menschen hinter sich auf der Haupttribüne. "Was glauben denn manche, wo wir sind", sagte der Mainzer Teamchef. Dem eingefleischten Fan schwant Böses: Das Ende der vermeintlich besonderen Stimmung im Bruchwegstadion.
"Nervige Kinder" und "Modefans"
Im Internet macht sich der 05-Fan Luft. Im Forum von www.kigges.de . Von "nervigen Kindern" im Stadion ist die Rede, die sich nicht mannhaft genug die Seele aus dem Leib schreien würden - vor allem, wenn mal nichts Aufregendes passiert. Das Wort von "Modefans" macht die Runde, die erst nach dem Aufstieg Sympathie für die 05er entwickelt hätten - auf die deswegen in kritischen Spielsituationen kein Verlass sei. Und mancher behauptet gar, die Stimmung im Stadion sei am Samstag schlechter gewesen als die bei Arminia Bielefeld. In der Schüco-Arena war am fünften Spieltag tote Hose, als die Mainzer auftauchten und 1:1 spielten. Was für ein Trauerspiel also auf den Rängen, unterstützt von ständigem Regenfall und Temperturen um die acht Grad. Die Gladbach- Partie - der Anfang vom Ende? Aus Sicht einiger Fans schon.
Andere wiederum bemerkten am Samstag gar keinen Unterschied im Fanverhalten verglichen mit den Begegnungen zuvor. "Ich habe wieder eine Halbzeit vor der Südtribüne gestanden, die andere vor der Nordtribüne. Und ich muss sagen, dass mir wieder die Ohren gepfiffen haben", sagt beispielsweise 05-Manager Heidel. "Diese Klagen bewegen sich auf sehr hohem Niveau. 17 andere Bundesligisten träumen von so einer Stimmung, wie wir sie haben. Und ich kann mir ein Urteil erlauben, weil ich oft in anderen Stadien bin." Zur Klage des Trainers sagt der Manager: "Jürgen hat sich nur an ein paar Zurufen gestört."
Heidel: "Wir haben die richtigen Leute im Stadion"
Dass sich Fans voneinander abgrenzen, indem sie das Wort "Modefan" im Mund führen, kann Christian Heidel überhaupt nicht verstehen. "Das ist der dümmste Spruch, den es gibt. Ohne angebliche Modefans, die im Laufe der Jahre Gefallen an uns gefunden haben, gäbe es uns gar nicht mehr." Und dass Auftritte der 05er Kinder und Jugendliche anziehen, sei das beste überhaupt. "Das ist unsere Zukunft." Heidel ist sehr zufrieden mit den 19 000 Daueranhängern, die Spiele der 05er besuchen. "Wir haben die richtigen Leute im Stadion."
Nun ist eine andere Frage, wie die Spieler die Stimmung im Stadion erleben, welche Maßnahmen von den Rängen ihnen in kritischen Situationen tatsächlich weiterhelfen? Einer, der ständig Feed-back von den Leuten auf den Rängen erhält, ist Christof "Bumm-Bumm" Babatz. Der harte Freistoßschütze schlägt sich auf die Seite von Christian Heidel. "Die Stimmung gegen Borussia Mönchengladbach war wieder sensationell. Für mich war kein Unterschied zu spüren zum Spiel gegen Bayer Leverkusen oder dem gegen Rostock." Der 30-Jährige hat auch keine Unmutsäußerungen wahrgenommen.
Babatz: "Nur laut muss es sein"
Dürfte Babatz einen Wunsch äußern, den 05-Profis wäre es egal, ob die Unterstützung in Form von Gesängen oder rhythmischem Klatschen von den Rängen kommt. "Nur laut muss es sein, richtig schön laut. 90 Minuten lang Lautstärke. Das hilft mir, das hilft uns weiter." Und wenn für einen gewonnen Zweikampf, für einen erfolgreichen Spurt zu einem Ball an der Seitenlinie spezieller Applaus kommt, "dann stärkt einen das besonders", sagt Babatz.
Dieses Verhalten zeichnet Fans in England aus. Weil Jürgen Klopp den englischen Fußball liebt, käme ihm auch selbige Unterstützung am Bruchweg gelegen. Und diesbezüglich sind die Mainzer auf einem guten Weg. Robert Nikolic etwa erhielt für einige Aktionen gegen den Gladbacher Oliver Neuville Szenenapplaus, ebenso wie die Stürmer Benjamin Auer und Conor Casey bei ihren Pressingversuchen. Auch deswegen registrierten viele Menschen auf der Haupttribüne echte Fußballatmosphäre im Stadion.
Die bisherigen Bundesliga- Heimspiele am Bruchweg hatten immer etwas Besonderes. Angefangen bei der atypischen Begrüßung der Gästefans durch Stadionsprecher Klaus Hafner. Anhänger von Borussia Dortmund vermeldeten, dass sie sich erstmals als willkommene Zuschauer gefühlt hätten. Weil sie mit Applaus empfangen worden waren, weil sie ihre Aufstellung intonieren durften. Und trotzdem können auch die Mainzer Anhänger noch mehr tun, um sich einen Namen zu machen: • Die Fans des 1. FC Köln beispielsweise beherrschen die heimischen Karnevalslieder von der ersten bis zur letzten Strophe - nicht nur die Refrains. In England wird von der ersten bis zur letzten Minute schon jeder erzwungene Einwurf und jeder gewonnene Zweikampf beklatscht. In Deutschland gibt es wohl kein Stadion, in dem der gegnerische Torwart bei Abschlägen nicht als "Arschloch, Wichser, Hurensohn" tituliert wird. Würden die 05-Fans auf diesen Ruf verzichten, eher ihrer Kreativität freien Lauf lassen und witzige Platzhalter für diese und ähnlich derbe Formulierungen finden, das wäre etwas Besonderes.
Quelle: http://rhein-zeitung.de
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