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downie
Guest
Zur Champions League verdammt
Signing Fees und Leasing-Geschäfte: Die Finanzlage von Hertha ist angespannt - Vertrag mit Sportfive bis 2014 verlängert
Von Uwe Bremer
Ingo Schiller, bei Hertha BSC als Geschäftsführer für die Finanzen zuständig, ist ein innovativer Mann. So hat der Bundesligist Ende Januar als erster Klub in Deutschland eine Anleihe über sechs Millionen Euro aufgelegt. Diese Inhaber-Schuldverschreibungen - 60 000 Stück - verkaufen sich ordentlich. Nach sechs Wochen wurden Anteile für 3,5 Millionen Euro gezeichnet. "Die Anleihe ist ein voller Erfolg", sagte Schiller.
Es hat Gründe, daß Hertha neues Terrain erkundet. Die finanzielle Lage ist angespannt. Im Wettrennen um die wenigen lukrativen Europacup-Plätze steht Hertha in Konkurrenz zu Klubs wie den Bayern, Leverkusen, dem HSV, Stuttgart, Bremen, Wolfsburg, Hannover oder dem FC Schalke 04.
Um den nie endenden Finanzbedarf im Profigeschäft zu decken, arbeitet Hertha mit ähnlichen Instrumente wie die Rivalen aus Schalke und Dortmund: etwa mit "Signing fees" oder "Sales-and-lease-back"-Geschäften. Auch wenn in Berlin die Verschuldung deutlich nicht so hoch ist wie bei der Konkurrenz, die zuletzt wegen ihres Finanzgebarens in die Kritik gekommen ist: Ernst ist die wirtschaftliche Situation bei Hertha allemal.
So weisen die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre erhebliche Fehlbeträge aus. Er lag in der Saison 2001/02 bei 5,0 Millionen Euro, für 2002/03 bei 5,9 Mio., für 2003/04 bei 5,6 Mio.
Entsprechend heißt es in den von den Geschäftsführern Dieter Hoeneß und Ingo Schiller unterschriebenen Berichten: "Die wirtschaftliche Entwicklung des Geschäftsjahres . . . ist nicht befriedigend verlaufen." Somit liegt bei Hertha BSC eine bilanzielle Überschuldung vor. Zugleich verweisen die Verantwortlichen darauf, es bestehe keine materielle Überschuldung, "da der ausgewiesene Fehlbetrag durch stille Reserve, unter anderem in den Spielerwerten, ausgeglichen werden kann." In Dortmund hat die Geschäftsführung das Westfalenstadion verkauft und muß hohe Leasinggebühren zahlen, um es zu nutzen. Hertha hat in zwei Tranchen Rechte veräußert an seinen Logen, Skyboxen und Business-Seats im Rahmen eines "Sale-and-lease-back"-Geschäftes. Dafür bekam der Klub 2002/03 fünf Millionen Euro, in der folgenden Saison zehn Millionen von der "AGV Vermarktungsrechte Vermietungsgesellschaft" - und zahlt nun bis 2010 Leasing-Raten für die Nutzung des VIP-Bereiches.
Ähnlich verhält sich es mit dem Prinzip "Signing fee": Es wird ein langfristiger Vertrag vereinbart, etwa mit Hauptsponsor Arcor bis 2006 oder Ausrüster Nike bis 2009. Ein Großteil der Gesamtsumme wird als "Signing fee" direkt nach Vertragsunterzeichnung gezahlt. So erhielt Hertha BSC 2002/03 aus dem "Signing fee" dieser Verträge 13,6 Mio. Euro. Die Chance dieser Zahlungsweise: Es gibt einmal viel Geld. Das Problem: Für die Restlaufzeit gibt es fast nichts mehr.
Auch in der laufenden Serie sind "Signing fees" wichtig. So hatte sich der Fehlbetrag der Jahre 2001 bis 2004 (abzüglich des Eigenkapitals) auf ein Minus von 13,94 Millionen Euro aufgetürmt. Nun bestand die Auflage der DFL, daß Herthas Eigenkapital "zum 31. Dezember 2004 nicht niedriger als minus Euro 6,655 Millionen sein darf".
Da half es, daß der Bundesligist am 25. Oktober 2004 den ursprünglich bis 2009 laufenden Vertrag mit seinem Vermarktungspartner Sportfive bis 2014 verlängert hat. Diese Verlängerung zu verbesserten Konditionen wurde bisher nicht publiziert. "Wir haben im Moment dafür die Notwendigkeit nicht gesehen", sagte Schiller.
Im Verkaufsprospekt für die 6-Millionen-Euro-Anleihe (das Papier liegt der Berliner Morgenpost vor) berichtet Hertha dazu: "Für die Verlängerung des Vertrages mit Sportfive muß diese Signing Fee zahlen, die in den Jahren 2005 bis 2008 fällig werden, aber durch teilweisen Forderungsverkauf mittels Fortfaitierungsgeschäft bereits im Dezember 2004 teilweise realisiert worden sind." So war es kein Zufall, daß Hertha fristgerecht Ende Dezember die DFL-Auflage erfüllen konnte. Um seine Verbindlichkeiten umzuschulden - bei Kreditinstituten sind 18,9 Millionen Euro bis zum 30. Juni 2005 fällig - will Hertha ein langfristiges Darlehen "von bis zu 50 Millionen Euro aufnehmen", wie es im Verkaufsprospekt heißt.
Stichwort Schechter - der FC Schalke hat über den Londoner Finanzmakler 85 Mio. Euro geliehen. Rupert Scholz, Vorsitzender des Hertha-Aufsichtsrates sagt dazu: "Wir werden, wenn überhaupt, maximal 35 Millionen aufnehmen. Wir sind doch nicht Schalke oder Dortmund."
Trotz dieser finanziellen Akrobatik wird im Verkaufsprospekt auf Risiken bei der Entwicklung von Hertha hingewiesen. "Bedingt durch die wirtschaftliche Entwicklung der Geschäftsjahre bis einschließlich 2003/04 haben sich eine hohe finanzielle Belastung und eine angespannte Liquiditätssituation ergeben." Die Verfasser formulieren, daß auch "für die nähere Zukunft Jahresfehlbeträge erwartet" werden".
Die Lizenz-Hürde bei der DFL hat Hertha in den vergangenen Jahren relativ komplikationslos genommen. Was die aktuelle Lage angeht, heißt es indessen: "Wegen bestehender Auflagen der DFL im Hinblick auf das ausgewiesene negative Eigenkapital können sich negative Auswirkungen auf die Lizenzerteilung für 2005/06 ergeben." Schiller machte gestern darauf aufmerksam, daß der Prospekt bereits im September vergangenen Jahres verfaßt wurde. "Wir haben die DFL-Auflagen erfüllt. Wir rechnen mit keinerlei Problemen bei der Lizenz."
Damit die Spirale der Finanzen Hertha nicht in den gleichen Sog zieht wie Dortmund oder Schalke, braucht es vor allem eines: "Der sportliche Erfolg . . . kann auch die wirtschaftliche Situation signifikant verbessern", heißt es im Prospekt. Anders gesagt: Hertha, aktuell Tabellen-Vierter, sollte die Champions League erreichen.
Apropos Kosten: Um Bielefelds Nationalspieler Patrick Owomoyela (25) werben der HSV und Hertha BSC. In Hamburg, so ist zu hören, hat man resigniert. Das Paket für Ablöse und Vier-Jahres-Kontrakt soll acht bis neun Mio. Euro kosten .
mopo berlin
Ja, die Liga steht blendend da, vor allem die Werte, Herr Straub, die Werte..... .........sind leider alle auf Jahre hinaus verscherbelt worden, Herr Straub!
Einen Großen muss es mal nehmen, sonst fahren in einigen Jahren vielleicht gleich 3 oder 4 Vereine gegen die Wand. Und das wäre dann der absolute Supergau für den Fussball. Gar nicht auszudenken, sollte sich der Fussball mal wieder in einen Abwärtstrend begeben und nicht mehr ganz so trendy sein.
Das gerade die Hertha mit am schlechtesten dasteht ist ohnehin schon eine peinliche Veranstaltung, was der Hoeness Dieter da treiben darf? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Schade, Schade......
BWRG
downie
Signing Fees und Leasing-Geschäfte: Die Finanzlage von Hertha ist angespannt - Vertrag mit Sportfive bis 2014 verlängert
Von Uwe Bremer
Ingo Schiller, bei Hertha BSC als Geschäftsführer für die Finanzen zuständig, ist ein innovativer Mann. So hat der Bundesligist Ende Januar als erster Klub in Deutschland eine Anleihe über sechs Millionen Euro aufgelegt. Diese Inhaber-Schuldverschreibungen - 60 000 Stück - verkaufen sich ordentlich. Nach sechs Wochen wurden Anteile für 3,5 Millionen Euro gezeichnet. "Die Anleihe ist ein voller Erfolg", sagte Schiller.
Es hat Gründe, daß Hertha neues Terrain erkundet. Die finanzielle Lage ist angespannt. Im Wettrennen um die wenigen lukrativen Europacup-Plätze steht Hertha in Konkurrenz zu Klubs wie den Bayern, Leverkusen, dem HSV, Stuttgart, Bremen, Wolfsburg, Hannover oder dem FC Schalke 04.
Um den nie endenden Finanzbedarf im Profigeschäft zu decken, arbeitet Hertha mit ähnlichen Instrumente wie die Rivalen aus Schalke und Dortmund: etwa mit "Signing fees" oder "Sales-and-lease-back"-Geschäften. Auch wenn in Berlin die Verschuldung deutlich nicht so hoch ist wie bei der Konkurrenz, die zuletzt wegen ihres Finanzgebarens in die Kritik gekommen ist: Ernst ist die wirtschaftliche Situation bei Hertha allemal.
So weisen die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre erhebliche Fehlbeträge aus. Er lag in der Saison 2001/02 bei 5,0 Millionen Euro, für 2002/03 bei 5,9 Mio., für 2003/04 bei 5,6 Mio.
Entsprechend heißt es in den von den Geschäftsführern Dieter Hoeneß und Ingo Schiller unterschriebenen Berichten: "Die wirtschaftliche Entwicklung des Geschäftsjahres . . . ist nicht befriedigend verlaufen." Somit liegt bei Hertha BSC eine bilanzielle Überschuldung vor. Zugleich verweisen die Verantwortlichen darauf, es bestehe keine materielle Überschuldung, "da der ausgewiesene Fehlbetrag durch stille Reserve, unter anderem in den Spielerwerten, ausgeglichen werden kann." In Dortmund hat die Geschäftsführung das Westfalenstadion verkauft und muß hohe Leasinggebühren zahlen, um es zu nutzen. Hertha hat in zwei Tranchen Rechte veräußert an seinen Logen, Skyboxen und Business-Seats im Rahmen eines "Sale-and-lease-back"-Geschäftes. Dafür bekam der Klub 2002/03 fünf Millionen Euro, in der folgenden Saison zehn Millionen von der "AGV Vermarktungsrechte Vermietungsgesellschaft" - und zahlt nun bis 2010 Leasing-Raten für die Nutzung des VIP-Bereiches.
Ähnlich verhält sich es mit dem Prinzip "Signing fee": Es wird ein langfristiger Vertrag vereinbart, etwa mit Hauptsponsor Arcor bis 2006 oder Ausrüster Nike bis 2009. Ein Großteil der Gesamtsumme wird als "Signing fee" direkt nach Vertragsunterzeichnung gezahlt. So erhielt Hertha BSC 2002/03 aus dem "Signing fee" dieser Verträge 13,6 Mio. Euro. Die Chance dieser Zahlungsweise: Es gibt einmal viel Geld. Das Problem: Für die Restlaufzeit gibt es fast nichts mehr.
Auch in der laufenden Serie sind "Signing fees" wichtig. So hatte sich der Fehlbetrag der Jahre 2001 bis 2004 (abzüglich des Eigenkapitals) auf ein Minus von 13,94 Millionen Euro aufgetürmt. Nun bestand die Auflage der DFL, daß Herthas Eigenkapital "zum 31. Dezember 2004 nicht niedriger als minus Euro 6,655 Millionen sein darf".
Da half es, daß der Bundesligist am 25. Oktober 2004 den ursprünglich bis 2009 laufenden Vertrag mit seinem Vermarktungspartner Sportfive bis 2014 verlängert hat. Diese Verlängerung zu verbesserten Konditionen wurde bisher nicht publiziert. "Wir haben im Moment dafür die Notwendigkeit nicht gesehen", sagte Schiller.
Im Verkaufsprospekt für die 6-Millionen-Euro-Anleihe (das Papier liegt der Berliner Morgenpost vor) berichtet Hertha dazu: "Für die Verlängerung des Vertrages mit Sportfive muß diese Signing Fee zahlen, die in den Jahren 2005 bis 2008 fällig werden, aber durch teilweisen Forderungsverkauf mittels Fortfaitierungsgeschäft bereits im Dezember 2004 teilweise realisiert worden sind." So war es kein Zufall, daß Hertha fristgerecht Ende Dezember die DFL-Auflage erfüllen konnte. Um seine Verbindlichkeiten umzuschulden - bei Kreditinstituten sind 18,9 Millionen Euro bis zum 30. Juni 2005 fällig - will Hertha ein langfristiges Darlehen "von bis zu 50 Millionen Euro aufnehmen", wie es im Verkaufsprospekt heißt.
Stichwort Schechter - der FC Schalke hat über den Londoner Finanzmakler 85 Mio. Euro geliehen. Rupert Scholz, Vorsitzender des Hertha-Aufsichtsrates sagt dazu: "Wir werden, wenn überhaupt, maximal 35 Millionen aufnehmen. Wir sind doch nicht Schalke oder Dortmund."
Trotz dieser finanziellen Akrobatik wird im Verkaufsprospekt auf Risiken bei der Entwicklung von Hertha hingewiesen. "Bedingt durch die wirtschaftliche Entwicklung der Geschäftsjahre bis einschließlich 2003/04 haben sich eine hohe finanzielle Belastung und eine angespannte Liquiditätssituation ergeben." Die Verfasser formulieren, daß auch "für die nähere Zukunft Jahresfehlbeträge erwartet" werden".
Die Lizenz-Hürde bei der DFL hat Hertha in den vergangenen Jahren relativ komplikationslos genommen. Was die aktuelle Lage angeht, heißt es indessen: "Wegen bestehender Auflagen der DFL im Hinblick auf das ausgewiesene negative Eigenkapital können sich negative Auswirkungen auf die Lizenzerteilung für 2005/06 ergeben." Schiller machte gestern darauf aufmerksam, daß der Prospekt bereits im September vergangenen Jahres verfaßt wurde. "Wir haben die DFL-Auflagen erfüllt. Wir rechnen mit keinerlei Problemen bei der Lizenz."
Damit die Spirale der Finanzen Hertha nicht in den gleichen Sog zieht wie Dortmund oder Schalke, braucht es vor allem eines: "Der sportliche Erfolg . . . kann auch die wirtschaftliche Situation signifikant verbessern", heißt es im Prospekt. Anders gesagt: Hertha, aktuell Tabellen-Vierter, sollte die Champions League erreichen.
Apropos Kosten: Um Bielefelds Nationalspieler Patrick Owomoyela (25) werben der HSV und Hertha BSC. In Hamburg, so ist zu hören, hat man resigniert. Das Paket für Ablöse und Vier-Jahres-Kontrakt soll acht bis neun Mio. Euro kosten .
mopo berlin
Ja, die Liga steht blendend da, vor allem die Werte, Herr Straub, die Werte..... .........sind leider alle auf Jahre hinaus verscherbelt worden, Herr Straub!
Einen Großen muss es mal nehmen, sonst fahren in einigen Jahren vielleicht gleich 3 oder 4 Vereine gegen die Wand. Und das wäre dann der absolute Supergau für den Fussball. Gar nicht auszudenken, sollte sich der Fussball mal wieder in einen Abwärtstrend begeben und nicht mehr ganz so trendy sein.
Das gerade die Hertha mit am schlechtesten dasteht ist ohnehin schon eine peinliche Veranstaltung, was der Hoeness Dieter da treiben darf? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Schade, Schade......
BWRG
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