„Dreimal in Folge mussten wir bis zum letzten Spieltag zittern, noch einmal nehmen das Zuschauer nicht hin“, Zitat Lorenz-Günther Köstner Sportbild Sonderheft der laufenden Saison.
Und nach dem grandiosen 1:0 Erfolg am 34. Spieltag der Saison 2003/2004 gegen Alemania Aachen sollte auch alles anders werden.
Der KSC sollte sich nach drei ”Horror-Jahren”, nach drei Jahren gegen den Abstieg, nachdem sie sich dreimal erst am letzten retteten, im oberen Tabellendrittel festsetzen.
Und dafür tat der Klub auch einiges, machte es den Anschein.
Die zuvor eher spärlich besetzte Position des rechten Verteidigers sollte Kai Oswald (27 Jahre) bekleiden. Oswald wurde ablösefrei vom Ligakonkurrenten MSV Duisburg geholt.
Für´s defensive Mittelfeld wurden Christian Kritzer (27, Regensburg) und der durchaus erstligaerfahrene Danny Schwarz (28, 1860 München) verpflichtet.
Für das rechte Mittelfeld wurde Michael Mutzel (24, VfB Stuttgart) und für die linke Außenbahn der Ex-U-21-Nationalspieler Ioannis Masmanidis von Bayer 04 Leverkusen geholt.
Der 22-jährige Alexander Mladenov wurde für die vakante Position im offensiven Mittelfeld von Hertha BSC Berlin für ein Jahr ausgeliehen.
Und für den Sturm wurden gleich vier (!) Spieler in den Wildpark gelotst:
Sean ”Crocodile” Dundee (32) wurde nach sechs Jahren Abstinenz zurück ins ”Badner-Land” geholt. Der Sean Dundee, der den Karlsruher SC einst in den Uefa-Cup schoss, der Sean Dundee, der beim KSC fast zum Nationalspieler reifte, der Sean Dundee, der dann aber beim FC Liverpool auf der Bank versauerte und dann auch bei den beiden darauf folgenden Stationen in Stuttgart und in Wien nicht glücklich wurde.
Er sollte in Karlsruhe an alte Tage anknüpfen, den Club aus den unteren Tabellenregionen der zweiten Fußballbundesliga schießen, den Erfolg von ”früher” zurückholen – was sich dann später aber als unmögliches Unterfangen darstellte.
Ihm zur Seite wurden der Albaner Edmond Kapllani (22), der Nigereaner Abdul Iyodo (25) und der Amateurspieler Sebastian Freis (20) gestellt.
Für die Innenverteidigung, wurde niemand verpflichtet – ein großer Fehler!
Die Vorbereitung lief im großen und ganzen ruhig ab. Ohne große Skandale oder Überraschungen. Die Testspiele wurden zum Großteil gewonnen, das Umfeld gestaltete sich euphorisch und es kam zu einer richtigen Aufbruchsstimmung.
Könnte die Saison 2004/2005 wirklich eine Saison ohne die riesen Abstiegsangst werden?
Die Neuverpflichtungen Dundee, Schwarz, Oswald und Co. ließen dies Vermuten,
Und so ging die Saison am Freitag, den 7. August 2004 endlich los:
Und gegen Burghausen sollte eigentlich ein Sieg drin sein. Burghausen, die zu diesem Zeitpunkt mit der verheißungsvollste Abstiegskandidat waren.
Das Spiel begann auch gleich gut und der KSC ging relativ früh durch den Deutschgriechen Masmanidis in Führung. Allerdings gestaltete sich das Spiel typisch „Karlsruherrisch“. Man kassierte in den letzten Zehn Minuten den Ausgleich und konnte anschließend nichts mehr entgegensetzen.
Am darauffolgenden Wochenende rief die Hessische Metropole Frankfurt.
Der Block war “proppe” voll und die Stimmung super.
Auch schon beim Gang ins Stadion:
Die Fahrt hatte sich allemal gelohnt, auch wenn das Ergebnis nicht stimmte. Der KSC unterlag 2:1, die “alte Oma” Abderrahim Ouakili traf für uns.
Der 4. Spieltag sollte uns dann eigentlich schon etwas zum Nachdenken bewegen.
Nachdem man am 3.Spieltag von der Alemania aus Aachen mit 4:0 abgeschossen wurde - die sich damit für das bereits vorhin angesprochene 1:0 rächten - sollte es dann endlich mit dem Unterfangen „Dreipunkte“ klappen.
Der Erstliga-Absteiger Köln kam zu uns in den Wildpark.
Die Stimmung war recht locker, warum auch nicht, es waren schließlich erst drei Spiele gespielt.
Eingeleitet wurde das Spiel durch eine super Choreo:
Leider zeigte sich unsere Truppe davon unbeeindruckt.
Wir spielten keinesfalls gut und kassierten in der 83. Spielminute das 0:1.
Richtiger Zeitpunkt um ein kleines Resümee zu ziehen.
Am vierten Spieltag stand man bereits auf Rang 18, auf dem letzten Tabellenplatz.
Mit der nüchternen Bilanz von drei Niederlagen und einem Remis aus vier Spielen, einem Torverhältnis von 2:8 und einer Mannschaft die nicht kämpfte und einem Trainer, der anscheinend schon zu diesem Zeitpunkt eben jene nicht mehr erreichte.
Doch dann schien sich einiges zu ändern.
In der Woche vor dem Dresden Spiel krachte es gewaltig im Training.
Die Mannschaft ackerte und der Trainer schwieg.
Dann das Spiel:
Man gewann 2:1.
Der Rückkehrer Christian Kritzer erwischte einen guten Tag. Er traft selbst zum 1:0 und bereitete anschließend das 2:0 von Sean Dundee vor.
Eigentlich hätte man frohem Mutes gen Karlsruhe zurückreisen können, wenn nicht der kleine Zwischenfall nach Beginn der zweiten Hälfte gewesen wäre.
Der Gästeblock wurde gestürmt. Nein, nicht von den Dresdner-Fans, sondern von ihren Ordnern in Rot und Ordnungshüter in Grün. Auf alles, was sich im Block bewegte wurde eingeschlagen.
Knochenbrüche, blaue Pflecke und Platzwunden waren das Ergebnis dieser tollen Aktion.
Keine nette Geste der Polizei und den Ordnern.
Na ja, immerhin hatte man den ersten Dreier im Schlepptau.
Aus den zwei darauf folgenden Ligaspielen plus das Pokalspiel gegen Mainz wurden vier Punkte geholt.
Dann das Spiel zu Hause gegen Essen.
Es war ein tolles Spiel. 4:1. Ein Fußballfest, wie man es schon lange nicht mehr gesehen hat im Wildpark.
Fast ironisch hätte man meinen können, dass die Choreo „Fight“ was bewirkt hätte. Aber wer weiß:
Die Jungs von Trainer Jürgen Gelsdorf gingen zwar durch Kioyo in Führung, allerdings hatte dies nicht viel zu heißen. Schon kurze Zeit später drehte der KSC das Spiel wie schon zuvor gegen Saarbrücken. Amateurspieler Freis war erfolgreich – in seinem ersten Spiel. Zwei Minuten später machte er sogar das 2:1.
Mit diesem Ergebnis ging man auch in die Halbzeit.
Nach der Halbzeit ging es munter weiter mit Chancen im Minutentakt, ehe Freis abermals, mit seinem dritten Treffer am heutigen Abend erfolgreich war, und Sean Dundee „Fußballgott“ markierte nur Augenblick später den 4:1 Endtand. Binnen dreier Minuten hatte man das Spiel zu unseren Gunsten entschieden. Und es hätte auch 10:1 ausgehen können. Der KSC spielte weiterhin drauflos, nur das Aluminium Pfosten/Latte sowie René Renno retteten Rot-Weiß Essen vor einem richtigen Debakel.
Klar, dass der Wildpark nun bebte.
Der Support war klasse, wie lange nicht mehr – logisch nach so einem Sieg.
So ein Spiel gab es schon lange nicht mehr im Wildpark. 4:1.
Auch dem Spiel ging es mit guter Stimmung weiter, ob in der Straßenbahn (Humba), am Bahnhof („Ihr könnt nach Hause fahren“) oder in Heidelberg mit „So ein Tag, so wunderschön wie heute“.
Fazit: Einfach nur geil!
Dieser Sieg gab der Mannschaft unheimlichen Auftrieb.
Keines der folgenden vier Spiele (1860 München, Greuther Fürth, LR Ahlen und Unterhaching) wurde verloren.
Gegen Unterhaching kam es dann auch wieder zu einer Choreographie, die anschließend bei Stadionwelt zur „Choreo des Monats“ gewählt wurde:
Das Spiel war nicht gut, aber es wurden drei Punkte geholt, und nur das zählt.
Es war ein typischer Arbeitssieg, man spürte förmlich, dass sich in den vergangenen Wochen wirklich etwas im Team getan hatte.
Die Mannschaft wollte wieder, sie kämpfte, sie biss bis zum Umfallen.
Gegen Haching war abermals „Crocodile“ Sean Dundee erfolgreich. Er traf noch in der ersten Halbzeit zum späteren 1:0 Erfolg.
Zu diesem Zeitpunkt lief es wieder beim KSC.
Nach dem 12. Spieltag hatte man drei Punkte Abstand auf einen Abstiegsrang und auch im Pokal stand man im Achtelfinale.
Endlich dachte man passiert was in Karlsruhe.
Stimmte es, dass man in dieser Saison nichts mit dem Abstieg zu tun würde habe, nach dem missglücktem Start und Rang 18?
Also fuhr man am 15. November mit breiter Brust ins Erzgebirge nach Aue.
Wo man durchaus unglücklich mit 1:0 verlor.
Vielleicht der Knackpunkt...
Kein Grund für „Weltuntergangsstimmung“.
Nun kam Trier und es wurde gewonnen, 1:0. Das Tor machte Basti Freis.
Allerdings waren die letzten 20 Minuten der blanke Horror.
Die Abwehr leistete sich einen katastrophalen Fehler nach dem anderen.
Nichts mehr ging nach vorne.
Eigentlich stellte man sich die ganze zweite Halbzeit nur hinten rein.
Über den Ausgleichsstreffer hätte man sich nicht beschweren dürfen.
Man merkte der Truppe irgendwie an, dass wieder mal etwas nicht stimmte.
Aber klar, stimmt man hatte ja in Aue verloren, also kein Grund zum „Trübsal blasen“.
Zumal man auf Tabellenplatz zwölf rangierte, und mit 17 Punkten, weiterhin drei Punkte auf einen Abstiegsplatz hatte.
Was jedoch anschließend geschah ist mir unerklärlich.
Okay, Stammtorhüter Markus „Killer-Miller“ Miller verletzte sich.
Aber dies ist sicherlich nicht der Grund für den Knick innerhalb der Mannschaft.
Irgendwas muss passiert sein, anders ist es nicht zu erklären.
Das Auswärtsspiel in Erfurt mit 4:2.
Zuvor verlor man schon das Pokal-Achtelfinal-Spiel gegen Arminia Bielefeld mit 4:0
Und dann das unglaubliche Spiel zu Hause gegen den MSV Duisburg.
Wir schrieben den 3. Dezember 2004, den 16.Spieltag, das letzte Heimspiel in der Hinserie.
Und die Stimmung war mehr als mies. Aggressiv kann man sagen.
Die Stimmung zwischen den Fans war mehr als angespannt.
Man lies die Mannschaft spüren, wie uns zu Mute war.
Mit zehn „Schweigeminuten“. Die ersten 10 Minuten wurde nichts gesungen. Und das Spiel war schlecht.
Dann aber, die zehnte Minute und es ging ab.
Bis zu Minute 20 war es richtig laut und es wurde gut supportet.
Und die Mannschaft dankte es uns. 5 Chancen innerhalb zehn Minuten. Freis mit der größten.
Dann jedoch das 0:1 in Minute 22 – und das Spiel kippte.
Binnen 5 Minuten machten die Duisburger das 0:2 und 0:3 – auch dank unserer mal wieder katastrophalen Verteidigung. Erst leistet sich Eggimann einen Fauxpas, dann Stoll und immer so weiter. Man konnte fast glauben, dass die KSC-Defensive einen internen Wettbewerb laufen hat, wer den größten „Bock“ fabriziert.
Nach diesem Schock verließen einige Fans den Block.
Und daraufhin verflachte das Spiel auch sehr. Zum Einen, weil Duisburg das Ergebnis verwaltete und zum Anderen, weil unsere Jungs mit Verlaub gesagt einfach keinen Bock gehabt haben.
Erst mit der Einwechslung Saenkos kurz vor Schluss der ersten Halbzeit kam frischer Wind ins Team.
Eben jener, Basti Freis und Masmanidis waren die einzigen, die noch etwas versuchten, natürlich jedoch erfolglos.
Nach dem Spiel machten wir unserer Laune Luft, und blockierten den Hauptausgang, mit einer Demo am Zaun.
Sprechchöre wie „Wir wollen Trainer sehen“ oder „die Mannschaft sehen“ fruchteten nicht wirklich.
Lediglich Verteidiger Mario Eggimann (großer Unruhefaktor in der KSC-Defensive), Publikumsliebling Sean Dundee (seit Spielen erfolglos), Christian Hassa (gleich mehr dazu) und Sportdirektor Dohmen - er aber auch nur weil das Fernsehen da war - stellten sich.
Mit Christian Hassa konnte ich mich etwa drei Minuten unterhalten, und er meinte selbst auch, dass etwas passieren müsse. Ich sprach ihn auf den Trainer an und darauf, dass wir seit drei Jahren konstant gegen den Abstieg spielen und er fing fast an zu weinen – wirklich.
Er selbst wusste natürlich auch keine Erklärung, aber sagte selber, dass es etwas nicht stimme.
Ob er dies alles so gemeint hat, oder ob er es nur sagte, damit sich der Tumult legt und er nach Hause kann, sei dahingestellt.
Allerdings brachte er alles sehr glaubwürdig rüber, und ich fand ihn echt sympathisch.
Vielleicht einer der wenigen, dem der Verein echt noch am Herzen liegt.
Dann das Spiel in Cottbus. Cottbus zu diesem Zeitpunkt Tabellenletzte sollte eigentlich zu schlagen sein.
Nach dem Match gegen Duisburg und des anschließenden Streik der Fans müsste man eigentlich glauben, dass das Team kämpft und zumindest ein Punkt bzw. eine gute Leistung drin sei.
Falsch gedacht.
Man ging zwar durch Danny Schwarz in Minute Sieben in Führung, allerdings kam danach nicht viel.
Man stellte sich hinten rein und wurde abgeschossen.
Bezeichnend, dass Dundee beim Stande von 4:1 einen Elfmeter in den Lausitzer Nachthimmel schoss.
Wie ist diese Leistung zu erklären?
Man führte immerhin, spürte dass die Truppe anfangs wollte.
Aber warum kam danach nichts?
Warum gab man sich nach dem 2:1 auf?
Wegen mangelnden Selbstbewusstsein?
Oder spielte man gegen den Trainer?
Wie sagte Hassa gleich noch mal? Ahja: „Uns ist auch klar, dass etwas passieren müsse“.
Ist/War dieses Spiel nicht das perfekte Beispiel, dass der Trainer nicht mehr passt?
Meiner Meinung nach, eindeutig JA!
Nach der Hinrunde steht man auf Rang 17, auf dem vorletzten Tabellenplatz der zweiten Liga. Mit gerade mal 17 Punkten sowie einem Torverhältnis von 19:29.
Vorgestern, am Freitag (17.12.04) dann das Gespräch zwischen Präsident Raase, Sportdirektor Dohmen und Trainer Lorenz-Günther Köstner.
Und die Entscheidung ist, dass es noch keine endgültige Entscheidung gibt.
Sportdirektor Rolf Dohmen und Präsident Hubert H. Raase wollen sich in den kommenden Tag nochmals zusammensetzen – ohne Trainer.
Sie wollen die aktuelle Lage analysieren und entscheiden, wer ab 28. Dezember das Training leitet.
Wenn Köstner bleiben sollte, sehe ich persönlich schwarz für den Karlsruher Sportclub, sehr schwarz.
Erstens werden sie absteigen und zweitens dann nicht in die Regionalliga, sondern in die Oberliga, wo zurzeit die Amateure des KSC auf Platz 1 überwintern.
Was das bedeuten würde, dafür muss man kein Prophet sein – warnendes Beispiel: Waldhof Mannheim.
Ich erinnere an Köstners Worte im Sportbild-Sonderheft.
An dieser Stelle gebe ich zu, dass ich richtig Angst um den KSC habe, wenn nichts passiert, kommt es dick.
Man stelle sich einfach nur mal vor, man verliert das erste Spiel in Burghausen, die nächsten drei Gegner lauten dann Eintracht Frankfurt, Alemania Aachen und der 1.FC Köln.
Das Jahr 2005 kann für den Karlsruher SC schrecklich beginnen.
Deshalb muss nun etwas passieren.
Am besten mit der Trainernentlassung Köstners, der Verpflichtung einen Innenverteidigers und der Beförderung des Amateurspielers Daniel Reule ins Profiteam, der die Torschützenliste der Oberliga unangefochten anführt.
Sie alle können wir vielleicht am 31. Januar 2005 im teils renovierten Wildpark sehen. Die Blöcke A2, A3, E2 und E3 werden neu bestuhlt (6500 Sitze).
Wir dürfen gespannt sein.
In diesem Sinne, allen KSC-Fans einen besinnlichen 4. Advent, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein hoffentlich – aus KSC-Sicht – erfolgreicherisches Jahr 2005.
MFG Jimmy!
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