Für mich als ehemaligen Profi gibt es keine Entschuldigung dafür, daß sich Spieler so hängen lassen wie die Dortmunder gestern beim blamablen 0:5 in München! Ihr Verein kämpft ums Überleben! Doch die Herren in kurzen Hosen, von denen viele den Namen „Profi“ nicht verdient haben, bewegen sich auf dem Platz, als ginge ihnen alles am hinteren Teil eben dieser Hosen vorbei. Erbärmlich und beschämend!
Der neuen Klub-Führung um Dr. Rauball bleibt nur eines übrig – nämlich am Ende der Saison im Kader gnadenlos reinen Tisch zu machen. Wenn der Verein die nächsten Monate ohne den endgültigen Finanz-Kollaps noch übersteht...
Die Ursache für jene Dortmunder Krankheit, die Geld-Schwindsucht, entstand bereits Mitte der 90er Jahre.
Damals wurden Präsident Niebaum und viele in seinem Umfeld vom Bazillus „Größenwahn“ infiziert. Um jeden Preis wollte man den FC Bayern überholen.
Wann immer Spieler wie Reuter, Kohler, Wörns oder Sammer auch nur angeblich Kontakt zu den Münchnern hatten, legten die Dortmunder eine gewaltige Schippe Kohle mehr drauf, erhöhten die Gehälter immens.
Beim FC Bayern wurde dieses Geschäftsgebaren fast ungläubig registriert. Schließlich machten die Münchner ein Spielchen daraus, immer wieder neue Namen auf den Markt zu werfen, auch wenn sie an den Spielern gar nicht ernsthaft interessiert waren.
Vordergründig gaben die Erfolge (Deutsche Meisterschaft, Gewinn der Champions League und des Weltpokals) den Dortmundern recht. Aber diese Siege trieben die Borussen-Bosse in einen Rausch. So, als wäre es nur zu natürlich, nun Saison für Saison in der Champions League zu spielen, die Millionen in die Kassen spülen würde.Niemand machte sich klar, daß diese Erfolge eng verbunden waren mit der Führungsfigur Sammer – und was sein Karriere-Ende als Spieler für das Team bedeutete.
Es gab auch keine Gedanken daran, wie die Investitionen seriös zu refinanzieren wären. Im Gegenteil. Der Sinn für die Realität ging vollends verloren, als Amoroso verpflichtet wurde. Dann Kehl und Rosicky, um erneut die Bayern zu treffen.
Ich frage mich, warum schon damals in keinem Kontroll-Organ die Alarmglocken schrillten. Nicht in Aufsichts-Gremien der Borussia, nicht beim DFB und der DFL. Dann der Börsengang. Mit welchen Zahlen hat Dortmund damals jongliert? Wer hat sie genannt, wer hat sie kontrolliert?
Dazu das Gesülze nach dem Motto: Ein so großer Verein wie Dortmund mit den meisten Fußball-Zuschauern auf der Welt darf einfach nicht absteigen...
Was sollte und was soll das? Warum darf der Borussia nicht auch passieren, was andere durchmachen mußten, wie Mönchengladbach, Bremen, Schalke oder Köln? Ein Unding, wollte da jemand mit zweierlei Maß messen.
Hinzu kommt, daß sich viele Dinge in Grauzonen (z.B. die Lizenz-Vergaben) abspielten und abspielen. Das ist das größte Problem: Es fehlt seit Jahren die Transparenz, die absolut offene Darstellung des Milliarden-Geschäfts Fußball.
Der Video-Beweis, den wir auf den Spielfeldern so dringend brauchen, um vorsätzliche oder irrtümliche Entscheidungen fast unmöglich zu machen, ist im übertragenen Sinn auch auf das wirtschaftliche Verhalten der Vereine anzuwenden. Soll heißen: Die schonungslose Offenlegung der Fehler auch im finanziellen Bereich – und wie man sie korrigieren kann. Alles muß auf den Tisch!
Natürlich hat auch DFB-Präsident Mayer-Vorfelder über Jahre hinweg dazu beigetragen, daß es in vielen Bereichen keine Transparenz gibt. Ich erinnere nur an den Schuldenberg, den er als Präsident des VfB Stuttgart hinterließ. Daß er jedoch zurücktritt, ist noch unwahrscheinlicher, als daß der DFB sich auflöst. Aber von MV sind ohnehin keine grundsätzlichen Lösungen mehr zu erwarten. Um den deutschen Vereins-Fußball wieder auf Vordermann zu bringen, sind andere Personen im DFB und in der DFL gefordert.