Allgemeines:
Sowohl der Skilanglauf als auch die Nordische Kombination sind klassische Skisportarten und schon seit Anfang an feste Größen im olympischen Programm und gehören als solche zu den Highlights jeder olympischen Spiele. Auch wenn sich natürlich auch bei diesen Sportarten im Laufe der Zeit viele Veränderungen ergeben haben, nicht nur was die Technik im Langlauf oder im Skisprungteil der Kombination betrifft, sowie auch die Wettkampfformen erweitert oder verändert haben, so spürt man trotzdem eben immer bei ihnen diese lange Tradition und dass sie Urgesteine des Wintersports sind.
Skilanglauf:
Ein sehr umstrittenes Thema war - aus meiner Sicht völlig zurecht - die Neuverteilung der Quotenplätze durch das IOC., die einige Nationen, vor allem die führenden Nationen, ähnlich wie im alpinen Skisport vor fast unlösbare Aufgaben stellte. Zumal sich eben der Skilanglauf eben auch zunehmend so entwickelt hat, dass dieser sich in 2 Gruppen aufteilt, auf der einen Seite die Distanzläufer auf der anderen Seite die Sprinter. Teilweise gibt es innerhalb dieser Gruppen auch immer noch die Klassikspezialisten und die Freistil-Spezialisten, was die Geschichte noch komplexer macht.
Am deutlichsten wird die Problematik sicher am Beispiel Norwegens bei den Herren oder auch Schwedens bei den Damen. Beide haben insgesamt nur 8 Quotenplätze in diesem Bereich, wenn man aber weiß, dass nicht weniger als 14 verschiedene norwegische Männer in diesem Jahr bereits Podestplätze im Weltcup erreicht haben, dann wird deutlich, wie unsinnig diese Regelung ist, zum Beispiel im Vergleich mit Deutschland (6), der Schweiz (8) oder den USA (5), die zusammen es auf 3 (!!!!!) Podestplätze im Weltcup bringen. Bei den Schwedinnen ist es nicht ganz so extrem, aber auch dort müssen Frauen zuhause bleiben, die schon Weltcups gewonnen haben oder aber diese Saison auf das Podest gelaufen sind. Bedenkt man dazu noch die Corona-Problematik und wie schnell es vielleicht dazu kommen kann, dass 2 der 8 Athlet(inn)en deshalb ausfallen können für Wettbewerbe, so zeigt dies deutlich, dass diese Regelung sich schon jetzt als falsch erwiesen hat.
Wettbewerbe in Peking:
Zwar hat sich das Wettkampfprogramm nicht verändert gegenüber den letzten Olympischen Spielen, aber eine Besonderheit im Skilanglauf besteht darin, dass bei jeden olympischen Spielen die Technikart, in der der jeweilige Wettkampf gelaufen wird, gewechselt wird. Was also in Pyeongchang in der freien Technik gelaufen wurde, findet in Peking im klassischen Stil statt und umgekehrt.. Hier der Zeitplan und damit die Übersicht aller stattfindenden Bewerbe im Skilanglauf:

Sowohl bei den Herren als auch bei den Frauen gibt es also 6 Wettbewerbe, auf die ich jetzt im Detail eingehen werde, nach der zeitlichen Reihenfolge, wann diese stattfinden.
1.) 15 Kilometer Skiathlon der Frauen (7,5 KM Klassisch, 7,5 Kilometer Freistil), Massenstart
Auch wenn die Russin Natalia Nepryaeva aktuell dank des Sieges bei der Tour de Ski den Weltcup anführt, sollte die Favoritenrolle in diesem Rennen an zwei, drei andere Damen gehen: Therese Johaug, Frida Karlsson und Ebba Andersson, wenn ich mich festlegen müsste, dann wären die drei meine Medaillengewinner. Außenseiterchancen haben sicher noch vor allen Dingen Jessica Diggins, wenn sie es schafft, in der Spitzengruppe, die um Medaillen kämpft dabei zu bleiben, da sie von allen genannten Damen die sprintstärkste ist. Auch die Deutsche Katharina Henning macht sich vielleicht leichte Hoffnungen, realistisch ist für mich jedoch eher Platz 5-8, gleiches gilt für die Österreicherin Therese Stadlober, sowie die beiden Finninen Kerttu Niskanen und Krista Pärmäkoski. Wer sich wundert, dass hier keine weitere Norwegerin auftaucht, für den der Hinweis, dass die zweitstärkste, die sicher auch Medaillenchancen gehabt hätte, Heidi Weng kurz vor den Spielen Corona-Positiv war und wahrscheinlich gar nicht starten darf und falls ja, dann ohne jegliches Training oder Wettkampf in den letzten 14 Tagen. Ihre Cousine Tiril Udnes Weng hat in Distanzrennen nicht ihre Klasse, Platz 5-12 ist eher realistisch und die jüngste Marie Helene Fossesholm hat zwar die Anlagen und das Talent, konnte aber diese Saison bisher nicht wirklich überzeugen. Bei den Frauen wird dieses Rennen in der Regel ganz anders gelaufen als bei den Männern, viel offensiver und ich bin mir fast sicher, dass Therese Johaug alles versuchen wird, um auf den ersten 7,5 Kilometern eine Lücke zu den beiden Schwedinnen zu reißen und von dieser dann bis ins Ziel zu profitieren. Gelingt ihr das, dann dürfte es sehr schwer werden, ihr den Sieg streitig zu machen (sie braucht aber schon ca. 20-30 Sekunden), gelingt es ihr nicht, wage ich zu behaupten, die Siegerin heißt nicht Johaug.
Die restlichen deutschen Starterinnen (Carl, Fink, Fräbel oder Krehl) dürften sich sehr freuen, wenn es für die Plätze 8-20 langt.
Allerdings gilt für alle Prognosen im Skilanglauf, dass es seit der TdS keine Wettkämpfe mehr gab und niemand genau weiß, welcher Athlet(in) seine Form konservieren, verbessern oder zielgenau optimieren konnte. Insofern kann es diesmal einige Überraschungen bzw. Enttäuschungen geben.
2.) 30 Kilometer Skiathlon der Männer (15/15), Massenstart
Hier darf man nach den Erfahrungen der letzten Jahre und Saisons mit Sicherheit einen Zweikampf Norwegen - Russland erwarten, 12 der 13 besten Distanzläufer im Weltcup sind Norweger oder eben Russen mit den beiden Gallionsfiguren Johannes H. Klaebo und Alexander Bolshunov vorneweg, die beiden dürften auch die klarsten Favoriten für dieses Rennen sein. In die oben genannte Phalanx kann nur der Finne Ivo Niskanen sich einschleichen, der aber ein ausgewiesener Klassikspezialist ist und zudem nicht als guter Sprinter bekannt, sein Hauptziel dürften die 15 Kilometer Klassisch (Einzelstart) sein, die auf ihn zugeschnitten sind, hier hat er diese Saison auch schon 2 Weltcups gewonnen. Während Klaebo wohl der klare Favorit sein dürfte, wenn es zu einer Sprintankunft kommt, kann man Bolshunov eher zutrauen, dass er schon im Rennen versucht, die Entscheidung zu suchen und sich abzusetzen. Allerdings werden diese Art Rennen bei den Männern oft ganz anders gelaufen als bei den Frauen, weniger offensiv angegangen, weil es einfach zu viele Männer gibt, die auf einem sehr ähnlichen bis identischen Leistungsniveau liegen, wo es zum einen viel schwerer ist, sich zu lösen und zum anderen, es eben viel mehr gibt, die im team Lücken zulaufen können.
Interessant könnte es werden, wie das Rennen taktisch verläuft, wenn eine der beiden Gruppen (Russen oder Norweger) tatsächlich einen ihrer Protagonisten vorne raus ein Stück wegbekommen, wie die jeweils andere darauf taktisch reagiert. Grundsätzlich ist neben den bisher Genannten jeder startende Norweger oder Russe für eine Medaille gut, aus anderen Nationen will ich noch den Briten Andrew Musgrave (stark im Freistil und guter Mann für den Endspurt) und den Mann aus Andorra (Ireneu Esteve Altamiras) erwähnen.
In Frage kommende Norweger für einen Start: Krüger, Amundsen, Holund, Roethe, Iversen, Valnes. Meine Auswahl daraus wären Krüger, Holund und Valnes. Mit krüger und Holund zwei Leute, die stark genug sind und das auch schon bewiesen haben, solche Rennen auch mal im Alleingang zu gewinnen, wenn man ihnen Luft lässt und sie wegkommen. Mit Valnes eine Reserve für den Endspurt, der kaum schwächer als Klaebo da ist und inzwischen auch Distanzrennen im Massenstart sehr gut mirgehen kann.
In Frage kommende Russen: Chervotkin, Jakimuschkin, Spitsov, Maltsev, Ustjugov, Semikov. Bei den Russen ist eine Vorhersage des Teams fast unmöglich, da dort auch viele persönliche Dinge mit reinspielen. Ich würde (außer Bolshunov) Ustjugov, Chervotkin und Spitsov aufstellen.
Zu den Deutschen: Auch wenn beim Berganstieg in Val di Fiemme Lukas Bögl und Friedrich Moch Riesenleistungen zeigten und überraschten, dürften für beide und auch die anderen Deutschen ein Top 15 Platz schon ein tolles Ergebnis sein, vielleicht kann es bis Platz 8 hochgehen, mehr sehe ich nicht. Gleiches gilt für Brugger, Dobler oder Notz, von denen zwei wohl mit am Start sein werden.
3. + 4.) Sprint Freistil Männer und Frauen:
Während es bei den Männern durchaus 3 verschiedene Sieger gab mit Klaebo, Terentev (erster Klassiksprint) und Taugböl (Dresden), gab es bei den Frauen eine klare Dominatorin mit Maja Dahlquist, die alle Rennen gewann, an denen sie teilnahm. Bei den Herren sollte man auch Valnes, Even Northug, den Italiener Pellegrino und vor allem den Franzosen Jouve nicht vergessen, der die Saison seines Lebens läuft. Doch auch hier gilt, wer konnte die Form seit Anfang Januar konservieren, da es keinerlei Wettkämpfe mehr gab. Aufgrund der Freistiltechnik sind sicher die Norweger favorisiert, allen voran Klaebo und Valnes, aber Pellegrino ist ein Mann für große Rennen und Jouve stand mehrfach ganz knapp vor einem Sieg dies Jahr, wenn das bei Olympia gelingt, dann wäre das eine Überraschung, aber keine Sensation. Bei den Deutschen kann man froh sein, wenn einer ins Finale kommt und toll wäre es, wenn dieser dann da eine Runde übersteht.
Bei den Frauen wäre jede andere Siegerin als Dahlquist fast schon eine Sensation, wenn man sich die Leichtigkeit und Überlegenheit anschaut, mit der sie gewonnen hat. Gefahr droht mit Hagström, Dyvik und Sundling aus dem eigenen Lager (2 schwedische Medaillen sind durchaus erwartbar), ansonsten können sich vor allem die Slowenin Lampic, Jessie Diggins, die Schweizerin Fähndrich, vielleicht Nepryaeva und aus Norwegen Myhrhold oder Tiril Weng Hoffnungen machen. Bei den Deutschen sind Gimmler, Carl und Rydzek in der Lage, sich fürs Finale zu qualifizieren, ein Halbfinale halte ich schon für sensationell.
5. + 6.) 10 Kilometer Klassisch Frauen, 15 Kilometer Klassisch Männer
Machen wir es bei den Damen kurz, die Favoriten sind ziemlich identisch mit denen aus dem Jagdrennen, Favoritin Nummer eins sicher Johaug, zumal es ein Einzelstart ist. Dann kommen wieder Karlsson und Andersson, Nepryaeva und Niskanen, sowie Henning, die selber dieses rennen als ihre große Chance bezeichnet hat, wo sie Topleistung liefern will.
Bei den Männern hat der Finne Niskanen beide 15 KM Klassikrennen im Einzelstart gewonnen, im Massenstart war er Zweiter. Demnach ist er quasi der logische Favorit. Ehrlicherweise muss man jedoch festhalten, dass Bolshunov diese Saison noch nicht auf allerbestem Niveau agiert hat, kann er dies bei Olympia erreichen, muss er mindestens als gleichberechtigter Favorit anerkannt werden. Interessanterweise verhält es sich so, dass in der klassischen Technik zuletzt die Russen oft die Norweger in die Schranken gewiesen haben, so dass jeder startende Russe Medaillenkandidat ist, umgekehrt die Norweger die Russen in der freien Technik beherrscht haben. Von den Norwegern sehe ich nur bei Golberg, Roethe und Holund kleine Außenseiterchancen auf eine Medaille. Sollte irgendein Nichtrusse und Nichtnorweger außer dem Finnen Niskanen eine Medaille gewinnen, halte ich das für eine Riesensensation, das gilt natürlich auch für die Deutschen, für die wieder Platz 8-20 das Ziel sein dürfte.
7. + 8.) Die Staffeln (Frauen 4*5 KM; Herren 4*10 KM)
Auch dank der ziemlich kurzen (in meinen Augen zu kurzen) Distanz gibt es bei den Frauen doch eine breitere Favoritenbasis als man denkt. Schweden, Norwegen und Russland rechnen sich alle Chancen auf Gold aus, bei allen 3 Staffeln gibt es auf jeder Position starke Läuferinnen, aber auch fast jede von denen außer den Top 4 (Johaug, Karlsson, Andersson, Nepryaeva) ist auch mal für einen schwachen Tag und kann die Staffel verlieren. Mit den USA ist da ein sehr gefährlicher Aussenseiter dabei, vor allem, wenn Diggins auf den letzten 5 Kilometern Kontakt zur Spitze haben sollte. Die Finninnen haben ein sehr ausgeglichenes Team ohne absolute Spitzenläuferin, Deutschland, Frankreich, Slowenien hoffen auf Platz 5, mehr ist für diese Staffeln normal nicht machbar.
Bei den Männern wäre alles andere als ein Zweikampf Norwegen, Russland am Ende eine Überraschung, Ausgang völlig offen. Natürlich kann auch eine der beiden Nationen mal verwachsen, wie bei der letzten WM klassisch auf Position 1 die Norweger, die aber brillant darauf reagierten. Mein persönlicher Favorit auf Platz 3 sind die Finnen, aber auch die Franzosen, Italiener und Schweden spekulieren darauf. Bleiben die Deutschen, für mich ist die Staffel die größte Medaillenchance, die sie haben, da das Team sehr ausgeglichen ist, sie brauchen aber alle einen Top-Tag. Ein vielleicht überraschender Außenseiter sind die US-Boys.
9. + 10.) Team-Sprint Klassisch (Frauen und Männer):
Die Besonderheit hier ist sicherlich, dass jede Nation nur ein Team an den Start bringen darf und damit ist auch klar, dass nicht die logischen Verdächtigen alle Medaillen abräumen werden, denn sonst hätten wir wohl 2 norwegische und 2 russische Team bei den Männern vorne. So werden auch diese beiden Teams die Favoriten sein, aber es gibt etliche Nationen, die sich gute bis sehr gute Chancen auf Bronze oder mehr ausrechnen:
Allen voran Finnland, Frankreich, Italien, Schweden, aber auch die Schweiz und Tschechien, sowie die USA.
11. +12.) 50 Kilometer Freistil Männer und 30 Kilometer Freistil Frauen
Kommen wir zu den beiden "Königsrennen" der olympischen Spiele im Langlauf, den langen Kanten, leider wie inzwischen üblich im Massenstart und damit bei den Männern immer mit der Gefahr verbunden, 45 Kilometer Langeweile und dann geht die Post ab.
Für beide Rennen gilt, die Namen der Favoriten und Medaillenkandidaten sieht kaum anders aus, als bei den anderen Distanzrennen und jede(r) nicht genannte Sportler(in) wäre eine Riesenüberraschung.
Genauso gilt wie beim Jagdrennen, dass das Frauenrennen sicher wesentlich offensiver und schneller selektierend gelaufen werden wird als bei den Männern und die zentrale Frage wird auch hier sein, ob es Johaug gelingt eine Lücke zu reißen und diese zu halten und ob es vielleicht im Laufe des Rennens von der ein oder anderen Favoritin deshalb auch zu einem Einbruch kommt und diese ganz rausfällt. Mein Bauchgefühl sagt, Johaug packt das.
Bei den Männern dagegen kann ich mir kaum vorstellen, dass es zu einem Johan-Olsson-Gedächtnisrennen kommt, der mal bei Kilometer 10 alleine loslief und nie mehr gesehen wurde vom Feld. Allerdings gibt es den ein oder anderen, dem ich zutraue, auf den letzten 10 Kilometern nach vorne auszubrechen und dies dann bei perfektem Ski und nicht optimaler Zusammenarbeit der Gruppe dahinter ins Ziel zu bringen. Je länger das Feld zusammen bleibt, umso wahrscheinlicher wird ein Ergebnis, dass entweder Bolshunov heißt, wenn dieser auf der letzten Runde alle abhängt oder eben Klaebo, wenn 5-7 Leute auf den letzten 6-800 Metern noch zusammen sind.
Mein Geheimtipp ist Simen Hegstad Krüger, der drei bis vier Runden vor Schluss sich löst und nicht mehr eingeholt wird.
Damit bin ich mit dem Langlauf durch, Nordische Kombination folgt beim nächsten Posting.
Sowohl der Skilanglauf als auch die Nordische Kombination sind klassische Skisportarten und schon seit Anfang an feste Größen im olympischen Programm und gehören als solche zu den Highlights jeder olympischen Spiele. Auch wenn sich natürlich auch bei diesen Sportarten im Laufe der Zeit viele Veränderungen ergeben haben, nicht nur was die Technik im Langlauf oder im Skisprungteil der Kombination betrifft, sowie auch die Wettkampfformen erweitert oder verändert haben, so spürt man trotzdem eben immer bei ihnen diese lange Tradition und dass sie Urgesteine des Wintersports sind.
Skilanglauf:
Ein sehr umstrittenes Thema war - aus meiner Sicht völlig zurecht - die Neuverteilung der Quotenplätze durch das IOC., die einige Nationen, vor allem die führenden Nationen, ähnlich wie im alpinen Skisport vor fast unlösbare Aufgaben stellte. Zumal sich eben der Skilanglauf eben auch zunehmend so entwickelt hat, dass dieser sich in 2 Gruppen aufteilt, auf der einen Seite die Distanzläufer auf der anderen Seite die Sprinter. Teilweise gibt es innerhalb dieser Gruppen auch immer noch die Klassikspezialisten und die Freistil-Spezialisten, was die Geschichte noch komplexer macht.
Am deutlichsten wird die Problematik sicher am Beispiel Norwegens bei den Herren oder auch Schwedens bei den Damen. Beide haben insgesamt nur 8 Quotenplätze in diesem Bereich, wenn man aber weiß, dass nicht weniger als 14 verschiedene norwegische Männer in diesem Jahr bereits Podestplätze im Weltcup erreicht haben, dann wird deutlich, wie unsinnig diese Regelung ist, zum Beispiel im Vergleich mit Deutschland (6), der Schweiz (8) oder den USA (5), die zusammen es auf 3 (!!!!!) Podestplätze im Weltcup bringen. Bei den Schwedinnen ist es nicht ganz so extrem, aber auch dort müssen Frauen zuhause bleiben, die schon Weltcups gewonnen haben oder aber diese Saison auf das Podest gelaufen sind. Bedenkt man dazu noch die Corona-Problematik und wie schnell es vielleicht dazu kommen kann, dass 2 der 8 Athlet(inn)en deshalb ausfallen können für Wettbewerbe, so zeigt dies deutlich, dass diese Regelung sich schon jetzt als falsch erwiesen hat.
Wettbewerbe in Peking:
Zwar hat sich das Wettkampfprogramm nicht verändert gegenüber den letzten Olympischen Spielen, aber eine Besonderheit im Skilanglauf besteht darin, dass bei jeden olympischen Spielen die Technikart, in der der jeweilige Wettkampf gelaufen wird, gewechselt wird. Was also in Pyeongchang in der freien Technik gelaufen wurde, findet in Peking im klassischen Stil statt und umgekehrt.. Hier der Zeitplan und damit die Übersicht aller stattfindenden Bewerbe im Skilanglauf:

Sowohl bei den Herren als auch bei den Frauen gibt es also 6 Wettbewerbe, auf die ich jetzt im Detail eingehen werde, nach der zeitlichen Reihenfolge, wann diese stattfinden.
1.) 15 Kilometer Skiathlon der Frauen (7,5 KM Klassisch, 7,5 Kilometer Freistil), Massenstart
Auch wenn die Russin Natalia Nepryaeva aktuell dank des Sieges bei der Tour de Ski den Weltcup anführt, sollte die Favoritenrolle in diesem Rennen an zwei, drei andere Damen gehen: Therese Johaug, Frida Karlsson und Ebba Andersson, wenn ich mich festlegen müsste, dann wären die drei meine Medaillengewinner. Außenseiterchancen haben sicher noch vor allen Dingen Jessica Diggins, wenn sie es schafft, in der Spitzengruppe, die um Medaillen kämpft dabei zu bleiben, da sie von allen genannten Damen die sprintstärkste ist. Auch die Deutsche Katharina Henning macht sich vielleicht leichte Hoffnungen, realistisch ist für mich jedoch eher Platz 5-8, gleiches gilt für die Österreicherin Therese Stadlober, sowie die beiden Finninen Kerttu Niskanen und Krista Pärmäkoski. Wer sich wundert, dass hier keine weitere Norwegerin auftaucht, für den der Hinweis, dass die zweitstärkste, die sicher auch Medaillenchancen gehabt hätte, Heidi Weng kurz vor den Spielen Corona-Positiv war und wahrscheinlich gar nicht starten darf und falls ja, dann ohne jegliches Training oder Wettkampf in den letzten 14 Tagen. Ihre Cousine Tiril Udnes Weng hat in Distanzrennen nicht ihre Klasse, Platz 5-12 ist eher realistisch und die jüngste Marie Helene Fossesholm hat zwar die Anlagen und das Talent, konnte aber diese Saison bisher nicht wirklich überzeugen. Bei den Frauen wird dieses Rennen in der Regel ganz anders gelaufen als bei den Männern, viel offensiver und ich bin mir fast sicher, dass Therese Johaug alles versuchen wird, um auf den ersten 7,5 Kilometern eine Lücke zu den beiden Schwedinnen zu reißen und von dieser dann bis ins Ziel zu profitieren. Gelingt ihr das, dann dürfte es sehr schwer werden, ihr den Sieg streitig zu machen (sie braucht aber schon ca. 20-30 Sekunden), gelingt es ihr nicht, wage ich zu behaupten, die Siegerin heißt nicht Johaug.
Die restlichen deutschen Starterinnen (Carl, Fink, Fräbel oder Krehl) dürften sich sehr freuen, wenn es für die Plätze 8-20 langt.
Allerdings gilt für alle Prognosen im Skilanglauf, dass es seit der TdS keine Wettkämpfe mehr gab und niemand genau weiß, welcher Athlet(in) seine Form konservieren, verbessern oder zielgenau optimieren konnte. Insofern kann es diesmal einige Überraschungen bzw. Enttäuschungen geben.
2.) 30 Kilometer Skiathlon der Männer (15/15), Massenstart
Hier darf man nach den Erfahrungen der letzten Jahre und Saisons mit Sicherheit einen Zweikampf Norwegen - Russland erwarten, 12 der 13 besten Distanzläufer im Weltcup sind Norweger oder eben Russen mit den beiden Gallionsfiguren Johannes H. Klaebo und Alexander Bolshunov vorneweg, die beiden dürften auch die klarsten Favoriten für dieses Rennen sein. In die oben genannte Phalanx kann nur der Finne Ivo Niskanen sich einschleichen, der aber ein ausgewiesener Klassikspezialist ist und zudem nicht als guter Sprinter bekannt, sein Hauptziel dürften die 15 Kilometer Klassisch (Einzelstart) sein, die auf ihn zugeschnitten sind, hier hat er diese Saison auch schon 2 Weltcups gewonnen. Während Klaebo wohl der klare Favorit sein dürfte, wenn es zu einer Sprintankunft kommt, kann man Bolshunov eher zutrauen, dass er schon im Rennen versucht, die Entscheidung zu suchen und sich abzusetzen. Allerdings werden diese Art Rennen bei den Männern oft ganz anders gelaufen als bei den Frauen, weniger offensiv angegangen, weil es einfach zu viele Männer gibt, die auf einem sehr ähnlichen bis identischen Leistungsniveau liegen, wo es zum einen viel schwerer ist, sich zu lösen und zum anderen, es eben viel mehr gibt, die im team Lücken zulaufen können.
Interessant könnte es werden, wie das Rennen taktisch verläuft, wenn eine der beiden Gruppen (Russen oder Norweger) tatsächlich einen ihrer Protagonisten vorne raus ein Stück wegbekommen, wie die jeweils andere darauf taktisch reagiert. Grundsätzlich ist neben den bisher Genannten jeder startende Norweger oder Russe für eine Medaille gut, aus anderen Nationen will ich noch den Briten Andrew Musgrave (stark im Freistil und guter Mann für den Endspurt) und den Mann aus Andorra (Ireneu Esteve Altamiras) erwähnen.
In Frage kommende Norweger für einen Start: Krüger, Amundsen, Holund, Roethe, Iversen, Valnes. Meine Auswahl daraus wären Krüger, Holund und Valnes. Mit krüger und Holund zwei Leute, die stark genug sind und das auch schon bewiesen haben, solche Rennen auch mal im Alleingang zu gewinnen, wenn man ihnen Luft lässt und sie wegkommen. Mit Valnes eine Reserve für den Endspurt, der kaum schwächer als Klaebo da ist und inzwischen auch Distanzrennen im Massenstart sehr gut mirgehen kann.
In Frage kommende Russen: Chervotkin, Jakimuschkin, Spitsov, Maltsev, Ustjugov, Semikov. Bei den Russen ist eine Vorhersage des Teams fast unmöglich, da dort auch viele persönliche Dinge mit reinspielen. Ich würde (außer Bolshunov) Ustjugov, Chervotkin und Spitsov aufstellen.
Zu den Deutschen: Auch wenn beim Berganstieg in Val di Fiemme Lukas Bögl und Friedrich Moch Riesenleistungen zeigten und überraschten, dürften für beide und auch die anderen Deutschen ein Top 15 Platz schon ein tolles Ergebnis sein, vielleicht kann es bis Platz 8 hochgehen, mehr sehe ich nicht. Gleiches gilt für Brugger, Dobler oder Notz, von denen zwei wohl mit am Start sein werden.
3. + 4.) Sprint Freistil Männer und Frauen:
Während es bei den Männern durchaus 3 verschiedene Sieger gab mit Klaebo, Terentev (erster Klassiksprint) und Taugböl (Dresden), gab es bei den Frauen eine klare Dominatorin mit Maja Dahlquist, die alle Rennen gewann, an denen sie teilnahm. Bei den Herren sollte man auch Valnes, Even Northug, den Italiener Pellegrino und vor allem den Franzosen Jouve nicht vergessen, der die Saison seines Lebens läuft. Doch auch hier gilt, wer konnte die Form seit Anfang Januar konservieren, da es keinerlei Wettkämpfe mehr gab. Aufgrund der Freistiltechnik sind sicher die Norweger favorisiert, allen voran Klaebo und Valnes, aber Pellegrino ist ein Mann für große Rennen und Jouve stand mehrfach ganz knapp vor einem Sieg dies Jahr, wenn das bei Olympia gelingt, dann wäre das eine Überraschung, aber keine Sensation. Bei den Deutschen kann man froh sein, wenn einer ins Finale kommt und toll wäre es, wenn dieser dann da eine Runde übersteht.
Bei den Frauen wäre jede andere Siegerin als Dahlquist fast schon eine Sensation, wenn man sich die Leichtigkeit und Überlegenheit anschaut, mit der sie gewonnen hat. Gefahr droht mit Hagström, Dyvik und Sundling aus dem eigenen Lager (2 schwedische Medaillen sind durchaus erwartbar), ansonsten können sich vor allem die Slowenin Lampic, Jessie Diggins, die Schweizerin Fähndrich, vielleicht Nepryaeva und aus Norwegen Myhrhold oder Tiril Weng Hoffnungen machen. Bei den Deutschen sind Gimmler, Carl und Rydzek in der Lage, sich fürs Finale zu qualifizieren, ein Halbfinale halte ich schon für sensationell.
5. + 6.) 10 Kilometer Klassisch Frauen, 15 Kilometer Klassisch Männer
Machen wir es bei den Damen kurz, die Favoriten sind ziemlich identisch mit denen aus dem Jagdrennen, Favoritin Nummer eins sicher Johaug, zumal es ein Einzelstart ist. Dann kommen wieder Karlsson und Andersson, Nepryaeva und Niskanen, sowie Henning, die selber dieses rennen als ihre große Chance bezeichnet hat, wo sie Topleistung liefern will.
Bei den Männern hat der Finne Niskanen beide 15 KM Klassikrennen im Einzelstart gewonnen, im Massenstart war er Zweiter. Demnach ist er quasi der logische Favorit. Ehrlicherweise muss man jedoch festhalten, dass Bolshunov diese Saison noch nicht auf allerbestem Niveau agiert hat, kann er dies bei Olympia erreichen, muss er mindestens als gleichberechtigter Favorit anerkannt werden. Interessanterweise verhält es sich so, dass in der klassischen Technik zuletzt die Russen oft die Norweger in die Schranken gewiesen haben, so dass jeder startende Russe Medaillenkandidat ist, umgekehrt die Norweger die Russen in der freien Technik beherrscht haben. Von den Norwegern sehe ich nur bei Golberg, Roethe und Holund kleine Außenseiterchancen auf eine Medaille. Sollte irgendein Nichtrusse und Nichtnorweger außer dem Finnen Niskanen eine Medaille gewinnen, halte ich das für eine Riesensensation, das gilt natürlich auch für die Deutschen, für die wieder Platz 8-20 das Ziel sein dürfte.
7. + 8.) Die Staffeln (Frauen 4*5 KM; Herren 4*10 KM)
Auch dank der ziemlich kurzen (in meinen Augen zu kurzen) Distanz gibt es bei den Frauen doch eine breitere Favoritenbasis als man denkt. Schweden, Norwegen und Russland rechnen sich alle Chancen auf Gold aus, bei allen 3 Staffeln gibt es auf jeder Position starke Läuferinnen, aber auch fast jede von denen außer den Top 4 (Johaug, Karlsson, Andersson, Nepryaeva) ist auch mal für einen schwachen Tag und kann die Staffel verlieren. Mit den USA ist da ein sehr gefährlicher Aussenseiter dabei, vor allem, wenn Diggins auf den letzten 5 Kilometern Kontakt zur Spitze haben sollte. Die Finninnen haben ein sehr ausgeglichenes Team ohne absolute Spitzenläuferin, Deutschland, Frankreich, Slowenien hoffen auf Platz 5, mehr ist für diese Staffeln normal nicht machbar.
Bei den Männern wäre alles andere als ein Zweikampf Norwegen, Russland am Ende eine Überraschung, Ausgang völlig offen. Natürlich kann auch eine der beiden Nationen mal verwachsen, wie bei der letzten WM klassisch auf Position 1 die Norweger, die aber brillant darauf reagierten. Mein persönlicher Favorit auf Platz 3 sind die Finnen, aber auch die Franzosen, Italiener und Schweden spekulieren darauf. Bleiben die Deutschen, für mich ist die Staffel die größte Medaillenchance, die sie haben, da das Team sehr ausgeglichen ist, sie brauchen aber alle einen Top-Tag. Ein vielleicht überraschender Außenseiter sind die US-Boys.
9. + 10.) Team-Sprint Klassisch (Frauen und Männer):
Die Besonderheit hier ist sicherlich, dass jede Nation nur ein Team an den Start bringen darf und damit ist auch klar, dass nicht die logischen Verdächtigen alle Medaillen abräumen werden, denn sonst hätten wir wohl 2 norwegische und 2 russische Team bei den Männern vorne. So werden auch diese beiden Teams die Favoriten sein, aber es gibt etliche Nationen, die sich gute bis sehr gute Chancen auf Bronze oder mehr ausrechnen:
Allen voran Finnland, Frankreich, Italien, Schweden, aber auch die Schweiz und Tschechien, sowie die USA.
11. +12.) 50 Kilometer Freistil Männer und 30 Kilometer Freistil Frauen
Kommen wir zu den beiden "Königsrennen" der olympischen Spiele im Langlauf, den langen Kanten, leider wie inzwischen üblich im Massenstart und damit bei den Männern immer mit der Gefahr verbunden, 45 Kilometer Langeweile und dann geht die Post ab.
Für beide Rennen gilt, die Namen der Favoriten und Medaillenkandidaten sieht kaum anders aus, als bei den anderen Distanzrennen und jede(r) nicht genannte Sportler(in) wäre eine Riesenüberraschung.
Genauso gilt wie beim Jagdrennen, dass das Frauenrennen sicher wesentlich offensiver und schneller selektierend gelaufen werden wird als bei den Männern und die zentrale Frage wird auch hier sein, ob es Johaug gelingt eine Lücke zu reißen und diese zu halten und ob es vielleicht im Laufe des Rennens von der ein oder anderen Favoritin deshalb auch zu einem Einbruch kommt und diese ganz rausfällt. Mein Bauchgefühl sagt, Johaug packt das.
Bei den Männern dagegen kann ich mir kaum vorstellen, dass es zu einem Johan-Olsson-Gedächtnisrennen kommt, der mal bei Kilometer 10 alleine loslief und nie mehr gesehen wurde vom Feld. Allerdings gibt es den ein oder anderen, dem ich zutraue, auf den letzten 10 Kilometern nach vorne auszubrechen und dies dann bei perfektem Ski und nicht optimaler Zusammenarbeit der Gruppe dahinter ins Ziel zu bringen. Je länger das Feld zusammen bleibt, umso wahrscheinlicher wird ein Ergebnis, dass entweder Bolshunov heißt, wenn dieser auf der letzten Runde alle abhängt oder eben Klaebo, wenn 5-7 Leute auf den letzten 6-800 Metern noch zusammen sind.
Mein Geheimtipp ist Simen Hegstad Krüger, der drei bis vier Runden vor Schluss sich löst und nicht mehr eingeholt wird.
Damit bin ich mit dem Langlauf durch, Nordische Kombination folgt beim nächsten Posting.