Olympia in Tokio ohne ausländische Zuschauer

gary

Bekanntes Mitglied
Mit Nordkorea hat die erste (?) Nation bereits die Teilnahme an Olympia abgesagt und dieses mit Corona begründet.
 

Saraya!

Serena Williams forever
Ob das Spass macht mit diesen Regeln? Ich finde es schrecklich!


OLYMPISCHE SPIELE IN TOKIO Als wären wir das Virus​

So erleben die BamS-Reporter die Knallhart-Corona-Regeln in Tokio​

BamS-Reporter Frank Schneider beim Spucktest im Haupt-Pressecenter. In der ersten Woche stehen insgesamt sechs Corona-Tests an. Zwei vor dem Abflug, vier danach


Sie sitzt von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet neben den Fahrstühlen und mustert die Gäste des Hotels. Auf ihrer Baseball-Mütze steht ihre Funktion: „Security“. Das ist unsere Aufpasserin. Und sie sitzt hier mit ihren Kollegen Tag und Nacht. Weil WIR hier sind.
Ihren Job gibt es nur wegen der Gäste aus Übersee, die für die Olympischen Spiele nach Tokio gekommen sind. Wer das Hotel verlassen möchte, muss an ihr vorbei. Der muss sich in eine Liste eintragen. Und wer nach 15 Minuten Essenholen nicht wieder da ist, bekommt nicht nur einen strengen Blick. Der wird gemeldet.
Thorsten Felske mit Makse im leeren Pressezentrum

Olympia in Tokio – das größte Sportereignis der Welt beginnt am kommenden Freitag offiziell mit 60.000 Teilnehmern aus aller Welt. Und alles steht schon jetzt voll im Zeichen der Corona-Pandemie. Die japanische Bevölkerung ist mit großer Mehrheit gegen die Ausrichtung der bereits um ein Jahr verschobenen Spiele. Und die Veranstalter wollen mit aller Macht verhindern, dass die Gäste Corona einschleppen. Alle haben Angst vor dem Virus. Und deshalb tut man so, als seien die Gäste aus dem Ausland das Virus selbst.




Ministerpräsident Yoshihide Suga: „Um das Leben und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, werden gründliche Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Coronavirus ergriffen.“ Die Regeln sind so gründlich, dass jede Corona-Diskussion in Deutschland dagegen wie ein Witz wirkt.


Dazu gehört das tägliche Fiebermessen, ein Spucktest an den ersten vier Tagen nach der Einreise, das obligatorische Abstandhalten und dann natürlich das Masketragen immer und überall. Bei 32 Grad und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit ist das im Freien mühsam. Wie praktisch ist es da, dass das Spaziergeh-Verbot für die ersten 14 Tage nach der Einreise gilt. Ob geimpft oder nicht geimpft, das spielt in Tokio keine Rolle.


Viele Regeln erfüllen nur einen Zweck: Besucher aus dem Ausland und die Bevölkerung sollen nicht in Kontakt kommen miteinander. Der Aufwand, den die Japaner dafür treiben, ist gewaltig. Weil die Benutzung des Nahverkehrs verboten ist, fahren jetzt ein Dutzend neue Buslinien durch die Stadt – nur für Olympiagäste.




Vier Wochen vor der Abreise mussten Journalisten einen Aktivitäten-Plan einreichen, der genau auflistet, welche Orte Reporter aufsuchen wollen. Der Plan muss von der Regierung genehmigt werden.

Ebenso wie die Ausnahmeregel, auf die obligatorischen drei Tage Quarantäne nach der Einreise verzichten zu dürfen. Mehrere US-Zeitungen wie die „New York Times“ protestierten offiziell beim IOC und den Gastgebern wegen dieser Einschränkung der Pressefreiheit. Bewirkt aber hat es nichts. Die Japaner bleiben streng. Wer die Regeln missachtet, muss im schlimmsten Fall nach Hause fahren. Aber auch Geldstrafen und Zwangsquarantäne sind möglich. Die Gastgeber setzen auf Abschreckung.


Doch wie gut die Umsetzung und die Kontrolle der vielen Regeln erfolgt, muss sich noch zeigen. Bei den vielen Tausend Tests sind bislang ganze fünf Corona-Fälle aufgefallen. Über 80 Prozent der Einreisenden kommen geimpft. Das strenge System der Trennung der Olympia-Besucher und Sportler gerät schon bei der Anreise am Flughafen an seine Grenzen. Reisen ein paar Hundert Olympia-Besucher gleichzeitig an, vermischt sich alles mit jedem bei den vielen Wartestationen am Flughafen. Und im Bus sitzen ohnehin alle beieinander. Prompt gibt es schon den ersten Corona-Fall im olympischen Dorf.

Lohnt sich der Aufwand also wirklich?

1300 Corona-Fälle pro Tag meldet Tokio aktuell, das klingt nach mehr, als es ist. Die Stadt hat mit 9,6 Mio. Menschen mehr Einwohner als ganz Österreich, der Großraum Tokio kommt auf über 30 Millionen. Kein Wunder, dass selbst IOC-Präsident Thomas Bach (67) noch Hoffnung hat, dass die Veranstalter in Tokio Zuschauer in die Stadien lassen. „Wir werden die Situation beobachten und falls sich die Umstände ändern, werden wir uns schnell besprechen. Wir können selbstbewusst sagen, dass wir das Risiko für diese Spiele minimiert haben“, sagt er. Die Corona-Maßnahmen für Olympia in Tokio seien „die strengsten, denen sich ein Sportereignis unterziehen musste“.

Das stimmt. Kurz vor der Abreise bekommen Olympia-Besucher per Mail die wichtigsten Verhaltensregeln für die Olympischen Spiele zugeschickt.

Ausgedruckt sind sie 212 DIN-A4-Seiten lang.
 
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