Die einzigen Bedenken, die ich habe, sind die, wie man so etwas so intelligent regelt, dass die Investoren einerseits bereit sind, viel zu investieren und die Vereine andererseits die Sicherheit haben, dass die Leichter nicht ausgehen, wenn der Investor keinen Bock mehr hat oder pleite geht. Wie könnte aus deiner Sicht so was funktionieren?
Schwierig, im Fußball hast du einfach sehr viele irrationale Akteure unabhängig davon wie sie organsiert sind. Schau dir Schalke 04 an, da schlagen sich halt dann die Mitglieder auf der Versammlung, ob das dann die bessere Option ist? Bei sehr vielen Vereinen schwirren ein Haufen windiger Geschäftemacher, Ex-Spieler etc. herum, die alle die schnelle Mark machen wollen, meistens indem sie bei Transfers irgendwie beteiligt werden. Da ist mir ein transparenter Investor, der 100% einer AG kauft und im Handelregister bekannt gibt, wieviel Geld er rausgezogen hat, tausendmal lieber.
Es gibt ja leider doch einige Negativbeispiele: 1860 und Uerdingen z.B. Die Tochter des Vereinsboss vom FC Valencia sagte nach Kritik von Fans an der Vereinspolitik neulich wörtlich: "Das ist unser Verein, wir können damit machen was wir wollen".In italien gab es den Fall des AC Parma, wobei das ein Sonderfall ist, das war ja auch ein Werksclub und der Konzern dahinter ist pleite gegangen.
Brauchst du mir als Löwenfan nicht lang und breit erklären, ich verfolge das Kasperlestheater inzwischen seit 10 Jahren. Aber auch da war halt eines der Probleme, dass wegen 50+1 man gar keine Chance auf einen seriösen Partner hatte, denn so jemand hätte nie Geld reingesteckt und die Kontrolle den Dilettanten überlassen, welche die Misere herbeigeführt haben.
Und es gibt ja auch Clubs, die nicht pleite gehen, immer noch bei den Großen mitspielen aber trotzdem wirtschaftlich extrem leiden: Ist dir der Fall Man United im Detail bekannt? Die Glazer-Brüder haben sich damals etwa 800 Mios von den banken geliehen und den (börsennotierten) Club gekauft. Einen Großteil der Schulden haben sie dann auf den Club überschrieben, der bis heute unter einem Schuldenberg ächzt. Erste Frage: Wie kann es sein, das so was möglich ist? Zweitens: Kann ich das auch machen?
In der Thematik Manchester United bin ich zufällig tiefer drin, als vermutlich die allermeisten hier, weil mich diese Finanzthemen nunmal interessieren. Es ist insofern ein interessanter Sonderfall, weil die Glazers als einer der ganz wenigen Akteure in England Geld verdienen wollen statt es zu verbrennen. Das macht es für United natürlich immer schwerer mit Clubs mitzuhalten, deren Eigner nicht-monetäre Interessen verfolgen. Ich kann mir z.B. vorstellen angesichts der politischen SItuation in Russland, dass Chelsea für Abramovich eine Art Lebensversicherung darstellt. Wobei man bezüglich United auch sagen muss, dass die Glazers in der Vermarktung auch ordentlich Know-Ho reingebracht haben. Die drastische Steigerungen im Sponsoring kamen nicht von ungefähr, da hatte schon jemand die richtigen Kontakte und auch Erfahrungen aus dem US-Sport.
Auf deine Fragen:
1) Man nennt dieses Vorgehen "Leveraged-Buy-Out", man kauft eine gesunde und profitable FIrma auf Kredit und lässt die Firma anschließend die Schulden abbezahlen, so ähnlich als würdest du eine Wohnung auf Kredit kaufen und dann vermieten. Eine prominente Firma aus der normalen Wirtschaftswelt, der es ähnlich ergangen ist, wäre beispielsweise Hugo Boss. So etwas funktioniert natürlich nur, wenn die Erträge stabil genug sind, um Zins und Tilgung für die Kredite zu leisten.
2) Im kleinen kannst du das auch, deshalb mein Beispiel mit der vermieteten Wohnung. Ein wenig Eigenkapital wirst du freilich mitbringen müssen und für einen Profiverein wirds wahrscheinlich nicht ganz zureichen. Auch die meisten Arztpraxen etc. wechseln im Endeffekt auf diese Weise ihren Eigentümer.