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Hauptaktionen bei den Schlägen im Rollstuhltennis sind identisch mit denen des Fußgängertennis. Ebenso sind die methodisch-didaktischen Grundsätze identisch. Es kann auf allen Platzbelägen gespielt werden. Dabei wird von den meisten Spielern der Hardcourt bevorzugt. Im vergangenen Jahr gab es sogar erstmalig einen Showkampf auf dem "heiligen Rasen" von Wimbledon.
Die Hauptunterschiede zwischen Rollstuhltennis und Fußgängertennis liegen zum einen in der Schlagvorbereitung und zum anderen in der veränderten Mobilität auf dem Platz, da der Rollstuhltennisspieler seine Arme auch zur Fortbewegung im Rollstuhl benötigt, der Fußgänger lediglich seine Beine.
Durch die Notwendigkeit, beide Arme bis kurz vor dem Schlagen zur Vorwärtsbewegung nutzen zu müssen, stellen die Annäherung zum Ball und die Ausholbewegung die gravierendsten technischen Unterschiede beim Schlagablauf dar.
Aufgrund der Sitzposition ist es Rollstuhlfahrern nicht möglich, die Beine einzusetzen und sie zur Schlagvorbereitung zu nutzen. Daraus resultieren in der Regel geringere Schlaggeschwindigkeiten als im Fußgängerbereich.
Die Bewegung des Rollstuhlfahrers auf dem Platz sollte durch eine kontinuierliche Bewegung gekennzeichnet sein. Durch diese Kontinuität kann der Spieler das Drehmoment nach einer Innen- oder Außendrehung für den Weg nach vorne oder zurück ausnutzen.
Ein Kennzeichen für die Spielstärke des Sportlers ist die Häufigkeit mit dem er den Ball nach dem ersten oder zweiten Aufsprung entgegennimmt. Je höher das spielerische Niveau und je ausgeprägter die Fähigkeit sich schnell auf dem Platz zu bewegen, desto häufiger wird der Ball nach dem ersten Aufsprung geschlagen. Im Leistungsbereich hat sich gezeigt, das 70% aller Grundschläge nach dem ersten Bodenkontakt geschlagen werden. Vor zehn Jahren waren es nur 30%. Dies zeigt, dass sich die Spielstruktur im Rollstuhltennis zunehmend der des Fußgängertennis annähert, wobei realistisch angemerkt werden muss, dass sich die Ähnlichkeiten auf "passives Aschetennis" beschränken.
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Wichtige Aspekte für Tennistrainer
Nahezu alle Trainings- und Übungsformen im Tennis können für Rollstuhltennis modifiziert und übernommen werden.
Dem gemeinsamen Training von Fußgängern und Rollstuhlfahrern steht grundsätzlich nichts im Weg.
Um die Bewegungsabläufe und Unterschiede beim veränderten Schlagablauf und der besonderen Bewegung im Rollstuhl nachvollziehen zu können, ist es ratsam, auch als Trainer das Spiel im Rollstuhl auszuprobieren.
Entscheidend ist die Analyse der körperlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten des Rollstuhlfahrers. Dabei muss besonders die Balance im Oberkörper als limitierender Faktor bei der Schlagbewegung und Mobilität berücksichtigt werden.
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Die 15. Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltennis
Die ersten Nationalen Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltennis wurden vom 30. April bis 2. Mai 1987 in Damp (SH) ausgetragen. Dies war sicherlich der markante Einschnitt, der den bis dato in Deutschland kaum publizierten Rollstuhltennissport im wahrsten Sinne des Wortes "ins Rollen" gebracht hat.
20 Spieler - ausschließlich Männer - wagten sich auf die Courts, um hier ihre Kräfte erstmalig in einem offiziellen deutschen Turnier zu messen. Namen wie Zielasko, Hirthe, Glinicki, Dingel, Geider, Liebl, Bruckert, Kirsch, Westermann, Michalski, Humpert, Heil, Hochreiter, Hameister und den "1. Deutschen Meister Jürgen Nagel" werden sicherlich viele nicht vergessen haben, zumal einige davon noch heute begeisterte Tennisspieler sind.
1988 gingen die ersten Damen auf die Plätze: Regina Isecke, Helma Scheffel, Fr. Winckelmann. Deutsche Meisterin: Regina Isecke; Deutscher Meister Michael Heil. Hier begann die 11-jährige Siegerserie von Regina Isecke, die bis zu ihrem offiziellen Rücktritt aus ihrer Tenniskarriere 11malig den Deutschen Meistertitel erringen konnte. Deutscher Meister im Jahre 1989 in Mainz-Finthen wurde Thomas Kreidel, der auch im Jahre 1990 den Titel erkämpfte.
1996 fanden zum ersten Male die Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf statt. Nach Unterbrechungen (1997 in Dillingen und wohl die unvergessenen 1998 in Bonn) sind mittlerweile die Nationalen Meisterschaften im Rollstuhltennis beim Düsseldorfer Hockey Club 1905 e.V. schon zur Tradition geworden. Die Spielerinnen und Spieler des DRT, seit vergangenem Jahr auch die Freizeit- und Breitensportler in einer neu eingeführten Kategorie, genießen hier jedes Jahr am zweiten Maiwochenende die außerordentliche Düsseldorfer Gastfreundschaft und auch die des Tennisverbandes Niederrhein. Sportfreunde erster Güte zeigen mittlerweile für den DRT und seine Deutschen Meisterschaften Gesicht: 1998 übernahm der damalige Bundesaußenminister Dr. Klaus Kinkel, MdB, die Schirmherrschaft, im folgte 2001 und 2002 Bundeskanzler Gerhard Schröder, MdB, beide begeisterte Tennissportler, die auch der Rollstuhltennissport fasziniert hat.
Im vergangenen Jahr feierte Rollstuhltennis weltweit das "25-Jährige". Die Initialzündung kam von Bradley Parks, der aufgrund eines Skiunfalls auf den Rollstuhl angewiesen war und den gerade die Sportart Tennis, als Individualsport nachhaltig begeisterte. Rollstuhltennis hat in dieser Zeit eine rasante und beispielhafte Entwicklung erfahren und hat unbestritten einen erheblichen Anteil am gesellschaftlichen Aufschwung des Behindertensports.
In Deutschland war 1984 die markante Jahreszahl für Rollstuhltennis, erste Spiele wurden in Eschborn ausgetragen. Auf der DRS-Mitgliederversammlung in Bad Vilbel 1986 wurde Rollstuhltennis als Fachbereich in den DRS aufgenommen, 1988 der DRT als eigenständige Organisation gegründet Er ist Mitglied der IWTA / ITF, seit 1992 assoziiertes Mitglied des Deutschen Tennis Bundes (DTB), Mitglied im Deutschen Rollstuhl-Sportverband (DRS) und im Deutschen Behinderten-Sportverband (DBS). Bundesweit sind im DRT 33 Mitgliedsvereine vertreten. Hauptaugenmerk war bisher die Unterstützung der Kaderathleten und der Junioren. Hinzugekommen ist seit einem Jahr die Förderung des Breitensports, der mehr und mehr Freunde gewinnt und gerade auch vor dem sozialintegrativen Charakter wichtiges Standbein des Rollstuhltennis geworden ist.
Zahlreiche Rollstuhltennis-Shows zeigen immer wieder, wie hoch doch noch der Aufklärungsbedarf und auch das Interesse am Rollstuhltennissport generell ist. Einer der wichtigsten und herausragenden Partner ist der Rochusclub Düsseldorf, der in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge Rollstuhltennisspieler zu einer Rollstuhltennis-Show auf ihrem Centre Court während des ARAG WORLD TEAM CUP 2002 einlädt. Sven Hiller und Michael Mertel als Juniors werden hier vor einer breiten Publikumsmasse sicherlich die Herzen der Zuschauer im Sturm erobern. Durch das nachdrückliche Engagement des Rochusclub wurde eine Lawine ins Rollen gebracht: Bundesweit fand das beispielhafte Vorbild aus Düsseldorf Nachahmer. Mittlerweile gehört es bei vielen "Fußgänger-Tennisclubs" zum guten Ton, ihren Sportpartnern im Rollstuhl die Möglichkeit einer Präsentation des Rollstuhltennis zu ermöglichen und auch eigene Rollstuhltennisabteilungen zu gründen, respektive die Rollis im Verein zu integrieren.
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