So, dann möchte ich mich auch mal daran versuchen einen Bericht zu schreiben. Ich bin natürlich nicht S04rheinland, aber über diese Tour muß geschrieben werden. Sind ja auch einige interessante sachen passiert, obwohl es nur in den Zug rein, Spiel anschauen und mit dem Zug zurück war. Die im Text genannten nicks sind alles Nutzer des Schalkeforums, aber das wird Euch sicherlich nicht stören.
Wir sind am Dienstag Abend zu viert (zwei Mädels und zwei Buben) von Heidelberg aus nach Oberhausen aufgebrochen. Da bei einer Anreise am Mittwoch die Zeit zu knapp werden könnte und wir auch nicht zu früh aufstehen wollten, haben wir uns für zwei Nächte in ein Hotel einquartiert. Die Autobahnfahrt war so wie eine Autobahnfahrt meistens ist - zäh und langweilig. Spannender wurde es schon eher das Hotel in Oberhausen zu finden. Es existierten drei verschiedene Anreisepläne. Von handgeschrieben bis zum Ausdruck mit einem Stadtplan drauf, war alles vorhanden. Ich war ganz froh diesmal nichts damit zu tun zu haben. Leider wurde vor der Fahrt keine Fahrtleitungskommision bestimmt, so daß alle munter mit ihren Fahrplänen in der Hand drauf losschnatterten, wo es denn nun lang ginge. Selbstverständlich habe ich mich nicht daran beteiligt. Ich mag nicht so gerne über so etwas diskutieren, lieber mache ich das alles allein und dann klappt das schon, denn die Macht ist schließlich mit mir. Jedenfalls wurde im Auto intensiv empirische Sprichwortforschung betrieben. Diesmal galt es das "Viele Köche verderben den Brei" zu untersuchen. Nach kurzer Zeit mußten wir feststellen, das Sprichwort stimmt. Wir waren schon zum dritten Mal auf dieser großen Hauptstraße und wußten immer noch nicht, wo es lang ging. Nun könnte man noch ein weiteres Sprichwort auf seine Gültigkeit untersuchen. Irgendwas mit Latein und Ende, aber man muß wissen, wann Schluß ist. Also nahm ich mir eine Wegbeschreibung und dirigierte den Fahrer zack, zack, zack, hier und da und schwuppdiewupp tauchte auch schon ein Hinweisschild zum Parkhotel Oberhausen auf. Ja, bald hatten wir es geschafft. Nur noch gerade aus und nach ca. 1,3 km sind wir da. So sagte ich es auch dem S04Torsten. Dieser schaute mich nur verständnislos an und fragte, wo ich denn hin wolle, das Hotel sei hier direkt links. Sand 1904 pflichtete dem bei. So eine Unverschämtheit, wie konnten sie es wagen, auch nur den geringsten Zweifel an mir zu haben. Doch die Strafe folgte auf dem Fuß. Der Wagen fuhr links, links, links und dann – o, welch ein Wunder - noch einmal links und wir standen wieder vor der gleichen Ampel, denn das Hotel, welches die beiden gesehen haben wollten entsprach mehr ihren Wunschvorstellungen als der Realität und sie mußten wieder meinem Rat folgen.
Dann waren wir endlich am Hotel und der gemütlichere Teil des Abends folgte. Teil 1 ging bis 1 Uhr in der Hotel Pinte mit leckerem Gatz. War schon lange her, daß ich Altbier trank (ich denke, ich bin eher für Bier- anstatt Bratwursttest geeignet, weil ich kein Fleisch esse) und das schmeckte richtig lecker. Im weiteren Verlauf des Abend fanden die Mädels auch GEschmack daran. Nach 1 Uhr ging es dann in der Hotelbar weiter. Ja, das war schon erstaunlich, wer hätte gedacht, daß wir an diesem Abend immer mehr wichtige Sachen entdeckten, die unbedingt noch besprochen werden mußten - an die ich mich heute aber gar nicht mehr so recht erinnere. Zwischendurch wurde die wichtige Unterredung mit einem viel wichtigerem Zwischenruf von S04Torsten unterbrochen. "Noch zwei Bier?" Darauf folgte dann immer ein, "jo, jo". Später wurde gar nicht mehr gefragt. Nur eins habe ich an diesem Abend/Morgen nicht verstanden. Wieso hatten wir auf plötzlich 5 auf der Uhr? Also ab ins Bett.
Nach ein paar Stunden Schlaf und einem Frühstück schmissen wir uns in die blau-weiße Schale. Hach, ein herrliches Gefühl. Dann ging es zum Hauptbahnhof Oberhausen. Hier und dort trafen wir ein paar Leute, die uns ansprachen und Schalke die Daumen drückten. An einem Bahnhofskiosk gesellte sich ein anderer Schalker zu uns. Wie sich im Gespräch herausstellte ist er auch ein Forumsmitglied mit dem nick Eisgear oder so ähnlich. Wir fuhren mit der S-Bahn zusammen nach GE. Leider wußte ich nicht, daß man die Fahrkarte vor dem Treppe abstempeln mußte und so suchte ich in der Bahn vergeblich nach solch einem Knippser. Und schon kam der Kontrolleur daher. Eisgear hatte erst gar keine Fahrkarte und er zeigte stattdessen den Berechtigungsschein für die Feynoord Karte vor, ebenso die anderen Schalker im Abteil. Der Kontrolleur akzeptierte dies, obwohl sie keine Gültigkeit hatten und so waren wir aus dem Schneider.
Kurze Zeit später trafen wir auf dem Hauptbahnhof GE ein, der ja der häßlichste Bahnhof Deutschlands sein soll. Ich gebe offen zu, ich kenne mich mit Bahnhöfen nicht so aus, aber was daran so häßlich sein soll, konnte sich mir nicht erschließen? Da habe ich schon schlimmere gesehen. Wir hatten noch einiges an Zeit und so gingen wir durch die Fußgängerzone von GE. Auch hier war ich angenehm überrascht. Als Heidelberger bin ich natürlich verwöhnt, aber als schlimm empfand ich die Fußgängerzone nicht, sie war ok. Man sollte die Dinge nicht schlechter machen, als sie sind.
Als wir gemütlich an den Geschäften vorbei schlenderten, stand plötzlich so eine rote Kappe von Ajax Amsterdam vor uns. Wer in den letzten Wochen aufmerksam die Beiträge in den Feynoord:Schalke Thread mitverfolgt hat, wird ahnen wer vor uns stand. Richtig! Marco van Basten stand vor uns und er schloß sich uns an.
Unser nächstes Ziel war die Kneipe "Bummelzug", weil wir uns dort mit zwei anderen vom Fanclub Nordbaden treffen wollten, die auch eintrafen. So wurde die Gruppe immer größer. Mit Francesco Totti tauschte ich SMSs aus und war somit bestens informiert, weil er schon im Zug saß. Bald mußten wir uns von Marco van Basten verabschieden, der in dem Zug von Totti einstieg. Wir hatten noch Zeit, weil der Zug 3 als letztes kam. Zum Ende stießen noch unsere Sitznachbarn aus Block 36 zu uns und wir waren komplett. Ein nettes Trüppchen, bei dem viele im Süddeutschen Dialekt daher redeten.
Als die Zeit sich nahte gingen wir Richtung Gleis 25. Der BGS versperrte den Aufgang zum Zug, weil der Zug noch nicht angekommen war. Er traf erst 25 Minuten später ein und wir warteten ungeduldig. Na, das fängt ja gut an. Gerüchteweise soll sich jemand in Münster vor dem Zug geworfen haben und deshalb verzögerte sich die Abreise. Die Wartezeit wurde verkürzt indem man langsam die Stimme in Form brachte und die ersten Schlachtrufe anstimmte.
Neben dem BGS war überraschenderweise auch holländische Polzei vor Ort. Die waren ganz umgänglich und einige Schalker unterhielten sich mit ihnen und versuchten ihre Schals mit den Politiekappen zu tauschen, was jedoch scheiterte.
Zu der BGS muß ich sagen, daß sie sich sowohl bei der Hinfahrt als auch bei der Rückfahrt absolut professionell und deeskalierend benahmen. Ganz locker, immer ein flotten Spruch auf den Lippen, aber nicht zu kumpelhaft. Das war polizeischulbuchmäßig.
Dann kam endlich der Zug und hurtig wurde er besetzt. Andere Züge müssen mit ziemlich alten, ramponierten Wagen ausgestattet gewesen sein. Unser dagegen war relativ modern und komfortabel. Aus den Lautsprechern dröhnten drittklassige Partymusik. Was sollte das? Das war wirklich grausam. Aber es dauerte nicht lang und es erklangen Schalke Lieder. Ja, so etwas wollen wir hören.
Die Zugfahrt verlief ruhig. Zwischendruch begegnete ich noch argl im Zug, der mich im Vorbeigehen erkannte. War nett das kleine Schwätzchen zu halten.
Bei jedem Halt in Holland wurden die Fenster geöffnet und Schalke Schlachtrufe gebrüllt. Die Reaktionen der holländischen Passanten waren recht unterschiedlich. Einer antwortete mit "PSV, PSV, ...", andere schüttelten nur verständnislos den Kopf und fragten sich, was diese wilden im zivilisierten Holland zu suchen hätten und wieder andere schmunzelten und schienen sehr erfreut über die Abwechselung zu sein.
Mit Verspätung lief der Zug auf dem Gleis des Rotterdamer Stadions ein. Von weiten war schon das beleuchtete Stadion zu sehen. Im Zug hörte man die "Ahhhs" und "Ohhhs", denn das Stadion war wirklich eine imposante Erscheinung. Wenn die Verpackung hält was sie verspricht, wird es wohl eine richtig gute Stimmung im Stadion geben. Als wir ausstiegen kam man sich vor wie im Film. Am Himmel drehte ein Polizeihubschrauber seine Kreise, überall standen holländische Polizisten in kompletter Garnitur, die das Gleis und das Gelände drumherum absichertern und uns zum Stadion geleiteten - ein Verlaufen war unmöglich.
Vom Gleis aus ging es über eine Brücke und danach zu einem Gitter mit ein paar schmalen Durchgängen, so daß man nur noch einzeln in eine Sicherheitszone gelangen konnte. Diese war von meterhohen Zäune umgeben, die oben mit Stacheldraht oder anderen sehr massiven Absperrungen versehen waren. So etwas habe ich noch nicht gesehen.
Ich ging durch den schmalen Gittereingang, schaute nach rechts und da wurde ein Schalker von einem sehr kräftigen Steward gegen das Gitter gewuchtet, so daß dieser eine Platzwunde am Kopf bekam. Ich schaute geradeaus, da ging die Politie mit dem Knüppel gegen andere Schalker vor. Oh, oh, dachte ich mir, obwohl ich nichts gemacht habe, bekomme ich wohl auch gleich so ein Knüppel ab. Denn im Schalkeforum war ja zu lesen, daß die holländische Polizei nicht zimperlich sein soll. Ich ging aber ganz ruhig weiter, an der Politie vorbei. Sand 1904 war neben mir und es passierte - gar nichts. Anscheinend hat die Politie ein geübtes Auge und tut nur das nötigste, zumal ich noch eine Frau begleitete. Ich kann also das Gerücht von der prügelfreudigen holländischen Polizei nicht bestätigen - im Gegenteil, sie gingen sehr besonnen vor, denn die Auseinandersetzungen waren recht schnell beendet und die Politie zog sich wieder zurück.
Was da nun genau war, kann ich nicht sagen, weil ich zu spät kam. Ich habe mich aber schlau gemacht und es gibt mehrere Versionen. Eine ist, daß Rotterdamer Fans am Zaun standen und pöbelten, dann liefen ein paar Schalker hin, aber weil am Zaun die Politie stand wurden sie zürückgedrängt.
Eine andere Version besagt, daß ein Fan von der hölländischen Polizei zusammengeknüppelt wurde - aus was für Gründen auch immer - und dann gingen ein paar Schalker dazwischen. Als derjenige wieder vom Boden aufstanden, erkannten ihn einige von der Gelsen-Szene, denn es handelte sich dabei um einen deutschen Zivilpolizisten.
Was davon stimmt, kann ich natürlich nicht sagen.
Von der Sicherheitszone aus ging es wieder durch einzelne Gänge und deshalb bildete sich eine Schlange, was wir mittlerweile gewohnt waren. Die Wartepause war eine gute Gelegenheit Totti eine SMS zu schicken, daß ich so langsam ins Stadion komme und wir uns vielleicht bald treffen könnten. Leider klappte dies nicht, weil er im Unterrang und ich im Oberrang war.
Und schon ging es durch das Gitter nachdem ich meine Eintrittkarte entwerten ließ. Am Ende warteten Stewards, von denen man abgetastet wurde. Das ging jedoch recht schnell und war auch nicht anders als in der Arena. Danach ging es durch die Röhre zum Stadion und dann in den Block. Damit waren die Sicherheitsmaßnahmen beendet und wir waren unter uns. Im Block suchten wir uns ein Plätzchen und als jeder seins gefunden hatte, war es an der Zeit sich ein Überblick über "de Kuip" zu verschaffen. Ein schmuckes Stadion. Nicht so groß wie unsere Arena, aber mit Atmosphäre. Es wurde überlaute Musik gespielt und man verstand kaum sein eigenes Wort. Fangesänge waren bei der Lautstärke auch zwecklos und so mußten wir uns in GEduld üben bis das Geplärre endlich sein Ende fand.
Vor dem Spiel gab es eine Choreo. Beim Einlauf der Mannschaften knallten einige Böller, vereinzelt wurden Pyros gezündet und auf der gegenüberliegenden Tribüne rieselte ein Silberregen herab. Die Zuschauertribüne verwandelte sich ein riesiges Transparent. Links die holländische Flagge, in der Mitte das Wort "SIEG" und rechts eine grün-weiße Flagge, was wohl die Farben von der Stadt Rotterdam waren. Das war recht schön anzuschauen. Schade, daß eine Choreo so ein kurzweiliges Werk ist, wenn man bedenkt, wieviel Aufwand darin steckt. Ja, manche Augenblicke könnten ruhig langsamer dahinfließen und andere schneller vergehen.
Zum Spiel brauche ich nicht viel schreiben, weil es die meisten bestimmt am Fernseher verfolgt haben dürften. Über ein Unentschieden wäre ich sehr froh gewesen, weil unsere Mannschaft zu gut für eine Niederlage spielte. Aber an sich war unsere Mannschaft auch selber schuld. Ich hoffe, dafür geben sie sich am Sonntag umso mehr Mühe.
Trotz des unglücklichen Spielverlaufs herrschte bei uns eine prima Stimmung. Obwohl die R'damer führten, gaben wir den Ton an. Von denen war nur kurzeitig etwas zu hören. Wenn sie anstimmten, war es mit unserem Häufchen von 2700 Fans schwer gegen zu halten, doch dies hatte seltenheitswert. Aber ich will den Mund nicht zu voll nehmen, denn bei uns in der Arena ist es auch nicht immer so der Hit. Aber wir waren nicht in der Arena, sondern auswärts. Fast jedesmal, wenn ich auswärts fahre, wünsche ich mir solch eine Stimmung in der Arena. Na, vielleicht klappt es ja zum Abschluß der Hinrunde gegen Freiburg. Da können wir noch mal alles geben und uns dann in der Winterpause erholen. Jedenfalls wurde die Stimmung durch die Niederlage nicht getrübt und die Mannschaft nach dem Spiel gefeiert.
Aus Sicherheitsgründen wurden wir im Stadion festgehalten und der Rotterdamer Kinderchor von ein paar holländischen Polizisten "freundlich" gebeten die Tribüne zu verlassen. Die ließen sich nicht lange bitten und verließen schnellstmöglich das Stadion, so daß die Politie gar nicht schnell genug sein konnte. Ich weiß, diese Worte klingen überheblich, aber etwas anderes fällt mir dazu nicht ein. Wäre ich in der gleichen Situation gewesen, hätte ich erstens nicht so eine Drohkulisse aufgebaut und hätte zweitens zeitig das Stadion verlassen, weil ich kein Gewaltmensch bin und auch nicht dafür gehalten werden will - bis auf Notwehr hat Gewalt kein Platz in unserem Leben. Also, wozu soll ich einen auf "dicken Max" machen, um dann meine Sprintfähigkeit unter Beweis stellen, wenn es ernst wird? Dann kann ich doch direkt frühzeitig aus dem Stadion gehen, so wie es sich gehört. Das war wirklich eine an peinlich grenzende Lächerlichkeit.
Nachdem wir allein im Stadion waren, stand Frank Rost allein auf dem Platz und wir forderten lauthals die Mannschaft zu sehen. Diese ließ sich nicht lange bitten und zeigte sich kurze Zeit später. Sie machten unsere Späße mit und sorgten damit für anhaltend gute Laune. Wahrscheinlich wußten sie auch, daß die Tour nach Rotterdam nicht die angenehmste Auswärtsfahrt war.
Der Rückweg war unproblematisch. Die Straßen und Brücken wurden weiträumig von der Polizei gesperrt und wir gefahrlos aus dem Stadion geleitet. Es ist schon Wahnsinn was da für ein Aufwand betrieben wurde, aber kaum jemanden ist etwas schlimmes passiert. Im Zug gingen recht schnell die Becher und das Bier aus sowie alle anderen Getränke, viele machten es sich in den Sitzen gemütlich und schliefen etwas. Ich dämmerte auch für ein paar Minuten ein.
Als ich wieder wach wurde unterhielt sich jemand von der Gelsen-Szene mit ein paar von uns. Ich kenne die nur von Hörensagen. Ich habe schon mit anderen gewaltbereiten Gruppen zu tun gehabt und die ähneln sich oft. Sie bleiben lieber unter sich, machen einen auf unnahbar und verbreiten schlechten Stimmung. Doch der Kollege von der Gelsen-Szene war ganz anders. Er war redselig, offen und verbreitete auch keine schlechte Stimmung. Er war wie ein Kumpel, so wie man es von Schalkern gewohnt ist. Nicht einmal den Ansatz von Wichtigtuerei konnte ich feststellen. Als man sich mit ihm unterhielt, vergaß man fast, wen man da vor sich hatte, aber die Bilder während des Spiels im Unterrang, als die Polizei vorging sprachen eine andere Sprache. Er schilderte seine Eindrücke vom Spiel und erzählte ein paar "Geschichten" aus anderen Spielen. Ich will es mal freundlich ausdrücken - meine Welt ist das nicht. Dennoch bleibt ein positiver Eindruck bei mir von ihm zurück, so wie von der ganzen Tour nach Rotterdam. Es war mal etwas anderes, irgendwie schien ich mich in die Zeit von vor ein paar Jahren zurückversetzt, aber jedes Wochenende möchte ich so etwas nicht haben.
Wir sind am Dienstag Abend zu viert (zwei Mädels und zwei Buben) von Heidelberg aus nach Oberhausen aufgebrochen. Da bei einer Anreise am Mittwoch die Zeit zu knapp werden könnte und wir auch nicht zu früh aufstehen wollten, haben wir uns für zwei Nächte in ein Hotel einquartiert. Die Autobahnfahrt war so wie eine Autobahnfahrt meistens ist - zäh und langweilig. Spannender wurde es schon eher das Hotel in Oberhausen zu finden. Es existierten drei verschiedene Anreisepläne. Von handgeschrieben bis zum Ausdruck mit einem Stadtplan drauf, war alles vorhanden. Ich war ganz froh diesmal nichts damit zu tun zu haben. Leider wurde vor der Fahrt keine Fahrtleitungskommision bestimmt, so daß alle munter mit ihren Fahrplänen in der Hand drauf losschnatterten, wo es denn nun lang ginge. Selbstverständlich habe ich mich nicht daran beteiligt. Ich mag nicht so gerne über so etwas diskutieren, lieber mache ich das alles allein und dann klappt das schon, denn die Macht ist schließlich mit mir. Jedenfalls wurde im Auto intensiv empirische Sprichwortforschung betrieben. Diesmal galt es das "Viele Köche verderben den Brei" zu untersuchen. Nach kurzer Zeit mußten wir feststellen, das Sprichwort stimmt. Wir waren schon zum dritten Mal auf dieser großen Hauptstraße und wußten immer noch nicht, wo es lang ging. Nun könnte man noch ein weiteres Sprichwort auf seine Gültigkeit untersuchen. Irgendwas mit Latein und Ende, aber man muß wissen, wann Schluß ist. Also nahm ich mir eine Wegbeschreibung und dirigierte den Fahrer zack, zack, zack, hier und da und schwuppdiewupp tauchte auch schon ein Hinweisschild zum Parkhotel Oberhausen auf. Ja, bald hatten wir es geschafft. Nur noch gerade aus und nach ca. 1,3 km sind wir da. So sagte ich es auch dem S04Torsten. Dieser schaute mich nur verständnislos an und fragte, wo ich denn hin wolle, das Hotel sei hier direkt links. Sand 1904 pflichtete dem bei. So eine Unverschämtheit, wie konnten sie es wagen, auch nur den geringsten Zweifel an mir zu haben. Doch die Strafe folgte auf dem Fuß. Der Wagen fuhr links, links, links und dann – o, welch ein Wunder - noch einmal links und wir standen wieder vor der gleichen Ampel, denn das Hotel, welches die beiden gesehen haben wollten entsprach mehr ihren Wunschvorstellungen als der Realität und sie mußten wieder meinem Rat folgen.
Dann waren wir endlich am Hotel und der gemütlichere Teil des Abends folgte. Teil 1 ging bis 1 Uhr in der Hotel Pinte mit leckerem Gatz. War schon lange her, daß ich Altbier trank (ich denke, ich bin eher für Bier- anstatt Bratwursttest geeignet, weil ich kein Fleisch esse) und das schmeckte richtig lecker. Im weiteren Verlauf des Abend fanden die Mädels auch GEschmack daran. Nach 1 Uhr ging es dann in der Hotelbar weiter. Ja, das war schon erstaunlich, wer hätte gedacht, daß wir an diesem Abend immer mehr wichtige Sachen entdeckten, die unbedingt noch besprochen werden mußten - an die ich mich heute aber gar nicht mehr so recht erinnere. Zwischendurch wurde die wichtige Unterredung mit einem viel wichtigerem Zwischenruf von S04Torsten unterbrochen. "Noch zwei Bier?" Darauf folgte dann immer ein, "jo, jo". Später wurde gar nicht mehr gefragt. Nur eins habe ich an diesem Abend/Morgen nicht verstanden. Wieso hatten wir auf plötzlich 5 auf der Uhr? Also ab ins Bett.
Nach ein paar Stunden Schlaf und einem Frühstück schmissen wir uns in die blau-weiße Schale. Hach, ein herrliches Gefühl. Dann ging es zum Hauptbahnhof Oberhausen. Hier und dort trafen wir ein paar Leute, die uns ansprachen und Schalke die Daumen drückten. An einem Bahnhofskiosk gesellte sich ein anderer Schalker zu uns. Wie sich im Gespräch herausstellte ist er auch ein Forumsmitglied mit dem nick Eisgear oder so ähnlich. Wir fuhren mit der S-Bahn zusammen nach GE. Leider wußte ich nicht, daß man die Fahrkarte vor dem Treppe abstempeln mußte und so suchte ich in der Bahn vergeblich nach solch einem Knippser. Und schon kam der Kontrolleur daher. Eisgear hatte erst gar keine Fahrkarte und er zeigte stattdessen den Berechtigungsschein für die Feynoord Karte vor, ebenso die anderen Schalker im Abteil. Der Kontrolleur akzeptierte dies, obwohl sie keine Gültigkeit hatten und so waren wir aus dem Schneider.
Kurze Zeit später trafen wir auf dem Hauptbahnhof GE ein, der ja der häßlichste Bahnhof Deutschlands sein soll. Ich gebe offen zu, ich kenne mich mit Bahnhöfen nicht so aus, aber was daran so häßlich sein soll, konnte sich mir nicht erschließen? Da habe ich schon schlimmere gesehen. Wir hatten noch einiges an Zeit und so gingen wir durch die Fußgängerzone von GE. Auch hier war ich angenehm überrascht. Als Heidelberger bin ich natürlich verwöhnt, aber als schlimm empfand ich die Fußgängerzone nicht, sie war ok. Man sollte die Dinge nicht schlechter machen, als sie sind.
Als wir gemütlich an den Geschäften vorbei schlenderten, stand plötzlich so eine rote Kappe von Ajax Amsterdam vor uns. Wer in den letzten Wochen aufmerksam die Beiträge in den Feynoord:Schalke Thread mitverfolgt hat, wird ahnen wer vor uns stand. Richtig! Marco van Basten stand vor uns und er schloß sich uns an.
Unser nächstes Ziel war die Kneipe "Bummelzug", weil wir uns dort mit zwei anderen vom Fanclub Nordbaden treffen wollten, die auch eintrafen. So wurde die Gruppe immer größer. Mit Francesco Totti tauschte ich SMSs aus und war somit bestens informiert, weil er schon im Zug saß. Bald mußten wir uns von Marco van Basten verabschieden, der in dem Zug von Totti einstieg. Wir hatten noch Zeit, weil der Zug 3 als letztes kam. Zum Ende stießen noch unsere Sitznachbarn aus Block 36 zu uns und wir waren komplett. Ein nettes Trüppchen, bei dem viele im Süddeutschen Dialekt daher redeten.
Als die Zeit sich nahte gingen wir Richtung Gleis 25. Der BGS versperrte den Aufgang zum Zug, weil der Zug noch nicht angekommen war. Er traf erst 25 Minuten später ein und wir warteten ungeduldig. Na, das fängt ja gut an. Gerüchteweise soll sich jemand in Münster vor dem Zug geworfen haben und deshalb verzögerte sich die Abreise. Die Wartezeit wurde verkürzt indem man langsam die Stimme in Form brachte und die ersten Schlachtrufe anstimmte.
Neben dem BGS war überraschenderweise auch holländische Polzei vor Ort. Die waren ganz umgänglich und einige Schalker unterhielten sich mit ihnen und versuchten ihre Schals mit den Politiekappen zu tauschen, was jedoch scheiterte.
Zu der BGS muß ich sagen, daß sie sich sowohl bei der Hinfahrt als auch bei der Rückfahrt absolut professionell und deeskalierend benahmen. Ganz locker, immer ein flotten Spruch auf den Lippen, aber nicht zu kumpelhaft. Das war polizeischulbuchmäßig.
Dann kam endlich der Zug und hurtig wurde er besetzt. Andere Züge müssen mit ziemlich alten, ramponierten Wagen ausgestattet gewesen sein. Unser dagegen war relativ modern und komfortabel. Aus den Lautsprechern dröhnten drittklassige Partymusik. Was sollte das? Das war wirklich grausam. Aber es dauerte nicht lang und es erklangen Schalke Lieder. Ja, so etwas wollen wir hören.
Die Zugfahrt verlief ruhig. Zwischendruch begegnete ich noch argl im Zug, der mich im Vorbeigehen erkannte. War nett das kleine Schwätzchen zu halten.
Bei jedem Halt in Holland wurden die Fenster geöffnet und Schalke Schlachtrufe gebrüllt. Die Reaktionen der holländischen Passanten waren recht unterschiedlich. Einer antwortete mit "PSV, PSV, ...", andere schüttelten nur verständnislos den Kopf und fragten sich, was diese wilden im zivilisierten Holland zu suchen hätten und wieder andere schmunzelten und schienen sehr erfreut über die Abwechselung zu sein.
Mit Verspätung lief der Zug auf dem Gleis des Rotterdamer Stadions ein. Von weiten war schon das beleuchtete Stadion zu sehen. Im Zug hörte man die "Ahhhs" und "Ohhhs", denn das Stadion war wirklich eine imposante Erscheinung. Wenn die Verpackung hält was sie verspricht, wird es wohl eine richtig gute Stimmung im Stadion geben. Als wir ausstiegen kam man sich vor wie im Film. Am Himmel drehte ein Polizeihubschrauber seine Kreise, überall standen holländische Polizisten in kompletter Garnitur, die das Gleis und das Gelände drumherum absichertern und uns zum Stadion geleiteten - ein Verlaufen war unmöglich.
Vom Gleis aus ging es über eine Brücke und danach zu einem Gitter mit ein paar schmalen Durchgängen, so daß man nur noch einzeln in eine Sicherheitszone gelangen konnte. Diese war von meterhohen Zäune umgeben, die oben mit Stacheldraht oder anderen sehr massiven Absperrungen versehen waren. So etwas habe ich noch nicht gesehen.
Ich ging durch den schmalen Gittereingang, schaute nach rechts und da wurde ein Schalker von einem sehr kräftigen Steward gegen das Gitter gewuchtet, so daß dieser eine Platzwunde am Kopf bekam. Ich schaute geradeaus, da ging die Politie mit dem Knüppel gegen andere Schalker vor. Oh, oh, dachte ich mir, obwohl ich nichts gemacht habe, bekomme ich wohl auch gleich so ein Knüppel ab. Denn im Schalkeforum war ja zu lesen, daß die holländische Polizei nicht zimperlich sein soll. Ich ging aber ganz ruhig weiter, an der Politie vorbei. Sand 1904 war neben mir und es passierte - gar nichts. Anscheinend hat die Politie ein geübtes Auge und tut nur das nötigste, zumal ich noch eine Frau begleitete. Ich kann also das Gerücht von der prügelfreudigen holländischen Polizei nicht bestätigen - im Gegenteil, sie gingen sehr besonnen vor, denn die Auseinandersetzungen waren recht schnell beendet und die Politie zog sich wieder zurück.
Was da nun genau war, kann ich nicht sagen, weil ich zu spät kam. Ich habe mich aber schlau gemacht und es gibt mehrere Versionen. Eine ist, daß Rotterdamer Fans am Zaun standen und pöbelten, dann liefen ein paar Schalker hin, aber weil am Zaun die Politie stand wurden sie zürückgedrängt.
Eine andere Version besagt, daß ein Fan von der hölländischen Polizei zusammengeknüppelt wurde - aus was für Gründen auch immer - und dann gingen ein paar Schalker dazwischen. Als derjenige wieder vom Boden aufstanden, erkannten ihn einige von der Gelsen-Szene, denn es handelte sich dabei um einen deutschen Zivilpolizisten.
Was davon stimmt, kann ich natürlich nicht sagen.
Von der Sicherheitszone aus ging es wieder durch einzelne Gänge und deshalb bildete sich eine Schlange, was wir mittlerweile gewohnt waren. Die Wartepause war eine gute Gelegenheit Totti eine SMS zu schicken, daß ich so langsam ins Stadion komme und wir uns vielleicht bald treffen könnten. Leider klappte dies nicht, weil er im Unterrang und ich im Oberrang war.
Und schon ging es durch das Gitter nachdem ich meine Eintrittkarte entwerten ließ. Am Ende warteten Stewards, von denen man abgetastet wurde. Das ging jedoch recht schnell und war auch nicht anders als in der Arena. Danach ging es durch die Röhre zum Stadion und dann in den Block. Damit waren die Sicherheitsmaßnahmen beendet und wir waren unter uns. Im Block suchten wir uns ein Plätzchen und als jeder seins gefunden hatte, war es an der Zeit sich ein Überblick über "de Kuip" zu verschaffen. Ein schmuckes Stadion. Nicht so groß wie unsere Arena, aber mit Atmosphäre. Es wurde überlaute Musik gespielt und man verstand kaum sein eigenes Wort. Fangesänge waren bei der Lautstärke auch zwecklos und so mußten wir uns in GEduld üben bis das Geplärre endlich sein Ende fand.
Vor dem Spiel gab es eine Choreo. Beim Einlauf der Mannschaften knallten einige Böller, vereinzelt wurden Pyros gezündet und auf der gegenüberliegenden Tribüne rieselte ein Silberregen herab. Die Zuschauertribüne verwandelte sich ein riesiges Transparent. Links die holländische Flagge, in der Mitte das Wort "SIEG" und rechts eine grün-weiße Flagge, was wohl die Farben von der Stadt Rotterdam waren. Das war recht schön anzuschauen. Schade, daß eine Choreo so ein kurzweiliges Werk ist, wenn man bedenkt, wieviel Aufwand darin steckt. Ja, manche Augenblicke könnten ruhig langsamer dahinfließen und andere schneller vergehen.
Zum Spiel brauche ich nicht viel schreiben, weil es die meisten bestimmt am Fernseher verfolgt haben dürften. Über ein Unentschieden wäre ich sehr froh gewesen, weil unsere Mannschaft zu gut für eine Niederlage spielte. Aber an sich war unsere Mannschaft auch selber schuld. Ich hoffe, dafür geben sie sich am Sonntag umso mehr Mühe.
Trotz des unglücklichen Spielverlaufs herrschte bei uns eine prima Stimmung. Obwohl die R'damer führten, gaben wir den Ton an. Von denen war nur kurzeitig etwas zu hören. Wenn sie anstimmten, war es mit unserem Häufchen von 2700 Fans schwer gegen zu halten, doch dies hatte seltenheitswert. Aber ich will den Mund nicht zu voll nehmen, denn bei uns in der Arena ist es auch nicht immer so der Hit. Aber wir waren nicht in der Arena, sondern auswärts. Fast jedesmal, wenn ich auswärts fahre, wünsche ich mir solch eine Stimmung in der Arena. Na, vielleicht klappt es ja zum Abschluß der Hinrunde gegen Freiburg. Da können wir noch mal alles geben und uns dann in der Winterpause erholen. Jedenfalls wurde die Stimmung durch die Niederlage nicht getrübt und die Mannschaft nach dem Spiel gefeiert.
Aus Sicherheitsgründen wurden wir im Stadion festgehalten und der Rotterdamer Kinderchor von ein paar holländischen Polizisten "freundlich" gebeten die Tribüne zu verlassen. Die ließen sich nicht lange bitten und verließen schnellstmöglich das Stadion, so daß die Politie gar nicht schnell genug sein konnte. Ich weiß, diese Worte klingen überheblich, aber etwas anderes fällt mir dazu nicht ein. Wäre ich in der gleichen Situation gewesen, hätte ich erstens nicht so eine Drohkulisse aufgebaut und hätte zweitens zeitig das Stadion verlassen, weil ich kein Gewaltmensch bin und auch nicht dafür gehalten werden will - bis auf Notwehr hat Gewalt kein Platz in unserem Leben. Also, wozu soll ich einen auf "dicken Max" machen, um dann meine Sprintfähigkeit unter Beweis stellen, wenn es ernst wird? Dann kann ich doch direkt frühzeitig aus dem Stadion gehen, so wie es sich gehört. Das war wirklich eine an peinlich grenzende Lächerlichkeit.
Nachdem wir allein im Stadion waren, stand Frank Rost allein auf dem Platz und wir forderten lauthals die Mannschaft zu sehen. Diese ließ sich nicht lange bitten und zeigte sich kurze Zeit später. Sie machten unsere Späße mit und sorgten damit für anhaltend gute Laune. Wahrscheinlich wußten sie auch, daß die Tour nach Rotterdam nicht die angenehmste Auswärtsfahrt war.
Der Rückweg war unproblematisch. Die Straßen und Brücken wurden weiträumig von der Polizei gesperrt und wir gefahrlos aus dem Stadion geleitet. Es ist schon Wahnsinn was da für ein Aufwand betrieben wurde, aber kaum jemanden ist etwas schlimmes passiert. Im Zug gingen recht schnell die Becher und das Bier aus sowie alle anderen Getränke, viele machten es sich in den Sitzen gemütlich und schliefen etwas. Ich dämmerte auch für ein paar Minuten ein.
Als ich wieder wach wurde unterhielt sich jemand von der Gelsen-Szene mit ein paar von uns. Ich kenne die nur von Hörensagen. Ich habe schon mit anderen gewaltbereiten Gruppen zu tun gehabt und die ähneln sich oft. Sie bleiben lieber unter sich, machen einen auf unnahbar und verbreiten schlechten Stimmung. Doch der Kollege von der Gelsen-Szene war ganz anders. Er war redselig, offen und verbreitete auch keine schlechte Stimmung. Er war wie ein Kumpel, so wie man es von Schalkern gewohnt ist. Nicht einmal den Ansatz von Wichtigtuerei konnte ich feststellen. Als man sich mit ihm unterhielt, vergaß man fast, wen man da vor sich hatte, aber die Bilder während des Spiels im Unterrang, als die Polizei vorging sprachen eine andere Sprache. Er schilderte seine Eindrücke vom Spiel und erzählte ein paar "Geschichten" aus anderen Spielen. Ich will es mal freundlich ausdrücken - meine Welt ist das nicht. Dennoch bleibt ein positiver Eindruck bei mir von ihm zurück, so wie von der ganzen Tour nach Rotterdam. Es war mal etwas anderes, irgendwie schien ich mich in die Zeit von vor ein paar Jahren zurückversetzt, aber jedes Wochenende möchte ich so etwas nicht haben.