Schalke weist in seinem Geschäftsbericht Sozialabgaben von ca. 8,1 Millionen Euro aus. Da die Profifußball + Trainerstab alle weit über den Bemessungsgrenzen liegen kann man sie vernachlässigen, die Personalkosten der "Normalverdiener" liegen demnach bei rund 40 Millionen Euro (Sozialabgabenquote von 20%). Für den Profikader+Trainer bleiben dann noch ca. 62 Millionen Euro übrig.
ZUm Vergleich, der BVB zahlte 2019/20 fast den gleichen Betrag ca. 8,2 Millionen Euro an Sozialabgaben. Die Kostenstruktur für den Apparat drumherum ist also bei beiden Vereinen recht vergleichbar, nur dass dem BVB bei 40 Millionen für Verwaltung/Nachwuchsarbeit etc. dann noch 165 Millionen für den Kader+Trainer übrig geblieben sind.
Schulden sind kein Problem, solange ausreichendes Eigenkapital dem gegenübersteht. Auch kerngesunde Vereine und Unternehmen können "sinnvoll" verschuldet sein - aber nicht überschuldet.
Bei einem e.V. wird die Sache nochmal schwieriger, die Finanzierung größerer Investitionen muss ja fast über Kredite erfolgen, ein Verein darf ja nicht beliebig Vermögen ansparen, von dem er sich dann etwas wie die Arena oder einen teuren Spieler kauft. Ohne Emotion ist das halt ein wirkliches Manko des e.V. gegenüber anderen Rechtsformen. (Der e.V. bietet dafür zum Teil erhebliche steuerliche Vorteile.)
Trotzdem: Negatives Eigenkapital deutet auf Überschuldung hin und ist daher hochkritisch. Bei uns zugleich in den letzten Jahren immer wieder der Fall, wird dann durch stille Reserven abgefedert, weshalb trotz keiner EK-Deckung noch keine Insolvenz vorliegt
Stille Reserven sind aber in beide Richtungen schwer zu bewerten, und sie zu den angesetzten Werten zu liquidieren ist nicht leicht. Mehr denn je ist derzeit unklar, wie viel die stillen Reserven in Form unserer Spieler wirklich wert sind (und zwar wert im Sinne des tatsächlichen Marktwertes, d.h. was ist im Sommer ein anderer Verein bereit zu zahlen, und nicht im Sinne von "was steht auf transfermarkt.de"). Wenn sich die Spieler nicht zu den geschätzten Werten veräußern lassen, verflüchtigt sich das Argument "stille Reserven" - und der Verein steht schnell in einer Insolvenz.
Weitere stille Reserven, die man in dem Fall dann noch liquidieren könnte, wären Vermarktungsrechte wie das
Catering oder die
eSport-Abteilung. Damit würden aber auch langfristige Erlöse ausfallen (Catering) oder erwartbare Marktwertsteigerungen nicht mehr erlösbar sein (eSports) - aber spätestens wenn die Alternative Insolvenz heißt, kann man darauf keine Rücksicht mehr nehmen.
Wir tanzen seit Jahren auf einem schmalen Grat, aber s
o schmal wie derzeit war er noch nie. Man muss nicht ausschließlich schwarz sehen: Beim günstigen Verlauf der nächsten 24 Monate kann der Verein relativ schnell wieder finanziell gesunden (Spielerverkäufe im Sommer, damit einhergehend deutliche Reduzierung der Spielergehälter, Reduzierung der Mitarbeiteranzahl [unpopulär aber notwendig], steigende Einnahmen durch Ende der Pandemie, vielleicht sogar direkter Wiederaufstieg) => dann wird schon die übernächste Bilanz positiv aussehen, wenn man nicht wieder in Größenwahn verfällt. Die Umstände sind natürlich anders und extremer als früher, aber Rühl-Hamers schlägt andere Töne an als Peters, und das finde ich positiv.
Im sehr ungünstigen Verlauf kann die Insolvenz aber schon binnen 18 Monate passieren, oder sogar noch früher. Entscheidende Einflussgrößen meiner Meinung nach: Umstrukturierung des Kaders / Spielererlöse in den nächsten 4 Monaten sowie Zulassung von Zuschauern in den Stadien in den nächsten max. 12 Monaten. Ergänzung: auch die Ablösung der 2016/2021-Anleih ein eine neue Anleihe ist entscheidend für die kurzfristige Liquidität.