Springstein mal wieder

Aimar

Frauensportbeauftragter
Ausgerechnet der im Skandal um Katrin Krabbe als Drahtzieher geltende Thomas Springstein muss sich erneut massiven Dopingvorwürfen stellen. Bei dem Leichtathletik-Trainer von 800-m-Olympiasieger Nils Schumann und 400-m-Staffel-Europameisterin Grit Breuer wurde bei einer Hausdurchsuchung das Dopingmittel Testosteron-Undecanoat gefunden.

Magdeburg (29.09.2004, 14:50 Uhr) - Der SC Magdeburg bestätigte in einer Pressemitteilung am Mittwoch, dass die Staatsanwaltschaft Magdeburg gegen Springstein ermittelt. Der 46-Jährige soll Jugendlichen seiner Trainingsgruppe unerlaubte Substanzen verabreicht haben. Deshalb drohen ihm nach dem Arzneimittelgesetz bis zu zehn Jahren Haft.
«Das muss mit allen Mitteln aufgeklärt werden», forderte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Clemens Prokop. Der DLV hatte Strafanzeige erstattet, nachdem er Hinweise aus Athletenkreisen erhalten hatte. Dabei soll es sich um eine jugendliche Athletin handeln, die den SC Magdeburg verlassen hat. «Darüber geben wir keine Auskünfte», sagte Prokop. Springstein befindet sich derzeit mit seiner Lebensgefährtin Breuer im Urlaub.

Nach Angaben des Präsidiums des SC Magdeburg wird gegen Springstein «wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz» ermittelt. Laut Staatsanwaltschaft, die Springstein namentlich nicht erwähnt, geht es zudem um - möglicherweise nur versuchte - gefährliche Körperverletzung. Es gebe konkrete Anhaltspunkte dafür, «dass der Beschuldigte mehreren, zum Teil noch jugendlichen Mitgliedern seiner Trainingsgruppe zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit regelmäßig Arzneimittel mit verbotenen Dopingwirkstoffen verabreicht hat, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können». Das Strafmaß für solch ein Vorgehen, das juristisch als «Verbrechen» gilt, liegt zwischen einem und zehn Jahren Haft.

Springstein und Breuer waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. «Dies betrifft Thomas Springstein und nicht Nils Schumann», kommentierte Frank Thalheiser, der Manager des Goldmedaillengewinners von Sydney 2000, die Aufsehen erregenden Vorgänge. «Es handelt sich um ein laufendes Verfahren und deshalb geben wir keine weitere Stellungnahme ab.» Der DLV hatte am 2. August - noch vor den Olympischen Spielen - Anzeige erstattet. In Athen hatte Breuer mit der deutschen 4 x 400-m-Staffel das Finale verpasst, Schumann hatte seine Olympia-Teilnahme nach zwei Achillessehnenoperationen abgesagt.

«Auf richterliche Anordnung sind am 28.09.2004 die Wohnung des Beschuldigten, seine Sachen und die von ihm genutzten Räume und Behältnisse durchsucht worden. Dabei sind u.a. Arzneimittel gefunden worden, die offenbar den Wirkstoff Testosteron-Undecanoat enthalten, der im Sport als Dopingsubstanz verboten ist», heißt es in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft. Nach Informationen des MDR wurden zudem auf dem Trainingsgelände des SC Magdeburg Sportler von der Kriminalpolizei befragt.

Der frühere Bundestrainer Springstein steht beim DLV nicht mehr auf der Honorarliste. Im Clenbuterol-Skandal 1992 um die Doppel-Sprintweltmeisterin Katrin Krabbe und Grit Breuer war der Trainer ebenso wie seine Schützlinge wegen Medikamentenmissbrauchs für elf Monate gesperrt worden. Bereits zuvor war die Erfolgstruppe in Südafrika mit manipulierten Urinproben aufgeflogen, konnte aber juristisch nicht belangt werden.

Damals schien die Karriere des «Brunnenvergifters» (so der spätere DSB-Präsident Manfred von Richthofen) beendet. Doch während Krabbe aufhörte, gelang Breuer unter Springstein, der nun auch ihr Lebensgefährte wurde, nach dreieinhalbjähriger Sperre ein großartiges Comeback. Die inzwischen 32-Jährige führte unter anderem das 4 x 400-m-Quartett bei der WM 1997 in Athen zum WM-Titel. Nachdem Breuer bei der EM 2002 in München Vizeeuropameisterin über 400 wurde und der Staffel erneut zu Gold verhalf, wurde Springstein von den Teamleitern des DLV zum «Trainer des Jahres» gekürt.
 
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