Team braucht ein Gesicht!

baerwurz

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Team braucht ein Gesicht“

20.01.2005


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Anfang November kam Dick Advocaat zu Borussia. Mit bestimmten Vorstellungen und mit bestimmten Zielen. In der gerade beendeten Winterpause bereitete er den VfL zum ersten Mal auf eine Halbserie vor. Mit Sportdirektor Christian Hochstätter nahm er zudem Änderungen im Spielerkader vor, denn drei oder vier neue Spieler hatte er sich für die Rückserie gewünscht. Wir sprachen mit unserem Trainer.

Dick, du hattest schon kurz nach deinem Amtsantritt erklärt, dass es die großen Änderungen erst im Winter gebe. Nun sind sogar mehr neue Spieler gekommen als geplant. War das der angekündigte Schnitt?

Dick Advocaat: "Um ein neues Spielsystem einzustudieren brauchst du Zeit. Deshalb wollte ich vor der Winterpause in der Mannschaft und Drumherum nicht zu viel ändern. Wir wollen uns Stepp by Step verbessern, und dazu sind auch neue Spieler erforderlich. Wir haben jetzt einen sehr guten Anfang gemacht, aber es wird in Zukunft noch mehr passieren."

Warum ging das mit dem alten Kader nicht?

Dick Advocaat: "Das Team war insgesamt zu lieb, ich wollte ein anderes Temperament in die Mannschaft bringen. Wir hatten zu viele Leute auf einem Leistungsstand, dann ergibt sich nicht die richtige Hackordnung. Mit besseren Spielern bekommst du eine vernünftige Hierarchie in die Mannschaft, und durch eine stärkere Konkurrenz sind nicht mehr alle nett zueinander, sondern kämpfen um ihre Plätze."

Die Dreier-Abwehr gehört der Vergangenheit an?

Dick Advocaat: "Ja. Wir stehen mit vier Mann hinten besser, das wird unsere zukünftige Ausrichtung sein. Im Trainingslager habe ich das gegen Unterhaching noch einmal ausprobiert, aber das hat nicht funktioniert."

Gegen Brügge hat es dann mit vier Mann inklusive Craig Moore gut geklappt.

Dick Advocaat: "Ohne Zweifel. Craig hat gleich beim ersten Einsatz gezeigt, wie souverän er hinten drin steht. Deshalb wollte ich ihn haben."

Wie stets es mit den anderen Neuzugängen?

Dick Advocaat: Wir wollten nur Stammspieler verpflichten. Ich denke, das haben wir gemacht. Im Sommer hättest du solche Spieler gar nicht bekommen, und für unsere finanziellen Möglichkeiten haben wir eine gute arbeit geleistet. Wenn die Neuen gut in Form sind, werden sie spielen. Andererseits müssen auch sie sich beweisen, ich stelle nicht nach Namen sondern nach Leistung auf. Aber natürlich wollten wir die Qualität des Kaders erhöhen, das ist gelungen. Bernd Thijs ist eine ideale Anspielstation und ein kreativer Spieler vor der Abwehr, Jörg Böhmes Qualitäten haben wir in der Vorbereitung eindrucksvoll gesehen. Und mit einem Wesley Sonck im Angriff sind wir natürlich och gefährlicher. Wir müssen nicht jeden nennen, die Mannschaft ist eindeutig stärker geworden."

Und was passiert mit den Leuten, die nun ins zweite Glied rücken?

Dick Advocaat: "Der Kader darf nicht zu groß sein, dann hat es keinen Zweck. Die betreffenden Spieler merken doch selbst, wenn sie es nicht in die Mannschaft schaffen. Ein Spieler, der nie spielt, wird das auf Dauer nicht mitmachen. Sie werden sich automatisch einen anderen Verein suchen. Und dabei geht es nicht um einzelne Personen, nur darum, die Qualität des Kaders zu erhöhen."

Wie steht es um dein Verhältnis zur Presse?

Dick Advocaat: "Ich distanziere mich nicht von den Journalisten. Aber meiner Meinung nach reicht es aus, vor und nach einem Spiel etwas über meine Mannschaft kund zu tun. Das kenne ich nicht anders. Journalisten müssen neugierig sein, das bringt der Beruf mit sich. Schon Rinus Michels hat mich gelehrt, ihnen nur das Notwendige zu geben."

Bist du mit Christian Hochstätter immer einer Meinung, wenn es um die Beurteilung von Spielern geht?

Dick Advocaat: "Wir haben beide das gleiche Ziel, ja. Wir wollen Borussia besser machen, wir wollen besseren Fußball präsentieren und die vielen VfL-Fans zufrieden stellen. Wir stellen gemeinsam den Kader zusammen, ich arbeite dann auf dem Platz mit den Leuten."

Und wie beurteilst du den Kader jetzt insgesamt?

Dick Advocaat: "Wir haben gute Leute geholt und sind stärker geworden. Ich habe ein besseres Gefühl als in den ersten Wochen als ich hier war. Es macht Spaß mit der Mannschaft zu arbeiten. Wir müssen ihr ein Gesicht geben und haben in dieser Hinsicht schon Fortschritte gemacht. Das gefällt mir."

Du gehst mit Borussia als Tabellenfünfzehnter in die Rückrunde. Sieht deine tägliche Arbeit anders aus als bei einem Spitzenteam?

Dick Advocaat: "Das Training ist anders. Wenn du einen Spitzenclub trainierst, organisierst du mehr. Jetzt muss ich im Training mehr erklären, mehr ins Detail gehen. Die Arbeit ist etwas anders, etwas intensiver, aber gut."

In der Vorbereitung hat manch einer Lauftraining vermisst.

Dick Advocaat: J"a, ich weiß. Laufen kannst du im Wald, aber dort wirst du nicht besser. Ein Spiel sieben gegen sieben ist intensiver, die Spieler lernen sich fußballerisch besser kennen. Ich arbeite lieber mit dem Ball."

Was erwartest du von der Rückrunde?

Dick Advocaat: "Wir wollen uns schrittweise verbessern und den Ambitionen, die wir haben, Taten folgen lassen. Natürlich wollen wir so schnell wie möglich unten raus kommen. Jetzt haben wir mehr Möglichkeiten dazu, und ich bin sicher, dass wir das bald sehen werden. Wir werden mit diesem Kader und den Fans zuhause im eigenen Stadion schwer zu schlagen sein. Fünf Punkte aus meinen ersten sechs Spielen als Trainer ist eine schlechte Ausbeute, darüber müssen wir nicht reden. Ich erwarte letztlich bessere Resultate, nur das zählt."

Wir haben viel über neue Leute und Qualität gesprochen. Zwei Jungs sind aus den eigenen Reihen aufgerückt, was sagst du zu Marcell Jansen und Eugen Polanski?

Dick Advocaat: "Ich war zunächst überrascht, welche Qualität sie schon mitbringen. Das sind gute Jungs, ich mag auch ihre Art auf und außerhalb des Platzes, Selbst wenn sie noch etwas Zeit brauchen, werden sie ihren Weg gehen."


Das Interview stammt aus dem aktuellen Fohlen Echo zum Spiel gegen Arminia Bielefeld.




Tja Holger, genau das worüber wir gestern im Icq gesprochen haben, und heute folgt eine offizielle Stellungsnahme davon! :eek: :lachtot:

Klasse Interview, das einige Vorurteile beimir abbaut! :spitze:
 
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