Spielbericht vom 4. Spieltag
Wie Köppel sah auch Schlaudraff Rot
(01.09.2004 - 09:40 Uhr) Der Aufsteiger aus Köln, genauer gesagt der FC Junkersdorf, feierte noch lange nach dem Abpfiff. Durch das unerwartete und nicht dem Spielverlauf entsprechenden 2:2 (1:0) verschenkte der VfL zwei wichtige Punkte im Kampf um den Aufstieg.
von Olaf Kozany
Insgesamt drei Profis sollten am Sonntagnachmittag die Gladbacher U23 unterstützen oder besser gesagt, Spielpraxis sammeln. Mit von der Partie waren der erst zu Saisonbeginn für knapp 200.000,- Euro verpflichtete Keeper Sead Ramovic sowie die Jungprofis Oliver Kirch und Jan Schlaudraff. Bedingt durch die Profiabstellungen musste paradoxerweise ein anderer Profi weichen. Andreas Spann saß zusammen mit einigen anderen nichtberücksichtigten Spielern auf der Haupttribüne des Bökelberges und schaute mit seiner Freundin die Partie seiner Mannschaft an.
Ebenfalls unter der spärlichen Kulisse vertreten war Uli Stielike. Schon am Morgen schaute er sich die U19-Partie der Borussia gegen Bayer 04 Leverkusen an (2:3-Niederlage aus Gladbacher Sicht), um wenige Stunden später vom Grenzlandstadion zur alten VfL-Spieltätte zu fahren.
Hier sah Stielike in seiner Funktion als U19-DFB-Trainer einen flotten Beginn der Borussia. Keine neun Minuten waren gespielt, da lief der Ball flüssig durch die Mittelfeldreihen der Gastgeber. Schlaudraff auf Schwarz, der flott auf Wynhoff weiterleitete und zu guter letzt ein Pass in die Tiefe. Stürmer Schnitzler stand dementsprechend alleine vor dem Junkersdorfer Gehäuse, scheiterte aber am herausstürzenden Keeper.
In diesem Moment waren die Gladbacher eigentlich nur noch zu zehnt auf dem Platz. Oliver Kirch postierte sich bereits seit Minuten nur noch stillstehend an der Mittellinie. Horst Köppel reagierte und wechselte Lars Schuchardt ohne Aufwärmphase für den am hinteren, rechten Oberschenkel mit einer Zerrung geplagten Oliver Kirch ein (12.).
Zwei Minuten nach der Auswechslung verzeichnete der VfL die nächste hochkarätige Torchance. Diesmal war es ein feiner Pass von Eugen Polanski, der erneut René Schnitzler ins Spiel brachte. Allerdings hatte Mamadou Tourè aufgepasst und blockte den Schuss erfolgreich ab.
Da alle guten Dinge drei sind, notierten wir in der 21. Minute die dritte Chance für Schnitzler. Vorausgegangen war einer feiner Flügellauf von Jansen, der an der Grundlinie angekommen flach in den gegnerischen 5er querlegte. Mit der Fußspitze lenkte Schnitzler die Kugel auf den kurzen Pfosten, aber auch hier zeigte sich Keeper Christoph Lobeck hellwach und wehrte erfolgreich mit seinen Fäusten ab.
Zwei Minuten weiter eine Wiederholung der Szene. Erneut eine Hereingabe von Jansen auf Schnitzler, erneut ein Schussversuch, erneut eine erfolgreiche Abwehr – diesmal aber mit dem Fuß (23.).
Etwas mehr als eine halbe Stunde war gespielt, da trauten sich die bis zu diesem Zeitpunkt kaum am Spiel teilnehmenden Kölner Gäste in den Gladbacher Strafraum. Nach einem Eckball und einem Fehler von Ali Camdali irrte Sead Ramovic orientierungslos durch den Strafraum und hatte Glück, dass Lars Schuchardt auf der Linie rettete (31.). Diese Rettungstat leitete auch gleich einen Konter für die Borussia ein. Mario Schwarz flitzte die rechte Außenbahn entlang, passte wunderbar in den Lauf von René Schnitzler, der wiederum nur noch den Torhüter zwischen sich und dem Gehäuse hatte. Aber auch hier scheiterte der letztjährige U19-Spieler am gegnerischen Keeper (32).
Nach 34 Spielminuten fiel dann endlich das 1:0 für den VfL. Erneut war es ein Steilpass, diesmal allerdings zu dem bisher unauffälligen Jan Schlaudraff. Der Youngster zeigte in diesem Moment, wie abgebrüht er sein kann, umkurvte den herauseilenden Lobeck und schob zur überfälligen Führung ein.
Knappe sechzig Sekunden später hätte der VfL auf 2:0 erhöhen müssen. Vorausgegangen war ein Angriff über die linke Seite, Jansen passte auf Schlaudraff, der wiederum weiter auf den besser postierten Schuchardt ablegte, um anschließend mit anzusehen, wie der Linksfuß das Leder über den Querbalken jagte.
Die Gladbacher schalteten nun unnötigerweise einen Gang zurück und kamen nach dem Pausentee ebenfalls eher reserviert aus den Umkleidekabinen. Die Folge war eine gute Möglichkeit für den Aufsteiger.
Nachdem Stephan Schulz-Winge sich von Volker Ahrens austanzen ließ und dessen Pass zum ehemaliger Borussen Thomas Euler gelang, war es ein Blitzreflex von Sead Ramovic, der den VfL die Führung behalten ließ (56.).
Die Gäste aus Junkersdorf rochen Lunte und trauten sich immer öfter an den gegnerischen Strafraum heran. Als in der 67. Minute auch noch Marcus Voike auf den Ball trat und Ali Camdali von außen betrachtet sauber den Ball spielte, ertönte überraschenderweise ein Pfiff des Unparteiischen. Schiedsrichter Ralf Lethaus wollte hier ein Foulspiel gesehen haben und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Die Proteste der Borussia brachten nichts ein und Gregor Kapitza ließ Sead Ramovic keine Chance. Somit stand 1:1-Unentschieden.
Trainer Horst Köppel brachte diese Entscheidung so in Rage, dass der Unparteiische ihn auf die Tribüne schickte. Köppel selbst quittierte diese Maßnahme mit wütenden Fluchen und süffisanten Bemerkungen zu den Leistungen des Schiedsrichtergespanns, die an dieser Stelle besser nicht wiedergegeben werden.
In der 69. Minute hätten die Kölner sogar die 2:1-Führung markieren dürfen. Aber diesmal griff Sead Ramovic sicher zu und entschärfte den Distanzschuss von Dirk Unkels.
Als nun die 70. Minute verstrich, war das Spiel für den bis dato mit herzhaften und vielleicht überharten Einsätzen auffallenden Mamadou Tourè beendet. Sein zweites brutales Foul gegen Eugen Polanski ließ dem Schiri keine andere Möglichkeit, als den Junkersdorfer den Gelb-Roten Karton unter die Nase zu halten.
Keine zehn Minuten weiter entschied der Mann in Schwarz erneut auf Elfmeter. Diesmal gab es allerdings keine Proteste. Dirk Unkels spielte im eigenen Strafraum den Ball klar mit der Hand und vereitelte so Marcell Jansen eine gute Chance. Den fälligen Handelfmeter verwandelte Ex-Profi Peter Wynhoff sicher zur 2:1-Führung (78.).
Das Spiel wurde nun ruppiger und bezeichnend war die 80. Minute. Gleich zweimal hintereinander streckten die Kölner Jan Schlaudraff vor dem 16er nieder und weil es ihnen wohl soviel Spaß machte, legten sie zeitgleich auch noch Gordon Weniger zu Boden. Eine Gelbe-Karten-Flut war die Folge und eine Freistoßchance aus ungefähr 18 Metern. Polanski hob das Leder hoch und Camdali nahm volley ab. Der Ball krachte gegen die Latte und blieb damit im Spiel.
Vier Minuten später stoppte Peter Wynhoff per Grätsche einen Angriffsversuch der Kölner und leitete sofort einen Konter ein. Sein Steilpass fand René Schnitzler, der erst Gregor Kapitza austanzte, dann Torhüter Christoph Lobeck umkurvte und anschließend nur das Außennetz traf.
In der 85. Minute folgte die zweite Gelb-Rote Karte an diesem Nachmittag. Jan Schlaudraff, in der 49. Minute schon mit Gelb verwarnt, reklamierte nach einer Abseitsentscheidung des Linienrichters zu heftig und flog folgerichtig vom Platz.
Damit erweis der eigentlich eher durch Unlust und heftigem Kritisieren auffallende Schlaudraff seinem Team einen Bärendienst. Denn nur zwei Minuten nach seinem Platzverweis fiel nach einem Konter der 2:2-Ausgleich. Ramovic hatte keine Abwehrmöglichkeit.
In der vierminütigen Nachspielzeit hätten die Borussen-Akteure sich doch noch die drei Punkte sichern können, aber auch hier scheiterte René Schnitzler an seinen Nerven. Völlig unbedrängt kam er im 5-Meter-Raum an den Ball und anstatt das Leder erst einmal unter Kontrolle zu bringen, probierte es der Angreifer mit einer artistischen Einlage und setzte die Kugel so neben das Tor.
Die Kurzstatistik zum Spiel:
Bor. M’gladbach U23: Ramovic – Plate, Camdali, Schulz-Winge – Polanski, Wynhoff – Kirch (12. Schuchardt), Schlaudraff, Jansen – Schwarz (68. Weniger), Schnitzler
FC Junkersdorf: Lobeck - Kapitza, Niang, Tourè – M. Voike – Unkels, Kessel (46.Otten), Euler, K. Voike – Ahrens (59. Winterstein), Oplustil (49. Okta)
Reserve: Semmler (Tor), Celik, Harwat, Knoche, Puhl / Gsella (Tor), Honerbach, Kremer
Tore: 1:0 Schlaudraff (34./Vorlage Wynhoff), 1:1 Kapitza (68./Foulelfmeter), 2:1 Wynhoff (78./Handelfmeter), 2:2 Otten (87.)
Gelb-Rote Karten: Schlaudraff (85./Reklamieren) / Tourè (70./wiederholtes Foulspiel)
Gelbe Karten: - / Unkels, M. Voike, Kapitza
Schiedsrichter: Ralf Lethaus (Bönen)
Zuschauer: ca. 200
Bes. Vorkommnisse: Trainer Horst Köppel wurde in der 68. Minute nach Schiedsrichterbeleidigung auf die Tribüne verwiesen.