kicker 10.01.2005
Schaaf schwärmt von Zidan
Da erschien er und strahlte. Sonntag gegen 17.30 Uhr Ortszeit. Golf-Resort Adora in Belek. Der Mann, der sich so ausspricht wie der berühmte Franzose Zinedine und der so aussieht wie der weltbekannte Brasilianer Ronaldo, genießt solche Momente.
Die Show kann starten: Der "Zidan en miniature" ist da, angekommen bei Werder. In Begleitung von Sportdirektor Klaus Allofs und Vorstandsvorsitzenden Jürgen L. Born wurde der in Ägypten geborene Wahl-Däne gestern ins Trainingslager im Süden der Türkei eingeflogen. Kurz nach seiner Ankunft die erste Kontaktaufnahme mit seinen neuen Kollegen, die ersten Eindrücke. Erste Gehversuche beim Nachmittagstraining fielen wegen Verspätung des Fliegers allerdings aus.
"Ein Typ mit Fähigkeiten, wie wir ihn noch nicht haben", schwärmt Thomas Schaaf über den Newcomer. Und wenn der Trainer die Vorzüge seines jüngsten Kader- Mitglieds preist, so schildert er plastisch das Anforderungsprofil eines modernen Stürmers: "Schnell, wendig, schwer auszurechnen, gut im Dribbling, kaltschnäuzig, guter Schuss rechts wie links, er fackelt nicht lange."
Ob Co-Trainer Wolfgang Rolff oder Torwart-Coach Dieter Burdenski, alle, die das Bewerbungsvideo über den Stürmer vom FC Midtjylland gesehen haben, geraten in Verzückung, wenn sie über den Charisteas-Nachfolger sprechen.
Der Deal wurde binnen 28 Stunden perfekt gemacht. Freitag gegen 18 Uhr war alles klar. Die Konditionen des Transfers: Ausleihgeschäft bis zum Sommer, dazu eine Kaufoption mit festgeschriebener Ablöse. Offiziell wurden keine Zahlen genannt. Doch die Ausleihgebühr liegt bei 500 000 Euro, die ausgehandelte spätere Ablöse bei rund drei Millionen Euro. Ein Modell von der Konstruktion her wie unlängst beim Ismael-Transfer.
Mit dieser Konstellation ist Werder zunächst auf der sicheren Seite. "Doch wir streben schon den kompletten Deal an", sagt Sportdirektor Allofs, der betonte, dass der Kauf des Kongolesen Shabani Nonda (AS Monaco) finanziell nicht machbar gewesen sei. Zidan habe daher immer ganz oben auf der Wunschliste gestanden.
Dass sie den Nordafrikaner auf Probe und Bewährung spielen lassen wollen, bestätigte Allofs nicht. Anders als die über den Neuzugang kursierenden Nachrichten und Einschätzungen bezeichnete Allofs Zidan "als einen Jungen, der einen guten, aufgeweckten und pfiffigen Eindruck" hinterlassen habe. Eine Version, die auch kicker-Kolumnist Morten Olsen untermauert. Der dänische Nationalcoach war von Zidans Qualitäten so angetan, dass er diesen einbürgern wollte.
Der nächste große Auftritt des kahlköpfigen Pfiffikus ist auch schon terminiert: 15. Februar, 13.15 Uhr, Gericht in Kopenhagen. Zidan muss sich verantworten, weil er eine gestohlene Luxusuhr auf der Straße für einen Spottpreis erstanden hat. Im schlimmsten Fall droht eine Gefängnisstrafe. Doch Bremen hofft, dass er mit einer Geldstrafe davonkommt. Damit er weiterhin so wirbeln kann wie beim Vorstellungstermin an der Weser. Im Anzug jonglierte er für Kameraleute und Fotografen mit dem Ball - so virtuos, dass er Beifall auf offener Szene erhielt.