Ja, man hätte noch einige Punkte aufzählen können. Das mit der (fehlenden) Physis ist natürlich auch noch ein wichtiger Punkt. Ich habe dazu erst neulich einen ganz guten Beitrag gelesen.
Eines der zentralen Probleme: die frühe Selektion im Nachwuchsbereich. In Deutschland werden Spieler häufig bereits im U13- oder U14-Bereich kategorisiert und aussortiert, wenn sie nicht den unmittelbaren physischen oder technischen Erwartungen entsprechen. „Das ist ein kardinaler Fehler“, so Nouri. Denn Talententwicklung verläuft nicht linear – spätere Entwicklungen, psychologische Reife oder das Wachstum können Spieler zu einem späteren Zeitpunkt hervorbringen, wenn sie zuvor nicht aus dem System gedrängt worden wären.
die U13 ist mittlerweile der erste Jahrgang, in dem Tore und Egebnisse gewertet werden. NIEMAND siebt da schon aus, solange die Kids da nicht immer noch über ihre eigenen Beine stolpern.
Internationale Vorbilder gehen hier anders vor. In Frankreich oder Spanien ist Geduld Teil der Ausbildungsphilosophie. Dort wird mehr Zeit eingeräumt, auch um Umwege in der Entwicklung zuzulassen. Junge Spieler durchlaufen häufiger individuell angepasste Pfade, statt an einem starren Raster zu scheitern.
du tust ja gerade so, als würden Spieler im Alter von 13 oder 14 bereits "ausgesiebt". Auch in Deutschland stehen jedem Talent "Umwege in der Entwicklung" offen.
Welches Talent entwickelt sich denn überhaupt bei nur einem Verein zur BL-Reife? Nahezu niemand.
Der Vereinswechsel gehört bei talentierten Jungkickern quasi zum Alltag.
Ein weiteres zentrales Problem ist der fehlende Übergang in den Herrenbereich. Laut Nouri zeigt die IFC-Studie, dass Spielzeit im Erwachsenenfußball – auch in unteren Ligen – ein entscheidender Faktor für spätere Profikarrieren ist. Im internationalen Vergleich haben deutsche Talente jedoch zu wenig Erfahrung auf diesem Niveau, bevor sie in die Bundesliga oder 2. Liga aufrücken sollen.
für solche Weisheiten braucht es keinen Nouri, das pranger ich auf Schalke seit Jahren an.
Ehemalige Talente wie Kaan Ayhan, Fabian Reese und Co kamen aus der Knappenschmiede direkt zu den Profis und spielten dann dort jahrelang keinen Fußball mehr.
Das Gegenbeispiel war Bayern München, wo Spieler wie Thomas Kraft, Thomas Müller, Badstuber, Alaba, Emre Can, Hummels, Lahm, Trochowski und Co in diversen Konstellationen in der 2. Mannschaft in der Regionalliga Süd gemeinsam auf dem Platz standen.
Wer nicht bei den Profis spielte, spielte bei den Amateuren.
Das habe ich jahrelang auch für Schalker Talente gefordert, aber immer wieder hiess es nur, "im Training bei den Profis lernt man mehr als bei den Amateuren!" Son Schwachsinn. NICHTS ersetzt Spielpraxis.
Ein prägnantes Gegenbeispiel ist Eduardo Camavinga: Der französische Nationalspieler stand bereits mit 15 Jahren im Kader des dritten Herren-Teams von Stade Rennes. Heute ist er Stammkraft bei Real Madrid – mit 22 Jahren und bereits über 200 Pflichtspielen auf höchstem Niveau. In Deutschland hingegen scheuen sich viele Vereine, Jugendlichen früh Verantwortung im Männerbereich zu übergeben.
Bekannte Ausnahmen werden gerne als Beispiele angeführt, fordert man andere Beispiele, wirds schnell still.
Als Gegenbeispiel könnte ich als Schalker gehypte Tatente wie Max Meyer, Avdijaj, Kutucu und einige andere mehr nennen, deren Karrieren eher steil bergab verliefen.
Oder was ist mit Moukoko, der jahrelang medial gehyped wurde, beim BvB und Nizza kein Bein auf den Boden bekam und nun nach Kopenhagen verschleudert wurde?
Nouri betont: „Wir müssen Spieler früher mit der Realität des Männerfußballs konfrontieren. Körperlichkeit, Geschwindigkeit und Druck lassen sich im Juniorenbereich nicht simulieren.“ Eine gezielte Integration von U17- und U19-Spielern in Herrenmannschaften – etwa über strategisch gesteuerte Leihen oder U23-Projekte – ist essenziell.
Alexander Nouri: Deutschlands Fußball-Nachwuchs steckt in einem strukturellen Umbruch. Doch die Erkenntnisse liegen nun offen.
www.balljungs.com
Was die Einbindung von Jugendspielern in den Herrenbereich angeht ist der SC Freiburg natürlich sehr vorbildlich unterwegs. Man muss Talenten auch einfach eine Chance geben, von der Bank aus wird kein Nachwuchsspieler besser werden. Der eher schmächtige aber technisch starke Spieler fällt eher durchs Raster als der physisch starke Spieler, der technisch noch nicht ganz so stark ist aber viel noch mit seiner Körperlichkeit kompensieren kann.
Es gibt oder besser gab in der Bundesliga nur wenige Vereine wie Freiburg mit einem stabilen Kader und wenig sportlichen Ambitionen, die Platzierungen zwischen Rang 8 und 14 feiern und dementsprechend verhältnismäßig viele Talente einsetzen.
Ich bin gerade zu faul, nachzuschlagen, ob das wirklich so viele Eigengewöchse waren, irgendwie bezweifel ich das gerade.
RB Leipzig hat eins der besten und modernsten Nachwuchsleistungszentren Europas und Ralf Rangnick hat die U23-Mannschaft 2017 aufgelöst. Der Kosten-Nutzen-Faktor stimmte einfach nicht.
Ohne Talente gibt es nichts auszubilden. Und DAS ist das eigentliche Hauptproblem.
Der "normale" Bundesligist spielt entweder um den Europacup-Platz oder gegen den Abstieg, Und das Fenster ist nicht gerade groß.
Spanien hat und Frankreich hatte eine 20er-Liga, in der die Abstiegsgefahr nicht so allgegenwärtig ist wie für fast jeden zweiten Bundesligisten.
Hierzulande kommt es auf jeden Punkt an, da muss man die stärkste Elf auf den Platz bringen oder man ist schnell seinen Job los.
Wokes Gefasel a la "wir sind zwar abgestiegen aber wir haben unseren Talenten viel Spielzeit gegeben" ist leicht getippselt, will in der Realowelt aber niemand hören.