Jan
Nur der SFS!
Und dann kam's Schlag auf Schlag
Katastrophale Auswärtsschwäche. Desaströses Abwehrverhalten. Konzeptloses Mittelfeld. Nervenschwache Stürmer. Die Saisonleistung der Sportfreunde 03/04 spiegelte exakt das Niveau eines Absteigers wieder. Und als nach dem 34. Spieltag nur Platz 16 zu Buche stand, schien der Abstieg endgültig unausweichlich zu sein. Doch dann kam's Schlag auf Schlag...
Rückblick:
Vor der Saison 03/ 04 verpflichteten die Sportfreunde erstmals in ihrer Vereinsgeschichte einen Schwaben als neuen Cheftrainer, der den zum LR Ahlen abgewanderten Ingo Peter ersetzen sollte. Feichtenbeiner heißt der gute Mann, dessen Aufgabe in Siegen seine erste ernst zu nehmende war, seit Beginn seiner Trainerkarriere. Anfangs schlug sich dieser auch, den Erwartungen entsprechend, durchaus gut. Seine neu verpflichteten Spieler schienen das in sie gesetzte Vertrauen zu bestätigen. So schoss Lars Toborg beispielsweise in den ersten 3 Spielen 3 Tore für die Sportfreunde und konnte sich - bis auf weiteres - seinem Stammplatz sicher sein.
Auch, der als Abwehrchef geholte Unsöld, spielte zu Beginn der Meisterschaft souverän seinen Part und konnte die Mannschaft somit führen. Vor allem daher wichtig, da die Mannschaft das Jahr zuvor sportlich bereits abgestiegen war - letztendlich aber von dem Lizenzentzug Reutlingens profitierte und somit erneut in der Regionalliga Süd spielen durfte.
Doch früh in der Saison trat ein Phänomen auf, welches früher eher selten zu verzeichnen war: Die akute Auswärtsschwäche! Diese zog sich über die gesamte Saison, so dass man am Ende nur "lächerliche" 7 Punkte aus der Fremde entführen konnte (der einzige Sieg gelang in Augsburg; 2-0). Zur Hinserie führte die Auswärtsschwäche und teilweise auch die Leichtfertigkeit, mit der Heimspiele aus der Hand gegeben werden, dazu, dass man auf einem Abstiegsplatz überwintern musste. Erste, bis dato nur vereinzelte Kritik am Trainer wurde laut, der mittlerweile schon Toborg aus der ersten Mannschaft verbannt hatte und vermehrt auf seinen neuen Kapitän Unsöld verzichtete.
Nach einer - mehr oder weniger - erholsamen Vorbereitung auf Mallorca und respektablen Testspielergebnissen - so holte man gegen die 1. Mannschaft von Borussia Dortmund ein starkes 1-1, obwohl man vermehrt Spieler der 2. Mannschaft eingesetzt hatte - gingen die Sportfreunde Mitte Februar in die Rückserie. Leider wurde nun die Diskrepanz zwischen wieder gefundener Heimstärke und gebliebener Auswärtsschwäche so groß, dass sie fast schon groteske Züge annahm. Aus 8 Spielen holte man auswärts nur 3 Punkte und musste sich daher auf die Heimstärke verlassen. Ein Unterfangen, mit dem Herr Feichtenbeiner frühzeitig überfordert schien. Sein früher noch glückliches Händchen was Aufstellung und Auswechslungen angeht, diente nach und nach nur noch der allgemeinen Belustigung der Gegner und teilweise auch der eigenen Fans. Näher eingehen möchte ich darauf allerdings nicht, da es den Rahmen sprengen würde. Insider wissen was gemeint ist.
Da die Abfindung Feichtenbeiners die finanziellen Möglichkeiten der Siegener sprengten (hatte 2-jahres Vertrag), musste der Trainer der 2. Mannschaft, "Fanja" Noll, das Training übernehmen. Von da an also jemand, der mit Leib und Seele Teil des Vereins ist und der mit der Reserve, der U23 der Sportfreunde, überraschend gute Leistungen in der Oberliga Westfalen vollbrachte und auch weiterhin vollbringt. Ein 24- Stunden Job für den Vollblut-Siegener, den er auch nur bis zum Ende der Saison übernahm. (Aber keine Frage - 11 Spieler mit seiner Vereinsidentität und seinem Engagement und Siegen würde schon lange in einer der beiden Bundesligen spielen.) In den Heimspielen merkte man den Spielern nun noch deutlicher an, dass sie kämpfen wollten, dass sie nicht absteigen wollten (erinnert sei an das schon fast legendäre Spiel gegen Saarbrücken, welches man nach einem 0-2 noch in ein 3-2 umbiegen konnte oder auch der 2-0 Sieg gegen Augsburg). Doch dies wurde zum Leitwesen des Vereins nur in Top-Spielen deutlich. Gegen kleinere Mannschaften fiel es schwerer das Spiel zu machen (was eigentlich eine Stärke der Mannschaft ist) und so spielte man des Öfteren mit den Nerven der Fans. Festzuhalten bleibt aber, dass sie die gesamte Rückrunde über zu Hause für den Verein gekämpft haben, sich für ihn zerrissen haben. Sobald man aber das heimische Leimbachstadion verließ und versuchte im tiefen "Ausland" wertvolle Punkte zu ergattern, wurde man stets enttäuscht. Nach teils unnötigen Punktverlusten und teils geradezu dreisten Arbeitsverweigerungen blieb dann am Ende nur Platz 16. Ein Abstiegsplatz. Man hatte es in den letzten Spielen leider versäumt wenigstens noch den Platz davor, Nummer 15 zu erreichen, der aufgrund, dass nur eine Mannschaft aus der 2. Liga in die Süd abstieg, gereicht hätte. Schade drum, aber so musste man sagen: Verdient abgestiegen.
Was nun passierte, ist geradezu unfassbar: Nachdem man den neuen Cheftrainer Ralf Loose verpflichtet hatte, dem es als erstem überhaupt gelungen war mit Lichtenstein einen Sieg in einem Qualifikationsspiel für eine WM oder EM einzufahren, erfuhren die Sportfreunde, dass die Schweinfurter (standen im Tabellenmittelfeld) Probleme hatten die Lizenz zu erhalten. Rätselraten begann, die Verantwortlichen des Vereins mussten, wie letztes Jahr auch, zweigleisig planen, einmal für die Regio Süd, einmal für die Oberliga. Während der Sommerpause wurde dann klar: Schweinfurt erhielt keine Lizenz! Siegen war gerettet. In Siegen war man den Tränen nahe, obwohl man in den letzten Tage schon davon ausging, dass die Entscheidung zu Ungunsten Schweinfurts fallen würde. Aber nicht nur die 1. Mannschaft Siegens profitierte davon. Auch die zweite, die U23, die geradezu sensationell am letzten Spieltag zu Hause gegen Bochum mit 4-3 gewann und damit den Klassenerhalt sicherte,
welcher bei einem Abstieg der ersten zum Zwangsabstieg geführt hätte). Gleichzeitig verwährte man damit den Bochumern den Aufstieg in die Regionalliga. 4-maliger Torschütze war übrigens ein gewisser Herr Helmes, der sich damit in der Torschützenliste auf den 3. Platz verbesserte.
Aber zurück zur ersten Mannschaft: Aufgrund der unklaren Situation wollten viele Spieler vor der Entscheidung das scheinbar "sinkende Schiff" verlassen. Ein relativ hoher Anteil tat das dann auch: Unser Ersatzkapitän van Buskirk (Stürmer und öfter als Verteidiger eingesetzt) verließ, genau wie der Kapitän selbst, Unsöld, die Mannschaft. Buskirk "spielt" bzw. bekommt sein Geld nun in Erfurt. Unsölds Wege sind dagegen unergründbar, was auch daran liegen dürfte, dass er seinen Zenit schon länger überschritten hat. Aber auch andere Spieler (teilweise Leistungsträger) gingen: Schlabach, en Sejerlänner Jung, ging zu den Mainz Amateuren, Weißhaupt (zur Winterpause erst verpflichtet) ging zurück nach Freiburg, allerdings in eine untere Liga. Es gibt auch Spieler, bei denen- speziell die Sportfreunde-Fans- froh waren, als man von deren Abgängen erfuhr. Beispiele sind da: Zott, Mea Vitali, Straub und Kotula, der sich in der Winterpause mit Feichtenbeiner angelegt hatte und somit sämtliche Sympathien bei den Fans verlor.
Nach den Abgängen ging es nun aber auch speziell darum neue Spieler zu verpflichten. Denn der momentane Kader war, verständlicher Weise, zu dünn besetzt.
Schnell wurde man bei den Amateuren des VfB Stuttgarts fündig. Von denen holte man für das Tor Adnan Masic, einen gebürtigen Bosnier, der bereits 16 A-Länderspiele absolviert hat, nun aber auch die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hat und somit nicht mehr für sein Heimatland auflaufen kann. Er wurde später zur uneingeschränkten Nummer 1. Zudem lotste man Marco Di Biccari und Vusjevic weg. Beide spielten im Mittelfeld, Vuse eher defensiv, Biccari eher offensiv. Für die IV verpflichteten die Sportfreunde Jens Mathies von St.Pauli. Ein sehr konstanter, resoluter und zweikampfstarker Verteidiger . Links in der Verteidigung sollte von nun an Patrick Dama, eine richtige "Kampfsau" aus Hessen spielen. Zudem wurde noch Lionel Lord aus der holländischen Ehren-Divison geholt (spielt offensiv).
Nach der Fußballe EM, den olympischen Spielen und einem zweifelhaft verdienten Sommerurlaub begannen auch die Sportfreunde Siegen im Juli dieses Jahres mit der Saisonvorbereitung. In den Testspielen zeichnete sich früh ab, dass das Spiel der Mannschaft eine neue Handschrift trug und immer noch trägt- die Handschrift des neuen Trainers Ralf Loose. Zwei Testspiele waren dann so erfreulich bzw. verwundernswert, dass ich hier kurz auf diese zu sprechen kommen möchte: Zum einen ein 1-1 im Testspiel gegen Christopf Daum's Fenerbahce Instanbul, welches so viele türkischen Fans in seinen Bann zog, dass die Sportfreunde Anhänger mit der Gästekurve vorlieb nehmen mussten und zum anderen eine 1-5 Niederlange gegen die Borussia aus Dortmund. Und zwar diesmal mit der ersten Mannschaft. Verwunderlich daher, da man, wie oben erwähnt, bereits vor der Rückrunde auf diese traf - mit einem etwas anderem Ergebnis.
Nun gut, dann war es aber endlich soweit: Die Siegener starteten in die Saison mit einem Auswärtsspiel in Stuttgart. Nach einer engagierten Leistung geht man dort aber leider unverdienter Maßen mit 0-1 als Verlierer vom Platz. Allerdings merkte man bei diesem Spiel schon welch großes Potential doch in dieser Mannschaft steckt, die Stuttgart 90min. an die Wand spielt, nur das Toreschießen dabei vergisst.
Die Woche darauf hieß der erste Heimspielgegner der Sportfreunde: SC Pfullendorf. Ein Gegner, wie gerufen für die Mannschaft: Zu respektvoll, gar ängstlich präsentierten sich die Bayern, die eine- auch in der Höhe verdiente- 4-1 Packung mit auf den Weg nach Hause bekamen. Nun folgte also das 2. Auswärtsspiel der Saison beim VfR Aalen, die man letzte Saison, ähnlich wie Saarbrücken (s.o) nach einem 0-2 Rückstand zu Hause noch 3-2 besiegte. Skeptiker, die befürchteten, dass der Mannschaft eine ähnliche Auswärtsschwäche zu Teil würde, wie in der letzten Saison, wurden eines besseren belehrt: Mit 3-1 gewann man in Aalen. Hier wurde auch früh die Torgefährlichkeit von Helmses deutlich, da er zu diesem Zeitpunkt in der Saison bereits 3 Tore erzielt und weitere 3 vorbereitet hatte.
Es folgte ein unspektakuläres von Respekt dominiertes 0-0 gegen Augsburg und ein 1-1 in Wehen, welches noch in einen 2-0-Sieg für Siegen abgeändert wird, da Wehen einen Spieler unberechtigter Weise aufstellte. Was danach folgt ist kaum in Worte zu fassen: Nach und nach gewinnt man bei den Löwen, in Feucht und zu Hause gegen Koblenz, ehe es am 10. Spieltag zum Spiel um die Tabellenführung im Siegener Leimbachstadion kommt: Man empfing die Kickers aus Offenbach und schlug diese in einem erstklassigen Spiel durch 2 Helmes Tore alles in allem verdient mit 2-1. Daraufhin folgt noch ein 4-3 in Nöttingen, wobei man schon zur Halbzeit 3-0 führte und sich nur unnötiger Weise selber in Schwierigkeiten brachte.
Es folgten dann insgesamt 3 Unentschieden in Elversberg und gegen die Kickers aus Stuttgart, sowie Jahn Regensburg. Wobei man sagen muss, dass die Mannschaft speziell zu Hause gegen den Jahn und auswärts in Elversberg die klar bessere Mannschaft war. Regensburg beispielsweise stellte sich nur hinten hinein und ging glücklich in Führung. Die Sportfreunde- dadurch aufgewacht- übernahmen nun vollends das Zepter und kamen durch Helmes noch zum verdienten Ausgleich. In Elversberg konnte man die gleichen Symptome feststellen. Es wurde schon deutlich, dass es der Mannschaft nicht mehr so leicht fiel diese wichtigen Spiele zu gewinnen, wie es noch am Anfang der Saison war. Einzig Patrick Helmes ragte da noch hinaus, der im Gegensatz zu seinen Teamkameraden wirklich bis dato kein einziges schlechtes Spiel ablieferte und dann auch im Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers der einzige war, der für Torgefahr sorgte. Dieses Spiel muss man zweifellos sagen, war das schlechteste Heimspiel der jungen Truppe dieser Saison.
folgte die, sagen wir mal "Mini-Krise" der Sportfreunde. Gegen die TSG Hoffenheim setzte es nach einer couragierten Leistung eine unglückliche 0-1 Niederlage. Wobei man mit der Niederlage, die durch eine sehenswerten Treffer von Olhoff besiegelt wurde, durchaus gerechnet hatte, da die Mannschaft weder auf die nötige Frische der ersten Spiele noch die spielerische Klasse, die sie bis dahin auszeichnete, zurückgreifen konnte. Zwar versuchte man in den letzten 20 Minuten das Spiel noch einmal rum zu reißen, was die Hoffenheimer aber nicht zuließen. Nicht zuletzt auch deswegen, da sich die TSG zu diesem Zeitpunkt sowieso in einen "Rausch" spielte. Aus den folgenden Auswärtsspielen in München und in Mainz, vermochte man es dann leider auch nicht nur einen einzigen Punkt mitzunehmen. Spielte man in München noch 90min. desaströs, konnte man in Mainz wenigstens noch in der zweiten Halbzeit überzeugen, was aber letzten Endes leider nicht mehr reichte. Überhaupt offenbarten die Sportfreunde in den 3 Halbzeiten spielerische und kämpferische Schwächen, die man von ihr nicht mehr gewohnt war. Manch ein Pessimist sah die junge Garde sogar schon wieder in längst vergessene Zeiten abrutschen.
Und so ging man nun also mit 0 Punkten und 1-6 Toren aus den letzten 3 Spielen in das letzte Spiel der Hinserie. Von der Tabellenspitze und auch von Platz 2, der auch zum Aufstieg berechtigt, musste man sich mittlerweile trennen. Doch, wie es das Schicksal so wollte, bzw. so unkonstant wie der Rest der Spitzengruppe spielte, stand vor dem Sonntagspiel gegen Darmstadt fest, dass ein Sieg reichen würde um Platz 2 zurückzuerobern. Und die Sportfreunde agierten in dem letzten Spiel der Vorrunde auch wieder gewohnt sicher und spielten mit Darmstadt 90 Minuten Katz und Maus. Dass es später nur ein 1-0 wurde, erstaunt daher um so mehr. Nun hatte man es tatsächlich geschafft. Mit der Mannschaft, die die letzten beiden Jahre noch abgestiegen war, vollbrachte Loose das schier Unfassbare, das Unbegreifbare, ja vielleicht sogar das Unheimliche. Eine Entwicklung mit der nur die aller kühnsten Optimisten gerechnet hätten.
Nun wollte man aber auch auf einem Aufstiegsplatz überwintern. Die letzten beiden Aufgaben der Saison dazu lauteten: Mindestens 4 Punkt aus den Spielen in Pfullendorf und gegen die Stuttgarter Kickers, gegen die man noch eine Rechnung zu begleichen hatte.
In Pfullendorf überzeugten die Freunde dann in alter Stärke, gingen nach 1o Minuten mit 2-0 in Führung und konnten mit dem sicheren Vorsprung im Rücken das Spiel kontrollieren. Es ist müßig zu erwähnen, dass Patrick Helmes in diesem Spiel 2 mal traf und damit seine Torausbeute auf 14 Treffer in 18 Spielen ausbauten. Zudem verwandelte er in diesem Spiel auch einen Elfmeter, der erste der Saison, der für oder gegen Siegen gepfiffen wurde.
Dann folgte das Spiel gegen die Amateure des VfB Stuttgarts, gegen die Mannschaft also, gegen die man sich noch revanchieren musste, für die äußerst unglückliche 0-1 Niederlage im ersten Saisonspiel. Aufgrund von widrigen äußeren Bedingungen konnte man an für sich eigentlich keine Glanzleistung erwarten. Was die Sportfreunde Siegen dann aber boten, war schon fast sensationell. Hacke-Spitze-1-2-3 auf tiefgefrohrenem Boden. Kunststücke bei denen man sich im vorigen Jahr noch die Füße gebrochen hätte. Folgerichtig ging man auch in Führung- na klar durch unseren - Team 2006-Spieler- himself: Patrick Helmes.
Was danach seitens des VfB's folgte war aber leider wenige schön. Nach einer umstrittenen Elfmeterentscheidung "versemmelt" Gomez die riesen Chance zum Ausgleich. Er wollte lupfen.. Der Ball ging dann aber übers Tor...Der SFS lies sich davon dann aber wenig beeindrucken und gewann am Ende verdient mit 3-0.
Damit hat man nun 4 Punkte Vorsprung auf Platz 3 und überwintert glücklich auf einem Aufstiegsplatz.
Doch wie sind die Chancen einzuschätzen, nach dieser phänomenalen Hinrunde?
Ich freue mich auf weiter 15 Spiele mit den Siegenern und hoffe, dass wir bald im Profifußball sein werden!
jkj
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