Allofs: "Ich kann Ismael schon verstehen"
kicker: Die "Woche der Wahrheit" ist gelaufen. Sagen Sie mal, Herr Allofs, ist Werder in Wahrheit kein absolutes Top-Team mehr?
Klaus Allofs: Der Begriff "Woche der Wahrheit" kommt ja nicht von uns. Aber wir hätten Weichen stellen können. Dass uns das in der Liga nicht gelungen ist, enttäuscht mich am meisten.
kicker: Mit Schalke und Bayern kann Bremen offenbar doch nicht Schritt halten.
Allofs: Ich schließe nicht aus, dass wir noch mal rankommen. Aber die Big-Point-Spiele haben wir verloren. Zweimal gegen Bayern, einmal gegen Schalke. Das ist der Unterschied zum Vorjahr.
kicker: Was sind die Ursachen?
Allofs: Ein weiterer Wettbewerb mit der Champions League, nicht ganz so starke Konzentration wie letzte Saison, als wir die Gejagten waren. Eine Mentalität, die ganz große Teams über Jahre auszeichnet, muss sich entwickeln. Und wir müssen schauen: Wer kann sie entwickeln, wer nicht?
kicker: Nun befindet sich der Deutsche Meister in einer Kategorie mit Hamburg, Stuttgart, Hertha, Leverkusen. Von Platz drei bis sieben ist alles drin . . .
Allofs: So sieht's im Moment aus. Aber unser Anspruch bleibt ganz klar die Champions League. Deshalb ist Platz drei aus jetziger Sicht das Mindeste, womit wir zufrieden sein dürfen.
kicker: Ihr Abwehrchef Valérien Ismael flirtet in aller Öffentlichkeit mit einem "richtig großen Verein", dem FC Bayern.
Allofs: Das sehe ich ganz realistisch: Die einzige Chance, sich als Werder-Spieler in Deutschland zu verbessern, ist ein Wechsel zu Bayern. Das muss man anerkennen, deshalb kann ich Ismaels Standpunkt schon verstehen.
kicker: Aber kann ein auch hoch ambitionierter Klub tolerieren, dass Ismael trotz Vertrags bis 2007 sich so offenherzig gibt?
Allofs: Mir ist es lieber so, als wenn Dinge im Hintergrund laufen. Ein Transfer würde ohnehin nur zustandekommen, wenn alles zum Wohle Werder Bremens abliefe. Das weiß Ismael, mit ihm werden wir keine Probleme bekommen. Im übrigen denke ich nicht, dass Bayern wirklich eine konkrete Offerte abgeben wird.
kicker: Nationalspieler Frank Fahrenhorst, der erstmals seit fünf Wochen wieder in der Startelf stand, strahlt nach wie vor nicht das größte Selbstvertrauen aus.
Allofs: In seiner momentanen Situation können wir auch nicht erwarten, dass er jetzt mit ganz breiter Brust rumläuft. Er muss wieder rangeführt werden. Aber schauen Sie sich die beiden Szenen, in denen er gegen Mainz nicht so gut aussah, bitte auch genau an: Einmal war es ein Missverständnis bei einer Absprache mit Schulz, dann half er als Feuerwehrmann aus.
kicker: Wann kommt Davala wieder in die alte Verfassung?
Allofs: Das wird man sehen. Er weiß, dass mehr kommen muss. Aber sieben Monate Verletzungspause lassen sich nicht von heute auf morgen wegwischen.
kicker: Stalteri wirkt fahrig - wegen der ungewissen Vertragslage?
Allofs: Weiß ich nicht. Wir können im Moment eben für keine größere Sicherheit sorgen.
kicker: Weil Sie sich rechts hinten verstärken wollen? Und dann etwa mit Owomoyela, Davala und Stalteri die Position überbesetzt wäre?
Allofs: Zu Namen äußern wir uns nicht. Aber: Drei Leute, dazu Pasanen, wären wohl zu viel, ja.