die bunte Kuh
unbefleckte Erkenntnis
"Vor dem Spiel am Samstag gegen Borussia Dortmund blickt der VfB-Trainer Matthias Sammer über den Bundesliga-Tellerrand hinaus. Aber nicht alles, was er im Profifußball und beim Nationalteam sieht, gefällt ihm auch. Die Ansichten eines Querdenkers.
Matthias Sammer begrüßt die fünf Reporter, die sich auf dem Vereinsgelände eingefunden haben. Am Samstag trifft der VfB Stuttgart im Spitzenspiel der Bundesliga auf Dortmund - und für die Borussia war Sammer vor seinem Wechsel nach Stuttgart elf Jahre lang erfolgreich als Spieler und als Trainer tätig. Jetzt ist der Moment gekommen, um über diese Zeit zu reden - sollte man meinen. "Gehen wir hinein, da ist es wärmer", sagt Sammer. Das ist eine gute Idee, auch wenn es so aussieht, als wäre das Gespräch schnell beendet.
- Sammer über Borussia Dortmund: "Ich verfolge zwar, was da passiert, weil ich ja nicht in einem luftleeren Raum lebe. Aber im Vorfeld des Spiels werde ich mich mit keiner Silbe zu diesem Thema äußern. Das bringt nichts, ich bin jetzt ein Angestellter des VfB, und da habe ich genug zu tun. Aber so viel kann ich sagen: Das ganze Drumherum in Dortmund darf uns nicht in Sicherheit wiegen. Es gibt unglaubliche Diskussionen im und um den Verein. Meine Aufgabe ist es, die Mannschaft darauf hinzuweisen, dass das trotzdem eine schwierige Aufgabe wird."
So viel dazu. Mehr erzählt Sammer nicht über seinen alten Klub, der in existenziellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Aber trotzdem ist die kleine Fragerunde noch nicht vorbei. Im Gegenteil, sie fängt erst an.
- Sammer über den VfB, der in dieser Saison noch ungeschlagen ist: "Die Situation sollte uns Selbstvertrauen geben, aber wir müssen auch wissen, dass wir verdammt viel dafür getan haben. Weil wir bisher gute Ergebnisse erzielt haben, dürfen wir nicht glauben, dass wir nun automatisch weiter gute Resultate erzielen - das wäre unser größter Fehler. Deshalb müssen wir aufpassen, dass da kein Schlendrian einzieht."
- Sammer über die Entwicklung seiner Mannschaft: "Wir haben viel Qualität. Aber abgerechnet wird bei mir immer nur jahresweise. Denn phasenweise gibt es viele Teams, von denen man sagt: Mensch, die sind ja bombastisch drauf. Dass wir so gut dastehen, ist vor allem eine Folge davon, dass in den vergangenen Monaten alle professionell mitgezogen haben. Das Resultat: jeder Einzelne ist jetzt in einer hervorragenden Verfassung. Jeder ist konditionell in der Lage, die nötigen Laufwege zu absolvieren. Das ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg."
- Sammer über sich selbst: "Ich kann für mich nicht in Anspruch nehmen, mit dem Schlusspfiff alles abschütteln zu können - und ich bin auch kein Schauspieler, der selbst dann noch locker auftritt, wenn es Probleme gibt. Wäre das anders, müsste ich in die Talkshows zu den Kerners, Beckmanns oder Maischbergers dieser Welt. Aber da will ich nicht hin. Ich habe beschlossen, diese Zeit lieber meiner Familie zu widmen."
- Sammer über die Fußballglitzerwelt: "Ich sollte mich da jetzt nicht als Märtyrer hinstellen, weil ich auch von vielem profitiere - nicht nur materiell. Ich betrachte es als Glück, jungen Leuten Dinge vermitteln zu dürfen, die auch mir früher beigebracht worden sind. Deshalb bin ich glücklich, ein Bestandteil der Bundesliga zu sein."
- Sammer über den neuen Ehrenkodex in der Nationalelf: "Das ist kein Ehrenkodex, sondern Normalität. Wenn sich ein Spieler so einfach über einen Kollegen beklagen kann, ist das der Tod jeder Mannschaft. Das ist eine Sache, die man als Trainer von vornherein fordern muss - und wenn es einer nicht kapiert, muss man eben nachhelfen."
- Sammer über den Streit zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann: "Da prallen zwei Persönlichkeiten aufeinander. Beide sehen die Chance, ihre Karriere mit dem WM-Titel zu krönen. Das versuchen sie mit allen Mitteln. Insofern geht es hier um die Frage: Wer wird am Ende das Alphatier sein?"
- Sammer über den Bayern-Manager Uli Hoeneß, der angesichts des designierten Bundestorwarttrainers Andreas Köpke von Vetternwirtschaft gesprochen hatte: "Mir steht es zwar nicht zu, das zu kommentieren. Aber es amüsiert mich, dass eine solche Attacke aus dieser Ecke kommt. "
- Sammer über den Überraschungstabellenführer VfL Wolfsburg: "Ich glaube, dass sich die Mannschaft oben etabliert - ob es für ganz oben reicht, wird sich zeigen. Ich freue mich vor allem für Erik Gerets, der einen hervorragenden Job abliefert. Diesen Trainer empfinde ich als wohltuend, er steht für Werte, die auch ich gut finde.""
Stuttgarter Zeitung 13. Oktober 2004
Gesunde Einstellung, wie ich finde
Der Sammer wird mir immer sympathischer.
MfG
Matthias Sammer begrüßt die fünf Reporter, die sich auf dem Vereinsgelände eingefunden haben. Am Samstag trifft der VfB Stuttgart im Spitzenspiel der Bundesliga auf Dortmund - und für die Borussia war Sammer vor seinem Wechsel nach Stuttgart elf Jahre lang erfolgreich als Spieler und als Trainer tätig. Jetzt ist der Moment gekommen, um über diese Zeit zu reden - sollte man meinen. "Gehen wir hinein, da ist es wärmer", sagt Sammer. Das ist eine gute Idee, auch wenn es so aussieht, als wäre das Gespräch schnell beendet.
- Sammer über Borussia Dortmund: "Ich verfolge zwar, was da passiert, weil ich ja nicht in einem luftleeren Raum lebe. Aber im Vorfeld des Spiels werde ich mich mit keiner Silbe zu diesem Thema äußern. Das bringt nichts, ich bin jetzt ein Angestellter des VfB, und da habe ich genug zu tun. Aber so viel kann ich sagen: Das ganze Drumherum in Dortmund darf uns nicht in Sicherheit wiegen. Es gibt unglaubliche Diskussionen im und um den Verein. Meine Aufgabe ist es, die Mannschaft darauf hinzuweisen, dass das trotzdem eine schwierige Aufgabe wird."
So viel dazu. Mehr erzählt Sammer nicht über seinen alten Klub, der in existenziellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Aber trotzdem ist die kleine Fragerunde noch nicht vorbei. Im Gegenteil, sie fängt erst an.
- Sammer über den VfB, der in dieser Saison noch ungeschlagen ist: "Die Situation sollte uns Selbstvertrauen geben, aber wir müssen auch wissen, dass wir verdammt viel dafür getan haben. Weil wir bisher gute Ergebnisse erzielt haben, dürfen wir nicht glauben, dass wir nun automatisch weiter gute Resultate erzielen - das wäre unser größter Fehler. Deshalb müssen wir aufpassen, dass da kein Schlendrian einzieht."
- Sammer über die Entwicklung seiner Mannschaft: "Wir haben viel Qualität. Aber abgerechnet wird bei mir immer nur jahresweise. Denn phasenweise gibt es viele Teams, von denen man sagt: Mensch, die sind ja bombastisch drauf. Dass wir so gut dastehen, ist vor allem eine Folge davon, dass in den vergangenen Monaten alle professionell mitgezogen haben. Das Resultat: jeder Einzelne ist jetzt in einer hervorragenden Verfassung. Jeder ist konditionell in der Lage, die nötigen Laufwege zu absolvieren. Das ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg."
- Sammer über sich selbst: "Ich kann für mich nicht in Anspruch nehmen, mit dem Schlusspfiff alles abschütteln zu können - und ich bin auch kein Schauspieler, der selbst dann noch locker auftritt, wenn es Probleme gibt. Wäre das anders, müsste ich in die Talkshows zu den Kerners, Beckmanns oder Maischbergers dieser Welt. Aber da will ich nicht hin. Ich habe beschlossen, diese Zeit lieber meiner Familie zu widmen."
- Sammer über die Fußballglitzerwelt: "Ich sollte mich da jetzt nicht als Märtyrer hinstellen, weil ich auch von vielem profitiere - nicht nur materiell. Ich betrachte es als Glück, jungen Leuten Dinge vermitteln zu dürfen, die auch mir früher beigebracht worden sind. Deshalb bin ich glücklich, ein Bestandteil der Bundesliga zu sein."
- Sammer über den neuen Ehrenkodex in der Nationalelf: "Das ist kein Ehrenkodex, sondern Normalität. Wenn sich ein Spieler so einfach über einen Kollegen beklagen kann, ist das der Tod jeder Mannschaft. Das ist eine Sache, die man als Trainer von vornherein fordern muss - und wenn es einer nicht kapiert, muss man eben nachhelfen."
- Sammer über den Streit zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann: "Da prallen zwei Persönlichkeiten aufeinander. Beide sehen die Chance, ihre Karriere mit dem WM-Titel zu krönen. Das versuchen sie mit allen Mitteln. Insofern geht es hier um die Frage: Wer wird am Ende das Alphatier sein?"
- Sammer über den Bayern-Manager Uli Hoeneß, der angesichts des designierten Bundestorwarttrainers Andreas Köpke von Vetternwirtschaft gesprochen hatte: "Mir steht es zwar nicht zu, das zu kommentieren. Aber es amüsiert mich, dass eine solche Attacke aus dieser Ecke kommt. "
- Sammer über den Überraschungstabellenführer VfL Wolfsburg: "Ich glaube, dass sich die Mannschaft oben etabliert - ob es für ganz oben reicht, wird sich zeigen. Ich freue mich vor allem für Erik Gerets, der einen hervorragenden Job abliefert. Diesen Trainer empfinde ich als wohltuend, er steht für Werte, die auch ich gut finde.""
Stuttgarter Zeitung 13. Oktober 2004
Gesunde Einstellung, wie ich finde

Der Sammer wird mir immer sympathischer.
MfG