Trotz aller Katastrophenmeldungen glaube ich nicht, dass der BVB tatsächlich von der Bildfläche verschwindet.
Auch eine Insolvenz wäre nicht das Ende, einige andere Clubs haben schon so ein Verfahren überlebt.
Vielleicht ergeht es dem BVB ja wie Servette Genf, das jetzt Konkurs anmelden musste.
der Neuanfang ist dennoch auf hohem Niveau in der zweithöchsten Schweizer Klasse.:
Aktuell: FC Servette ist konkurs
Über 100-jähriger Elite-Fussballclub Servette ist am Ende
Jetzt ist es definitiv: Der Präsident der Handelskammer des erstinstanzlichen Genfer Gerichts hat über den Fussball Traditionsverein FC Servette den Konkurs verhängt.
bt/si. Dem 115-jährigen Fussballverein ist vom Genfer Gericht noch eine Frist bis heute morgen gesetzt worden, sich klarer über die möglichen Geldgeber und Sanierer des Vereins zu äussern. Insgesamt ging man von rund 15 Millionen Franken Schulden aus.
Servette verschwindet damit ab sofort aus der Super League und muss in der 1. Liga einen Neuanfang machen.
Mehrheitsaktionär und FC-Servette Präsident Marc Roger hatte sich mehrfach vergeblich darum bemüht, die Millionen von neuen (oder alten) Investoren vorzulegen, von denen er seit Monaten sprach. Jüngst brachte der Franzose sogar die aberwitzige Idee vor, die zehn Millionen mit dem Verkauf von 20 000 neuen Aktien à 500 Franken im Volk zusammenzukratzen.
Offiziell beläuft sich die Verschuldung der Servette AG auf 5,5 Millionen Franken, jene der Stadiongesellschaft auf 1,5 Millionen. Gemäss Servettes Anwalt Dominique Warluzel wären aber «mindestens zehn Millionen» nötig gewesen, um den Spielbetrieb bis zum Ende der laufenden Saison weiterführen zu können.
Stadt Genf zeigte gegenüber Verein keine Emotionen
Über 104 Jahre hatte der Verein der Schweizer Fussballelite angehört. Eine Geschichte, geprägt von sportlichem Erfolg und finanzieller Not, findet ein vorläufiges Ende.
Die letzten Jahre waren für den Servette FC ein steter Kampf gegen den Konkurs. Die Resultate auf den Fussballfeldern wurden zur Nebensache, in die Schlagzeilen geriet der 17-fache Meister vorwiegend wegen seiner finanziellen Misere. Die Stadt Genf verfolgte den Untergang seines Fussballvereins beinahe emotionslos. Die Mobilisation der Fans blieb bis zuletzt gering. Eine Solidaritätskundgebung kam erst im zweiten Anlauf zustande, der zögerliche Spendenaufruf brachte kaum Geld ein; Wirtschaft und Politik zeigten sich völlig desinteressiert. Servette hatte sich in den letzten Jahren von seiner Stadt entfremdet. Zuletzt musste es in Frankreich, Spanien, Russland oder Katar nach Geldgebern suchen.
Lange Zeit, bis in die Achtzigerjahre, galt Servette als Genfer Statussymbol. Der polysportive Verein zählte unter seinen Mitgliedern einflussreiche lokale Persönlichkeiten, stellte neben einer erfolgreichen Fussballmannschaft auch Basketball-, Tennis-, Handball-, Eishockey- oder Volleyballteams. Er konnte sich der Unterstützung der Stadt, des Kantons und der Romandie sicher sein.
Bereits 1934 finanziell mal in der Krise
Die lokale Verwurzelung half dem Verein jahrelang, sich aus finanziellen Krisen zu retten. Als Servette 1934 ein erstes Mal die Bilanz deponieren musste, konnte es auf den Support einflussreicher Persönlichkeiten zählen. Unter der Leitung von Gabriel Bonnet, zwischen 1915 und 1927 Servette-Präsident und später FIFA- Vizepräsident, entkam der renommierteste Sportklub der Westschweiz dem finanziellen Absturz.
Nach einer Umstrukturierung und einer sportlichen Durststrecke gewann der Genfer Verein 1940 seinen neunten Meistertitel, ohne eine einzige Niederlage hinnehmen zu müssen. 19 Siege, 3 Unentschieden und ein Torverhältnis von 64:14 in 22 Spielen sind auch in Zeiten einer allgegenwärtigen FCB-Dominanz eine eindrückliche Bilanz. Doch vor allem in den folgenden zwei Jahrzehnten erarbeitete sich der SFC den Ruf, einen technischen und spektakulären Fussball zu spielen. Damals kamen regelmässig über 20 000 Zuschauer in die Charmilles, um «Lulu» Pasteurs Dribblings und Jacky Fattons Tore zu sehen.
Ende der Siebzigerjahre verzückte das Mittelfeldtrio Schnyder- Barberis-Andrey die Genfer Fussballliebhaber und sorgte 1979 für die erfolgreichste Saison der Klubgeschichte. Neben dem einzigen Double gewannen die Grenats damals den Ligacup und den Alpencup. Einzig im Meistercup, den sie 1955 mit einer Erstrundenbegegnung gegen den späteren Sieger Real Madrid als erstes Schweizer Team bestritten hatten, mussten sie sich geschlagen geben.
Ab den 90-er Jahren fast nur noch Krisen
Bis Anfang der Neunzigerjahre und der nächsten finanziellen Krise sammelte Servette, ursprünglich als Rugbyklub gegründet, regelmässig Titel und stellte neben den Grasshoppers am meisten Schweizer Internationale. 1991 rettete der französische Milliardär Paul-Annick Weiller mit Investitionen von rund 14 Millionen Franken den Verein vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit. Er war es auch, der 1997 den Kontakt zum Medienunternehmen Canal plus herstellte. Der neue französische Investor wurde den in ihn gesetzten Hoffnungen aber nicht gerecht.
Nach dem Rückzug von Canal plus 2002 übernahmen der Franzose Michel Coencas und kurz darauf eine Genfer Investorengruppe die Präsidentschaft. Doch bereits nach wenigen Monaten stand diese mit dem Rücken zur Wand. Die verzweifelte, monatelange Suche nach neuen Geldgebern endete im Februar 2004. Der ehemalige Spieleragent Marc Roger, auch er ein Franzose, erhielt die Aktienmehrheit der mit über vier Millionen Franken verschuldeten Servette AG für den symbolischen Preis von einem Franken.
Der vermeintliche Retter beschleunigte mit seiner nicht nachvollziehbaren Transferpolitik den Zerfall. Sein Ziel von einem Zuschauerschnitt von 15 000 erwies sich als genauso utopisch wie die Ankündigung, um den Meistertitel mitzuspielen. In den letzten Jahren wollten jeweils nur noch wenige Tausend die Spiele der Servettiens sehen. In der Charmilles kamen zuletzt selten mehr als 5000 Fans, und auch nach dem Umzug ins Stade de Genève hielt sich der Publikumsauflauf mit einem Zuschauerschnitt von rund 8500 in Grenzen.
Heute steht Servette, das sich als einziger Schweizer Verein seit 1900 in der höchsten Liga hatte halten können, vor einem Neuanfang. Die Zeit der grossen Namen ist vorbei. Vorläufig werden keine hochkarätigen Ausländer wie Christian Karembeu, Karl-Heinz Rummenigge oder Sonny Anderson und keine Nationalspieler wie Alex Frei, Patrick Müller oder Johann Lonfat ihre Zelte in Genf aufschlagen. In der 1. Liga muss sich der Verein wieder hocharbeiten, getreu der Devise der Stadt Genf: post tenebras lux, nach der Finsternis das Licht.