Sforza im dritten Frühling
FUSSBALL: Vorarbeiter impft Siegermentalität ein - Amanatidis fällt aus
KAISERSLAUTERN (zkk). Sein Trikot ist ein Renner im Fan-Shop, seine Spielweise fasziniert, seine Einstellung imponiert: Ioannis Amanatidis steht für den Aufschwung des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern. Beim Vorrundenfinale am Samstag beim deutschen Meister SV Werder Bremen aber fehlt der Siegertyp wegen einer Innenbandzerrung.
Im Derby gegen Mainz 05 humpelte der Lauterer Grieche nach 73 Minuten vom Platz. Dem frühen Feierabend folgte gestern die Kernspintomografie in der Landstuhler St. Johannis-Klinik. Der 23-Jährige sah seine Selbstdiagnose bestätigt.
Schon beim Dienstgang zum FC Bayern hatte der Offensivmann wegen dieser Blessur pausiert. „Ich hatte im Training schon noch Schmerzen", verriet Amanatidis, der im Derby am Sonntag groß aufgespielt hatte: Mit Kamil Kosowski die Flügel wechselnd, bewies „Ianni" bei seinen Pässen Auge, ging mit großem Elan zur Sache, der ihn auch verlorene Bälle zurückerbeuten ließ. Nach Kosowski-Flanke zwang Lauterns Nummer 11, ein spielintelligenter Draufgänger, den Mainzer Mathias Abel zum unglücklichen Eigentor. „Wir haben uns ein bisschen befreit, die Mannschaft ist - mehr oder weniger - im Soll", erklärte Amanatidis nach dem vierten Heimsieg in Serie. Von Lobgesängen einlullen aber lasen mochte sich der viermalige griechische Nationalspieler von nichts und niemand: „Wenn ich das schon höre, nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun und so ein Quatsch! Erst haben wir nur auf die Fresse bekommen, da war alles ####, wurde jeder und alles in Frage gestellt. Und jetzt soll auf einmal alles gut sein ... "
Dass alles gut wird, dazu beitragen will nach Kräften Thomas Ernst. Der Torwart-Oldie hatte gegen Mainz nicht alle Hände voll zu tun, erledigte seine Prüfungen aber fehlerlos, war hellwach als einige seiner Vorderleute nach der Pause schlampten. „Es war ein gutes Spiel, wichtig, dass wir so souverän gewonnen haben", frohlockte der bald 37-Jährige. Er würde gerne bis zur Genesung Wieses den Platzhalter spielen, kennt aber die Gerüchte um einen Einkauf in der Winterpause. „Wenn ein neuer Torwart geholt wird, was ich nicht glaube, werde ich das Tor nicht kampflos räumen", machte Ernst nach seinem 85. Bundesligaspiel deutlich. Er sieht keinen Grund, seinem 18-jährigen Vertreter Florian Fromlowitz nicht zu vertrauen. „Er ist gut und ich glaube, er hat auch seine Nerven im Griff", lobte „Vadder" Ernst. Setzt der FCK seinem „Floh", einem weiteren Rohdiamanten aus „Gerry" Ehrmanns Lauterer Torwartschule, kein Ass vor die Nase, könnte Fromlowitz zur Mannschaft der Zukunft gehören, der Ciriaco Sforza „eine gute Zukunft" prognostiziert, „wenn jeder kapiert, um was es geht".
Kapiert hat"s Sforza. Seit seiner Rückkehr im Sommer 2002 war er selten besser war als in den letzten 135 Minuten. Auf dem Platz ist er dominant, zweikampfstark, mehr als nur der gestenreiche, laute Wegweiser für andere. Nein, Sforza geht auch wieder drauf, der schaltet sich ein und spielt auch wieder lange Pässe. Einen grandiosen nutzte Kosowski zum 2:0 gegen die Mainzer. „Die Frische ist da, ich fühle mich auch mental stark", sagt der 34-Jährige. Er spielt mit Spaß, er arbeitet mit Leidenschaft, die ihm so (fast) keiner mehr zugetraut hatte.
„20 Punkte - gut. Aber wir haben ja noch ein Spiel. Wir können auch in Bremen was holen. Das Ziel muss in jedem Spiel sein, punkten zu wollen", wird Sforza fast wütend, wenn er spürt, dass Bremen innerlich schon abgeschrieben wird, schon irgendwie als verloren gilt.
ron.de