25. Spieltag: 1. FC Kaiserslautern - Borussia Mönchengladbach
Ernst - Lembi, Hertzsch, Wenzel, Blank - Sforza, Riedl, Engelhardt - Seitz, Amanatidis, Altintop.
Keller - Fukal, Moore, van Kerckhoven, Daems - Kluge, Thijs, Ulich, Böhme - Sverkos, Neuville.
Ersatz: Macho - Mettomo, Tchato, Grammozis, Teber, Kosowski, Gjasula
Es fehlen: Jancker, Wiese, Wittich (verletzt), Zandi (gesperrt), Nurmela (Länderspiel)
Ersatz: Melka - Sonck, Jansen, Strasser, Broich, van Hout, Hausweiler
Es fehlen: Ziege, Elber (verletzt)
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Assistenten: Rainer Werthmann, Christian Schräer
4. Offizieller: Michael Kempter
(mh) Gleich zwei Mal in Folge hat die neu formierte Mannschaft von Dick Advocaat nun die Möglichkeit zu beweisen, dass man auch auf fremden Plätzen bereit und fähig ist, mitzuspielen und bestenfalls gar zu punkten. 5 Punkte aus bislang 11 Auswärtsspielen, von denen kein einziges gewonnen wurde. Rein statistisch ist allerhöchstens ein mickriges Pünktchen aus den Partien in Kaiserslautern und Hannover zu erwarten.
Deutlich schwieriger wird die Aufgabe am kommenden Samstag bei den heimstarken Pfälzern, die in den letzten 7 Heimpartien gleich 6 Siege einfuhren und seit dem 2.Oktober 2004 im Fritz-Walter-Stadion ungeschlagen sind (damals gab es ein 0:2 gegen Hertha BSC Berlin). Kurioserweise konnten ausgerechnet die Wolfsburger am vorletzten Wochenende einen hochverdienten Punkt aus Kaiserslautern mitnehmen, obwohl diese zur Zeit genauso auswärtsschwach auftreten wie unsere Borussia. Ganz ohne Hoffnung sollten wir also nicht sein. Schon gar nicht die Spieler, die das Selbstbewusstsein aufbringen sollten, aus dem Spiel alle drei Punkte mitnehmen zu wollen. Während man gegen Bremen und Schalke jederzeit das Gefühl hatte, die Mannschaft fühle sich zu schwach für diese Art Gegner, gab man sich selbst gegen Hansa Rostock über weite Strecken mit dem einen Punkt zufrieden. Auch gegen die Wölfe war das absolute Aufbäumen beim Stande von 0:0 nicht zu spüren. Der glückliche Sieg kam hier durch eine geniale Einzelaktion zustande.
So ist der Sieg vom letzten Wochenende eher tabellarisch zu feiern gewesen, da er unseren Vorsprung auf die Abstiegsränge vergrößerte. So verlockend die 9 Punkte auch klingen mögen. Sie sind noch lange keine Garantie dafür, dass wir gar nicht mehr in den Abstiegskampf eingreifen werden. Zudem sollte es uns endlich einmal gelingen, diese verdammten 40 Punkte aus eigener Kraft zu schaffen. Nur von der noch viel größeren Unfähigkeit anderer Mannschaften zu profitieren sollte auf Dauer nicht unser Anspruch sein. Für diese Ansprüche, die von den Verantwortlichen sehr vollmundig formuliert worden sind, ist das zuletzt gezeigte aber absolut nicht ausreichend. Die nächsten Wochen und Monate hat Advocaat Zeit, sein neues Team zu formen und so zu prägen, damit wir in der neuen Spielzeit einen evtl. um 2-3 Spieler ergänzten Kader aufweisen, der sich von Anfang an mehr nach oben als nach unten orientieren kann. Es mag sein, dass die Mannschaft dafür noch Zeit benötigt und noch nicht alle Mechanismen schon jetzt greifen. Doch etwas mehr als gegen Wolfsburg sollte man auch jetzt schon auf die Beine stellen können. Spielerisch war dies insbesondere aus dem Mittelfeld heraus viel zu wenig. Hier mag es sich rächen, dass der Trainer offensichtlich mehr auf den Spielertypen steht, der Fußball eher als Arbeit denn als Spiel auffasst. Eine Mannschaft wird aber erst durch die richtige Mischung an Spielern gut. Dazu gehören alte, erfahrene Akteure ebenso wie junge, hungrige. Und eben kampfstarke Arbeiter ebenso wie filigrane Techniker.
Mir erscheint es ein wenig unverständlich, warum ein Thomas Broich bereits nach 45 schwachen Minuten in Bremen seine neuerliche Chance verwirkt hatte, während ein Ivo Ulich 180 Minuten am Stück in ähnlich erbärmlicher Form herumstümpern durfte. Zumal absehbar erscheint, dass der Tscheche auch in Kaiserslautern wieder in der Startformation stehen wird. Mal sehen, ob ihm in seinem 9. Auswärtsspiel dieser Saison endlich das erste gute gelingen wird.
Borussia:
Ein Fragezeichen steht nach dem Donnerstags-Training hinter zwei Akteuren, die in den letzten Wochen zu den Aktivposten gehört haben. Marcell Jansen plagt eine Bauchmuskelzerrung. In den letzten Spielen konnte sich der Youngster durch engagiertes und zweikampfstarkes Auftreten in die Herzen der Fans spielen, hat aber noch das Problem, sich seine Kräfte optimal einzuteilen. Gut möglich, dass Advocaat die Chance wahrnimmt und ihm in Kaiserslautern eine kleine Verschnaufpause gönnt. Selbst wenn der dann folgerichtige Ersatz Filip Daems noch so überragend spielen sollte, führt aber kein Weg daran vorbei, dass Jansen seinen Stammplatz im Team zu behalten hat. Man sollte sehr vorsichtig sein mit allzu großen Vergleichen bei einem Spieler, der erst eine Handvoll Bundesligaspiele bestritten hat und noch ganz am Anfang seiner Entwicklung steht. Anders aber als z.B. bei einem Daniel Embers vor ein paar Jahren, zeigt Jansen konstant Qualitäten, die ihm eine große Zukunft bei unserem Verein ermöglichen sollten. Sollte sich Daems - ob im Training oder bei Spielen - allzu sehr aufdrängen, so wäre es vorstellbar, Jansen ins Mittelfeld vorzuziehen und auf der Böhme-Position auszutesten - dort also, wo er bei der U21 ohnehin schon einige gute Spiele gemacht hat. Böhme selbst könnte dann in einem möglichen 4-3-3 für die Rolle als Linksaußen in Frage kommen, wo er mit seinen Stärken ohnehin besser aufgehoben wäre.
Doch all dies sind Gedanken, die unseren Trainer wohl kaum plagen werden. Unter der Maxime "Never change a winning team" könnte der zuletzt stets mit einer Überraschung aufwartende Holländer auf dieselbe Elf setzen, die zuletzt Wolfsburg schlug. Dies wäre dann für Nico van Kerckhoven die nächste Gelegenheit, an die souveräne Abwehrleistung anzuknüpfen. Betrachtet man die Heimspiele gegen Wolfsburg und davor gegen die Bayern, bei denen der Belgier für Strasser zum Einsatz kam, so spricht nichts dagegen, ihn wieder auf die Bank zurückzuversetzen. Aufhorchen lässt dieser überraschende Wechsel von daher, als jener van Kerckhoven gerade in der letzten Woche noch untermauerte, zur neuen Saison in seine Heimat zurückkehren zu wollen. Wenn also ein Spieler auf die Bank verwiesen wird, dessen Vertrag soeben erst verlängert wurde und ihm dafür ein nahezu feststehender Abgang vorgezogen wird, so spricht dies nicht gerade für allzu großes Vertrauen in Jeff Strasser. Der umstrittene Luxemburger wird es schwer haben, in der zukünftigen Borussen-Mannschaft noch seinen Platz zu finden, da dem Verein mehr als nur anzuraten ist, sich im Sommer mit (mindestens) einem starken Innenverteidiger zu verstärken.
Im Sturm klagt Wesley Sonck über eine Nierenprellung, die seinen Einsatz in Frage stellt. Erst am Freitag wird sich ergeben, ob er überhaupt mit in die Pfalz fährt. Eine Denkpause hätte er sich u.a. wegen seiner Unsportlichkeiten in den letzten Wochen verdient. Da Vaclav Sverkos nach dem Wolfsburg-Spiel in die Startelf drängt und Advocaat vorläufig mit einem 4-4-2 glücklich zu sein scheint, könnte sich der Belgier selbst bei rechtzeitiger Genesung zunächst auf der Bank wieder finden.
Der Gegner aus Kaiserslautern:
In Kaiserslautern jammert man immer noch dem Hinspiel hinterher, als man völlig verdient mit 0:2 verlor und selbst ohne das ominöse Handspiel kaum mehr als maximal einen Punkt geholt hätte. Am letzten Wochenende profitierte man selbst in unnachahmlicher Weise von der Unfähigkeit des Schiedsrichter-Teams um Peter Gagelmann. Kurt Jara konnte die Aufregung der Berliner anschließend gar nicht verstehen und spielte die offensichtliche Häufung einseitiger Pfiffe herunter. Dies erscheint reichlich scheinheilig, wenn man sich seine Reaktion nach dem Spiel in Mönchengladbach in Erinnerung ruft, als er noch viel stärker am Schiedsrichter herummäkelte als Falko Götz in der Vorwoche.
Statistisch kann man die Lauterer von beiden Seiten aus betrachten. Zum einen steht die bereits angesprochene Heimstärke der letzten Monate im Raum. Insgesamt blieb man in den letzten 3 Bundesligaspielen aber ohne Sieg. Nach der Winterpause hat man insbesondere in Halbzeit eins Ladehemmung, wo erst einer der 10 bisherigen Treffer erzielt wurde.
Beim glücklichen Auswärtspunkt in Berlin setzte Jara auf die Defensive und beorderte einzig Halil Altintop in die Spitze. Amanatidis, der sich im Hinspiel durch extrem unfaire Spielweise auszeichnete und vom Platz hätte fliegen müssen, saß erstmals seit dem 18. Spieltag wieder auf der Bank. Mangels Alternativen im Lauterer Sturm wird er Samstag aber wieder auflaufen dürfen. Carsten Jancker wird nämlich weiterhin wegen eines Muskelfaserrisses ausfallen. Der Ex-Münchener konnte im bisherigen Saisonverlauf nur bedingt überzeugen. Mit 5 Torvorlagen ist er wenigstens in dieser Statistik mannschaftsintern führend, während er sich selbst erst dreimal in die Torschützenliste eintragen durfte.
Torgefährlichster Spieler bei den Lauterern ist Ferydoon Zandi, der trotz seiner 5 Tore und 4 Assists in der Rückrunde seinen Stammplatz im Team verlor. Gegen Borussia ist er ohnehin gesperrt und wird somit vom zurückkehrenden Marco Engelhardt ersetzt. Engelhardt, der vor einigen Jahren auch bei Borussia im Gespräch gewesen war, nimmt in der Pfalz in etwa die Rolle ein, die bei uns Thomas Broich in der Vorsaison ausfüllte. Ihm zur Seite steht im Mittelfeld mit Ciriaco Sforza ein erfahrener Spieler, der sich in dieser Saison überraschend achtbar aus der Affäre zieht. Während hinter den beiden Staubsauger Riedl abräumt, werden die offensiven Außenbahnen rechts von Jochen Seitz und links von Halil Altintop beackert. Letzterer ist dabei besonders zu beachten, da er sehr wendig und schnell und somit ein echter Prüfstein für die Defensivkünste eines Milan Fukal ist.
Defensiv muss Lautern seit dem Winter auf Torwart Tim Wiese verzichten, der seitdem aber von Thomas Ernst bravourös vertreten wird und selbst bei seiner Genesung kaum noch in die erste Elf zurückfinden wird. Die Viererkette der Lauterer darf getrost als Schwachpunkt angesehen werden. Stefan Blank, der in der Winterpause von Alemannia Aachen kam, ist offensiv immer für einen gefährlichen Weitschuss gut, zeigt sich aber defensiv anfällig. Timo Wenzel galt über lange Zeit als Unsicherheitsfaktor in der Innenverteidigung und hat sich erst in den letzten Wochen ein klein wenig gefangen. Neben ihm lief zuletzt Lucien Mettomo auf, der das Vertrauen in Berlin mit dem 1:0-Führungstreffer rechtfertigte. Trotzdem gilt eigentlich Ingo Hertzsch als Stammspieler auf dieser Position und wird vermutlich nach abgesessener Gelbsperre in die Startelf zurückkehren.
Schiedsrichter:
Thorsten Kinhöfer pfeift erst seit 2002 in der Bundesliga und hat in dieser Zeit zwei Borussen-Spiele mitverfolgt. Am 1:2 in Nürnberg 2002 war er weitgehend unschuldig, wenngleich er Stephan Stassin in der Schlussminute zu Unrecht vom Platz stellte. Aufregung löste er in der Vorsaison aus beim 0:0 gegen Bayer Leverkusen, als er in zwei umstrittenen Aktionen nicht auf Elfmeter für Borussia entschied und später ein Handspiel von Jörg Butt außerhalb des eigenen Strafraums nicht mit Rot ahndete. Auch in dieser Saison, in der Kinhöfer bislang noch kein Borussen-Spiel gepfiffen hat, zeichnete er sich durch großzügige Regelauslegung aus und verzichtete oft auf fällige Gelb- und Rotstrafen. Beim Spiel Hamburg - Hertha verwies er aber Bastürk wegen Handspiels im Strafraum vom Platz, einer von insgesamt drei Platzverweisen, die er in dieser Saison in zehn Erstligaeinsätzen ausgesprochen hat. Der 1.FC Kaiserslautern hat zuletzt gute Erfahrungen mit dem Herner gemacht. Am 5. Spieltag fiel Kinhöfer auf eine allzu plumpe Jancker-Schwalbe hinein, was den Pfälzern gegen den HSV die wichtige 1:0-Führung einbrachte. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich der Schiri von dieser Erinnerung sowie der eklatanten Bevorteilung der Lauterer in der Vorwoche beeinflussen lässt.
Auswärtsbilanz gegen Kaiserslautern - Ergebnisse aus Gladbacher Sicht
Spielzeit Erg. Spielzeit Erg. Spielzeit Erg.
65/66 2:1 77/78 3:0 89/90 1:2
66/67 0:1 78/79 1:1 90/91 3:2
67/68 1:0 79/80 2:4 91/92 2:4
68/69 0:2 80/81 2:3 92/93 0:0
69/70 4:1 81/82 2:3 93/94 2:4
70/71 1:0 82/83 0:3 94/95 2:2
71/72 0:1 83/84 2:0 95/96 3:1
72/73 1:3 84/85 0:2 96/97 -
73/74 4:2 85/86 1:1 97/98 2:3
74/75 3:1 86/87 1:1 98/99 1:2
75/76 3:0 87/88 2:5 99/00 -
76/77 2:1 88/89 0:0 00/01 -
01/02 2:3
02/03 0:2
03/04 2:2
12 - 7 - 17 57:63 Tore
Bilanz
In den 70er Jahren gab es mal eine Phase zwischen 1973 und 1978, in der wir fünfmal in Folge auf dem Betzenberg gewinnen konnten. Kaum vorstellbar, dass diese Bilanz von allzu vielen anderen Vereinen je erreicht worden ist. Auf jeden Fall wird so unsere bisherige Bilanz dort stark geschönt, die mit 12 Siegen bei 17 Niederlagen ordentlich ausfällt. In den letzten Jahren dagegen war nicht viel zu holen bei den Roten Teufeln. Wer erinnert sich nicht an die beiden unsäglichen 2:3-Niederlagen 1998 sowie 2002, als wir zwischenzeitlich in Führung liegend erst in den Schlußminuten um unsere Punkte gebracht wurden. Die berühmte Lauterer Nachspielzeit kam uns im vorigen Jahr dann aber zugute, als Igor Demo mit dem Abpfiff zum 2:2 ausglich. Spieler des Spiels war damals Thomas Broich, der mit einem cleveren Distanzschuß zum 1:2 die Wende eingeleitet hatte.
SEITENWAHL-Meinung
Michael Heinen: Genau genommen wäre es billiger, die Punkte per Post in die Pfalz zu schicken. Auswärts hat Borussia wieder einmal keine echte Chance und unterliegt den überlegenen Lauterern mit 1:2.
Joachim Schwerin: Tausendmal die Auswärtsschwäche berührt, tausendmal ist nichts passiert. Tausendundeine Fahrt, und es hat Bumm gemacht - und zwar im Kasten der Roten Teufelchen. Nicht, dass ich einen speziellen Grund zu dieser Annahme hätte, aber ich befinde mich in optimistischer Stimmung, und schon gewinnt Borussia mit 2:0. So einfach ist das. Oder auch nicht.
Thomas Zocher: Eigentlich wäre er endlich fällig, der erste Auswärtssieg der Saison. Und es sieht auf den ersten Blick gut aus, die Vorzeichen sind besser als zuletzt. Aber spätestens wenn der ausreichend bekannte Schiedsrichterbetreuer der Pfälzer den Unparteiischen händchenstreichelnd am Anstoßpunkt abgesetzt haben wird, wird feststehen, dass Borussia dieses Spiel mit 0:2 verliert. Zur Not wird halt bis zum Exzeß nachgespielt oder der Heimelf wieder genügend jener unglaublich lächerlichen Schlußminuten-Elfer zugesprochen, die in der knuffigen Stadt des systematischen Lizenzbetrugs zu jedem Heimspiel dazugehören.
Der Gegner im Internet:
http://www.fck.de