Deutschland beteiligt sich wesentlich stärker als bisher geplant am Wiederaufbau der verwüsteten Flutregionen in Südostasien. Das Bundeskabinett habe eine Aufstockung der Finanzmittel auf 500 Mio. Euro beschlossen, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nach einer Kabinettssondersitzung in Berlin.
Details über die genaue Verwendung der Mittel könnten derzeit aber noch nicht gemacht werden. Dazu müssten erst die konkreten Hilfspläne der Europäischen Union, des Pariser Clubs oder der G-7-Staaten abgewartet werden. Schröder betonte, die Mittel sollten schwerpunktmäßig in die Aufbereitung von Trinkwasser, den Gesundheitsbereich und den Wiederaufbau von Schulen fließen.
Der Kanzler betonte, die mittelfristigen Hilfsleistungen seien mit Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) abgesprochen und würden auf "Heller und Pfennig abgeliefert". Die Hilfe werde sich "nicht unter drei Jahren und nicht über fünf Jahre" erstrecken.
Investition in die Zukunft
Die erheblich aufgestockten Hilfen Deutschlands für die Flutregionen in Südasien werden nach den Worten des deutschen UN-Botschafters Gunter Pleuger auch zur Errichtung eines Tsunami-Frühwarnsystems verwendet werden. Nach Schätzungen von Experten der Vereinten Nationen würde ein solches Grundsystem, wie es im Pazifik schon besteht, nicht mehr als fünf bis zehn Millionen Dollar kosten, sagte Pleuger im ZDF. "Es bestehen Technologien und Erfahrungen, vor allem bei Japan und den USA." Dies könne übertragen werden auf den Indischen Ozean und sei auch finanziell machbar.
Mitmenschlichkeit
Schröder sprach von der größten Naturkatastrophe der jüngeren Menschheitsgeschichte und dankte den Deutschen für die einzigartige Spendenbereitschaft. Die "unglaublich großzügige Spendenbereitschaft" nach der Flutkatastrophe habe gezeigt, dass die "ganze deutsche Nation solidarisch" sei. Alle seien "stolz auf dieses Maß an bewiesener Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft". Diese sei "bislang einmalig in der Welt".
In den von der Flutkatastrophe betroffenen Ländern werden noch über 1.000 Deutsche vermisst. Bislang konnten 60 Tote aus Deutschland identifiziert werden. Die Vereinten Nationen befürchten mittlerweile, dass die Zahl der Opfer in der gesamten Region auf bis zu 200.000 ansteigen könnte. Vor allem in Norden Sumatras sei die Lage unübersehbar.
Staatsakt für die Opfer
Zum Gedenken an die Opfer findet am 20. Januar im Bundestag ein zentraler Staatsakt statt. Bundespräsident Horst Köhler ordnete dies am Mittwoch an, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Die Gedenkfeier mit den Spitzen des Staates beginnt um 14.00 Uhr. Bereits an diesem Sonntag wird mit einem ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom der Opfer gedacht. Dazu werden Spitzenvertreter von Regierung und Opposition sowie der Bundespräsident erwartet.