Quelle: Kicker
Rekord-Etat, Rekord-Einnahmen, ein neues Team. Mönchengladbach befindet sich im Umbruch. Der kicker erklärt, was sich wirtschaftlich durch den Umzug in den Borussia-Park verändert hat.
Der erste Schritt des Neuaufbaus wurde im Sommer vollzogen. Acht neue Spieler, darunter die früheren Nationalspieler Christian Ziege und Oliver Neuville sowie Marek Heinz, der für über zwei Millionen Euro aus Ostrau losgeeist wurde. Teil zwei soll in der Winterpause folgen. Mit Jörg Böhme (Schalke, ablösefrei) steht die erste Verpflichtung fest. Weitere Verstärkungen wurden Trainer Dick Advocaat in Aussicht gestellt, um den schon jetzt teuersten Kader seit dem Aufstieg 2001 weiter zu verstärken. Das hochkarätige Namen wie Elber, Sonck oder Buffel - unabhängig von der Realisierbarkeit eines Transfers - auf der Borussen-Liste auftauchen, macht das Ziel deutlich: Die Zeiten, in denen die Gladbacher von der Hand in den Mund lebten, sind vorbei. Es soll mit voller Kraft nach oben gehen.
Die wichtigsten Fragen lauten: Wie finanziert Borussia Mönchengladbach das alles? Ist nur das neue Stadion für den Geldsegen verantwortlich? Zählt die Borussia in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt schon zu den Großen der Liga?
Die Zahlen: Der Gesamt-Etat des Vereins wurde für die laufende Saison auf geschätzte 42 Millionen Euro angehoben - Vereins-Rekord. Knapp die Hälfte, ca. 21 Millionen Euro (eigene Anmerkung: ich hatte immer von 18,5 Mio berichtet - stimmte auch: allerdings war das der Etat am Anfang der Saison), entfallen dabei als Personal-Kosten für den aktuellen Bundesligakader. Im Etat enthalten ist zudem die Annuität für den Borussia-Park. Rund 4,5 Millionen Euro muß die Borussia jährlich an Zins und Tilgung zur Rückzahlung der Kredite aufbringen, die zur Finanzierung des 85 Millionen Euro teuren Stadion-Projekts aufgenommen wurden. Weitere Kosten stellan u.a. die Unterhaltung des Borussia-Parks dar (ca. 2,5 Millionen Euro pro Jahr), die Ausgaben für die Verwaltung, die U 23, die Jugendmannschaften, Abgaben etc.
Demgegenüber stehen auf der Einnahmenseite neben Millionen aus TV-Honoraren eine Fülle an Sponsorengeldern. Ab 1. Januar 2005 steigt "Kyocera" als Hauptsponsor ein und läßt sich die Werbung geschätzte 4,2 Millionen Euro kosten. Kyocera löst den Getränkekonzern Brau und Brunnen ab, der mit "Jever" auf den Trikots warb und dem Klub 3,5 Millionen Euro pro Jahr brachte. Brau und Brunnen steigt aber nicht komplett aus, sondern wird Co-Sponsor und bleibt Stadionpartner.
Insgesamt 330 Sponsoren und Stadionpartner spülen zusammen 17 Millionen Euro in die Vereinskasse. In der gleichen Größenordnung bewegt man sich beim VfB Stuttgart, während in Mainz oder Freiburg (ca. sechs Mio.) von solchen Summen nur geträumt wird. Das Geld geht zu einhundert Prozent an Borussia. Zwischengeschaltete Vermarkter, die mitverdienen, gibt es nicht.
Die nächste große Säule sind die Zuschauer-Einnahmen. Sie explodierten nach dem Umzug vom Bökelberg in den Borussia-Park. Brachte ein ausverkaufter Bökelberg (34500 Zuschauer) ca. 500 000 Euro netto (EDIT: eigene Anm.: ich meine, dass die Angabe "Euro" falsch ist und DM lauten müsste), beläuft sich die Netto-Einnahme bei einem ausverkauften Borussia-Park (53 441 Zuschauer) auf runde 950 000 Euro, fast das doppelte. In dieser Saison beträgt der Zuschauerschnitt bei neun Heimspielen bisher 49 805. Kalkuliert wurde "nur" mit 40 000 Besuchern pro Spiel. Zum Vergleich: Die Abschiedssaison des Bökelbergs verfolgten im Schnitt 31 646 Zuschauer. Es war bis dato der höchste Zuschauerzuspruch in Borussias Vereinsgeschichte.
Der Borussia-Park als Boom-Town. Dennoch hat der Traditionsklub längst nicht die wirtschaftliche Potenz der Spitzenvereine der Bundesliga erreicht. Das beweist alleine die Tatsache, dass sich bei Schalke 04 alleine die Lohnkosten der Lizensspieler-Abteilung auf 38 Millionen Euro belaufen. Durch den Umzug in das neue Stadion und den resultierenden besseren Vermarktungsmöglichkeiten wurde allenfalls die vorher klaffende Lücke ein wenig geschlossen. Die Verpflichtung von (aktuellen) Top-Stars, die vielleicht sogar horrende Ablösesummen kosten, bleibt vorerst ein Traum.
Rautengruß,
Torusse